Kasparow besuchte „Art of Chess“-Ausstellung
Bevor Garri
Kasparow am 21. Oktober im London Chess
Centre einen PR-Termin wahrnahm, um sein neues Buch vorzustellen,
besuchte er am 17. Oktober die Ausstellung „The Art of Chess“ im Edmond-J.-Safra
- Hof des Somerset House in London (Quelle:
http://www.news.scotsman.com/).
Die Ausstellung
wurde am 20. Mai dieses Jahres annonciert, am 28. Juni mit einer Schaupartie von
FM David Howell (12 Jahre alt; Seaford/England) und GM Sergei Karjakin (13
Jahre; wie FIDE-Weltmeister Ruslan Ponomariow aus Kramatorsk/Ukraine) eröffnet,
sollte ursprünglich bis Ende September dauern und wurde dann (anscheinend Anfang
August) bis zum 30. November 2003 verlängert.
Die Ausstellung der
Gilbert-Collection zeigt 19 Schachsets, die von verschiedenen Künstlern in den
letzten 100 Jahren entworfen wurden (u.a. von Marcel Duchamp, Man Ray, Max
Ernst, John Lennon’s Witwe Yoko Ono). Fünf dieser Schachspiele sind erstmals
öffentlich zu sehen - sie wurden von zeitgenössischen Künstlern entworfen:
Damien Hirst, Jake und Dinos Chapman, Paul McCarthy, Yayoi Kusama und Maurizio
Cattelan. Die neuen Arbeiten wurden von der neuen Firma RS&A Ltd. in Auftrag
gegeben. Die Idee zu dieser Ausstellung hatte Mark Sanders, ein Partner von
RS&A, der schon seit Jahren im Londoner Kunstbetrieb etabliert ist. Im Jahre
2001 erteilte er den Auftrag für die neuen Schachspiele bei Künstlern, die er
persönlich kannte und die sich unter einander kannten. Mark Sanders wurde
angeregt zu diesem Projekt, als er das Propaganda-Schach der Danko-Schwestern
(Leningrad 1925) in einem Museum sah: „A fantastic art-deco design!“
Arrangiert ist die
beim Publikum gut ankommende Ausstellung so, dass jedes Schachspiel einen Zug in
der legendären Partie Napoleons gegen General Bertrand auf St. Helena 1820
zeigt:
http://www.gilbert-collection.org.uk/.
Am Abend des 28.
Juni lud Lord Jacob Rothschild bekannte Schachenthusiasten zum Dinner. Unter den
Gästen befanden sich - wie die FIDE-Website verlauten ließ - u.a. die frühere
First Lady Nancy Reagan (USA), Prinzessin Firjal (Jordanien), Ex-Außenminister
Dr. Henry Kissinger und Gemahlin (USA) und Lady Hamlyn (England).
Sponsor der
Schach-Ausstellung ist der russische Oligarch Oleg Deripaska (Russland).
Sein Aluminium-Konzern RusAl, der zweitgrößte der Welt, unterstützt die
russische Schachföderation. Das Vermögen des gerade mal 35 Jahre „alten“
Firmenchefs Oleg Deripaska wurde von Forbes auf 1,5 Milliarden US-Dollar
geschätzt.
Lord Rothschild und
Dr. Henry Kissinger sind Vorstandskollegen der im Dezember 2001 im Somerset
House, London, gegründeten
Open Russia
Foundation. Der US-amerikanische Zweig dieser Stiftung wurde am 18.
September 2002 in Washington D.C. gegründet. Zum Vorstand der Open Russia
Foundation gehört ferner der Chef des russischen Ölkonzerns Jukos, Michail
Chodorkowski.
Am Rande sei
bemerkt: seit Ende Juni ließ die russische Justiz mehrere führende
Jukos-Mitarbeiter verhören. Erst den Sicherheitschef von Jukos, Alexei
Pitschugin, am 21. Juni wegen eines Doppelmordes. Am 2. Juli Platon Lebedew, den
Chef der Holding, die 61% von Jukos kontrolliert. Diese und weitere Aktionen
gegen führende Manager von Jukos sowie andere Oligarchen Russlands wurden als
„Warnschuss der Organe an die Business-Elite“ interpretiert. Am 18. September
2003, dem Tag, an dem der russische Präsident Wladimir Putin in Jalta
(Krim/Ukraine) der Eröffnung des (am 29.8. abgesagten)
Ponomariow-Kasparow-Matches hätte beiwohnen sollen, veröffentlichte Wall
Street Journal-Kolumnist Garri Kasparow seinen neuesten Beitrag: „KGB
State“:
„(...) Russia
now is entering an extremely dangerous phase of property redistribution, which
is shaking the country's weak economy from top to bottom. The Putin regime's
recent, blatant attack on Russia's largest private oil company, Yukos, run by
the outspoken oligarch Mikhail Khodorkovsky, illustrates this trend. One of
Yukos's major shareholders, Platon Lebedev, has been jailed on charges widely
seen in Russia as having less to do with justice than with signaling to all
Russian business that no one is safe. Security forces are interfering in
business activities when and where they choose. The attorney general's office
rubber stamps accusations against oligarchs and big businesses upon orders from
the Kremlin. (...)“
Zur Eröffnung der
„Art of Chess“-Ausstellung kam auch Prominenz vom Weltschachbund. Ein von der
FIDE veröffentlichtes Bild zeigt (v.l.): Exzellenz Kirsan Iljumschinow, Lord
Jacob Rothschild und - selten auf einem Bild zu sehen - RusAl-Chef Oleg
Deripaska.
Gerald Schendel