Kandidatinnenturnier: Tan rettet sich, Lei vergibt Gewinn

von André Schulz
19.04.2024 – Die 12. Runde des Kandidatinnenturniers hätte vier Entscheidungen mit sich bringen können, am Ende gab es nur eine. Salimova, Lei und Koneru vergaben mögliche Siege gegen Tan, Lagno und Goryachkina. So war Vaishali die einzige Spielerin, die mit einem Sieg gegen Muzychuk punkten konnte. | Fotos: FIDE / Michal Walusza, Maria Emelianova

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Die Ehre, mit dem symbolischen ersten Zug die Runde zu eröffnen, kam diesmal dem Filmproduzenten Todd J. Labarowski zu. Mit den von ihm produzierten Filme ist Labarowski mehrfacher Golden Globe- und BAFTA-Preisträger und war auch schon für den Oscar nominiert. Er eröffnete die Partie am Brett von Kateryna Lagno und Lei Tingjie.

Lagno hatte vor der Runde als Dritte 1,5 Punkte Rückstand auf Lei Tingjie und zwei Punkte Rückstand auf Tan Zhongyi und hätte sich mit einem Sieg noch einmal in Sichtweite der Spitzenplätze bringen können. Allerdings zeichnete sich in der Partie schon früh ab, dass aus diesem Wunsch nichts werden würde. In der Französischen Vorstoßvariante hatte Lei Tinjie lang rochiert und war dann Chef auf dem Brett. Lagnos König stand sehr offen und lud zu einem Angriff. Lei Tingjie fand jedoch nicht die beste Angriffsmöglichkeit und so kam Lagno aus ihrer Verluststellung mit einem Remis davon.

Lei konnte vielleicht davon ausgehen, dass sie mit dem halben Punkt dennoch den Rückstand auf die Spitzenreiterin Tan Zhongyi aufholen würde, den die Weltmeisterin von 2017 stand gegen Nurgyul Salimova miserabel, eigentlich auf Verlust. Aus einer Reti-Eröffnung heraus hatte die Bulgarin einigen Vorteil erlangt, der sich noch vergrößerte, als Tan einen ihrer Damenflügelbauern Aufgabe, um vielleicht etwas Spiel zu erlangen. Salimovas Vorteil verwandelte sich in einen vorgerückten Freibauern auf f6 und verlangte sorgfältiges Spiel. Nach einem unbedachten Figurentausch von Salimova kam Tan jedoch zu Gegenspiel und konnte noch einen halben Punkt ergattern. 

Französisch besiegen mit der Vorstoßvariante

Die Videos behandeln die spannende Französisch Vorstoßvariante, beginnend mit 1.e4 e6 2.d4 d5 3.e5. Neben zahlreichen Nebenvarianten liegt der Hauptfokus auf den beiden meistgespielten Systemen mit 3…c5 4.c3 Sc6 5.Sf3 Db6 und 5…Ld7.

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Auch Humpy Koneru hätte mit einem Sieg gegen Aleksandra Goryachkina den Abstand zur Spitze verringern können, um sich vielleicht theoretische Chancen auf den Turniersieg zu bewahren.

Tatsächlich bot sich der Inderin eine versteckte Gewinnidee (24...Ld8, 25...Ta6 und 26...c6), mit der sie eine Fesselung auf der a-Linie hätte ausnutzen können. Stattdessen begnügte sich Koneru mit einem Remis durch dreifache Stellungswiederholung.

Neben diesen drei Remisen, die gut auch drei Entscheidungen hätten sein können, fand eine Partie auch eine Siegerin. Vaishali gewann ihre Partie gegen Anna Muzychuk. Die Ukrainerin hatte im Offenen Spanier eine Qualität gegeben und dafür einen Freibauern im Zentrum erhalten. Eine Zeitlang konnte Muzychuk ihr Gegnerin durch Vorrücken des Freibauern beschäftigen. Doch irgendwann ging der Bauer verloren und schließlich auch die Partie.

Im Fernduell um den Turniersieg spielt Tan noch gegen Goraychkina und Muzychuk, Lei gegen Vaishali und Koneru. 

Ergebnisse der 12. Runde

Tabelle nach der 12. Runde

Partien

Turnierseite


André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.
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