Karpov nach Sturz auf der Intensivstation

von André Schulz
01.11.2022 – Nach Meldungen in russischen Medien soll Anatoly Karpov am Montag früh nach einem Sturz mit schweren Kopfverletzungen in ein Krankenhaus in Moskau eingeliefert worden sein. Über die Umstände des Unfalls, auch ein Angriff wurde vermutet, und die Art der Verletzungen gibt es widersprüchliche Aussagen. | Foto: Prawda.ru (Karpov mit seiner Tochter Sofia)

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Wie verschiedene russische Medien und Worldchess meldeten, wurde Anatoly Karpov am Montag früh, nach anderen Quellen schon am Samstag früh, mit verschiedenen Verletzungen in der Nähe des russischen Parlaments, der Duma, bewusstlos aufgefunden und dann in ein Moskauer Krankenhaus eingeliefert.

Die Nachrichten über die Umstände der Vorfalls und über das Ausmaß der Verletzungen variieren und widersprechen sich jedoch erheblich.

In einigen Meldungen russischer Quellen hieß es, Karpov sei vor der Duma das Opfer eines Angriffs geworden. Offenbar hatte Karpovs Manager Andrej Kovalov diese Vermutung geäußert.

Andere Quellen sprachen von einem hohen Alkoholgehalt in Karpovs Blut und vermuteten, Karpov sei aus diesem Grund gestürzt und hätte sich dabei verletzt. 

Karpovs Assistent Albert Stepanyan dementierte dann gegenüber TASS die Vermutung, Karpov sei Opfer eines Überfalls geworden. Auch Karpovs Tochter Sofia wies dies als Falschmeldung zurück. Sie erklärte gegenüber russischen Medien, ihr Vater hätte einen häuslichen Unfall gehabt. Karpovs Frau Natalija Buljanova behauptete indes gegenüber der russichen Presse, Karpov hätte gar keinen Unfall gehabt, es ginge ihm gut und er sei zuhause. 

Auch das Ausmaß von Karpovs der Verletzungen ist unklar. In einigen Meldungen wurden von schweren Kopfverletzungen gesprochen Außerdem soll Karpov einen Bruch des Oberschenkelhalsknochens oder der Hüfte erlitten haben.

Nach Angaben von Vertretern des Sklifosovsky-Instituts, in dem Karpov behandelt wird, wurde der 71-Jährige in ernstem Zustand ins Krankenhaus eingeliefert. Er soll in ein künstliches Koma versetzt worden sein.

Die Pressestelle der Partie "Einiges Russland", der Karpov seit 2005 angehört, erklärte, Karpovs Gesundheitszustand sei stabil und der 12. Schachweltmeister erhalte die notwendige medizinische Versorgung.

Anatoly Karpov wurde 1975 Schachweltmeister, nachdem Bobby Fischer zur Titelverteidigung nicht antrat. 1978 und 1981 lieferte sich Karpov Nerven aufreibende Weltmeisterschaftskämpfe mit Viktor Kortschnoj, der als Dissident 1976 aus der UdSSR geflohen war. Von 1984 bis 1990 spielte Karpov gegen Garry Kasparov insgesamt fünf Weltmeisterschaftskämpfe, nachdem er den Titel 1985 an Kasparov verloren hatte. Als Kasparov und Short 1993 den Weltmeistertitel außerhalb der FIDE spielten, kehrte Karpov als FIDE-Weltmeister zurück und verteidigte seinen Titel 1996 gegen Gata Kamsky und 1998 gegen Viswanathan Anand.

 


Meldung bei Worldchess...

Meldung bei Pravda.ru...


André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.