24.09.2025 – Seit Robert Hübner gibt es zum ersten Mal wieder einen deutschen Teilnehmer bei einem FIDE-Kandidatenturnier. Da stehen die Bewerber und Geldgeber für die Ausrichtung des Kandidatenturniers in Deutschland bald Schlange. Doch der einzige richtige Ort ist Bremen, mein Olaf Steffens. Schließlich hat Matthias Blübaum hier lange gespielt. Und von Lemgo ist es nicht weit...
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Dieser Beitrag erschien bei Vegane Schachkatzen. Nachdruck mit freundlicher Genehmigung.
Kandidatenturnier: Bremen ruft!
Wer fährt mit nach Bremen? (Screenshot: Chessdom.com)
Das dürfte sich Matthias Blübaum anders vorgestellt haben.
Mit einem sensationellen Lauf fegte er im usbekischen Samarkand die Stärksten der Starken zur Seite, kampfremisierte am Ende gar mit Vincent Keymer und Alireza Firouzja und sicherte sich – mei mei mei, unglaublich!!! – einen Startplatz beim FIDE Kandidatenturnier 2026.
Um es nochmal ganz ausdrücklich zu sagen: bei den Kandidaten!
Mit reichlich Dramatik: Keymer – Blübaum in Runde 10, am Ende unentschieden! (Foto: Michael Walusza)
Kein Deutscher hat seit Robert Hübner in den frühen Achtzigern seinen Fuß so nah an einen Weltmeisterschaftskampf gestellt. Und entlang kommt GM Matthias Blübaum, Deutscher, Ostwestfale, Bürger Lemgos, und qualifiziert sich auf souveränste Weise für dieses irre Feld der letzten acht Spieler, von denen dann ein einziger nur gegen Weltmeister Gukesh antreten wird.
Heidewitzka! Historisch. Was für eine Nachricht!
Es war ja schon toll, dass Matthias beim Grand Swiss so lange auf den vorderen Plätzen lag. Und wie oft kommt es dann vor, dass am Ende doch wieder ein anderer Großer den vorderen Platz belegt? Oft genug. Doch nicht dieses Mal. Dieses Mal nicht!
Matthias vs Pragg: Einsnull!
Matthias Blübaum aus Lemgo, Matthias Blübaum, Ex-Werderaner, Matthias Blübaum, Deizisauer Bundesligist und doppelter Europameister, fährt zu den Kandidaten! Wir sagen: Glückwunsch, Glückwunsch, Glückwunsch!
Und kommen damit auch schon zur schlechten Nachricht. Sorry, Matthias.
Denn was denken wir Schachspieler, wenn wir Kandidatenturnier hören? Wir Schachspieler denken an … Curacao, Bled, Zürich, London. Historische Orte der Schachgeschichte, Sonne, Wolken, Meer.
Auch kommen uns Bilder in den Sinn von, wer weiß, Casablanca, Havanna, Baguio City, Mumbai, Spiekeroog – was wären das für schöne Bilder, sähen wir dort Giri, Nakamura, Caruana.
Viel Platz für Gruppenfotos
Auch Kandidat Matthias mag sich bereits bezaubernde Orte vorgestellt haben für das Kandidatenturnier 2026. Doch wie ernüchternd, dass es all diese aber vielleicht gar nicht werden. Denn, sondern, hoppla – Bremen!
Wir steigen ein und bewerben uns für das Ausrichten des Kandidatenturniers im März 2026.
Allein, Bremen, warum auch nicht! Wir haben hier die schöne Weser und ein Fußballstadion, wir haben Kaffee, Bier, ein tolles altes Rathaus, und Worpswede ist ganz in der Nähe.
Zudem ist die alte Hansestadt gar nicht weit weg von Matthias‘ Heimat Lemgo. Fußläufig fast erreichbar, wenn man sich früh genug auf den Weg macht. Alternativ fahren Nahverkehrszüge aus Lemgo umweltfreundlich bis direkt in den Bremer Hauptbahnhof.
Geht doch: Mit dem Deutschlandticket von Lemgo nach Bremen
Kommt Bremen mit all seinen unbestreitbaren Vorzügen indes an gegen die flagship chess locations dieser Welt? Und mehr noch, wäre es überhaupt fair, wenn statt Buenos Aires, Sydney oder Rejkjavik das möglicherweise nur partiell semi-exotische Bremen das nächste Kandidatenturnier ausrichtete, und wäre es wirklich das, worauf man als junger, hungriger Lemgoer Spitzenspieler jahrelang hingearbeitet hat? Bremen?
Doch diese Frage stellt sich nicht. Wir machen es, wir Bremer, und bewerben uns als Ausrichter für das Turnier mit unserem alten Bremer Werder-Schachkumpel Matthias. Wenn schon, denn schon. Kandidaten 26!
Bremen mag nicht exotisch sein, dafür aber umso märchenhafter
Wenn sich an dieser Stelle jemand wundern sollte – na klar darf Bremen sich für die Ausrichtung bewerben!
Wir sind legal. Wir sind begeistert. Wir wollen. Und das Werder Vereinsheim steht für das Turnier bereit!
Was sagen die Statuten?
Es bleibt unter Rechtsstaatsgesichtspunkten natürlich zu prüfen, wie man das überhaupt wird, so eine Kandidatenstadt im Schachfieber. Klopfen wir doch einfach mal die FIDE- Bedingungen ab und setzen schwungvoll einen hanseatischen Haken an jede der kniffligen weltschachlichen Vorgaben.
