Kein Pardon für den Doppelstopper

von ChessBase
21.12.2007 – Der englische IM Andrew Martin gehört zu den erfahrensten und kreativsten Schachtrainern überhaupt. Auf allen seinen Fritz Trainer DVDs geht Martin engagiert zu Werke, sein Enthusiasmus für die vorgeschlagenen Systeme und Varianten schlägt den Zuschauer dabei von Anfang an in den Bann. Bei der DVD "Queen's Pawn Openings" ist das nicht anders. Kein Wunder, denn diese DVD ist eine Repertorie-DVD gegen all jene 1.d4-Spielarten, die in Martins Augen allenfalls halbherzige Eröffnungen sind und auf dem Schachbrett eigentlich nichts zu suchen haben. Für alle, die Martins Aversion gegen Trompowsky, Colle und Co. teilen aber bislang immer aus dem holen Bauch heraus spielen mussten, bietet díe DVD "Queen's pawn openings" in über sechs Stunden Videospielzeit klare und effiziente Repertoirevorschläge. Andrew Martin: "Queen's pawn openings" im Shop kaufen...Rezension lesen...

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Andrew Martin: Queen´s Pawn Openings

Rezension von FM Matthias Krallmann

Wer sich schon immer über die elende Remisklammerei nach 1.d4 2.Sf3 und 3.Lg5 oder 3.Lf4 gefolgt von dem „Doppelstopper“ e3 und c3 geärgert hat, findet in Andrew Martin einen kenntnisreichen Verbündeten. Genauso wie man im internationalen Fußball nicht mehr mit zwei Vorstoppern antritt, um einen gefährlichen Mittelstürmer in Manndeckung zu nehmen, so sind auch im internationalen Spitzenschach diese Aufbauten tabu. Tony Miles war einer der wenigen ganz großen Spieler, die ihre Gegner regelmäßig mit dem Damenbauernspiel ärgerten. Anand wandte es als Überraschungswaffe im Match um die Fide-Weltmeisterschaft gegen Karpow in der 6.Partie in Lausanne 1998 an und gewann. Letztlich sind das im Spitzenschach Ausnahmen geblieben. Doch auf Vereinsniveau wird relativ häufig so gespielt, manche behaupten vorwiegend von älteren Spielern. Vielleicht hat der Aufbau auch daher seinen Spitznamen „der Rentner“ erhalten.

Andrew Martin gibt auf seiner DVD Tipps wie man aggressiv gegen diese Eröffnungen vorgehen kann. Dabei empfiehlt er oftmals etwas ausgefallene Varianten, mit denen man den Weißspieler vielleicht aus dem Konzept bringen kann. Allerdings sind nicht all seine Vorschläge hundertprozentig solide und er ist sich dessen auch bewusst. Martin möchte ein Repertoire vorstellen, mit dem man als Schwarzer auf Gewinn spielen kann.

Ein Beispiel: Nach 1.d4 d5 2.Lg5 empfiehlt er Sf6, um den Weißen zu dem zweischneidigen Zug 3.Lxf6 zu verleiten. Nach 3.(...) exf6 ist Weiß im Besitz einer besseren Bauernstruktur und Schwarz im Besitz des Läuferpaares, was einen langanhaltenden Kampf verspricht. Die solidere Fortsetzung ist auf 2.Lg5 das staubtrockene 2. (...) c6 nebst Db6, Lf5, e6, nach der die Stellung völlig ausgeglichen, allerdings auch recht langweilig ist.

Martin gibt auch interessante Varianten auf andere seltene Eröffnungen an, z.B auf das Colle-System („Doppelstopper“ mit eingesperrtem schwarzfeldrigen Läufer, das Colle-Zuckertort-System ( Damenbauernspiel mit b3, Lb2), auf den „Stonewall in Anzug“ (1.d4 d5 2.f4) und die Blackmar-Diemer-Variante (1.d4 d5 2.e4?!). Meiner Meinung nach übertreibt er allerdings, wenn er auch Eröffnungen wie 1.d4 Sf6 2.g4?! oder das Prie-System 1.d4 d5 2.a3 bespricht. Das ist Eröffnungstheorie, die die Welt nicht braucht. Das Leben ist einfach zu kurz um sich mit so etwas ernsthaft zu beschäftigen.

Fazit: Andrew Martin präsentiert viele neue Ideen, die größtenteils auf topaktuellen Partien basieren. Er erklärt diese Ideen auch sehr gut. Allerdings langweilt sein Hang zur Vollständigkeit manchmal. Beispielsweise zeigt er in Madi-Adly ein Schwerfigurenendspiel mit drei! Mehrbauern bis zum bitteren Ende.  Aber Gott sei Dank sind DVDs etwas anderes als Fernsehen. Man kann ja schließlich einfach abbrechen und sich  ein anderes Kapitel ansehen.

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