Klaus Darga feiert seinen 90sten Geburtstag

von André Schulz
24.02.2024 – Klaus Darga war in den 1960er und 1970er Jahren einer der besten deutschen Spieler, vielfacher Nationalspieler und gehörte auch zur erweiterten Weltspitze, bevor er sich um 1970 seine Karriere aus beruflichen Gründen aufgab. Später war er auch noch als Bundestrainer für den Schachbund aktiv. Heute feiert er seinen 90sten Geburtstag und ist damit der älteste Schachgroßmeister der Welt.

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Klaus Darga, geboren am 24. Februar 1934 in Berlin, gehörte in der Nachkriegszeit zu den besten deutschen Schachspielern. Schach hatte er schon als Sechsjähriger gelernt, begann aber erst nach Ende des Kriegs mit dem Turnierschach. Sein erstes Turnier war die Berliner Jugendmeisterschaft 1949, wo er den geteilten ersten Platz erreichte, aber den Stichkampf um den Titel gegen Paul Bares verlor. 1950 nahm er an den Berliner Erwachsenenmeisterschaften teil und belegte bei 18 Teilnehmern einen guten siebten Platz. Die kämpferische Einstellung des 16-Jährigen kann man an den Ergebnissen ablesen. Von 17 Partien endeten nur zwei remis.

1951 spielte Klaus Darga bei zwei deutschen U20-Meisterschaften mit. In Leipzig belegte er hinter Wolfgang Uhlmann und Reinhart Fuchs zusammen mit Edmund Budrich den geteilten dritten Platz. In Hamburg gewann er den Titel des westdeutschen Jugendmeisters vor dem punktgleichen Walter Metternich. Bei den Berliner Meisterschaften 1952 war Klaus Darga hinter dem überlegenen Rudolf Teschner (14 Punkte aus 16 Partien) "best of the rest" mit 11 Punkten.

Im folgenden Jahr nahm Darga an den U20-Weltmeisterschaften teil und gewann seine Vorgruppe unter anderem vor James Sherwin, Jonathan Penrose und Bent Larsen.

Gegen Larsen hatte Darga auch in späteren Jahren stets gute Ergebnisse. Im A-Finale belegte er zusammen mit Oscar Panno den geteilten ersten Platz. Der Titel ging aber aufgrund der besseren Feinwertung an den Argentinier.

Darga, Panno, Olafsson

1954 gewann Darga die Berliner Meisterschaft und wurde erstmals in die Deutsche Nationalmannschaft berufen. Er nahm an einem Länderdreikampf gegen die Niederlande und Jugoslawien teil und spielte am ersten Reservebrett bei der Schacholympiade in Amsterdam. Darga kam elfmal zum Einsatz und holte bei seiner ersten Schacholympiade 5,5 Punkte. Die deutsche Mannschaft mit Wolfgang Unzicker und Lothar Schmid wurde Fünfte.

Zwischen 1954 und 1978 nahm Klaus Darga an insgesamt zehn Schacholympiaden teil. 1963 gewann er in Tel Aviv mit dem Team die Bronzemedaille. 1958 und 1968 war Darga an seinem Brett jeweils der viertbeste Spieler des Turniers.

1960 gehörte Klaus Darga zur deutschen Auswahl bei einem Länderkampf in Hamburg gegen die UdSSR-Auswahl. Der Wettkampf wurde im Scheveninger System gespielt, das heißt jeder Spieler der einen Mannschaft spielte gegen jeden Spieler der anderen Mannschaft. Das deutsche Team verlor hoch mit 13:51 Brettpunkten. Klaus Darga spielte gegen Boleslavsky, Geller, Kotov und Keres remis, unterlag gegen Tal und Polugajevsky und gewann seine Partie gegen Tolush.

Neben den Schacholympiaden spielte Darga in der deutschen Mannschaft viele Wettkämpfe bei Europameisterschaften und den Clare Benedict Länderkämpfen mit. 

Im Laufe seiner Karriere bestritt Klaus Darga 224 Länderspiele für die BRD-Mannschaft. 1970 verlieh der Deutsch Schachbund ihm seine Goldene Ehrennadel das Silberne Lorbeerblatt des Bundespräsidenten. 

1980 war Darga der Kapitän der BRD-Nationalmannschaft bei der Schacholympiade in Malta. Die deutsche Mannschaft belegte aber nur den 25sten Platz.

Zweimal gewann Klaus Darga die Deutschen Einzelmeisterschaften, 1955 in Frankfurt-Höchst und 1961 in Bad Pyrmont. Den Titel eines Internationalem Meisters hatte Darga schon 1957 erhalten. Im Jahr 1964 verlieh die FIDE ihm auch den Großmeistertitel.

Auch bei internationalen Turnieren war Klaus Darga in den 1950er und 1960er Jahren sehr erfolgreich. 1957 gewann er ein Turnier in Madrid, vor Pomar, Unzicker und O'Kelly.

Madrid 1957

Bei einem Turnier in Tarragona im gleichen Jahr wurde er Dritter hinter O'Kelly und Rossolimo. Beim Christmas Kongress 1957/58 in Hastings belegte Darga den vierten Platz. 1961 wurde er Zweiter hinter Pachman in Graz. Beim Jubiläumsturnier in Bled im gleichen Jahr belegte Darga bei 20 Teilnehmern einen Mittelplatz. Seine Partie gegen Fischer endete remis.

1962 wurde Darga geteilter Dritter beim Turnier in Sarajevo. Beim großen 2. Capablanca Memorial auf Kuba 1963 landete Darga auf dem 7. Platz bei 22 Teilnehmern und ließ unter anderem Wolfgang Uhlmann hinter sich. 1963 qualifizierte Klaus Darga sich auch als geteilter Zweiter des Zonenturniers in Enschede für das folgende Interzonenturnier 1964 in Amsterdam.

Klaus Darga am Brett von Reshevsky | Foto: Foto: Dutch National Archive

Er konnte zwar unter anderem Portisch und Spassky besiegen, landete aber nur im Mittelfeld, ebenso beim 3. großen Capablanca Memorial im gleichen Jahr.

  

1965 beendete der ein Turnier auf Palma de Mallorca zusammen mit Pomar und O'Kelly auf dem geteilten ersten Platz.

Foto: Dutch National Archive

1964 und 1967 spielte Klaus Darga mit guten Ergebnissen bei den Hoogoven-Turnieren in Wijk aan Zee mit. 

1967 gewann er zusammen mit Bent Larsen das gut besetzte Turnier in Winnipeg, vielleicht sein größter Erfolg. Ende der 1960er/ Anfang der 1970er Jahre wurden Dargas Turnierteilnahmen seltener. 

1970 wurde Darga noch beim Wettkampf UdSSR gegen den Rest der Welt in die Weltauswahl berufen, kam aber nicht zum Einsatz.

Darga hatte Maschinenbau studiert und nahm schließlich ein Angebot von IBM an, dort als Programmierer zu arbeiten. In den 1980er und 1990er Jahren spielte er Mannschaftswettbewerbe für den VfL Sindelfingen, unter anderem auch in der Bundesliga. Seine letzte Turnierpartie spielte er im Oktober 2000 in der Oberliga Württemberg.

Von 1989 bis 1997 war Darga in der Nachfolge von Sergiu Samarian noch als Bundestrainer für den Deutschen Schachbund aktiv.


André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.