Pressemitteilung der FIDE
Normalerweise sind die Augen der Schachwelt auf die Favoriten gerichtet. Doch eine neue Generation von Spielern rückt nach und will beim Grand Swiss in Samarkand für Aufsehen sorgen.
Die vierte Ausgabe des FIDE Grand Swiss, findet Anfang September in Samarkand, Usbekistan, statt. Viele der besten Spieler der Welt werden dabei sein und darunter auch zahlreiche junge Talente, die neue Rrekorde in diesem alten Spiel aufgestellt haben. Während einige von ihnen bereits weithin bekannt sind, müssen sich andere noch auf der globalen Schachszene profilieren.
Starke Spieler werden immer jünger
Als Bobby Fischer im Alter von 15 Jahren und sechs Monaten 1958 Großmeister wurde – zu diesem Zeitpunkt war er bereits US-Meister –, sorgte dies weltweit für Schlagzeilen. Die „New York Times“ erklärte, dass Fischer damit Mitglied der „exklusivsten Schachbruderschaft der Welt“ geworden sei. Im Laufe der Jahre sank die Altersgrenze immer weiter: Judit Polgár brach 1991 Fischers Rekord um zwei Monate und war damit auch die erste Frau, die diesen Rekord aufstellen konnte. Es folgten Ruslan Ponomariov mit 14 Jahren und 17 Tagen, Karjakin mit 12 Jahren und sieben Monaten und zuletzt Abhimanyu Mishra, der 2021 mit 12 Jahren und vier Monaten den aktuellen Rekord aufstellte. In weniger als 50 Jahren sank die Schwelle somit von 15 auf 12 Jahre.
Doch auch andere Rekorde wurden von jungen Spielern aufgestellt. So war der Türke Yagız Kaan Erdoğmusan noch keine 13 Jahre alt, als er die Marke von 2600 Elo überspringen konnte. Und Gukesh Dommaraju wurde im Alter von nur 18 Jahren Weltmeister, nachdem er mit 17 Jahren als jüngster Spieler aller Zeiten die Marke von 2750 Elo überschritten hatte.
Vor kurzem sorgte die Britin Bodhana Sivanandan (10) für Aufsehen, als sie gegen einen Großmeister gewann, und damit die jüngste Spielerin aller Zeiten wurde, der das gelang. Doch wenig später besiegte die zehnjährige Keya Iha in der letzten Runde des Joe Yun Memorial ebenfalls einen Großmeister.
Da das Alter, in dem solche Meisterleistungen und Erfolge erzielt werden, mit jeder Generation sinkt, wird Schach immer mehr zu einem Spiel für junge Menschen. Verantwortlich für diesen Trend sind der Umstand, dass Kinder immer früher Schach lernen, mehr Unterstützung durch Familie und Staat, Engagement und Planung sowie Computer.
Auch beim Grand Swiss in Samarkand trifft jugendliche Energie auf Erfahrung und der Kampf der Generationen wird in der Schachwelt für Überraschungen sorgen
Talente, die man in Samarkand im Auge behalten sollte
Offenes Turnier
Volodar Murzin (2678)
Foto: Michal Walusza
Geboren im Jahr 2006 in Nischni Tagil, wurde Murzin im Jahr 2022 Großmeister – nur fünf Jahre, nachdem er FIDE-Meister geworden war. Im vergangenen Dezember erregte er weltweite Aufmerksamkeit, als er die Schnellschach-Weltmeisterschaft in New York mit 10 aus 13 gewann und dabei erfahrene Spieler wie Caruana, Nakamura und Duda besiegte. Der 19-Jährige ist derzeit die Nummer 46 der Welt.
