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Das Kandidatenturnier 2020-21 war nicht nur das längste Kandidatenturnier der Geschichte, es war auch ein sehr ereignisreiches und gehaltvolles Turnier. Es wurde im März 2020 begonnen und eigentlich hätte dort Teimour Radjabov mitspielen sollen. Doch dem aserischen Großmeister war die Teilnahme an einem Turnier, tief in Russland, bei einer ausufernden Pandemie von Anfang an zu heikel. Er sagte unter diesen Umständen ab. Stattdessen rückte Maxime Vachier-Lagrave nach. Damit bestand das Teilnehmerfeld aus drei Russen - Ian Nepomniachtchi, Alexander Grischuk und Kiril Alekseenko, der die Wildcard des Veranstalters erhielt -, zwei Chinesen, Ding Liren und Wang Hao, einem US-Amerikaner - Fabiano Caruana-, einem Niederländer- Anish Giri- und einem Franzosen - Maxime Vachier-Lagrave.
Vor Turnierbeginn im März 2020 sahen die meisten sicher Fabiano Caruana oder Ding Liren als die Topfavoriten auf den Turniersieg an, doch die Nummer Zwei und die Nummer Drei der damaligen Weltrangliste konnten dieser Rolle nicht gerecht werden. Stattdessen lagen bei Abbruch des Turniers nach der ersten Hälfte Ian Nepomniachtchi und Maxime Vachier-Lagrave vorne.
Im zweiten Umgang konnten Caruana und Ding ihren Rückstand auf die Spitze nicht mehr wettmachen. Anish Giri zeigte sich stark, bis er von Alexander Grischuk in Runde 13 gestoppt wurde. Ian Nepomniachtchi kontrollierte das Feld jedoch von der Spitze. Gegen Kirill Alexeenko und Wang Hao holte er zwei wichtige Siege und blieb bis zur 13. Runde ohne Niederlage. Vor der letzte Runde stand er aufgrund der Tiebreak-Regel schon als Sieger fest. Nur Giri konnte ihn noch theoretisch einholen, aber den direkten Vergleich hatte Nepomniachtchi gegen Giri für sich entschieden, durch seinen Sieg im ersten Umgang.
In der letzten Runde war die Luft dann wohl raus für Nepomniachtchi. Er konnte sich eine Niederlage gegen Ding Liren leisten und er leistete sie sich.
Ding,Liren (2791) - Nepomniachtchi,Ian (2789) [E60]
FIDE Candidates 2020 Yekaterinburg (14.3), 27.04.2021
1.d4 Sf6 2.c4 g6 3.f3 e6 4.e4 c5 5.d5 d6 6.Ld3 [In einer Vorgängerpartie, online gespielt, geschah 6.Sc3 exd5 7.cxd5 Lg7 8.Sge2 0–0 9.Sg3 a6 10.a4 Sbd7 11.Le2 Se8 12.0–0 Tb8 13.Te1 Ld4+ 14.Kh1 Dh4= 0–1 (42) Ding,L (2811)-Nepomniachtchi,I (2776) chess.com INT 2019]
6...Lg7 7.Se2 exd5 8.cxd5 Sbd7 9.Sec3 a6 10.a4 Sh5 11.0–0 Ld4+
12.Kh1 Se5 13.Se2 Dh4
14.Sxd4 Sxd3?! [Nach 14...cxd4 ist alles OK für Schwarz. Nach 15.Kg1 kann er scharf mit 15...g5 16.Le2 d3 17.Lxd3 g4 18.f4 Sxd3 19.Dxd3 g3 fortsetzten, z.B.: 20.h3 Lxh3 21.gxh3 g2 22.Tf2 Tg8 23.Txg2 0–0–0 mit Angriff für die Figur.]
15.Dxd3 Sg3+ 16.Kg1 Sxf1 17.Sc2 Sxh2
[Schwarz hat eine Qualität gewonnen, aber der Springer muss ja auch noch einen Weg aus der weißen Stellung finden.]
18.De3 0–0? [Nötig war 18...g5 Nach 19.Dxg5 (19.e5 mit weißem Vorteil.) 19...Dxg5 20.Lxg5 hat Schwarz 20...Sxf3+ 21.gxf3 Tg8]
19.Dg5 [Nach Damentausch ist der Springer gefangen.]
19...Sxf3+ 20.gxf3 Dh3 21.Lf4 Dxf3 22.Sd2 f6 [22...De2 23.Df6]
23.Dxg6+ hxg6 24.Sxf3 Lg4
25.Sd2 Le2 26.Kf2 Ld3 27.Se1 c4 28.Lxd6 Tfe8 29.Sxd3 cxd3 30.Lc7 Kf7 31.Ta3 Tac8 32.d6 Ke6 33.Txd3 Kd7 34.Sc4 Txc7 35.Sb6+ 1–0
Georgios Souleidis stellt die Partie im Video vor:
Vor der Runde hatte der russische Großmeister seinen chinesischen Kollegen sogar in der Eloliste vom dritten Platz verdrängt. Mit dem Sieg über Nepomniachtchi holte sich Ding seinen Platz zurück und gewann in Jekaterinenburg seine dritte Partie in Folge. Eigentlich ist Ding Liren ein sehr sicherer Spieler, aber seinen vier Siegen insgesamt stehen beim Kandidatenturnier auch vier Niederlagen gegenüber, drei davon schon im ersten Umgang.
Maxime Vachier-Lagrave
Auch Maxime Vachier-Lagrave konnte noch einmal punkten. Sein Gegner Wang Hao wurde in schlechter Stellung Opfer eines Blackouts.
Karsten Müller hat das Berliner Endspiel analysiert.
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In fast 4 Stunden Videospielzeit führt Karsten Müller Ihnen Sensationen aus der Endspielwelt vor, die teilweise weit über das Verständnis von Standardtechniken und Faustregeln hinausgehen.
In die Siegerliste der Runde trug sich zudem Kirill Alekseev ein. Er gewann seine Schwarzpartie gegen Anish Giri. Im Endspiel mit Damen und Springern hatte der Niederländer die schlechtere Bauernstruktur und wurde ausgespielt.
Fabiano Caruana und Alexander Grischuk lieferten sich ein langes Duell, das in einer seltenen Variante des Sizilianischen Springerspiels begann und schließlich in ein Turmendspiel mündete. Die Partie endete remis.
Ian Nepomniachtchi, am 14. Juli wird er 31 Jahre alt, hat als Kind schon Europameister- und Weltmeistertitel gewonnen. Derzeit ist er in der dicht gestaffelten Weltrangliste Vierter und als solcher ein logischer Herausforderer. Ein leichter Gang wird der WM-Kampf für Magnus Carlsen sicher nicht. Aber in einer Videobotschaft kommentierte der Weltmeister den Sieg von Nepomniachtchi positiv. Nepomniachtchi sei ein Spieler, der aktiv spiele, damit aber auch seinen Gegnern Chancen einräume. Carlsen freut sich auf den Wettkampf.