Das Wissen, das Du jetzt brauchst!
Die neue Version 18 bietet völlig neue Möglichkeiten für Schachtraining und Analyse: Stilanalyse von Spielern, Suche nach strategischen Themen, Zugriff auf 6 Mrd. LiChess-Partien, Download von chess.com mit eingebauter API, Spielervorbereitung durch Abgleich mit LiChess-Partien, eingebaute Cloud-Engine u.v.m..
Der
Ausdruck "Fünfte Kolonne" stammt aus dem spanischen Bürgerkrieg. Ein gegen die
Republik kämpfender General kündigte 1936 an, er werde mit vier Kolonnen von
außen gegen Madrid marschieren - unterstützt werde er von der "fünften Kolonne",
seinen Anhängern innerhalb von Madrid. Ernest Hemingway, der den spanischen
Bürgerkrieg publizistisch begleitete, veröffentlichte 1938 ein Theaterstück mit
dem Titel "The Fifth Column".
Seither hat sich der Ausdruck aus dem historischen Kontext gelöst und wird -
polemisch - in unterschiedlichsten Situationen für Anhänger des Gegners im
eigenen Lager verwendet.
Mit der diskriminierend gemeinten Bezeichnung "fünfte Kolonne" wurden u.a.
belegt (Quelle: Archiv der Tageszeitung
"taz"):
die Palästinadeutschen um 1936 (14.08.1999), Deutsche in Polen vor Kriegsbeginn
1939 (12.09.2002), die Russlanddeutschen und die Krimtataren während des zweiten
Weltkriegs (10.05.1990), Schweizer Kommunisten in der Schweiz und in der DDR
(19.10.2002), die deutschen Sozialdemokraten Anfang der 80er-Jahre (23.08.1989),
"KGB-Hacker" an deutschen Heimcomputern (04.03.1989), das Neue Forum in der DDR
(27.09.1989), ehemalige Stasi-Mitarbeiter in der Bundesrepublik (11.12.1990),
deutsche Beamte in Tarifauseinandersetzungen (07.01.1992) - es gibt zahllose
Möglichkeiten, den Begriff "fünfte Kolonne" anzuwenden.
In Russland wird heute der Ausdruck auch in unterschiedlichen Zusammenhängen
verwendet. In der St. Petersburg Times sprach am 23. Juni 1998 ein
russischer Politologe von der "fünften Kolonne" des Kreml in den Regionen. Am
19. März 1999 berichtete AFP über ein Buch, dessen Autor die "fünfte
Kolonne" des Zionismus in Russland angriff. Am 13. Mai 1999 nahm Professor
Katschanowski in der Sowjetskaja Rossija das organisierte Verbrechen in
Russland als "fünfte Kolonne" aufs Korn. Mitte Januar 2001 kritisierte der
russische Menschenrechtler Sergei Kowaljow, dass enttäuschte Nationalisten
ständig auf der Suche nach äußeren Feinden und einer "fünften Kolonne" sind. Am
22. März 2001 berichtete Igor Malaschenko (Media-Most) im Wall Street Journal
Europe, einflussreiche Russen seien der Ansicht, dass die Zerstörung der
Sowjetunion in Washington D.C. geplant und von einer "fünften Kolonne" innerhalb
der UdSSR durchgeführt wurde. Am 18. März 2003 erschien bei pravda.ru ein
Artikel, in dem der Präsident der Ölfirma Jukos, Michail Chodorkowski, als
potenzieller Konkurrent des Staatspräsidenten Wladimir Putin identifiziert wurde
und die Chodorkowski unterstützenden Journalisten in den Regionen als "fünfte
Kolonne" bezeichnet wurden. Nach der Verhaftung Michail Chodorkowskis erschien
am 13. November 2003 in der Novaja Gaseta ein Interview mit einem nicht
namentlich genannten Angehörigen des KGB-Nachfolgers FSB. Der FSB-Offizier
sagte: "(...) Man sollte nur diejenigen Oligarchen behalten, die an das Wohl der
Nation denken und nicht daran, wie sie sich die Taschen füllen können.
