Klarer Plan gegen Grünfeldindisch

von ChessBase
22.07.2015 – GM Mihail Marin ist nicht nur ein anerkannter Eröffnungsexperte sondern auch ein kluger und besonnener Kopf. Das merkt man auch seinem Vortragstil an. Passend dazu stellt er Ihnen auf seiner Repertoire-DVD gegen Grünfeldindisch ein über Jahre bewährtes und bis ins Detail durchdachtes System vor, das bereits Kasparov gegen Kramnik zum Verhängnis wurde. Mehr...

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Mihail Marin: Gewinnen gegen Grünfeld

Rezension von Christian Höthe (Braunschweig)

Grünfeld-Indisch ist eine Eröffnung für Spieler, der gern einen offenen Schlagabtausch suchen. Kasparov, Fischer, Svidler fallen mir ein, Vachier-Lagrave, Giri, Sutovsky. Sie sind zumeist eröffnungstheoretisch gut vorbereitet, besonders, was die aktuellen und kritischen Hauptvarianten angeht. Ich denke, man kann ohne Umschweife behaupten, Grünfeld-Spieler lieben frühzeitig aktives Gegenspiel.

Wie begegnet man also Grünfeld-Indisch?

Der beliebte rumänische Grossmeister Mihal Marin hat ein Rezept entworfen, das niemandem Geringeres als Ex-Weltmeister Vladimir Kramnik nachempfunden ist und nach den Zügen 1. d4 Sf6, 2. c4 g6, 3. Sc3 d5, 4. cd5: Sd5:, 5. e4 Sc3:, 6. bc3: c5, 7. Sf3 Lg7, 8. Le3 entsteht. Im folgenden - je nach Variante - geht der Turm entweder nach c1, um das Zentrum zu tützen oder auch nach b1, um den Lc8 an den Bb7 zu fesseln und mit der Idee Tb1-b5 zu liebäugeln, was die schwarze Dame bedroht, die sich im Grünfeldinder gerne auf a5 befindet.

Marin´s Empfehlung dieser modernen Abtausch-Variante mit Le3 gegen Grünfeld mündet oft in damenlosen Mittelspiel- oder gar Endspielstellungen - eben genauso wie Kramnik es in unzähligen Partien spielte. In viereinhalb Stunden interaktiver Spielzeit beschreibt Marin wunderbar instruktiv die Pläne des Anziehenden. Dabei berücksichtigt er allerdings ebenso die Kontermöglichkeiten des Schwarzspielers, die nicht selten auf dem Zug f7-f5 beruhen, um das starke weisse Zentrum zu zerschlagen.

Nicht selten kann der weisse König bereits frühzeit ins Spielgeschehen eingreifen, um seine Truppen zu unterstützen. Etwas, das bekanntlich in damenlosen Endspielen wichtig ist. Im Gegensatz dazu steht der schwarze Monarch zumeist rochiert auf g8 und braucht definitiv länger, um am Kampf aktiv teilnehmen zu können.

Häufig drückt die Frage "Wer ist stärker? Der Weisse mit seinen Zentralbauern oder die schwarze Damenflügel-Mehrheit?" den Partien ihren Stempel auf. Es entstehen zwar damenlose Mittel- und Endspiele - das sollte der potenzielle Käufer wissen - aber dadurch sind die Partien nicht weniger interessant! Im Gegenteil: oft wird der Nachziehende nach und nach positionell überspielt, ohne dann man Ende genau zu sagen vermag, wo denn denn Fehler gelegen hat.

Grünfeld-Indisch steht immer wieder im Fokus der Schachtheorie, was nicht überraschend ist. Viele Abspiele sind, besonders im Vergleich zum eher ruhigen orthodoxen Damengambit oder soliden Nimzo-Inder, recht scharf und daher für viele Spieler attraktiv - hier lassen sich schneller auch engine-gesteuerte Neuerungen finden, die die Bewertungen einzelner Varianten schnell von gut auf böse umschlagen lassen. Gilt mal eben noch die in den 90er Jahren beliebt gewordene Abtauschvariante mit Sf3 und Tb1 als gut für Weiss, werden alsbald entkräftenden Antworten für Schwarz gefunden. Hat Schwarz eben noch unter dem unangenehmen Druck der Fianchetto-Variante zu leiden, finden sich Ideen, die es Weiss plötzlich sehr schwer machen, noch überhaupt den minimalsten Vorteil nachzuweisen.

Die von Marin empfohlene Abtauschvariante mit Le3 hat über Jahrzehnte hinweg allen schwarzen Versuchen standgehalten. Das erkennen wir auch daran, wie lange und erfolreich Kramnik bereits diese Variante spielt! Er nutzte sie, um im Jahr 2000 Kasparov vom Schachthron zu verdrängen und spielt sie 14 Jahre später immer noch. Hier wiegt das reine Wissen langer Theorievarianten weit weniger als in den Hauptvarianten mit Lc4 und Se2 oder Sf3 und Tb1.

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Weiss hat in Marin´s Repertoire einen klaren Plan vor Augen, der darin besteht, seine Zentralbauern zu schützen und gegebenenfalls vorzurücken, mit seinen Türmen über die oft offene c-Linie in die gegnerische Stellung vorzudringen und das schwarze Gegenspiel so gut es geht im Keim zu ersticken. Oft sind es eher kleine "Sticheleien" wie der Zug 12. Lg5! in der unten aufgeführte Partie von Potkin, die eine unauffällige Schwächung im schwarzen Lager provozieren und wesentlicher Bestandteil im Arsenal des Anziehenden geworden sind, die es zu wissen gilt. Hier ist Grossmeister Marin genau der richtige Ansprechpartner!

Wem die folgenden Musterpartien für Weiss zusagen, der ist mit Marins DVD "Gewinnen gegen Grünfeld" goldrichtig aufgehoben!

Kramnik-Kasparov (Wch London 2000)

Oft musste Peter Svidler, eifriger Grünfeld-Verfechter, sich auf diese Weise von Kramnik abwürgen lassen: Kramnik wich den bekannten Vorbildern mit 14. Ke2 aus und spielte diesmal mit 14. Kc2 eine eher selten anzutreffende Variante - auch diesmal mit Erfolg!

Kramnik - Svidler (FIDE Kandidatenturnier London 2013)

Potkin - Jianchao (CHI-RUS Match 2010)

Fazit: wer auf der Suche nach einer schlagkräftigen Waffe gegen Grünfeld-Indisch ist, die auch noch über Jahre hinweg Bestand haben wird, der ist hier genau richtig! Auch eingefleischte Verfechter der schwarzen Seite können durchaus von Marin´s Kommentaren profitieren. Sehr schöne DVD!

Mihail Marin: Gewinnen gegen Grünfeldindisch


• Videospielzeit:  4 Std. 50 min (Deutsch und Englisch) 
• Interaktives Abschlusstest mit Video-Feedback
• Exklsuive Datenbank mit 50 Muster-Angriffspartien

 

€29,90

Lieferbar per Download oder auf DVD-ROM (Post). Kostenlose Lieferung innerhalb Deutschlands.

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