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Am Wochenende startete an vier Orten die Schachbundesliga in ihre neue Saison. Der Überraschungssieger der letzten Saison, die SG Solingen, empfing im Heimspiel, zusammen mit Mülheim-Nord, die Berliner Vereine Kreuzberg und Schachfreunde. Am Sonntag mussten die Berliner die Heimreise ohne einen einzigen Mannschaftspunkt antreten.
Bayern München war Gastgeber im Süden und empfing zusammen mit dem neuen Reisepartner, dem Aufsteiger MSA Zugzwang, den Rekordmeister und Titelfavoriten Baden-Baden und mit dem Aufsteiger Speyer-Schwegenheim ein ganz neues Team im Kreis der ersten Liga. Die Speyerer (sagt man so?) nahmen in einem der mutmaßlichen Abstiegsduellen den Münchnern im Zugzwang zwei Mannschaftspunkte ab, waren aber Bayern München unterlegen. Baden-Baden war nicht in Bestbesetzung nach München gereist, aber gut genug, um einmal 6:2 und einmal 7:1 zu punkten. Wenn man mit Shirov an vier spielt, weiß man, dass man eine gute Mannschaft beisammen hat.
Schwäbische Hall und Dresden empfingen in Schwäbisch Hall die Teams aus dem ganz tiefen Westen, Trier und Aufsteiger Aachen. Trier nahm beiden Gastgebern jeweils einen Mannschaftspunkt ab. Aachen war zweimal knapp unterlegen. Doch man merkt, dass die Aachener keineswegs gewillt sind, ihren Platz im Oberhaus so ohne Weiteres wieder zu räumen.
Der vierte Spielort war in der Hamburger City Nord. Diese erhält derzeit ein neues Gesicht, denn es wird eifrig gebaut und saniert. Die Telekom hat sich eine neue Nordzentrale gebaut und nebenan entsteht gerade das 18-geschossige und 60 Meter hohe neue Holiday Inn. Oben soll es eine Therme mit Dachterrasse für Schwindelfreie geben. Bundesliga-Teams, die in Hamburg spielen, sollten für die nächste Saison schon einmal reservieren.
Hamburg empfing mit seinem Reisepartner Werder Bremen die Mannschaften aus Hockenheim und Griesheim. Griesheim ließ alle vier Punkte in der Hamburger City Nord, Hockenheim nahm alle vier Punkte mit. Wer am Samstag zufällig im Spiellokal des Hamburger SK in der Signal-Iduna-Mensa vorbeischaute, erlebte ein positive Überraschung. Unter den Spielern befand sich nämlich eine leibhaftige Schachlegende, Anatoly Karpov, 12. Schachweltmeister und Protagonist unzähliger Nervenschlachten gegen Kortschnoj und gegen Kasparov.
Anatoly Karpov, 12. Schachweltmeister
Kurz zuvor hatte der 12. Weltmeister noch in Murmansk geweilt und ein Match gegen Jan Timman gespielt. Nun spielte er am ersten Hockenheimer Brett gegen den wohl - neben den wenigen Zuschauer - ebenso überraschten Robert Kempinski, nahm dem Polen im Verlauf der Partie einen Bauern und dann auch den Punkt weg.
Karpov-Kempinski
Die Anzahl der Zuschauer, die nicht in irgendeiner Weise an der Veranstaltung beteiligt waren, konnte man vermutlich tatsächlich an den Fingern einer Hand abzählen. Dabei waren neben Karpov noch einige andere prominente und starke Großmeister vor Ort, zum Bespiel die Engländer Luke McShane oder David Howell, oder die jungen Deutschen Matthias Blübaum und Rasmus Svane.
Anatoly Karpov schaut sich die Partien an, links: Zuschauer Harald Grube
Offenbar hatte sich Karpovs kurzer Auftritt in Hamburg erst sehr kurzfristig entschieden, so dass man niemandem einen Vorwurf machen kann. Allerdings gehört Geheimniskrämerei auch durchaus zum Geschäft der Schachbundesliga. In einem nachdenklichen Essay fragt sich Ullrich Geilmann auf der Schachbundesligaseite, warum nur so wenige Zuschauer zum Auftakt der neuen Saison an den verschiedenen Orten erschienen sind. Und was sich ändern soll, damit es besser wird: Warten auf den Ritter in der goldenen Rüstung?
Gegenfrage: Wenn man die Termine der Fußball-Bundesliga unregelmäßg über ein halbes Jahr verteilen würde, nur den Insidern bekannt gäbe, wann diese Termine sind, zudem verheimlicht, ob man mit dem A-Team, dem B-Team oder einer Jugendmannschaft aufläuft und dann auch nicht im Vorwege kommunizieren kann, dass man eine echte Legende und Stars dabei hat - wie viele Fans würden dann am Ende noch in die Stadien kommen?
Wir wollen hier keine neue Diskussion starten, aber vielleicht möchte der andere oder andere Leser mitteilen, warum er zur Bundesliga geht oder sie eben nicht besucht. Dann nutzen Sie die Kommentarmöglichkeit am Ende des Beitrages.
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