Kompromissloses Schach in der Bretagne
Von
Dejan Bojkov
Das fünfte Breizh Masters Turnier fand vom 16. bis 24. Februar im Lyceum Le
Restmeur a Pabu in Guingamp (Frankreich) statt. Es gab drei Turniere: Ein Rundenturnier
für Männer, ein Rundenturnier für Frauen und ein Open. Alle drei Turniere wurden
mit einer speziellen Anti-Remisregel ausgetragen - niemand durfte vor dem 31.
Zug Remis anbieten.
Das Lyceum Le Restmeur a Pabu
Der Garten des Lyceums
Wie immer gilt auch hier
Ladies first, wobei ich jedoch von dem blutrünstigsten
Turnier berichten möchte, das ich je gesehen habe. Nach 8 Runden gab es nur
6 Remis! Und jedes von ihnen nach langem, hartem Kampf. Bessere Werbung für
das Frauenschach gibt es nicht.
Natasha Benmesbah
Schach ist hart - Natasha Benmesbah, junge Hoffnung des französischen Schachs,
begann mit 4,5/5 und brauchte nur noch zwei Punkte für eine IM-Norm. Dann erwies
sich der Druck als zu groß und sie verlor drei Partien in Folge.
Melissa Greef
Begegnung mit einem Talent - Melissa Greef stammt aus Südafrika. Sie war erst
12, als sie die Kontinentalafrikanische Meisterschaft U-20 gewann und WIM wurde.
In Südafrika Schachspieler zu sein ist nicht leicht. Es gibt keine Trainer,
keine Schachschulen, nur sehr wenige Turniere und von denen werden die wenigsten
von der FIDE ausgewertet. Das ist der Grund, warum Melissa nur eine Elo-Zahl
von 1930. Aber das wird sich bald ändern, denn hier in Frankreich befindet sie
sich auf Tournee - Guingamp, Rochefort und Cappelle-la Grande. Ihr Kampfgeist
ist unerschöpflich und sie hat das Glück, jetzt einen Trainer gefunden zu haben
- und Dragos Dumitrache hat wirklich gute Arbeit geleistet.
Christin Andersson und Dragos Dumitrache
Last, but not least - Christin Andersson kam einen Tag verspätet, aber das hat
sie nicht daran gehindert, die ersten vier Partien zu gewinnen. Bis zur achten
Runde war sie alleinige Tabellenführerin, dann verlor sie gegen Melissa, die
zu ihr aufschloss.
Und wie in einem guten Thriller gab es ein überraschendes Finale, als beide
Spitzenreiterinnen ihre Schlussrundenpartien verloren und sich die Ukrainerinnen
Hrabynska und Chulivska den Sieg teilen konnten.
Vita Chulivska und Yuryi Krivoruchko
Das Männerturnier verlief ähnlich aufregend. Die Elo-Favoriten Y. Krivoruchko
und M. Oleksienko aus der Ukraine begannen verhalten, aber lagen vor der Schlussrunde
schließlich doch an der Spitze. Am Ende siegte Oleksienko mit einem halben Punkt
Vorsprung vor seinem Landsmann. Auch zwei weitere Spieler sorgten in der Schlussrunde
für Spannung. Dumitrache (Rumänien) spielte gegen N. Elliet (Frankreich), und
beide brauchten für ihre GM-Norm unbedingt einen ganzen Punkt. Irgendwann im
Laufe der Partie kam Dumitrache entscheidend in Vorteil, den er jedoch nicht
verwandeln konnte. Er ließ Elliet ins Remis entwischen und damit hatte weder
der eine noch der andere eine GM-Norm erzielt.
Raphael Le Masle
"Wenn Du einen Bericht für ChessBase schreibst, dann muss ich das Blitzturnier
gewinnen!" Zunächst musste ich über diese Erklärung des Turnierorganisators
Raphael le Masle lächeln, aber später gewann er dann gegen M. Oleksienko! Nun,
am Ende gewann Anthony Bellaiche das Turnier, aber Raphael war wirklich motiviert.
Ich befragte ihn zum Schach in der Bretagne und dies war seine Antwort: "Die
Mannschaft von Guingamp spielt in der National 1 (der zweiten Liga in Frankreich),
und steht im Moment auf dem dritten Platz. Wir haben gute Chancen uns für den
Wettbewerb der besten 16 zu qualifizieren.
Unsere besten Spieler sind J-P Le Roux, Kevin Terrieux, und Aurelie Le Diouron.
Le Roux-Oleksienko
Kondi-Schach ist eine Schachvariante, mit der man sich man amüsieren kann. Die
Uhr steht etwa 10 Meter vom Brett entfernt und nach jedem Zug muss der Spieler
zur Uhr rennen.
Camille Peyre beim Kondi-Schach
Die ukrainischen Großmeister qualifizierten sich für das Finale und Oleksienko
gewann. Beide sind sehr fit. Der Unterschied ist offensichtlich, unser "cidre"
(typischer Apfelwein der Region) ist viel besser als der aus der Normandie.
Das habe ich meinem Freund M. Marie im Blindversuch demonstriert." Was bleibt
mir noch... Ach ja, ich hatte das Glück, das Open zu gewinnen. Cheers!