ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024
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Bilder: Videofeed des russischen Verbandes
Grischuk-Aronian schon zuende
Scoreboard
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Aronian - Grischuk
Der Armenier ist der dritte Spieler nach Anand und Carlsen, der in der Eloliste
mit über 2800 verzeichnet wird und galt Vielen dank seines stabilen Stils als
erster Favorit auf den Gewinn der Wettkämpfe. Seine gute Form bestätigte er als
Sieger des letzten Amber--Turniers. Alexander Grischuk hingegen ist das "ewige
Talent" der Schachszene, ein Spieler mit gelegentlich genialen Idee, der einen
teil seiner Zeit jedoch an seine zweite Leidenschaft, das Pokern, "verschwendet"
hat und auf der Suche nach den besten Zügen häufig in Zeitnot gerät. Grischuk
ist einer der wenigen Schachfreudne, die Carlsens Absage bei den
Kandidatenmatches nicht bedauerten - er nimmt als Nachrücker teil.
Anders als im zuvor genannten Wettkampf nahm Aronian in seinen Weißpartien den
Grünfeldindischen Stier bei den Hörnern und kam in beiden Partien in materiellen
Vorteil. Doch es reichte nicht zum Sieg. Selbst mit Weiß spielend, holte
Grischuk gegen Aronians Damengambit nichts heraus. Auch die heutige vierte
Partie endete Remis. Morgen wird gestochen.
Schlussstellung
Kramnik - Radjabov
Der Ex-Weltmeister schnitt beim vergangenen Amber-Turnier als Letzte
ausgesprochen schlecht ab und man fragt sich, ob der nun in Paris lebende Russe
sich versteckt hat oder tatsächlich schlecht in Form ist. Auf der anderen Seite
hat Kramnik des Öfteren verkündet, wie sehr er an einem Comeback als Weltmeister
interessiert ist. Er ist aufgrund seiner Elozahl für das Kandidatenfinale
qualifiziert und hat in einigen Turnieren sehr ehrgeizig gespielt, um das Ziel
zu erreichen. Teimour Radjabov ist schon als Jugendlicher wie eine Rakete in die
Weltspitze geschossen, war als 13-Jähriger U18-Weltmeister und spätestens jedem
bekannt als er mit 15-Jahren Kasparov in Linares besiegte. Doch dann stagnierte
seine Entwicklung, allerdings auf hohem Niveau. Der Aseri qualifizierte sich
über die Grand Prix-Serie, stand hier eigentlich schon bald als vermeintlich
sicherer Sieger fest, doch am Ende reichte es für ihn nur ganz knapp zur
Teilnahme als Zweite hinter Aronian.
Etwas überraschend verzichtete der Königsindisch-Spieler Radjabov in seinen
Schwarzpartien auf seine Erstwaffe. Kramnik hat seinerseits schon Kasparov das
Königsindischspielen verleidet und anscheinend und offenbar wollte Radjabov
diese Diskussion vermeiden. Stattdessen erlaubt er Kramnik, seine Katalanische
Eröffnung einzusetzen und zeigt sich den Aufgaben gut gewachsen. In der zweiten
Partie holte Kramnik nur einen akademischen Vorteil heraus. In Partie vier griff
er gegen das Damengambit deshalb zur Lf4-Variante, konnte damit Radjabov aber
auch nicht wirklich in Verlegenheit bringen. In seinen Schwarzpartien stand
Kramnik mit der Laskervariante - auf Anands Spuren wandelnd - ebenfalls sehr
sicher und so wird nach vier Remis morgen gestochen.
Schlussstellung
Gelfand - Mamedyarov
Boris Gelfand ist als Sieger des letzten World Cups in Kazan dabei. Shakhryar
Mamedayrov nimmt den Ausrichterplatz ein. Wieso ein Aseri vom russischen
Ausrichter nominiert wurde, versteht man allerdings erst, wenn man weiß, dass
die Kandidatenkämpfe zuerst nach Baku vergeben wurden. Wegen der anhaltenden
Spannungen zwischen Armenien und Aserbaidschan hatte Grand Prix-Sieger Aronian
jedoch angekündigt, nicht in Baku spielen zu wollen. Mit Rücksicht darauf wurde
das Turnier nach Kazan verlegt, Mamedyarov behielt jedoch seinen Platz.
