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Schied früh aus, bleib aber gut gelaunt: Ivanchuk
Ivanchuk und Justitia
Am 22. August 2004 feierte die Stadt Kharkov (dies die eingebürgerte russisch-englische Schreibweise, auf Ukrainisch: Harkiv) ihr 350jähriges Bestehen. Um diesem denkwürdigen Datum gebührende Würdigung angedeihen zu lassen, beschloss man, die Ukrainische Schachmeisterschaft in Kharkov auszutragen.
Der Präsident des Ukrainischen Schachverbandes Petrov
Die Eröffnungsfeierlichkeiten
Außer Ruslan Ponomariov und Vladimir Baklan nahmen die besten Schachspieler der
Ukraine teil, im gesamten 32, darunter drei Frauen.
Areshchenko-Zhukova
Kateryna Lahno
Lahno-Goloshchapov
Der Preisfond betrug 10.000 Dollar. Zum ersten Mal wählte man
das KO-System, die Zeitkontrolle war 90 Minuten plus 30 Sekunden pro Zug für
die gesamte Partie. Zunächst spielte man zwei klassische Partien, sollte der
Stand 1-1 sein, wurden zwei Schnellpartien angesetzt, führten diese auch nicht
zum Matchentscheid, so folgten zwei Blitzpartien, bei weiterem Gleichstand dann
eine „Sudden-death“-Partie, bei der Weiß 6, Schwarz 5 Minuten Bedenkzeit hatte,
Schwarz aber ein Remis zum Weiterkommen genügte.
Spielort war der tags zuvor vom Präsidenten der Ukraine Leonid Kučma eröffnete
„Studentenpalast“ der Nationalen Juridischen Akademie, benannt nach Jaroslav
Mudryj. Die Spielbedingungen waren rühmenswert und entsprachen dem hohen Niveau
der Ukrainischen Landesmeisterschaft.
Das Hotel, in dem die Spieler untergebracht waren
Die juristische Akademie: hier wurde das Turnier gespielt
Der Turniersaal
Demobretter
Bereits die erste Runde sorgte für Überraschungen, da nicht wenige Elo-Favoriten aus dem Rennen schieden. Die Hauptsensation stellte die Niederlage Pavel Eljanovs (2613) gegen den wenig bekannten Michail Oleksienko (2424) dar.
Olekseenki-Eljanov
Olekseenki
In der zweiten Runde gelang Oleksienko dann die zweite Sensation als er Sergej Fedorčuk (2569) besiegte. Erst in der dritten Runde unterlag er dem späteren Silbermedaillengewinner Anton Korobov.
Korubov gewann Silber
Miroshnichenko-Korobov,
Korobov-Goloshchapov
Das Jungtalent Sergej Karjakin unterlag in der ersten Runde einem anderen Jungtalent, Jurij Kuzubov, mit ½-1½. Seine Niederlage erklärte er damit, dass sein heftiger Wunsch, mit den weißen Steinen zu siegen nach hinten losging. Er bemerkte, dies wäre sein fünftes KO-Match in seinem Leben, und jedesmal verlor er in der ersten Runde.
Sergey Karjakin mit Vater
Efimenko-Kobilin
Für viele sehr unerwartet war auch die Niederlage von Vasilij Ivančuk in der zweiten Runde. Er unterlag mit ½-1½ Oleg Romanišin, einem Veteranen des Ukrainischen Schachs. Nachdem er die erste Partie mit Schwarz verloren hatte, gelang es ihm nicht, in der zweiten auszugleichen, obwohl er nahe am Sieg war. Alle drei Mädchen schieden schon in der ersten Runde aus, aber es gelang ihnen, jedenfalls zeitweise, ihren klar überlegenen Gegnern etwas auf die Nerven zu gehen.
Kateryna Lahno
Ivanchuk, Romanishin
Ivanchuk bei der Analyse
Ivanchuk als Zuschauer
Romanishin
Der spätere Meister der Ukraine, der 18jährige Andrej Volokitin (2638) aus Lviv,
spielte ein sehr gleichmäßiges Turnier. Kein Mal brauchte er in ein Tie-break
zu gehen, er besiegte seine Gegner jeweils in klassischer Bedenkzeit. Nachdem
Ivančuk in der zweiten Runde ausgeschieden war, prophezeite man gerade ihm am
ehesten den Sieg. So kam es dann schließlich. In einem Interview nach dem
Turnier bemerkte er, dass er über seinen Sieg ganz und gar nicht euphorisch
oder emotional sei, ein ganz ähnliches Resultat hätte er für sich erwartet.
Efimenko-Volokitin
Matjushin-Volokitin
Goloshchapov
Goloshchapov-Moissenko
Eine Überraschung für alle war der Silbermedaillengewinn von Anton Korubov (2565). In der zweiten Runde verlor er die erste Partie gegen Evgenij Mirošničenko und es schien, dass das Match schnell mit Mirošničenkos Sieg enden würde. Aber Anton riß sich zusammen und gewann die zweite klassische Partie, hielt dann im Schnellschach das Unentschieden und überspielte im Blitzen Evgenij klar. Das Endergebnis war 4-2. In den folgenden Matchen spielte er interessant und einfallsreich, erst im Finale unterlag er Volokitin mit ½-1½.
