Kandidatenturnier: Nakamura und Caruana ringen Abasov und Firouzja nieder

von André Schulz
16.04.2024 – Das Kandidatenturnier bleibt spannend. Nach der zehnten Runde haben noch sechs der acht Spieler Chancen auf den Turniersieg. Hikaru Nakamura und Fabiano Caruana verkürzten mit ihren Siegen den Abstand auf das Führungsduo. | Fotos: FIDE / Michal Walusza, Maria Emelianova

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Langsam kommt ein Ende beim Kandidatenturnier in Toronto in Sicht und es bleibt spannend. Die zehnte Runde wurde mit dem symbolischen ersten Zug am Brett der beiden indischen Großmeister Vidit und Praggnanandhaa von Raj Viswanathan, dem Chief Financial Officer der Scotiabank, eröffnet.

Die Partie der beiden indischen Teilnehmer verlief dann recht unaufgeregt. In einer Anti-Berliner Variante, mit Praggnanandhaa als Weißspieler, war das Gleichgewicht nie gestört und im 39. Zug endete das Treffen nach einer dreifachen Stellungswiederholung mit der Punkteteilung. Ein Erfolg für Vidit, denn im ersten Umgang hatte er gegen Praggnanandhaa noch verloren.

Die interessanteste Paarung der Runde war das Aufeinandertreffen der beiden Spitzenreiter, Gukesh und Nepomniachtchi. Hier hatte der 17-jähriger indische Shootingstar mit der Entwicklung Sge7 in der Spanischen Partie für andere Stellungsbilder gesorgt und es ergab sich zunächst ein ganz munteres Spiel, in dem Nepomniachtchi nach Möglichkeiten am Königsflügel suchte. Nach dem Tausch der Leichtfiguren verflachte die Partie allerdings bald und endete in einem Turmendspiel remis.

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Die Entscheidungen der zehnten Runde fielen an den beiden übrigen Brettern. Hikaru Nakamura spielte mit Weiß gegen Nijat Abasov und hatte sich bestimmt vorgenommen, die Partie gegen den Tabellenletzten zu gewinnen.

Nakamura wiederholte eine Variante gegen Abasovs Russische Verteidgung, die zuvor schon Nepomniachtchi probiert hatte, und erhielt eine Stellung mit einigem Raumvorteil am Königsflügel und im Zentrum. Es entwickelte sich eine Kampfpartie, in der auch Abasov seine Chancen bekam, aber nicht nutzte. Schließlich entstand ein Endspiel mit einer Qualität mehr für Nakamura, aber einigen Bauern weniger, das sich als vorteilhaft für den US-Großmeister erwies. 

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Ein wichtiger Sieg für Nakamura, der damit den Abstand zur Spitze auf einen halben Punkt verkürzt hat.

Auch der zweite US-Amerikaner Fabiano Caruana kam zum Erfolg. Die Partie gegen Alireza Firouzja begann mit der Sizilianischen Najdorf-Variante und erhielt nach Firouzjas Fianchetto des Königsläufers Elemente der Drachenvariante. Firouzja fand einen Weg zum frühen Damentausch, geriet im folgenden damenlosen Mittelspiel aber mehr und mehr unter Druck. 

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Auch für Caruana war dies ein wichtiger Sieg. Der Weltranglistenzweite ist ebenfalls wieder gut im Geschäft um den Turniersieg.

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Alireza Firouzja sorgte indes auch noch für Nebengeräusche. Schon in der Runde zuvor hatte ihn der Schiedsrichter Aris Marghetis nach einer Beschwerde ermahnt, weil Firouzjas Gegner Abasov sich durch die Geräusche gestört fühlte, die Firouzjas Schuhe beim Herumgehen machten. 

In der zehnten Runde sorgte dann Firozjas Vater für Stress, weil er unbedingt auf einen Balkon gehen wollte, von dem aus man die Partien beobachten kann. Dies ist den Angehörigen und Betreuern der Spieler aber nur in den ersten 15 Minuten einer Runde gestattet. Firouzjas Vater wollte sich an diese Vorschrift nicht halten und drohte, die Polizei zu rufen, um sich den Zutritt zu erzwingen.

Vor der elften Runde blieben Ian Nepomniachtchi und Gukesh D in Führung, gefolgt von einem dem Trio Fabiano Caruana, Praggnanandhaa R und Hikaru Nakamura. Alle fünf haben noch gute Chancen auf den Turniersieg. Auch Vidit mit 5 Punkten auf Platz sechs ist noch nicht aus dem Rennen.

Ergebnisse der 10. Runde

Tabelle nach der 10. Runde

Partien

Turnierseite


André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.