Raunak Sadhwani (2676)
Foto: Michal Walusza
Das indische Wunderkind ist seit Jahren an der Spitze der Schachwelt präsent, sodass man leicht übersieht, dass er erst 19 Jahre alt ist. Der junge Spieler aus Nagpur in Indien wurde bereits im Alter von 13 Jahren Großmeister. Er gewann 2015 die Commonwealth-Meisterschaft in der U-10-Gruppe und gehörte zur indischen Mannschaft, die bei der 44. Schacholympiade die Bronzemedaille holte. Selbstbewusst und höflich tritt Sadhwani regelmäßig bei Weltklasse-Turnieren an und ist stets in der Nähe der Spitze zu finden.
Jonas Buhl Bjerre (2655)
Foto: Maria Emelianova
Der 21-jährige dänische Großmeister bahnt sich nach und nach seinen Weg an die Spitze der Schachwelt. Zu seinen größten Erfolgen zählen bislang die Goldmedaille bei den Europäischen Jugendmeisterschaften 2017 sowie der dritte Platz in der Challengers-Gruppe des Tata-Steel-Schachturniers 2022. Als vielseitiger Spieler hat er bereits mehrere starke Turniere bestritten und in den letzten Jahren nahezu gegen jeden Topspieler der Welt gespielt.
Ediz Gürel (2652)
Foto: Mark Livshitz
Als zweitjüngster türkischer Großmeister (mit gerade einmal 14 Jahren) hat Gürel in den letzten Jahren mehrfach die Aufmerksamkeit der Schachwelt auf sich gezogen. 2024 gewann er das Challengers beim Prager Schachfestival ohne eine einzige Niederlage, und seine Elo-Zahl ist in den vergangenen Jahren stetig gestiegen. Mit einer Wertungszahl von 2652 im Alter von nur 16 Jahren ist Gürel ein Spieler, dessen Stern rasant im Aufstieg begriffen ist.
Yağız Kaan Erdoğmuş (2642)
Foto: Mikael Svensson
Obwohl er erst 14 Jahre alt ist, hat Erdoğmuş bereits zwei spektakuläre Rekorde vorzuweisen: 2024 wurde er im Alter von 12 Jahren und 10 Monaten Großmeister (der viertjüngste aller Zeiten), und im selben Jahr überschritt er als jüngster Spieler die 2600-Elo-Marke. Mit Auftritten bei mehreren bedeutenden Turnieren (Sitges, Grenke, TePe Sigeman) ist er auf dem schnellen Weg, einer der besten Spieler der Welt zu werden. Im Juli dieses Jahres besiegte er Peter Svidler im „Clash of Generations“-Match mit 4–2 – ein Ergebnis, das ihn in die Top 100 der Welt katapultierte, als zweitjüngster Spieler überhaupt nach Judit Polgar.
Abhimanyu Mishra (2610)
Foto: Saint Louis Chess Club / Crystal Fuller
Ein weiterer Rekordhalter: Mishra ist der jüngste Spieler überhaupt, der den Titel Großmeister errang. Er erhielt den Titel 2021 im Alter von 12 Jahren, vier Monaten und 25 Tagen. Zuvor hatte er bereits den Rekord als jüngster Internationaler Meister aller Zeiten aufgestellt (10 Jahre und neun Monate). Kürzlich belegte er den geteilten 2.–3. Platz bei der US-Juniorenmeisterschaft. Ein großer Erfolg bei einem bedeutenden internationalen Turnier steht für Mishra noch aus, und er wird beim Grand Swiss in Samarkand seine Chance suchen.
Marc'Andria Maurizzi (2604)
Foto: Schachfestival Biel
Ein weiterer Nachwuchsspieler: Der 18-jährige Maurizzi wurde 2021 im Alter von 14 Jahren der jüngste französische Großmeister. Zwei Jahre zuvor, 2019, gewann er die französische Juniorenmeisterschaft in der Altersklasse U12. Als Sieger der Junioren-Weltmeisterschaft 2023 hat er kürzlich an vielen großen internationalen Turnieren teilgenommen, darunter das Tata-Steel-Turnier 2024 (wo er den geteilten zweiten Platz belegte) und die Djerba Masters im Februar dieses Jahres, die er eine Runde vor Schluss mit einer erstaunlichen Turnierleistung von 2898 für sich entschied.