Chodorkowski orientiert sich offensichtlich an den Vereinigten Staaten. Er
sollte nicht in Russland sein. Das ist wirklich eine fünfte Kolonne (...)." Die
Eliteforscherin Olga Kryschtanowskaja kritisierte in der Novaja Gaseta am
30. August 2004: "(...) Es gibt eine einfache Logik. (...) Da es
Sicherheitsdienste gibt, muss es auch Feinde geben - äußere und innere. Der
Westen ist der äußere Feind, der Russland alles Schlechte wünscht. Dieser Feind
hat einen Verbündeten innerhalb Russlands, die so genannte fünfte Kolonne. Das
ist die Weltanschauung der Geheimdienste. (...)"
Am 29. September 2004 erschien in der Zeitung Komsomolskaja Prawda ein
Interview mit Wladislaw Surkow, der seit 1999 stellvertretender Leiter der
russischen Präsidentialadministration ist. Eine englische Version des Textes
wurde vom Informationsdienst BBC Monitoring publiziert. Das Interview
erregte allein schon deswegen Aufsehen, weil Wladislaw Surkow hauptsächlich
hinter den Kulissen agiert und nur selten vor die Öffentlichkeit tritt. Was
Surkow sagte, war ebenfalls bemerkenswert.
Das Interview wurde durch die Feststellung eingeleitet, dass der russische
Präsident am 4. September (nach dem Angriff auf die Schule in Beslan) gesagt
hat, Russland sei angegriffen worden und das Land befinde sich im Krieg. Auf die
Frage nach dem Warum antwortete Surkow: "Wissen Sie, die Entscheidungsträger in
Amerika, Europa und im Osten lassen sich in zwei Gruppen mit unterschiedlichen
Ansichten über unser Land einteilen. In der ersten Gruppe glaubt man, dass
unsere Demokratie eine Zukunft hat. Diese Leute unterstützen uns und bemühen
sich, die Revitalisierung und Konsolidierung Russlands abzusichern - als ein
wichtiges Element der geopolitischen Balance, als Markt und als ein guter
Nachbar und verlässlicher Verbündeter. Die zweite Gruppe, so scheint es mir,
besteht aus Leuten, die noch immer an Phobien des Kalten Krieges leiden, die
unser Land als potenziellen Gegner sehen und die eine totale finanzielle
Blockade der Terroristen und deren politische Isolierung nicht wollen. Sie
rühmen sich des beinahe unblutigen Zusammenbruchs der Sowjetunion und versuchen,
diesen Erfolg auszubauen. Ihr Ziel ist die Zerstörung Russlands und die Bildung
einiger ohnmächtiger Pseudo-Staaten." Die dabei angewandten Methoden seien
keineswegs neu. "Die ‘Detonation’ unserer Südgrenzen zum Zweck der Schwächung
Russlands als Ganzem wurde schon wiederholt im 19. und 20. Jahrhundert
angewandt."
Das geplante neue Verfahren zur Auswahl der Gouverneure in den Regionen und der
Parlamentsabgeordneten begründete Surkow durch die Notwendigkeit, den Staat zu
stärken: "Das Hauptziel der Interventionisten ist die Zerstörung des russischen
Staates. Angesichts dieser Drohung ist der Präsident absolut verpflichtet, das
Verfassungsprinzip der Einheit der Exekutive vollständig zu erfüllen. (...) Die
Menschen in Washington würden uns besser verstehen, wenn es in den USA zum
Beispiel eine afroamerikanische Republik oder ein hispanisch-jüdisches autonomes
Gebiet gäbe. Unser Land ist einzigartig und benötigt eine adäquate
Verwaltungsordnung." Mit dem Terminus "Interventionisten" spielte Wladislaw
Surkow auf die bewaffneten ausländischen Interventionen in Sowjetrussland
1918-20 an. "Wir alle müssen erkennen, dass der Feind vor der Tür steht."
Deswegen seien Wachsamkeit, Solidarität, gegenseitiger Beistand und vereinte
Anstrengungen von Bürgern und Staat erforderlich.
Auf den Hinweis des Interviewers, es gebe Skeptiker, die sich einer Kooperation
mit der Regierung verweigern werden, erwiderte Surkow: "Wir müssen geduldig sein
und dürfen nicht die Hoffnung auf eine Wiederaufnahme des Dialogs verlieren.