Key facts and requirements, according to FIDE
The 2026 FIDE Candidates Tournament and the 2026 FIDE Women’s Candidates Tournament, two major events scheduled to begin between 25 March and 5 April 2026. . Läuft, FIDE! Ende März, Anfang April, da ist es sehr schön in Bremen. Und sollte das Wetter wie immer schlecht sein, kalt, grau, regnerisch und letzlich völlig hoffnungslos – über norddeutsches Schmuddelwetter werden sich Real Chessplayers (Kasparov) doch sicher nicht beschweren.
8 participants in each tournament
Liebe FIDE, auch das bekommen wir hin. Und überhaupt, die Zusammenstellung des Teilnehmerfeldes übernehmt Ihr ja ohnehin selber. Sollte aber kurzfristig im März noch jemand ausfallen – Bremen verspricht, für Ersatz zu sorgen. Vielleicht mit einem lokalen Spieler? Der Bremer Meister 2025 zum Beispiel – das wäre doch ein ehrenvolles Backup. (Und wer war noch einmal Bremer Meister 2025?).
FIDE Candidates 2026 (Aktueller Stand mit Backup) .
Duration: up to 22 days . Ganz schön lang … mit einigen Doppelrunden würden wir die Turnierdauer vielleicht noch etwas verkürzen, nur so als Idee. Oder mit einer anderen Bedenkzeit ein paar Tage einsparen, zum Beispiel wie im Bremer Dähne-Pokal: 40 Minuten für 40 Züge, 20 Minuten für den Rest, und je Zug ein Inkrement von 30 Sekunden. Die Kandidatinnen, die Kandidaten, sie wollen ja vielleicht auch mal weiterziehen, mehr sehen von der Welt und irgendwann nach Hause. Wenn die FIDE es aber ausdrücklich möchte – wir spielen auch ein Turnier von 22 Tagen! .
Minimum prize funds: Open Candidates – €700,000, Women’s Candidates – €300,000 . Nun ja … schöne runde Beträge! Und es sind ja noch einige Monate Zeit, um das Geld aufzutreiben. Wir hören uns mal um!
Die Bremer Lürssen-Werft wurde in Teilen gerade von der Rheinmetall AG aufgekauft, für eine runde Milliarde Euro, oder mehr, oder weniger. Ich würde auch noch zehn oder fünfzehn Euro drauflegen. Geld ist also in der Stadt. Her damit für die Kandidaten, Bremen!
Minimum combined prize fund: €1,000,000
„Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.“ (Aristoteles) In diesem Fall zum Glück aber nicht, lieber Aristoteles – die Summe aller Preisgelder zusammen ist genau so hoch wie die einzelnen Beträge für Männer und Frauen. Eine Million Euro, das muss nun erstmal reichen.
All organisers must respect FIDE sponsor and partner rights, including video and game broadcast . Ehrensache. Geht klar! Was denn sonst?
Das waren schon alle Bedingungen? Dann scheint soweit ja alles noch im Rahmen zu sein. Vielleicht legen wir auch noch eine Stadtführung und eine vegane Currywurst obendrauf, sowie einen Besuch in der Kunsthalle. Und gehen zu Werder ins Stadion, natürlich. Das gibt schöne Bilder!
Schach zu Gast im Weserstadion: IM Spartak, FM Olaf, GM Vlasti
Wo aber würden die Spieler, acht Kandidatinnen, acht Kandidaten, übernachten, und zahlt das auch die gastgebende Stadt? Kämen noch weitere Kosten hinzu, für freien Kaffee und hanseatischen Kuchen im Spielsaal?
So wie es aussieht, können wir unser Angebot an die FIDE noch bis zum 15.Oktober verfeinern und ausformulieren. Und dann schnell nach Lausanne damit!, via Mail an office@fide.com
Bremen 26 – ob sich GM Matthias über eine Reise ins nahe Bremen freuen würde? Immerhin, er kennt bereits die Räumlichkeiten. Als er ein noch jüngerer Mann war als jetzt, spielte er fünf Jahre lang für den SV Werder in der Bundesliga. Da ist ihm das Werder Vereinsheim von manchen Besuchen noch vertraut, mit allen Treppen, Türen, Pokalen und Laufwegen!
Und das, liebe deutsche, ostwestfälische und Lemgoer Schachfreunde, Bundestrainer, Sponsoren, könnte im Trubel eines Kandidatenturniers ein unschätzbarer psychologischer Vorteil sein.
Vereinsheim für die ELO-Riesen und Kandidaten dieser Welt: die Werderburg in der Hemelinger Straße, im Februar 2020
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Olaf SteffensOlaf Steffens, Diplom-Handelslehrer, unterrichtet an einer Bremer Berufsschule. FIDE-Meister seit 1997, ELO um die 2200, aufgewachsen in Schleswig-Holstein. Spielte für den Schleswiger Schachverein von 1919, den MTV Leck, den Lübecker Schachverein, die Bremer Schachgesellschaft und nun für Werder Bremen. Von 2012 bis 2021 Manager des Schachbundesliga-Teams des SV Werder Bremen. Bloggt seit 10 Jahren auf www.schach-welt.de und VeganeSchachkatzen.de.
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In diesem Videokurs erkundet Großmeister Ivan Sokolov die faszinierende Welt der Königsindisch- und Pirc-Strukturen – mit vertauschten Farben, wie sie häufig aus der Französischen oder der Sizilianischen Verteidigung entstehen.
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