Pranav Venkatesh (2597)
Foto: Mitar Djukanovic
Der 18-jährige Inder ist der amtierende Junioren-Weltmeister im Schach. Als Schach-Wunderkind, das bereits von vielen Spitzentrainern betreut wurde, ist Pranav besonders in Zeitnot gefährlich, was sich in seinen herausragenden Leistungen bei kürzeren Bedenkzeiten zeigt. Beim World-Rapid-Teamturnier im Juni dieses Jahres in London war Pranav einer der Schlüsselspieler der indischen Mannschaft MGD1 und trug entscheidend dazu bei, dass sie den ersten Platz errang. Als schneller Spieler hält Pranav zudem zwei Goldmedaillen in der U18-Kategorie der Jugendweltmeisterschaften im Schnell- und Blitzschach.
Aditya Mittal (2560)
Foto: Maria Emelianova
Nur wenige Großmeister können von sich behaupten, in einem einzigen Turnier zwei der etabliertesten Spieler der jungen Generation (Keymer und Erigaisi) besiegt zu haben – doch Aditya Mittal gelang dies 2022 beim Aimchess Rapid der Champions Chess Tour, im Alter von 15 Jahren. Als weiterer aufstrebender indischer Schachstar, der sich einen Namen machen möchte, wird Mittal in Samarkand für die erfahreneren Spieler wohl eine ernsthafte Herausforderung darstellen.
Ihor Samunenkov (2548)
Foto: Schachfestival Biel
Seit Jahrzehnten hat die Ukraine viele der stärksten Spieler der Welt hervorgebracht, und der 16-jährige Ihor Samunenkov ist das neueste Schachgeschenk des Landes an die Welt. Er erhielt den Titel Großmeister im Alter von 14 Jahren. Im Dezember 2021 gewann Samunenkov die U12-Weltjugendmeisterschaft (wo er den jüngsten Großmeister der Welt, Abhimanyu Mishra, besiegte). Dies wird Samunenkovs zweiter Auftritt beim Grand Swiss sein. In der Ausgabe von 2023 erzielte er nur einen Sieg – gegen Michal Krasenkow in der sechsten Runde. Mit der Erfahrung des vorherigen Grand Swiss sowie zusätzlichem Training und weiteren Turnieren wird Samunenkov bei seinem zweiten Auftritt beim Grand Swiss sicherlich versuchen, seine Bilanz zu verbessern.
Mukhiddin Madaminov (2560)
Foto: Anna Shtourman
Der 18-jährige Großmeister aus Usbekistan sorgte 2023 für Schlagzeilen, als er gegen den indischen GM Ganguly in nur acht Zügen gewann. Zwar hat Madaminov bisher nicht allzu viele hochklassige internationale Turniere gespielt, doch wo immer er auftrat, machte er auf sich aufmerksam. Im Februar dieses Jahres gewann Madaminov die Al-Beruniy Masters mit 6½/9 und wurde im Juni Zweiter bei den UzChess-Cup-Challengers mit 6/9.
Frauenturnier
An der Spitze der Rangliste des Women’s Grand Swiss stehen mehrere etablierte junge Spielerinnen – Bibisara Assaubayeva (21 Jahre, zweifache Blitzweltmeisterin aus Kasachstan), Polina Shuvalova (24 Jahre, mit einer langen Erfolgsbilanz bei Top-Turnieren im Frauenschach), die 24-jährige Vaishali Rameshbabu (Indien) sowie die 21-jährige dreifache US-Frauenmeisterin Carissa Yip. Doch daneben werden in Samarkand auch andere junge Spielerinnen um die Spitzenplätze kämpfen.
Leya Garifullina (2477)
Foto: Lennart Ootes
Die 20-Jährige wurde 2019 U16-Weltmeisterin und belegte außerdem 2020 den geteilten dritten Platz bei der russischen Frauenmeisterschaft. Garifullina trägt den Titel einer Internationalen Meisterin und kann auf zahlreiche erfolgreiche Auftritte bei bedeutenden internationalen Frauenturnieren verweisen.