In diesem Match war Mamedyarov Elofavarit. Der junge Aseri ist ein
hervorragender Taktiker, "Oldie" Boris Gelfand dagegen ein Routinier, der schwer
"umzuhauen" ist. In seiner letzten Weißpartie, der 3. Matchpartie, holte
Mamedyarov die Axt heraus und wollte Gelfands Najdorf-Variante mit 6.Lc4 im
Angriff zertrümmern, wurde aber kühl abgewiesen und verlor die Partie. Heute
versuchte der Aseri mit den Schwarzen Steinen spielend, mit der
Benoni-Verteidigung noch einmal Schärfe ins Spiel zu bringen. Doch ohne Erfolg.
Nachdem er ohne Nutzen einen Bauern verloren hatte, bot Mamedyarov bald darauf
Remis an und fügte sich in seine Match-Niederlage.
Schlussstellung
Topalov - Kamsky
Auf dem Papier, schaut man auf die Elozahlen, war sicher der Bulgare Favorit des
Matches. Zudem hatte er Kamsky im von der FIDE 2008 nachträglich eingebauten
"Kandidatenfinale" des letzten WM-Zyklus geschlagen. Das Ergebnis schien mit
4,5:2,5 damals für Topalov eindeutig, doch in Wirklichkeit stand Kamsky beim
Stand von 3,5:2,5 in der letzten Partie des Wettkampfes auf Gewinn, verlor diese
Partie aber noch. Beide Spieler wurden für die aktuellen Kandidatenkämpfe
gesetzt. Topalov als Herausforderer, später an Anand gescheitert, und Kamsky als
Belohnung dafür, dass er sich bereit erklärt hatte in Sofia zu spielen - so wird
vermutet. Seitdem weisen die Formkurven der beiden Spieler aber in ganz
unterschiedliche Richtungen. Nach dem Match gegen Anand spielte Topalov bei der
Schacholympiade in Khanty-Mansiysk und holte in einem enttäuschenden
bulgarischen Team (Platz 31 als Setlistenachter) 5 aus 9 bei einer Performance
von 2629 (bei eigener Zahl von 2803). Er nahm dann in Nanjing teil, wo er
Vorletzter wurde (Performance 2723), schließlich spielte er in Mexiko ein
Schnellschach-Turnier und wurde dort von Judit Polgar im Finale mit 3,5:0,5 arg
zerpflückt. Der 8.Platz beim Amberturnier in Monaco war im Vergleich dazu wieder
ein besseres Ergebnis. Kamsky hingegen hat gerade in den USA überlegen seinen
Titel bei der Landesmeisterschaft verteidigt.
In der ersten Partie wich Kamsky mit Weiß mit 6.a4 den langen Varianten der
Najdorf-Variante aus und konnte den Bulgaren dabei sogar etwas unter Druck
setzten. Mit einem Qualitätsopfer kam Topalov aber zu einem haltbaren Endspiel.
In der zweiten Partie überzog Topalov seine Antigrünfeld-Variante mit langer
Rochade und wurde für seinen Optimismus von Kamsky fürchterlich mit dem
Partieverlust bestraft. In der 3.Partie hatte der US-Amerikaner mit tartarischen
Wurzeln im Najdorf jenseits der Mainstream-Varianten wieder eine leichte
Führung, ohne allerdings die Remisbreite zu verlassen. Partie vier sah erneut
eine Antigrünfeldvariante und diesmal kam Topalov weit besser in die Partie und
setzten seinen Gegner unter Druck. Zudem verbrauchte Kamsky viel Zeit und hatte
bei Zug 22 nur noch 15 Minuten auf der Uhr.
