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Fotos: World Chess
Drei Spieler haben gute Chancen, das Kandidatenturnier zu gewinnen: Fabiano Caruana, Shakhriyar Mamedyarov und Sergey Karjakin. Alle drei haben, Stand heute, einen kleinen Vorteil: Caruana hat einen halben Punkt mehr als die beiden anderen, Karjakin hat in den direkten Vergleichen gegen Caruana gewonnen, Mamedyarov hat in den direkten Vergleichen gegen Karjakin gewonnen. Mamedyarov ist zusätzlich mit einem Nachteil geschlagen: Er hat die geringere Anzahl gewonnener Partie vorzuweisen (3 gegenüber 4 bei Caruana und Karjakin). Ding Liren hätte die Nase vorn, wenn er morgen gegen Karjakin gewänne, Caruana verlöre und Mamedyarov remisierte - in diesen Fall zählte das Resultat aus den direkten Vergleichen zu Gunsten des Chinesen. Prognosen erübrigen sich...
Grischuk - Caruana
Karjakin - Ding Liren
Kramnik - Mamedyarov
Aronian - So
Sergey Karjakins Spielführung war frühzeitig anzumerken, dass er mit einem Remis ganz zufrieden sein würde. So kam es dann auch schnell - Wesley So war vielleicht seinerseits froh, keine - wenn auch nur indirekte - Rolle bei der Entscheidung über den Sieger des Kandidatenturniers gespielt zu haben. Für Karjakin würde das Remis nicht reichen, falls Caruana seine beiden letzten Partien gewönne, das war vorher klar, doch dieses Risiko schien dem russischen Großmeister wohl geringer zu sein als ein unbedingtes Spiel auf Gewinn gegen einen Mann wie Wesley So. Morgen wartet nun noch die vielleicht wichtigere Partie auf Karjakin: mit Weiß gegen Ding Liren.
Sergey Karjakin dürfte sich im Vorfeld einige Gedanken über seine Strategie für die beiden letzten Runden gemacht haben.
Nach einer gewissen Aufwärmphase hatte Caruana einigen Vorteil erzielt, der ihm zumindest einen Bauern am Damenflügel hätte einbringen müssen. Mit einem Figurenopfer für ein paar Bauern brach Aronian dann aber einen wilden, offenen Kampf vom Zaun, in dem er vielleicht sogar die richtige Idee hatte, sie aber dann nicht umsetzen konnte. Caruana bekam Oberwasser und fuhr den ganzen Punkt rasch nach Hause:
Ein Zug saß zwischendrin nicht richtig, doch nach Aronians "Gegenfehler" zerlegte Caruana seinen in Zeitnot befindlichen Gegner komplett.
Alexander Grischuk hatte gut gespielt und eigentlich wäre die Stellung remis gewesen, doch sie war auch extrem schwierig für den Russen. Beide Spieler hatten einen starken Freibauern und die Damen standen noch auf dem Brett - Grischuk hatte dazu einen kurzschrittigen Springer, Mamedyarov hingegen einen Läufer. Grischuk stand dadurch vor großen praktischen Problemen, die er nicht lösen konnte, und ist nach dieser Niederlage aus dem Rennen um den Turniersieg ausgeschieden:
Shakhriyar Mamedyarov aus Aserbaidschan hat morgen in der letzten Runde noch Chancen, das Kandidatenturnier zu gewinnen.
Das erneute Remis heute von Ding Liren, dieses Mal gegen Vladimir Kramnik, war nicht wirklich inspirierend. Alles in allem musste sich Ding, der zwischenzeitlich deutlich schlechter gestanden hatte, erheblich strecken, um wenigsten die Punkteteilung noch zu erreichen. Morgen könnte der Chinese - rein theoretisch - nach Punkten noch geteilter Erster gemeinsam mit Fabiano Caruana werden. Käme Mamedyarov als Dritter hinzu, dann hätte Ding tatsächlich noch die Nase vorn.
Ding Liren: Der Chinese ist ein bärenstarker Schachspieler, dem in Berlin aber irgendwie - bislang - das letzte Quentchen zum ganz großen Wurf gefehlt hat.