Kandidatenturnier: Nepomniachtchi baut Führung aus

von André Schulz
21.04.2021 – Der Sieger der 10. Runde heißt Ian Nepomniachtchi - in doppeltem Sinne. Nepomniachtchi gewann seine Partie gegen Kiril Alekseenko und da seine Verfolger alle drei nicht über ein Remis hinauskamen, konnte der russische Spitzenspieler auch noch seine Führung ausbauen. | Fotos: Lennart Ootes

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Nach der 9. Runde hatte sich das Achterfeld des Kandidatenturniers in zwei Hälften geteilt. Ian Nepomniachtchi führte weiter und alleine mit 5,5 Punkten und dahinter folgten Fabiano Caruana, Maxime Vachier-Lagrave und Anish Giri, alle mit 5 Punkten. Zur zweiten Tabellenhälfte hatte sich eine kleine Lücke von einem Punkt aufgetan. Alexander Grischuk, Wang Hao und Kirill Alekseenko hatten jeweils 4 Punkte auf dem Konto. Ding Liren trug alleine die Rote Laterne mit 3,5 Punkten.

In der zehnten Runde traf Spitzenreiter Ian Nepomniachtchi nun auf seinen Landsmann Kirill Alekseenko. Fabiano Caruana spielte mit Weiß gegen Schlusslicht Ding Liren, immerhin auch das Treffen des Weltranglistenzweiten mit dem Weltranglistendritten. In einem Duell der Verfolger saßen sich Maxime Vachier-Lagrave und Anish Giri gegenüber. Und mit Wang Hao und Alexander Grischuk stand noch eine Paarung aus der zweiten Tabellenhälfte auf dem Programm.

Nepomniachtchi eröffnete gegen Alekssenko mit 1.c4 und erreichte bald eine Stellung, die für die Katalanische Eröffnung typisch ist. Weiß hatte die bessere Position und führte diese erstaunlich schnell zum Gewinn.

Nepomniachtchi,Ian (2789) - Alekseenko,Kirill (2696) [A13]

FIDE Candidates 2020 Yekaterinburg (10.4), 21.04.2021

1.c4 Sf6 2.g3 e6 3.Lg2 d5 4.Sf3 dxc4 5.Da4+ Sbd7 6.Dxc4 a6 [Solide ist auch 6...c5 7.0–0 b6 8.d4 Lb7=] 7.Dc2 c5 8.Sc3 Le7 [In einer Reihe von Vorgängerpartien wurde 8...Dc7 9.0–0 b6 10.d4 Lb7 gespielt, mit ordentlichen Ergebnissen.] 9.0–0 0–0

 

10.d4 [Mit dieser für die Katalanische Eröffnung typischen Stellung hat Weiß herausragende Ergebnisse erzielt, laut Mega 82% in 30 Partien.]

10...cxd4 11.Sxd4 Dc7 12.Td1 Td8 [12...Sc5 13.Sa4 Ld7 14.Sxc5 Lxc5 15.b4 La4 16.Dxa4 Lxd4 17.Txd4 Dc3 18.Lb2 Dxb2 19.Tad1 Dxe2 20.Lxb7 Ta7 21.Lg2 h6 22.Lf1 Df3 23.b5 Db7 24.bxa6 Db6 25.Db5 Tb8 26.Tb1 1–0 (26) Korobkov,P (2508)-Provotorov,I (2398) Voronezh 2008]

13.Le3 Sb6 14.Tac1 e5

 

15.Sf5 Lxf5 [Nach 15...Lf8 16.Sxg7!? Kxg7 17.Db3 hat Weiß starken Druck. Der Sb6 hängt und es droht ein Abzug des Sc3. Wahrscheinlich war dies aber noch besser als die Partieforsetzung. 17...Sc4 18.Txd8 Sxe3 19.Txf8 Kxf8 20.fxe3]

16.Dxf5 Sc4 17.Lg5 Txd1+ 18.Sxd1 Td8 19.Lxf6 Lxf6

 

20.Le4 [Weiß steht bereits auf Gewinn. Der Einbruch auf h7 ist nicht zu verhindern und der Sc4 ist in Gefahr.]

20...Da5 21.Sc3 [21.Dxh7+ Kf8 22.Txc4 Txd1+ 23.Kg2 gewinnt ebenfalls.]

21...Kf8 22.Sd5 b5 23.Dxh7 [Droht schlicht Matt.]

23...Txd5 24.Lxd5 Dd2 25.Txc4 bxc4

 

26.e4 [Oder gleich 26.Dh8+ Ke7 27.Da8 Dxb2 28.Dc6 mit Mattdrohung.] 26...Dxb2 27.Dh8+ Ke7 28.Dc8 Db6 29.Dxc4 Db5 30.Dc7+ Dd7 31.Dc5+ [Schwarz wird auch noch den Bauern a6 verlieren und steht auf verlorenem Posten.] 1–0

The Catalan: A complete repertoire for White!

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Karsten Müllers Endspielanalyse

 

Und hier stellt Georgios Souleidis die Partie vor:

In der Partie zwischen Maxime Vachier-Lagrave und Anish Giri wählte der Niederländer so wie schon gegen Ian Nepomniachtchi in Runde acht die Sizilianische Sweshnikow-Variante.

Vachier-Lagrave bekämpft diese mit der Variante 7.Sd5, die auch schon Caruanas Wahl im WM-Kampf gegen Carlsen 2018 gewesen ist. Im 10. Zug wich Vachier-Lagrave von der WM-Partie Caruana-Carlsen ab und gewann im weiteren Verlauf der Partie am Damenflügel einen Bauern, allerdings nur als Doppelbauern. Giri fand ausreichend Gegenspiel am Königsflügel und im Zentrum und wickelte in ein Endspiel mit Damen und ungleichfarbige Läufer ab, in dem der Mehrbauer und auch ein weißer Freibauer nicht tz verwerten waren. Die Partie endete remis.

Fabiano Caruana und Ding Liren spielten eine Spanische Partie in einer der modernen Anti-Marshall Varianten. Die Spieler folgten eine Variante, die Ding Liren zuvor schon dreimal auf dem Brett hatte. Im 15. Zug wich der Chinese mit 15... Dc8 von den Vorgängerpartien ab. Schwarz gewann am Damenflügel einen Bauern. Weiß suchte als Kompensation Spiel im Zentrum und entwertete dort die schwarzen Bauern. Schwarz hielt seinen Mehrbauern zwar bis ins Doppelturmendspiel mit Springern fest, zum Gewinn reichte das aber nicht. Die Partie endete im 40. Zug remis durch Dauerschach. 

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Wang Hao

Gegen Wang Hao brachte Alexander Grischuk erneut die Französische Verteidigung aufs Brett und kam in der Klassischen Variante zu aktivem Spiel. Die Partie erhielt eine besondere Note, als der chinesische Großmeister sich genötigt sah, den Angriff auf seine Dame mit dem Tausch derselben gegen zwei Leichtfiguren plus zwei Bauern zu beantworten.

Zusammen mit einem Freibauern auf der d-Linie waren die weißen Figuren in der Nähe des schwarzen Königs damm sehr aktiv und schließlich erreichte Weiß in ein Endspiel mit Turm und Läufer gegen Dame plus Bauern, in dem Schwarz mit einem Remis zufrieden sein musste.

Ergebnisse

 

Tabelle

 

Partien

 

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André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.

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