Die vier Finalisten
Aleksandr Moiseenko (2640), der den dritten Platz belegte, ist in der
Schachwelt bereits ein alter Bekannter. Im Turnier wies er die zweitbeste
Ratingzahl auf und war einer der Favoriten. Er spielte das Turnier sehr
gleichmäßig und brauchte kein Tie-break zu spielen, erst im Halbfinale unterlag
er Volokitin ½-1½. Danach gewann er die Bronzemedaille gegen Aleksandr
Gološčapov mit dem gleichen Ergebnis.
Moiseenko
Moiseenko-Areshenko
Ponomariov als Zuschauer
Die beiden Halbfinals auf der Bühne des Theaters
Nicht ganz voll das Theater zu diesem Zeitpunkt
Tukmalov und Moiseenko
Volokitin mit seinem Vater
Das Turnier erregte großes Interesse im Umkreis und viele Zuschauer und
Kiebitze fanden sich ein. Die Atmosphäre war bestens und die Organisation
erreichte Spitzenniveau. Obwohl es einerseits hohe Qualität gab, so zeigten
sich andererseits auch die Unzulänglichkeiten des KO-Systems...
Die Finalisten und das Organisationskomitee
Silber, Gold, Bronze
Medaillen
Das Preiskomitee
Trophäen
Hauptschiedsrichter Bodankin Leonid Markovich
Reise durch Kharkov:
Blick auf die Stadt Kharkov
Gasprom Sverhu
Vertoleta
Uspenskij sobor
Der Siegesplatz
Der Siegesplatz mit Feuerwerk zur 350-Jahr-Feier
Zarkalnaja struja
Stadtverwaltung
Altes Gebäude in der Innenstadt
Im Jahre 1654 wurde Kharkov als Festung erbaut. Es wurde nach der Revolution
1917 zur ersten Hauptstadt der Ukraine (1917-1934). Zur Zeit ist Kiev die
Hauptstadt, Kharkov nimmt in Größe und Bedeutung den zweiten Rang in der
Ukraine ein.
Der Bahnhof
Schild am Bahnhof
Blick auf den Bahnhofsplatz bei Nacht
Kharkov hat 1,5 Millionen Einwohner, von denen die eine
Hälfte Russen, die andere Hälfte Ukrainer sind. Offizielle Sprache ist
Ukrainisch.
Vater Fjodor aus "Die 12 Stühle" als Denkmal
Vater Fjodor ist eine Figur aus dem berühmten
Gauner-Roman "Die 12 Stühle", geschrieben von Ilya Ilf (Pseudonym von Ilya
Arnoldovich Fainzilberg, 1897-1937) und Yevgeny Petrov (Pseudonym von Yevgeny
Petrovich Kataev, 1903-42), die beide aus Odessa stammten. Es ist die
Geschichte des Gauners Ostap Bender, der ohne Geld, quer durch die Sowjet Union
reist, auf der Suche nach einem von insgesamt 12 Stühlen, in dem wertvolle
Juwelen versteckt sind. Sein Rivale ist Fjodor, der ebenfalls des Geheimnis der
Stühle kennt. Der Roman wurde zu einem der der erfolgreichsten Bücher der
Sowjet Union. Das vielleicht berühmteste Kapitel behandelt den
"Interplanetarischen Schachkongress".
Der Interplanetarische Schachkongress (Engl. aus Die 12 Stühle")...
The 12 Chairs (aus dem Russischen ins Englische übersetzt)...
Die Geschichte der 12 Stühle wurde, teils in abgewandelter Form auch im Westen mehrfach verfilmt, u.a. von Mel Brooks. Eine deutsche Übersetzung des Romans ist bei Luchterhand erschienen.
Ein T34 als Denkmal in der Nähe des historischen Museums
aufgestellt
Der russische T34 war einfacher gebaut als die deutschen Panther und Tiger-Panzer, aber dadurch auch robuster und schneller herzustellen. Er wurde hier in Charkov in Massenproduktion gefertigt. Die Stadt selbst war im Zweiten Weltkrieg heftig umkämpft und wechselte mehrfach den Besitzer. Allein über 40.000 deutsche Soldaten fielen in den Schlachten um die Stadt, Rotarmisten noch mehr.
Der Flughafen von Kharkov mit Raketen
Ein Götzenbild für König Fußball, auch hier.
Gasprom - Gebäude der Administration der Industrie
Seit 1972 gibt es in Kharkov eine Metro, zur Zeit fahren drei Linien. Kharkov ist eine Studenten- und Industriestadt. Es werden immer mehr und größere Unternehmen und Fabriken gebaut. Das Orthodoxe Christentum ist tief verwurzelt. Folgende Flüsse umspülen die Stadt: Kharkov, Lopan, Udi und Nemižlja.
Kirchen in Kharkov
"Blagoveshenskie" Kirche, vorne Olga Alexandrova
Die 1990 neu erbaute Oper
Die über 200 Jahre alte Karazin Universität
Ukrainische Volkskunst
Souvenirs
Die Metro von Kharkov
Auch dies eine Metro-Station
Das 1935 erbaute Shevchenko-Monument
Der Maler und Dichter Taras Grigorievich Shevchenko (1814–61) bemühte sich um eine eigenständige von Russland verschiedene ukrainische Kultur und erhob mit seinen Werken das Ukrainische zur Literatursprache. Heute wird er als ukrainischer Nationaldichter verehrt.
Einen sehr lesenswerten Artikel, "Der Blues spielt im Osten",
mit Impressionen zu Kharkov veröffentlichte der Wuppertaler Schriftsteller
Michael Zeller in der Zeitschrift MERKUR, Nr. 661, Mai 2004:
www.online-merkur.de/seiten/lp200405a.php (evtl. nur noch über den
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