Videoanalyse der Partie Topalov - Kamsky von GM Daniel King
Nach einem groben Fehler drang Topalov mit der Dame in die schwarze Stellung ein und erzielte Gewinnvorteil. Doch der Bulgare vergab diesen und musste am Ende sogar noch mit einem halben Punkt zufrieden sein.
Topalov,Veselin - Kamsky,Gata [A16]
FIDE Candidates Matches 2011 Kazan/Tatarstan/Russia (1.4), 08.05.2011
1.Sf3 Sf6 2.c4 g6 3.Sc3 d5 4.cxd5 Sxd5 5.Dc2 Das ist
tatsächlich eine Neuerung. 5...Lg7 6.e4 Sb6 [6...Sb4!?]
7.d4 0–0 8.Le3 Lg4 9.Se5 Lxe5 10.dxe5 Sc6 11.h3 Le6 12.Td1 Dc8 13.f4 Td8 14.b3
Sb4 15.Txd8+ Dxd8 16.Db1 f5 17.exf6 exf6 18.Le2 De7 Läuferpaar und
Raumvorteil sprechen für Weiß.
19.0–0 Lf7 20.Lf2 Es drohte Sd5. 20...Td8 21.Td1 Txd1+ 22.Dxd1 c5 23.Lf1
Sc6 24.g3 Kg7 25.Lg2 h5 26.Sb5 Sc8 27.Dd2 c4 28.bxc4 Lxc4 29.Sd4 Db4 30.Dc1
[30.Dc2!? S8e7 31.a3 Sxd4 Erzwungen. 32.Lxd4 Db5 33.Dc3 Da6 34.a4]
30...S8e7 31.a3 Da4 32.Db2 b6 33.Kh2 Kf7 34.Dc3 La2 35.f5 Dc4 36.Db2 Se5 37.Dd2
g5 38.Se6 S7c6? [Gut war 38...Lb3 mit der Idee 39.Dd6 Dc2 40.Sd8+ Ke8
41.Dxf6 Dxf2 42.Dxe5 Kxd8 43.Dh8+ Kd7]
39.Dd6+- Droht Matt auf f8. 39...Ke8 [39...Se7 40.Sxg5+ fxg5
41.Dxe5+-]
40.Sc7+ [Am stärksten war 40.Ld4 Dd3 (40...Sxd4 41.Dd8+ Kf7 42.Df8#)
41.Df8+ Kd7 42.Dxf6 Sf3+ 43.Lxf3 Dxf3 44.Df7+ Se7 45.Sf8+ Kc8 46.Dxa2 Dxe4
47.f6+-]
40...Kf7 41.Sd5 De2 42.Dxf6+ Ke8 43.De6+ Kf8
44.Kg1?! [Es gewinnt 44.Dh6+ Kf7 45.Dh7+ Kf8 46.Dh8+
Kf7 47.Lg1 Lxd5 48.exd5 Se7 49.Dh7+ Kf6 50.Dh6+ Kf7 51.De6+ Kf8 52.Kh1+-
(52.d6 Sf3+ 53.Kh1 Dxe6 54.fxe6+-) ] 44...Dd1+ 45.Lf1? Vergibt den
Gewinn. [45.Kh2 De2 46.Dh6++- s.o.]
45...Lxd5 46.exd5 [46.Dxd5 Dxd5 47.exd5 Se7 mit weißem Vorteil, von dem aber
nicht klar ist, pb er zum Gewinn reicht.]
46...Sd4 47.Df6+ [47.Dxe5? Sf3+–+] 47...Kg8 48.Dxg5+ Kf7 49.Dd8 Dc2
50.Lg2 Dc1+ 51.Kh2 Dc2 52.Lg1 Sdf3+ 53.Kh1 Se1 Weiß muss nun eine Figur
geben, um Matt zu vermeiden und Dauerschach zu bekommen.
54.Lf2 Dxf2 55.Dc7+ Kf6 56.Dd6+ Kf7 57.Dc7+ Kf6 58.Dd6+ Kf7 ½–½
André Schulz