Julius Baer Generation Cup: Keymer verliert und gewinnt

von Johannes Fischer
30.09.2024 – Der Julius Baer Generation Cup ist Teil der Champion Chess Tour, die ab dem 17. Dezember mit einem großen Finale in Oslo, das live gespielt wird, zuende geht. An diesem Finale nehmen die besten Spieler der Tour teil, allerdings ist die Qualifikation ähnlich unübersichtlich wie der Modus der einzelnen Turniere. Doch unübersichtlich oder nicht - Vincent Keymer ist dabei. Er verlor zwar am Sonntag im Halbfinale der Division III gegen Fabiano Caruana, doch das reichte fürs Ticket nach Oslo. Für die größte Aufregung und Aufmerksamkeit sorgte am Sonntag jedoch das Finale der Division I: Magnus Carlsen und Alireza Firouzja lieferten sich einen spannenden Schlagabtausch voller interessanter Partien und überraschender Fehler.

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Beim Julius Baer Generation Cup hat sich Vincent Keymer für Division III qualifiziert, wo er im Halbfinale des Winners Bracket auf Fabiano Caruana traf. In der Live-Weltrangliste liegt Caruana im klassischen Schach zur Zeit auf Platz 3, im Rapid ist er die Nummer 4 der Welt, im Blitzen die Nummer 6. Dass Caruana in Division III antritt, zeigt wie stark besetzt der Julius Baer Generation Cup ist.

Gegen Keymer gewann Caruana am Ende mit 2,5-0,5, aber mit ein bisschen Glück hätte der Wettkampf auch anders ausgehen können, denn gleich in der ersten Partie verpasste Keymer in einer stark gespielten Partie eine sehr gute Chance im Endspiel.

Die beiden nachfolgenden Partien gingen beide an Caruana, der damit in das Finale des Winners Brackets einzog. Aber auch Keymer ist trotz der Niederlage weiter im Rennen, allerdings im Losers Bracket.

Viel wichtiger dürfte der deutschen Nummer 1 jedoch sein, dass er sich für das Finale der Champions Chess Tour qualifiziert hat, das ab dem 17. Dezember in Oslo live gespielt wird. Auch die anderen Finalteilnehmer stehen bereits fest.

Bei der Champion Chess Tour werden jeden Tag zahlreiche Partien gespielt und bei einer Bedenkzeit von 10+2 steht dabei weniger das klassische, möglichst korrekte Schach, sondern vor allem das Spektakel im Vordergrund: dramatische Partien, Zeitnotschlachten, zweischneidige Angriffe und kaltblütige Verteidigung mit nur noch Sekunden auf der Uhr.

Im Finale des Winners Brackets der Division I trafen einmal mehr Magnus Carlsen und Alireza Firouzja aufeinander und tatsächlich sorgten sie in den vier Partien für reichlich Spektakel und jede Menge Aufregung.

Gleich in der ersten Partie zeigte Carlsen, warum er so schwer zu schlagen ist: In gefährdeter Stellung opferte er eine Figur, für die er nur dubiose Kompensation hatte, aber im weiteren Verlauf der Partie gelang es ihm einmal mehr, eine Verlust- in eine Gewinnstellung zu verwandeln.

In der zweiten Partie schlug Firouzja zurück - aber auch er hatte dabei das Glück auf seiner Seite und profitierte von zahlreichen Ungenauigkeiten und Fehlern Carlsens.

Auch in der dritten Partie stand Carlsen unter Druck, aber konnte sich am Ende in ein Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern retten, das er mit Hilfe eines Läuferopfers dann eine technische Remisstellung verwandelte.

Wirklich kurious ging es dann in der vierten und letzten Partie des Wettkampfs zu: Carlsen stand bald nach der Eröffnung aussichtsreich, aber verpasste dann einen klaren Gewinn, um stattdessen einzügig(!) die Dame einzustellen. Aber auch Firouzja sah das nicht und so stand Carlsen wieder auf Gewinn und beendete die Partie und den Wettkampf mit einem energischen Mattangriff.

Damit hat Carlsen das Winners Bracket der Division I gewonnen. Am Montag hat er erst einmal Pause, aber am Dienstag trifft er dann im Grand Final auf den Sieger des Losers Bracket. Da sind noch drei Spieler im Rennen: Levon Aronian, Maxime Vachier-Lagrave und Firouzja. Im Halbfinale des Losers Bracket treffen Aronian und "MVL" am Montag, den 30. September, 17 Uhr, aufeinander, der Sieger tritt dann gegen Firouzja im Finale des Loser Brackets an. Und wer da gewinnt, darf gegen Carlsen im Grand Final spielen.

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Johannes Fischer, Jahrgang 1963, ist FIDE-Meister und hat in Frankfurt am Main Literaturwissenschaft studiert. Er lebt und arbeitet in Nürnberg als Übersetzer, Redakteur und Autor. Er schreibt regelmäßig für KARL und veröffentlicht auf seinem eigenen Blog Schöner Schein "Notizen über Film, Literatur und Schach".
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