Überzeugung ist das Hauptinstrument der Demokratie. Es gibt natürlich einige
Leute, die sich nie auf eine Partnerschaft einlassen werden. In unserem
belagerten Land hat sich eine fünfte Kolonne von Links- und Rechtsextremisten
gebildet. Limonen und Äpfel wachsen nun auf demselben Zweig (eine Anspielung auf
Limonows National-Bolschewiken und die Jawlinski-Gruppierung Jabloko - GSch).
Falsche Liberale und echte Nazis finden immer mehr zueinander. Sie haben
gemeinsame Sponsoren im Ausland. Sie hassen, was sie "Putins Russland" nennen,
was in Wirklichkeit bedeutet, dass sie Russland per se hassen. Das ist nichts
Außergewöhnliches. Dostojewski schrieb seinerzeit über solche Leute. Heute
amüsieren sich all diese Smerdjakows (Figur aus den Brüdern Karamasow -
GSch) und Lyamschins (Figur aus den Besessenen - GSch), indem sie in
mehreren Komitees auf das Jahr 2008 warten, wenn ihrer Ansicht nach ihr
Vaterland im Krieg gegen den Terrorismus besiegt sein wird. Gott wird über sie
richten. Wir können ohne sie zurechtkommen. (...)"
Die letzten Sätze von Wladislaw Surkow enthalten eine Anspielung auf das im
Januar 2004 gegründete "Komitee 2008", dessen Präsident Garri Kasparow
ist.
Der Chefredakteur der Publikation Moskowskije Nowosti (Moscow News),
Jewgeni Kiseljow, reagierte auf das Surkow-Interview der Komsomolskaja Prawda
vom 29. September in einer Sendung der russischen Radiostation Echo Moskwy
am gleichen Tag.
Hintergrundinformation: Die von Jukos-Chef Michail Chodorkowski gegründete
Stiftung "Open Russia Foundation" (Otkrytaya Rossiya), in deren Vorstand sich
u.a. Henry Kissinger und Lord Jacob Rothschild befinden, hatte am 4. September
2003 bekannt gegeben, dass sie die Publikationsrechte der in der Glasnost-Zeit
bekannt gewordenen Publikation Moskowskije Nowosti erworben und Jewgeni
Kiseljow als Chefredakteur eingesetzt habe. Am 16. September 2003 gab die
US-Agentur USAID die Unterzeichnung eines Kooperationsabkommens mit Open Russia
bekannt:
Jewgeni Kiseljow gehörte im Januar 2004 wie die Open-Russia-Direktorin und
Chodorkowski-Sprecherin Irina Jasina zu den Gründungsmitgliedern von Kasparows
"Komitee 2008".
Kiseljow sagte auf dem Sender Echo Moskwy am 29. September 2004, er sei
verblüfft und könne das Surkow-Interview nicht kommentieren. Er kenne Wladislaw
Jurjewitsch Surkow seit langer Zeit, seit Anfang der 90er-Jahre. Damals sei
Surkow Sprecher von Michail Borisowitsch Chodorkowski gewesen und habe für
Menatep gearbeitet. Da sich Surkow bei seinen seltenen Auftritten in der
Öffentlichkeit bis vor kurzer Zeit als ein Mann von eher liberalen Ansichten
präsentiert habe, könne man das Interview als ein Alarmsignal interpretieren.
Kiseljow zitierte die Passage, in der Surkow die "fünfte Kolonne"
charakterisierte, und meinte dann: "Wie soll man das verstehen? Wir stehen vor
1937. Es ist nicht der Feind oder ein Terrorist, der uns bedroht. Es sind
Nikolai Iwanowitsch Jeschow und Lawrenti Pawlowitsch Beria." Jeschow und Beria
waren Geheimdienst-Chefs, die Dissidenten verfolgten.
Einige Tage später schrieb Kiseljow, man müsse herausbekommen, wer der
eigentliche Urheber von Surkows Ideen sei. Surkow habe wohl nicht seine
persönliche Meinung zum Ausdruck gebracht. Sprach er für Staatspräsident Putin,
in dessen Auftrag? Oder sprach er für die Sicherheitsorgane? Von der Antwort auf
diese Frage hänge ab, "in welchem Land wir erwachen werden - vielleicht schon
nächsten Montag".