Teodora Injac (2455)
Foto: Anna Shtourman
Das Jahr 2025 ist bislang ein großer Erfolg für die serbische Spielerin. Besonders hervorzuheben ist, dass Injac Anfang des Jahres die Frauen-Europameisterschaft gewann. Sie hat bereits dreimal am Weltcup teilgenommen (2021, 2023 und 2025). In der jüngsten Ausgabe des Weltcups schied sie in der dritten Runde aus, nachdem sie gegen Divya Deshmukh verlor, die das Turnier anschließend auf spektakuläre Weise gewann. Als zweifache Olympiateilnehmerin (2022 und 2024) und amtierende Schachmeisterin Serbiens wird Injac in Samarkand antreten, um an die Erfolgswelle anzuknüpfen, die ihr das Jahr 2025 bereits beschert hat.
Lu Miaoyi (2439)
Foto: Andrei Anosov
Eine weitere chinesische Spitzenspielerin in Samarkand wird die 15-jährige Lu Miaoyi sein. Geboren im Jahr 2006, ist sie Teil der chinesischen Talente-Welle im Schach. Derzeit ist Lu als zweitbeste Juniorin der Welt gelistet (hinter Divya Deshmukh). Außerdem ist sie die amtierende chinesische Landesmeisterin der Frauen.
Afruza Khamdamova (2409)
Foto: Polina Bovina
Die Hoffnung Usbekistans beim Grand Swiss, die 18-jährige Afruza Khamdamova, gehört zu den besten Nachwuchsspielerinnen ihres Landes. Sie gewann 2023 und 2024 den Titel der Jugendweltmeisterin (in der U14- bzw. U16-Kategorie) und ist die erste Frau aus Usbekistan, der dieses Kunststück gelang.
Nurgyul Salimova (2385)
Foto: Przemek Nikiel
Die 22-Jährige trägt seit 2019 den IM-Titel. Als frühere Gold- und Silbermedaillengewinnerin bei den bulgarischen Frauen- und offenen Schachmeisterschaften erreichte sie ihren größten Erfolg mit dem Einzug ins Finale des Weltcups 2023. Dieser Erfolg qualifizierte Salimova für das Kandidatenturnier 2024 in Toronto, wo sie den siebten Platz von acht belegte.
Zsóka Gaál (2376)
Foto: Michal Walusza
Die ungarische Frauengroßmeisterin Gaál, geboren 2007, erhielt ihren WGM-Titel im November 2024. Sie wurde 2016 Europameisterin der Jugend (U10 Mädchen) und 2021 Online-Weltmeisterin der Jugend (U14 Mädchen).
Meruert Kamalidenova (2349)
Foto: Andrei Anosov
Als Teil der neuen kasachischen Schachwelle gehört Kamalidenova zu den besten Spielerinnen ihres Landes und kann auf eine beeindruckende Bilanz bei internationalen Jugendturnieren verweisen. Sie gewann mehrfach die Jugendmeisterschaften Kasachstans sowie 2019 die Jugendweltmeisterschaft in der Altersklasse U14. Zu ihren bemerkenswerten internationalen Auftritten zählen das Grand Swiss 2021 und die 45. Schacholympiade 2024. Außerdem gelang ihr beim Frauen-Weltcup 2025 in Batumi ein starker Lauf bis ins Achtelfinale.
Eline Roebers (2360)
Foto: Mark Livshitz
Aus den Niederlanden stammend, ist die 19-jährige Internationale Meisterin eine herausragende Spielerin auf der europäischen Schachszene. Sie ist ehemalige niederländische Frauenmeisterin und Siegerin der niederländischen Jugendmeisterschaft (Offene Kategorie) im Jahr 2022. Bei der Europameisterschaft der Frauenmannschaften 2021 spielte sie am zweiten Brett und wurde für ihre Leistung mit einer individuellen Bronzemedaille ausgezeichnet.
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