ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024
ChessBase ist die persönliche Schach-Datenbank, die weltweit zum Standard geworden ist. Und zwar für alle, die Spaß am Schach haben und auch in Zukunft erfolgreich mitspielen wollen. Das gilt für den Weltmeister ebenso wie für den Vereinsspieler oder den Schachfreund von nebenan
Natürlich ist es für Schachspieler wichtig, sich Eröffnungswissen anzueignen. Aber wenn man sich in der heutigen digitalen Zeit ein Eröffnungsrepertoire zugelegt hat, schwupps erscheinen in den bekannten Datenbanken sämtliche Partien und die Gegner wissen schon, auf was sie sich einzustellen haben. Und selbst die Eröffnungstheorie unterliegt einem stetigen Wandel, dem hinterher zu laufen, auf einem gewissen Niveau mit einem großen Arbeitsaufwand verbunden ist.
Ganz anders schaut es da bei Endspielen aus. Dort gibt es auch Theorie zu lernen. Aber diese wird bestimmt nicht mehr mit „Neuerungen“ durcheinandergewirbelt. Wahnsinnig beeindruckend finde ich, wie starke GMs in Schnellpartien das Endspiel behandeln. Sie ziehen schnell und (meist) absolut sicher. Warum? Weil sie ganz einfach die theoretischen Stellungen kennen und dann traumwandlerisch die Partie runterspulen können. Dazu gleich mehr.
Und wer könnte einem einerseits theoretische Endspielkenntnisse und andererseits viele spannende Endspiele aus der Turnierpraxis besser erklären, als der Reich-Ranicki der Endspiele himself, GM Karsten Müller?
Endspiele von Fischer bis Carlsen
Lassen Sie sich vom Endspielexperten Dr. Karsten Müller die Finessen der Weltmeister präsentieren und erklären.
Auf seiner neuen DVD „Endgames of the World Champions“ widmet sich der deutsche Endspielpapst, wie schon dem Titel zu entnehmen ist, der Crème de la Crème der Schachspieler. Müller beginnt bei Bobby Fischer und klappert bei seiner faszinierenden Reise dann noch die Künste von Anatoly Karpov, Garry Kasparov, Vladimir Kramnik, Viswanathan Anand und Magnus Carlsen ab.
Mich persönlich hat Robert James Fischer als Schachspieler am meisten fasziniert. Scheinbar geht es Karsten Müller genauso, denn er widmet dem 11ten Weltmeister die meisten Videoclips. Zuerst geht Müller auf technische Endspiele, also die klassische Endspieltheorie, ein. Hierbei fallen Begriffe, wie z.B. Rausers Remiszone aber auch Centurinis Regel. Bei letzterer zeigt der Autor, wie es Fischer in einer Partie gegen Taimanov gelang, in einem gleichfarbigen Läuferendspiel mit Minusbauer leicht Remis zu halten. Auf die Frage seines Gegners, wie es ihm möglich war, dieses Endspiel so leicht Remis zu halten war Fischers Antwort verblüffend: Er sagte, dass er die Theorie der Läuferendspiele 7 Jahre zuvor in einer russischen Schachzeitschrift studiert und sich dies noch gemerkt hätte. Danach musste er in der Partie eigentlich nicht mehr überlegen, da er ja alles schon kannte.
Im Anschluß daran behandelt die DVD typische Turmendspiele. Mit dem Hinweis „Es schadet ja auch nicht, die Grundlagen der Turmendspiele drauf zu haben“, geht Müller auf wichtige Aspekte der Turmendspieltheorie ein. Als Beispiel dient die Partie Gligoric – Fischer (Stockholm 1962).
Es ist unglaublich interessant zu sehen, was in Turmendspielen mit nur noch einem Bauern auf dem Brett alles möglich ist. Hier gibt es sooooo viel Theorie zu entdecken und zu lernen, die wirklich allgemein gültig ist. Kein Sekundant Carlsens wird dort jemals eine Neuerung finden. Das Wissen um diese Stellungen wird Ihnen definitiv mehrere ganze und halbe Punkte retten. Weil der Gegner halt seine Neuerung vielleicht schon im 15. Zug gebracht und dabei das Endspiel vernachlässigt hat. Trotz so vieler Eröffnungsbücher bringt das Wissen und die Analyse von Endspielen meiner Meinung nach das wirkliche Schachverständnis am besten voran.
Trotz des teilweise hohen Niveaus zeigt Karsten Müller aber auch immer wieder absolute Grundlagen der Endspiele. Deshalb ist das Werk für jeden Schachfan zu empfehlen! Ich denke, dass wenn man sich einige grundlegende theoretische Stellungen merken kann, die DVD schon einiges gebracht hat. Es wird immer wieder erwähnt, dass selbst relativ einfach anmutende Stellungen „extrem schwierig“ sind. Nicht umsonst nehmen selbst Weltklassespieler die Gelegenheit wahr, einige Tage mit Karsten Müller speziell Endspiele zu trainieren.
Wenn man die wirkliche Faszination, die Endspiele auf Karsten Müller haben, greifbar machen will, muss man sich das Video zur 13. WM-Partie Spassky – Fischer ansehen. Wie er mit verzücktem Blick nach guten Zügen immer wieder „faszinierend“ sagt, zeigt die Hingabe, mit der er sich dem Thema Endspiel widmet. Und es zeigt auch das Erfolgsrezept Fischers. Kämpfen bis zum Schluss.
Legendär ist auch die Endspielkunst von Anatoly Karpov. Er konnte, wie jetzt ja auch Magnus Carlsen, aus Steinen Wasser pressen. Was einem Normalsterblichen als „total Remis“ vorkommt, wurde in vielen Fällen von Karpov, selbst gegen Weltklassegegner, auf wundersame Weise gewonnen.
Sehr gut spiegelt das Schachverständnis des 12ten Weltmeisters folgendes Beispiel wider.
Wie Karpov hier 31…. Lxf3 spielt und danach den Rest einfach nach Hause bringt ist absolut sehenswert.
Ein gutes Lehrbeispiel, dass nicht alle Endspiele mit ungleichfarbigen Läufern Remis sind, zeigt die Partie Ljubojevic – Karpov, Mailand 1975.
Insgesamt ist die DVD absolut empfehlenswert! Wer etwas über das Endspiel lernen oder seine Kenntnisse vertiefen will, kommt um dieses Standardwerk nicht herum. Mir gefällt sowohl die Präsentation, als auch die Analysen, die man nach dem Video in Ruhe durcharbeiten sollte.
Da ich finde, dass es der DVD nicht gerecht würde, alle weltmeisterlichen Endspielkünste auf einmal abzuhandeln, werde ich in einer folgenden Rezension typische Beispiele der restlichen vier Champions präsentieren.