Kasparov auf dem Institutional Money Kongress 2022

von André Schulz
13.06.2022 – Anfang Juni wurde in Wiesbaden der Institutional Money Kongress 2022 organisiert. Experten setzten die Gäste mit ihren Vorträgen über die wirtschaftlichen und politischen Bedingungen für Investitionen ins Bild. Einer der Redner war Garry Kasparov. Er sprach über die Situation in der Ukraine und gab im Anschluss ein Interview. | Bild: Video-Capture

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Anfang Juni (1. und 2. Juni) fand im RheinMain Congress Center in Wiesbaden der Institutional Money Kongress 2022. Eine Reihe von Experten gaben in ihren Vorträgen für mögliche Investoren Einschätzungen der wirtschaftlichen und politischen Lage. Dabei war der Russland-Ukraine-Krieg das vorherrschende Thema. Der Kongress stand unter dem hoffnungsfrohen inoffiziellen Motto "We'll Always Come Back". Der Kongress sollte schon 2020 durchgeführt werden, musste aber wegen der Pandemie verschoben werden. Zu den Rednern gehörten unter anderem MMT-Galionsfigur Stephanie Kelton, der Philosoph Richard David Precht, der ehemalige österreichische Bundeskanzler Christian Kern, der Ökonomen Lars Feld, der ehemalige NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen und Putin-Kritiker Garry Kasparov.

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Der frühere Schachweltmeister eröffnete den zweiten Kongress-Tag mit einem Vortrag zum Thema: "Russia-Ukraine: Challenges and Chances". Kasparov hatte sich nach seinem Rückzug aus dem Profischach in Russland in Opposition zu Vladimir Putin in der Politik engagiert. Nachdem mehrere russische Oppositionspolitiker ums Leben kam, kehrte Kasparov nicht mehr in seine Heimat zurück. Kasparov hatte früh eindringlich vor den imperialistischen Bestrebungen des russischen Diktators gewarnt und die drohenden Gefahren 2015 in seinem Buch "Winter is Coming – Why Vladimir Putin and the Enemies of the free World must be stopped" skizziert. Mit mit dem Angriff von Russland auf die Ukraine sieben Jahre später sind die Befürchtungen Wirklichkeit geworden.

Wer Putin bei dessen öffentlichen Äußerungen aufmerksam zugehört hätte, konnte vom russischen Angriff auf die Ukraine nicht überrascht gewesen sein, erklärte Kasparov. Schon bei einem Treffen der G7-Staaten 2006 in St. Petersburg hatte Putin den Zusammenbruch der Sowjetunion als große Tragödie beklagt und damit seine Bestrebungen mitgeteilt, diesen Gang der Geschichte rückgängig zu machen. Die Erhöhung des russischen Militäretats, die Vergößerung des Polizeiapperates und die Aufstockung der Goldreserven seien deutliche Warnzeichen auf den langfristigen Angriffsplan von Putin gewesen.

Der Westen hätte laut Kasparov bei der Überwachung der Sicherheitsgarantien für die Ukraine versagt. Nach dem Zerfall der Sowjetunion hatte Russland im Tausch für die Abgabe der in der Ukraine gelagerten Nuklearwaffen die Unabhängigkeit vertraglich zugesichert.

Nach dem Angriff der Ukraine habe der Westen, insbesondere die USA zu spät reagiert, da man davon ausging, dass die Ukraine in kurzer Zeit besiegt sein würde und Waffenlieferungen damit sinnlos gewesen wären. Die derzeitigen Hilfen der westlichen Länder seien immer noch zu gering. Insbesondere kritisierte Kasparov Deutschland. 

Kasparov zeigte sich dennoch überzeugt, dass die Ukraine nicht von Russland besiegt werden könne und hofft, dass der Misserfolg zum Sturz von Putin führen werde.

Im Anschluss an seinen Vortrag gab Kasparov ein Interview.

Wird Putin Schachmatt gesetzt...


André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.