Kandidatenturnier: Aronian verpasst Sieg

von André Schulz
15.03.2018 – Die 5. Runde des Kandidatenturniers in Berlin brachte die erste vollständige Remisrunde. Die besten Chancen auf ein besseres Ergebnis hatte Levon Aronian. In einer sehr komplizierten Partie verpasste er mehrfach den Sieg gegen Alexander Grischuk. Caruana bleibt in Führung. (Fotos: Worldchess)

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Zusammenfassung mit GM Yannick Pelletier

Die erste Remisrunde in Berlin

Das Kandidatenturnier in Berlin ist ein echter schachlicher Höhepunkt. Soviel ist jetzt schon klar. Die acht Spieler dort wollen es wissen. Jeder kann jeden schlagen - im Prinzip. Viele Partien stecken voller Dramatik. Aus einer langweilig wirkenden Variante der Russischen Partie entwickelte sich beispielsweise in der gestrigen 4. Runde am Brett von Vladimir Kramnik und Fabiano Caruana, dem nominellen Spitzenspiel des Tages, eine explosive Partie. Beide Spieler standen zwischendurch auf Gewinn, doch dann fiel der Sieg an Fabiano Caruana. Kramnik, der so glänzend gestartet war, musste damit seinen ersten Rückschlag hinnehmen.

Ein echter Thriller war auch am Brett von Alexander Grischuk und Ding Liren zu sehen. Grischuk opferte auf f7 einen Springer, ein wohl bekanntes Opfer in einer wohl bekannten Variante. Aber Ding kannte sich nicht aus, wie er in der Pressekonferenz freimütig zugab. Grischuk hätte die Partie auf brillante Weise für sich entscheiden können. Der Gewinnweg war aber alles andere als einfach zu beurteilen. Der russische GM entschied sich für eine andere Fortsetzung und die Partie endete nach spektakulärem verlauf remis.

Ding Liren ist bisher der Remis"schieber" des Turniers. Aber seine Remisen sind alles andere als geschoben, wie man sieht. Fabiano Caruana hat Vladimir Kramnik nach der 4. Runde also als Spitzenreiter abgelöst. Kramnik und Shakhriyar Mamedyarov sind die beiden engsten Verfolger. Ding, Aronian und Grischuk bilden das Mittelfeld, mit jeweils 50%. Sergyey Karjakin und Wesley So starteten beide mit -2 nach den ersten vier Runden. Das war der Stand nach der 4. Runde.

In der heutigen 5. Runde traf nun der Spitzenreiter Caruana mit den weißen Steinen auf Sergey Karjakin.

Israel Gelfer macht den ersten Zug

Konnte der US-Amerikaner seinen Vorsprung vielleicht ausbauen? Nein. Die Partie wurde wie mancher Vorgänger zwischen diesen beiden Spielern mit der Katalanischen Eröffnung gespielt. Caruanas 6.Db3 war ein bislang ein seltener Gast in dieser Position und eine kleine Überraschung für Karjakin, führte aber am Ende zu nichts. 

 
Caruana-Karjakin

Schwarz spielte nach Art der Meraner Variante, setzte dann c5 durch und beim Versuch Caruanas, den Bauern c5 etwas festzuhalten, kam es zum Generalabtausch und zu einem Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern. Karjakin gab in der Pressekonferenz an, die Varianten bis 17...Sxc5 aus einer Vorbereitung heraus gekannt zu haben. Remis im 31. Zug.

 

 
Caruana-Karjakin
Remis

Die Partie zwischen Ding Liren und Shakhriyar Mamedyarov war ein Verfolgerduell, wobei der Aseri aber einen etwas kürzeren Abstand  zur Spitze hat als der Chinese.

Ding-Mamedyarov

So ganz glücklich ist Mamedyarov mit seinem Spiel bislang nicht. Seine Gewinnpartie hat ihn selber nicht recht überzeugt, die übrigen Partien endeten remis. Im Duell gegen den "Remiskönig" Ding gab es dann heute auch kein anderes Ergebnis. Auch hier war die Katalanische Partie das Thema, diesmal aber mit einer der Hauptvarianten. 

 
Mamedyarov-Ding

Mamedyarov führte die schwarzen Steine und nahm eine solide Position ein. Die Partie verflachte dann aber recht schnell und die Spieler vereinbarten die Teilung des Punktes. 

Wesley So hat nach seinem Fehlstart mit zwei Niederlagen gleich am Anfang des Turniers erst einmal in den Sicherheitsmodus geschaltet. Heute traf er auf den nach seiner gestrigen Niederlage vielleicht ja etwas angeschlagenen Kramnik.

So-Kramnik

Der 14. Weltmeister wählte die Semi-Tarrasch-Variante im Damengambit, zu der er offenbar immer noch großes Zutrauen hat. Bis zum 17. Zug befanden sich die Spieler noch auf bekanntem Terrain. So verschaffte sich dann den typischen Freibauern auf der d-Linie, konnte diesen aber auf Dauer nicht halten.

