19.03.2018 – Zum Auftakt der zweiten Turnierhälfte, eingeleitet von Elisabeth Pähtz mit dem symbolischen ersten Zug, sorgten vor allem Grischuk und Kramnik, sowie Caruana und So für die Unterhaltung. Kramnik hatte einen Bauern geopfert, konnte das Endspiel dann aber nicht halten. So verteidigte sich gegen Caruana indes erfolgreich, trotz Minusqualität. (Fotos: Worldchess)
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Zusammenfassung mit GM Yannick Pelletier
Heute begann im Berliner Kühlhaus die zweite Halbzeit des Kandidatenturniers. Levon Aronian und Shakhriyar Mamedyarov galten vor dem Turnier als Favoriten, dank ihrer guten Ergebnisse im Turnierjahr 2017. Doch bei Halbzeit, oder schachspezifischer: nach dem ersten Umgang, lag Fabiano Caruana in Führung, wenn auch nur knapp.
Eigentlich hatte man Caruana schon 2016 als Herausforderer von Magnus Carlsen erwartet: in New York, das hätte gut gepasst. Bei einem US-amerikanischen Großmeister als Herausforderer des Schachweltmeisters wären auch die US-Medien besser auf das Thema angesprungen als sie es dann taten. Stattdessen spielte mit Sergey Karjakin ein Russe in Amerika um den Titel. Zwei Jahre zuvor In Sotschi war war es ein Inder, der den Norweger herausforderte. Irgendwie haben Agon und die FIDE medientechnisch kein Glück mit ihren Herausforderern. Eigentlich sollte man auch einmal Norwegen als Gastgeber eines WM-Kampfes erwarten. Verhandlungen darüber hat es wohl gegeben. Aber wie man unter der Hand hörte, lagen die Vorstellungen der Norweger und der Agon/Fide-Vertreter zu weit auseinander - auch darüber, was es an Nebenkosten alles gibt.
Anpfiff zur zweiten Halbzeit. Die Spieler sind dieselben, aber die Farben sind alle getauscht. Macht das einen Unterschied? Sehr viel mehr fällt wohl ins Gewicht, dass die Voraussetzungen inzwischen ganz andere sind. Kramniks Blitzstart mit zwei Siegen ist nach zwei Niederlagen nicht mehr viel wert. Der 14. Weltmeister wollte in einigen Partien zuviel, spielte zu riskant und wurde bestraft. Wesley So verzeichnete einen klassischen Fehlstart mit zwei Niederlagen. Er konnte dann zwar punkten, aber eine weitere Niederlage warf ihn wieder zurück. Levon Aronian, für viele der Favorit, hat zu viele Chancen liegen gelassen und teilt mit So den letzten Platz.
Engster Verfolger von Caruana ist Shakriyar Mamedyarow, nur einen halben Punkt entfernt. Zwei Partien konnte der Aseri bisher gewinnen und ist noch ohne Niederlage. Ding Liren segelt auf Remiskurs. Zusammen mit Grischuk und Kramnik bildet er das Mittelfeld, alle mit einem Punkt Rückstand auf Mamedyarov.
Anpfiff zur 2. Halbzeit:
Gegen Alexander Grischuk bot Vladimir Kramnik heute einmal mehr die Semi-Tarrschvariante des Damengambits an. Doch Grischuk lehnte ab und stattdessen entstand eine Variante des Angenommen Damengambits.
Vladimir Kramnik
Kramnik, der große Kämpfer in diesem Turnier, gab im weiteren Verlauf einen Bauern am Damenflügel und versuchte mit seinem Läufer Druck auszuüben.
Sam Collins zeigt Ihnen ein Repertoire für Schwarz auf der Grundlage des Angenommenen Damengambits, 1.d4 d5 2.c4 dxc4. Die zentrale Idee von Collins auf der DVD: spielen Sie nach 3.Sf3 Sf6 4.e3 die aktive Entwicklung des Damenläufers mit 4…Lg4!
Kramniks Kompensation verpuffte nach dem Damentausche allerdings nach nach, während Grischuks Mehrbauer blieb. Grischuk konsolidierte seine Stellung und begann dann langsam seinen Materialvorteil zu realisieren. Im Zuge der Verteidigung bot Kramniks Läuferpaar bisweilen ein seltsames Bild.
Und später:
Schließlich nahm Grischuk Revanche für seine Niederlage im "Hinspiel."
Pressekonferenz:
Im ersten Umgang hatte Aronian Ding in Runde eins ziemlich an die Wand gespielt, dann aber den Sieg liegengelassen. Heute stand mit vertauschten Farben ein Katalanische Eröffnung auf dem Brett. Im 11. Zug goss Aronian mit einem neuen Zug etwas Öl ins bis dahin nur schwach glimmende Feuer.
Ein paar Züge später war die Rochade für beide Spieler perdu:
Aronian schaffte es aber auch ein zweites Mal nicht, Ding von seinem Standardresultat abzubringen.
Pressekonferenz
Interview mit Levon Aronian
Wesley So wählte in seiner Partie gegen Caruana gegen die Russische Verteidigung die Variante, die auch schon Kramnik in Runde vier gegen den Amerikaner gespielt hatte. Caruana wich von seinem Spiel gegen Kramnik ab und entschied sich für einen anderen Aufbau, analog zu seiner Partie gegen Carlsen in Wijk aan Zee. Ungeachtet des frühen Damentausches gewann die Partie bald an Spannung. Kurz vor dem 30. Zug war So mit seiner Kavallerie in die schwarze Stellung eingebrochen, hatte Bauern geraubt, musste sich dann aber Gedanken machen, wie er seinen Stoßtrupp wieder nach Hause bekommt.
Die Befreiung kostete den US-Großmeister eine Qualität und schließlich musste So im Endspiel Springer gegen Turm plus Bauern ums Remis kämpfen.
So verteidigte sich dann geschickt und erreichte am Ende ein technische Remis im Endspiel Turm gegen Springer.
Schon früh beendet war die Partie zwischen Shakhriyar Mamedyarov und Sergey Karjakin. Der russische GM wählte den gleichen Aufbau wie in seiner Partie gegen Caruana in Runde fünf. Mamedyarov reagierte anders, holte aber auch nichts heraus.
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