27.04.2021 – Die Anspannung war weg bei Ian Nepomniachtchi und so leistete er sich in der letzten Runde seine einzige Niederlage in der zweiten Turnierhälfte. Maxime Vachier-Lagrave gewann seine Partie gegen Wang Hao. | Fotos: Lennart Ootes/ Fide
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Das Kandidatenturnier 2020-21 war nicht nur das längste Kandidatenturnier der Geschichte, es war auch ein sehr ereignisreiches und gehaltvolles Turnier. Es wurde im März 2020 begonnen und eigentlich hätte dort Teimour Radjabov mitspielen sollen. Doch dem aserischen Großmeister war die Teilnahme an einem Turnier, tief in Russland, bei einer ausufernden Pandemie von Anfang an zu heikel. Er sagte unter diesen Umständen ab. Stattdessen rückte Maxime Vachier-Lagrave nach. Damit bestand das Teilnehmerfeld aus drei Russen - Ian Nepomniachtchi, Alexander Grischuk und Kiril Alekseenko, der die Wildcard des Veranstalters erhielt -, zwei Chinesen, Ding Liren und Wang Hao, einem US-Amerikaner - Fabiano Caruana-, einem Niederländer- Anish Giri- und einem Franzosen - Maxime Vachier-Lagrave.
Vor Turnierbeginn im März 2020 sahen die meisten sicher Fabiano Caruana oder Ding Liren als die Topfavoriten auf den Turniersieg an, doch die Nummer Zwei und die Nummer Drei der damaligen Weltrangliste konnten dieser Rolle nicht gerecht werden. Stattdessen lagen bei Abbruch des Turniers nach der ersten Hälfte Ian Nepomniachtchi und Maxime Vachier-Lagrave vorne.
Im zweiten Umgang konnten Caruana und Ding ihren Rückstand auf die Spitze nicht mehr wettmachen. Anish Giri zeigte sich stark, bis er von Alexander Grischuk in Runde 13 gestoppt wurde. Ian Nepomniachtchi kontrollierte das Feld jedoch von der Spitze. Gegen Kirill Alexeenko und Wang Hao holte er zwei wichtige Siege und blieb bis zur 13. Runde ohne Niederlage. Vor der letzte Runde stand er aufgrund der Tiebreak-Regel schon als Sieger fest. Nur Giri konnte ihn noch theoretisch einholen, aber den direkten Vergleich hatte Nepomniachtchi gegen Giri für sich entschieden, durch seinen Sieg im ersten Umgang.
In der letzten Runde war die Luft dann wohl raus für Nepomniachtchi. Er konnte sich eine Niederlage gegen Ding Liren leisten und er leistete sie sich.
14.Sxd4 Sxd3?! [Nach 14...cxd4 ist alles OK für Schwarz. Nach 15.Kg1 kann er scharf mit 15...g5 16.Le2 d3 17.Lxd3 g4 18.f4 Sxd3 19.Dxd3 g3 fortsetzten, z.B.: 20.h3 Lxh3 21.gxh3 g2 22.Tf2 Tg8 23.Txg2 0–0–0 mit Angriff für die Figur.]
15.Dxd3 Sg3+ 16.Kg1 Sxf1 17.Sc2 Sxh2
[Schwarz hat eine Qualität gewonnen, aber der Springer muss ja auch noch einen Weg aus der weißen Stellung finden.]
18.De3 0–0? [Nötig war 18...g5 Nach 19.Dxg5 (19.e5 mit weißem Vorteil.) 19...Dxg5 20.Lxg5 hat Schwarz 20...Sxf3+ 21.gxf3 Tg8]
19.Dg5 [Nach Damentausch ist der Springer gefangen.]
Georgios Souleidis stellt die Partie im Video vor:
Vor der Runde hatte der russische Großmeister seinen chinesischen Kollegen sogar in der Eloliste vom dritten Platz verdrängt. Mit dem Sieg über Nepomniachtchi holte sich Ding seinen Platz zurück und gewann in Jekaterinenburg seine dritte Partie in Folge. Eigentlich ist Ding Liren ein sehr sicherer Spieler, aber seinen vier Siegen insgesamt stehen beim Kandidatenturnier auch vier Niederlagen gegenüber, drei davon schon im ersten Umgang.
Maxime Vachier-Lagrave
Auch Maxime Vachier-Lagrave konnte noch einmal punkten. Sein Gegner Wang Hao wurde in schlechter Stellung Opfer eines Blackouts.
Karsten Müller hat das Berliner Endspiel analysiert.
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In die Siegerliste der Runde trug sich zudem Kirill Alekseev ein. Er gewann seine Schwarzpartie gegen Anish Giri. Im Endspiel mit Damen und Springern hatte der Niederländer die schlechtere Bauernstruktur und wurde ausgespielt.
Fabiano Caruana und Alexander Grischuk lieferten sich ein langes Duell, das in einer seltenen Variante des Sizilianischen Springerspiels begann und schließlich in ein Turmendspiel mündete. Die Partie endete remis.
Ian Nepomniachtchi, am 14. Juli wird er 31 Jahre alt, hat als Kind schon Europameister- und Weltmeistertitel gewonnen. Derzeit ist er in der dicht gestaffelten Weltrangliste Vierter und als solcher ein logischer Herausforderer. Ein leichter Gang wird der WM-Kampf für Magnus Carlsen sicher nicht. Aber in einer Videobotschaft kommentierte der Weltmeister den Sieg von Nepomniachtchi positiv. Nepomniachtchi sei ein Spieler, der aktiv spiele, damit aber auch seinen Gegnern Chancen einräume. Carlsen freut sich auf den Wettkampf.
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