 
So-Kramnik

Die Partie mündete schließlich in ein Endspiel mit symmetrischer Bauernverteilung, Dame und gleichfarbigen Läufern - objektiv vielleicht ausgeglichen, aber die Spieler ließen noch keine Anzeichen erkennen, dass sie mit einem Remis einverstanden wären, vor allem Kramnik nicht.

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So-Kramnik

Der Ex-Weltmeister rückte seine Bauern vor, um So unter Druck zu setzen, doch der US-Großmeister fand einen Weg, durch Schachgebote den Angriff zu entkräften. Remis.

Die bunteste Partie lieferten sich Levon Aronian und Alexander Grischuk. Begonnen wurde sie mit der Königsindischen Verteidigung mit Grischuk als Führer der schwarzen Steine. Es ging dann ziemlich schnell zur Sache und um den 20. Zug herum war die Königsindische bzw. Benoni-Ausgangstruktur schon kaum mehr erkennbar.

 
Aronian-Grischuk
Weiß hatte 20. d6 gezogen und stand besser.

Aronian gewann eine Qualität und kam in einer überaus zweischneidigen Stellung, bei der beide Könige in der Mitte geblieben waren, mit seinem Angriff als Erster zum Zug. Nach 28 Zügen entstand folgende kritische Stellung:

 
Aronian-Grischuk

Es folgte 29. Dd8+  29. Df8 30. Lxf4 Se6 31. Lc4 Dxd8 32. Txd8+ Kh7 33. Txh8+ Lxh8 34. Bd6 Ng5 und Remis ein paar Züge später. Offenbar konnte Weiß aber mit 29. Dxc8+ Kh7 30. Dxc5 Ne4 31. Txg4 Sxc5 32. Txh4+ Kg8 33.Td8 Gewinnstellung erreichen.

Partieanalysen von GM Fernandez

 
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1.d4 Nf6 2.c4 e6 3.g3 d5 4.Bg2 Be7 5.Nf3 0-0 6.Qb3 Opting for a relative backwater of the Catalan complex. c6 6...c5 is often played but my guess is that Black didn't want to allow his opponent an IQP type position. 7.0-0 dxc4 I'm not sure whether it's permissible to give this '?!', however one thing is certain, this move deserts the centre a bit and Black isn't forcing through ...c5, which normally constitutes compensation for that. 7...Nbd7 is the main move, intending sensible development with ...b6 or else some Dutch-type thing. There could follow, for instance, 8.Bf4 a5 9.Rc1 h6 10.a4 Ne4!? as played in an Olympiad game between two people who are currently in Berlin, though for different reasons! Giri,A-Aronian,L Istanbul 2012 8.Qxc4 b5 9.Qc2 Bb7 10.Nbd2 This is not terribly incisive. 10.Bg5! should be a virtually automatic pick- I don't see what Black's way of arranging ...c5 could be. Nbd7 11.Bxf6 Nxf6 11...Bxf6 12.Nbd2 Qc7 13.Rfc1 Rfc8 14.Ne4 Be7 15.a4 and Black will be suffering for a while 11...gxf6 12.Nc3 Qb6 13.a4 b4 14.a5 Qa6 15.Na4 is painful to look at, even if it is somehow sound for Black. 12.Nbd2 a5 12...c5?! 13.dxc5 Rc8 14.b4 a5 15.a3± was the rather anticlimatic continuation in the only practical test, Shvidler,E -Kundin,A Tel Aviv 1995 13.Nb3 Nd7 14.a4 Qb6 15.Rfc1 White has continuing pressure against the Black queenside. 10...c5! Just like that, White's opening ideas are all neutralised. Neither can this have been a great secret to either player- it's been seen multiple times before. 11.dxc5 Na6 12.Nb3 Be4 13.Qc3 Rc8 14.Be3 14.Qa5 Qxa5 15.Nxa5 is one way of trying to squeeze blood from a stone (15...Nxc5 16.Nd4 etc) however Black has decent answers, one of which is Bxc5= 14...Nd5 15.Qd2 Bxf3 16.Bxf3 Nxe3 17.Qxe3 Nxc5 18.Nxc5 Bxc5 19.Qb3 Qb6 By this point, everyone in the commentary room, and for that matter the world, was already aware that the game would be a draw. 20.e3 Be7 21.Rfd1 Rc7 22.Rac1 Rfc8 23.Rxc7 Rxc7 24.Kg2 g6 25.Rd2 Kg7 26.Rc2 Rxc2 27.Qxc2 Qc5 28.Qxc5 Bxc5 29.b3 f5 30.a4 bxa4 31.bxa4 The requisite 30 moves have been made. ½–½
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WhiteEloWBlackEloBResYearECOEventRnd
Caruana,F2784Karjakin,S2763½–½2018D30FIDE Berlin Candidates5.2
So,W2799Kramnik,V2800½–½2018D41FIDE Berlin Candidates5.3
Aronian,L2794Grischuk,A2767½–½2018A65FIDE Berlin Candidates5.1
Ding,L2769Mamedyarov,S2809½–½2018E05FIDE Berlin Candidates5.4

Stand nach 5 Runden

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André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.

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