Boris Nemzow, Ko-Vorsitzender von Kasparows "Komitee 2008", sagte der
Nesawissimaja Gaseta: "Es hat angefangen an dem Tag, als Boris Jelzin
beschloss, Putin zu seinem Nachfolger zu machen. Es ist offenbar sehr schwierig,
die Denkweise von jemandem zu ändern, der in sowjetischen KGB-Schulen
ausgebildet und von Kindheit an darauf getrimmt wurde, in Amerika den Hauptfeind
zu sehen."
Ein tschetschenischer Politologe, Saindi Tscholtajew, analysierte für die
Jamestown Foundation (Surkov and the Search for Enemies; 6.10.04): "Es war
nicht die finanzielle Unterstützung aus dem Ausland - und gewiss nicht aus
Amerika oder dem Westen -, die den Nordkaukasus entflammte. Das Blutvergießen
begann nach Fehlern auf beiden Seiten, oder genauer: wegen krimineller Aktionen
machthungriger Kräfte sowohl unter Russen wie Tschetschenen. (...) Nach Feinden
zu suchen, wo keine sind, jede Form der Opposition als eine fünfte Kolonne zu
betrachten, pseudo-demokratische Mechanismen an die Stelle von wirklichen zu
setzen, während man auf der Heiligkeit der herrschenden Machtelite insistiert,
all das sind Schritte rückwärts, hin zu einem autoritären System."
Viktor Jurjewitsch Militarew, Vizepräsident des Instituts für Nationale
Strategie, meinte dagegen in einem Interview für Rossiiskie Vest
(28.10.04): "Es kommt nicht oft vor, dass ich mit Wladislaw Surkow
übereinstimme, aber ich glaube, er hat Recht, wenn er sagt, dass sich in
Russland eine ‘fünfte Kolonne’ bildet. Eine seltsame Allianz formiert sich
(...)".
Garri Kasparow, Vorsitzender des "Komitees 2008", griff das Thema der
"fünften Kolonne" in einem Beitrag für das Wall Street Journal auf (Putin’s
Appeasers; 11.11.04). Seiner Ansicht nach befindet sich Russland im Übergang zu
einem autoritären Staat, ja sogar auf dem Marsch in die Diktatur. Den
Vereinigten Staaten und Europa stellte Kasparow die rhetorische Frage: "Was geht
es uns an, wenn Russland eine Diktatur ist, solange man mit diesem Land
Geschäfte machen kann? Diese ‘Chamberlain-Methode’ sollte keiner weiteren
Diskreditierung bedürfen." Die Sprache, die vom herrschenden Kreml-Regime
benutzt wurde, habe man seit Stalin nicht mehr in Russland gehört: "Official
talk of foreign meddlers and fifth columnists will send chills down the spine of
a any student of history." Wenn sich diese aus der Geschichte bekannte
Entwicklung programmgemäß fortsetze, "können wir demnächst mit gewaltsamer
Repression und Säuberungen rechnen." Es sei nun klar, dass Präsident Putin 2008
nicht freiwillig abtreten werde.
Jewgeni Jasin, russischer Wirtschaftsminister, bzw. Minister ohne Portfolio
1994-98 und derzeit Leiter der Hochschule für Ökonomie, ging am 7. Oktober 2004
in einer Rede im Rahmen der Konferenz "Regierungsreform in Russland - was muss
getan werden?" auf das Interview von Wladislaw Surkow ein. Zur Förderung der
Demokratie unterstütze er den Vorschlag, einen "zivilen Kongress" einzuberufen.
Nötig sei eine starke Demonstration demokratischer Kräfte, die nicht so einfach
zerstreut werden könne - ob dies Surkow passe oder nicht. Im Kampf um Demokratie
sei eine Organisation nötig und ein Aktionsprogramm zur Verteidigung der
Demokratie: "Lasst uns darin übereinkommen, dass wir eine Einheitsfront zur
Verteidigung unabhängiger Nicht-Regierungs-Organisationen bilden. Ich glaube,
das wird ein Test sein, der zeigen wird, was wir tun können."
Am 4. November 2004 sprach sich Georgi Satarow, ein früherer Berater von
Ex-Präsident Jelzin und derzeit Präsident der InDem-Stiftung, in der Novaja
Gaseta für die Einberufung eines "zivilen Kongresses" aus. Unter Jelzin und
unter Putin sei man auf verschiedenen Wegen zum gleichen Resultat gekommen.
