Ereignisreicher September für Garry Kasparov
Von Luise Ihl-Behrend
Zwei Tage, nachdem Kasparov zum „Botschafter der
Leidenschaft“ für die Fußball-EM 2008 in Österreich ernannt wurde, erhielt
er am 19. September in Kopenhagen für seinen Einsatz für die Demokratie in
Russland den dänischen „Pundik-Freiheitspreis“.
Im eigenen Land dagegen machte er sich bei den Tschetschenen unbeliebt, als
er am 23. September auf einer Konferenz des „Anderen Russlands“ in St.
Petersburg den tschetschenischen Präsidenten Ramsan Kadyrov einen „Banditen“
nannte. Das tschetschenische Parlament beschloss daraufhin in einer
außerordentlichen Sitzung, Kasparov zu verklagen. „Kasparov muss ins
Gefängnis“, erklärte der Sprecher des Parlaments Abdurachmanov. „Wenn wir
durch die föderale Gesetzgebung das von uns angestrebte Ergebnis nicht
erreichen, werden wir zu anderen Mittel greifen. Der Kaukasus lässt das zu,
der Kaukasus hat seine eigenen Gesetze, und Kasparov wird bestraft werden.“
Kasparov wandte sich deshalb an die Staatsanwaltschaft mit der Bitte, für
seine Sicherheit zu sorgen.
„Den Traditionen des Kaukasus entsprechend versteht man
unter Maßnahmen, die der Kaukasus zulässt, Mord“, erklärt Garry Kasparov auf
seiner Internetseite. Er hatte auf der Konferenz in Petersburg gesagt, dass
Kadyrov, der sich öffentlich und mit Stolz dazu bekennt, mit 15 Jahren den
ersten russischen Soldaten getötet zu haben, ein Bandit ist.
Am Sonntag, dem 30. September, wurde Kasparov zum Präsidentschaftskandidaten
des Oppositionsbündnisses "Anderes Russland" gewählt und wird nun das
Oppositionsbündnis bei den Wahlen im März vertreten. Laut aktueller Umfragen
ist er gegenüber dem wahrscheinlichen Putin-Kandidaten Viktor Sublov
allerdings chancenlos.
Mit einer Art Politrochade will Putin demnächst seine Amtszeit als
Regierungschef gegen den Geist der Verfassung verlängern. Der bisherige
Präsident kann bei den Wahlen im März gemäß Verfassung nicht wiedergewählt
werden und will deshalb im Amt des Ministerpräsidenten die
Regierungsgeschäfte weiterführen. Der von ihm kürzlich ernannte
Ministerpräsident Subkov soll dann als Befehlsempfänger ins Amt des
Präsidenten von Putins Gnaden gehievt werden, wird vermutet.
Links:
www.nachrichten.at/sport/mehrsport/594139?PHPSESSID==4df4c42182f57dfG
www.stol.it/nachrichten/artikel.asp?KatId=e&ArtId=100259
www.kommersant.ru/doc.aspx?Docsid=808443&print=true
www.echo.msk.ru/news/398355.phtml
www.echo.msk.ru/news/399294.phtml
www.kasparov.ru/material.php?id=46FA290CE15C9
www.welt.de/politik/article1225207/Kasparow_will_russischer_Praesident_werden.html
http://www.zeit.de/news/artikel/2007/10/01/2391202.xml
http://www.nzz.ch/magazin/dossiers/kasparow_als_praesidentschaftskandidat_1.563193.html
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,508952,00.html
http://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/14/0,3672,7100910,00.html