Jelzin habe eine schwache Demokratie gegründet, und Putin sei dabei, eine noch
schwächere Diktatur zu etablieren. Beides habe zu Unordnung und Verwirrung
geführt. Doch dies sei ganz natürlich, denn beide Arten von Schwäche hätten
unvermeidlich einen ähnlichen Effekt. Darüber hinaus habe die schwache Diktatur
eine größere Konfusion verursacht als die schwache Demokratie. Jedermann sei der
Schwäche müde: "Daher stehen wir vor einen klaren und einfachen Entscheidung -
entweder eine starke Diktatur oder eine starke Demokratie." Es gebe derzeit
keine aktive Kraft zur Etablierung einer starken Diktatur. Eine starke
Demokratie könne in einer zivilen Gesellschaft gegründet werden. "Aber wir sind
nicht sicher, ob wir eine solche Gesellschaft haben. Sicher bin ich mir jedoch
darin, wir werden nie wissen, wie stark wir sind, wenn wir uns nicht vereinigen
und versuchen, eine starke Demokratie aufzubauen." Die Einberufung eines
allrussischen "zivilen Kongresses" sei ein erster Schritt. Dieses Forum soll
Repräsentanten von Bürger-Organisationen, von verschiedenen politischen Parteien
(von der Union der Rechten Kräfte bis hin zu den Kommunisten), von
Gewerkschaften, unabhängigen Massenmedien und Vereinigungen von Künstlern
zusammenbringen. Oberstes Ziel sei, eine neue politische Agenda für die Nation
zu entwerfen. Die Idee sei, bis zu den Wahlen 2007/2008 eine
Oppositions-Koalition zu etablieren.
Garri Kasparov hat den Beitrag von Georgi Satarov offensichtlich gelesen, denn
in seinem Artikel für das Wall Street Journal (11.11.04) übernahm er
Elemente aus Satarows Text. Kasparow: "Unter Boris Jelzin hatte Russland eine
schwache und unstabile Demokratie. Jetzt unter Wladimir Putin hat das Land eine
schwache und unstabile Diktatur."
Satarow und Kasparow benützten in ihren Texten einen historischen Vergleich.
Während Satarow das derzeitige Ansehen der Demokratie in Russland mit dem in
Deutschland am Ende der Weimarer Republik verglich, verglich Kasparow die
Beziehung zwischen dem Westen und Russland mit der Appeasement-Politik gegenüber
dem Deutschland von 1938.
Ob Garri Kasparow die Führungsfigur einer russischen Oppositions-Koalition sein
wird? Er war es jedenfalls, der am 26. Oktober den Termin für den
"zivilen Kongress" bekannt gab: 12. Dezember, der Verfassungstag in Russland. An
die tausend Delegierte sollen zu diesem Kongress eingeladen werden. Die
Kommunistische Partei Russlands hat schon ihre Bereitschaft erklärt, an dem
Kongress teilzunehmen.
Einige Mitglieder von Kasparows "Komitee 2008" waren sich nicht sicher,
ob das Forum wirklich am 12. Dezember zusammentreten kann, denn die Zeit für die
Organisation des Treffens sei sehr knapp, doch am 16. November wurde in einer
Interfax-Meldung über die erste Sitzung des Organisationskomitees berichtet.
Der Kongress soll am 12. Dezember im Moskauer Hotel Cosmos stattfinden.
Einberufen hatte die Sitzung der Präsident der InDem-Stiftung, Georgi Satarov.
Er sagte, es gehe bei diesem Kongress nicht darum, einander etwas vorzujammern,
sondern darum, konkrete Schritte zu einer gemeinsamen Aktion einzuleiten.
Zum Organisationskomitee gehörten u.a. die Präsidentin der Moskauer
Helsinki-Gruppe Ludmila Alexejewa, die Präsidentin der Holocaust-Stiftung Alla
Gerber, der stellvertretende Vorsitzende der Jabloko-Partei Sergei Iwanenko, der
Chefredakteur der Moskowskije Nowosti Jewgeni Kiseljow, Sergei Kowaljow,
der Präsident der Glasnost-Verteidigungs-Stiftung Alexei Simonow, die
Politikerin Irina Chakamada und ... der 13. Schachweltmeister und Vorsitzende
des "Komitees 2008" Garri Kasparow.
Gerald Schendel / 17.11.2004