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Kortschnoi ist Olympia-Botschafter
Schweizer Großmeister unterstützt Turnier der Nationen in
Dresden
Von Dagobert Kohlmeyer
„Dresden ist ein Magnet“, sagt Schachlegende Wolfgang Uhlmann, und er hat Recht. Bei der Team-EM der Senioren gibt es in diesem Jahr mit 68 Mannschaften einen neuen Teilnehmerrekord. Schon zum 10. Mal treffen sich Schachveteranen in der sächsischen Landeshauptstadt, um das beste Quartett zu küren. Favoriten sind die Teams aus Russland und der Ukraine. Neben Titelverteidiger Rostow am Don spielen eine Mannschaft aus Moskau und aus Odessa. Ihre Premiere feiern diesmal ein Dutzend Teams, darunter aus Italien, der Türkei, Luxemburg, Dänemark und Schottland.
Zeschkowski gegen Schmidt
Vitaly Zeschkoswki
Das deutsche Quartett wird von Großmeister Wolfgang Uhlmann angeführt.
Der Dresdner hat an allen Europameisterschaften der Senioren teilgenommen. Schon zweimal, das war 2004 und 2005, konnte die DSB-Auswahl den Titel gewinnen. „In diesem Jahr ist die Konkurrenz härter als je zuvor, es wird schwer werden, eine Medaille zu holen“, dämpft Uhlmann zu großen Optimismus. Hier die Besetzung des deutschen Teams: Wolfgang Uhlmann, Anatoli Dontschenko, Hans-Joachim Hecht, Burkhard Malich, Klaus Klundt. Mannschaftsführer ist Klaus Gohde. Es werden insgesamt neun Runden gespielt, ein Ersatzmann ist nötig, um Kräfte zu schonen. Mit Bob Wade (86) aus England und Andreas Dückstein (80) aus Österreich spielen hier zum wiederholten Male Schach-Nestoren mit klangvollen Namen.
Bob Wade (li.)
Das alte Spiel hält offensichtlich jung.
Der frühere Fernschachweltmeister Fritz Baumbach
Star der Veranstaltung ist erneut Viktor Kortschnoi, der das erste Brett der Schweizer besetzt.
Vor Beginn konnte der 76-jährige Großmeister von den Dresdner Organisatoren der diesjährigen Schacholympiade als Botschafter für das Turnier der Nationen gewonnen werden. Die Urkunde bekam Kortschnoi zur Eröffnung der Senioren-EM überreicht.
Erster Gratulant war Wolfgang Uhlmann, einstiger Rivale von “Viktor dem Schrecklichen“. So wird Kortschnoi in Fachkreisen wegen seines kompromisslosen Angriffsstils genannt.
Viktor Kortschnoj
Petra Kortschnoj
Jahrelang gab es Spannungen zwischen beiden Großmeistern - nicht nur bei Turnieren am Schachbrett. Kortschnoi nahm es Uhlmann übel, dass dieser vor drei Jahrzehnten dem Russen Anatoli Karpow bei der WM-Vorbereitung half. Als DDR-Bürger war für den Dresdner die Solidarität mit dem sowjetischen Bruder Normalität. Uhlmann bereitete den Weltmeister in Moskau auf Kortschnois stärkste Waffe, die Französische Verteidigung, vor. Der wandte diese Eröffnung daraufhin nur noch selten im Match an und verlor 1978 und 1981 zwei Titelkämpfe gegen Karpow.
Heute reden Kortschnoi und Uhlmann wieder miteinander. Der Dresdner findet, die Sache wird viel zu hoch gespielt. Für mich war es damals eine Ehre und interessant, mit Karpow zu arbeiten“, fügt Wolfgang Uhlmann erklärend hinzu. „Ich hatte nur den Nachteil, dass ich dafür nicht bezahlt wurde. Heute ist es doch usus, dass sich jemand bei einem Turnier oder Match einen Sekundanten seiner Wahl nimmt, und keiner beschwert sich darüber“.
Die Sache ist nun endgültig Geschichte, Wolfgang und Viktor sind zwar keine Freunde, haben aber eine korrekte Beziehung zueinander. Uhlmann freut sich, Kortschnoi an seiner Seite als Botschafter für den olympischen Gedanken zu wissen und hat ihm deshalb ganz selbstverständlich als erster die Hand gereicht. Als gebürtiger Dresdner ist Wolfgang Uhlmann, das versteht sich, ebenfalls Botschafter der Schacholympiade. Während er im November vor allem Gäste betreuen und Partien kommentieren wird, spielt Viktor Kortschnoi am Spitzenbrett der Eidgenossen. Es wird seine 17. Olympiade sein.
Hier bei der Senioren-EM hat der unermüdliche Kämpfer bislang leichtes Spiel. Nach drei Runden hat Kortschnoi alle Partien gewonnen, was seinem Team sehr zugute kommt. Am Mittwoch fegte er den St. Petersburger Viktor Turikow vom Brett.
An der Spitze der Teamwertung liegen mit je 6 Mannschaftspunkten die Vertretungen von Finnland, Stiller Don Rostow, Moskau, Tschechien sowie die Schweiz. Die Finnen mit ihrem Frontmann Heikki Westerinen haben bisher erst einen halben Brettpunkt abgegeben.
Das deutsche Team gewann zuletzt 3,5:0,5 gegen Württemberg und liegt mit 5 Mannschaftspunkten hinter der Spitzengruppe in Lauerstellung, genau wie die Teams aus Berlin und Leipzig. Die Spitzenpaarungen der vierten Runde lauten: Moskau – Rostow, Tschechien – Schweiz, Berlin – Finnland. Die DSB-Auswahl trifft am Donnerstag auf Leipzig, das bei der Senioren-EM in Dresden für die Uhlmann-Truppe schon zweimal zum Stolperstein wurde.
Hier eine Partie und ein Fragment aus der 2. Runde |
N. Malmdin – V. Kortschnoi
Schweden 1 - Schweiz
Sizilianisch (Keres-Angriff) B81
1.e4 c5 2.Sf3 e6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 Sc6 5.Sc3 d6 6.g4 h6 7.Le3 Sf6 8.Tg1 e5 9.Sf5 h5 10.g5 Sxe4 11.Sxg7+ Lxg7 12.Sxe4 d5 13.Sf6+ Lxf6 14.gxf6 d4 15.Lg5 Db6 16.b3 Lg4 17.Le2 Dc5 18.Ld2 Lxe2 19.Dxe2 0–0–0 20.De4 Kb8 21.Tg7 Td7 22.Df5 Tc7 23.a3 Sd8 24.Tc1 Te8 25.Lb4 Dd5 26.f3 Se6 27.De4 Dxe4+ 28.fxe4 Sxg7 29.fxg7 Tg8 30.Lf8 f6 31.Kf2 Tcxg7 32.Lxg7 Txg7 33.c3 Tc7 34.c4 Tg7 35.c5 Tg4 36.Te1 Kc7 37.b4 Kc6 38.a4 Tf4+ 39.Kg2 d3 40.Tc1 a6 0-1
Hier strecke Weiß ehrfurchtsvoll die Waffen. „Einen guten Spieler erkennt man am rechtzeitigen Aufgeben“, sagte einst Michail Botwinnik. Hinterher analysierten beide Akteure noch fast zwei Stunden lang ihre muntere Partie.
Einen Kurzschluss gab es in folgender Begegnung, wo der Weißspieler es mit einer schrecklichen schwarzen Bauernfaust zu tun hatte.
M. Guaglianone – V. Bagrunov
St. Petersburg gegen Italien
In dieser Stellung hatte Schwarz seinen Turm gerade nach g1 gezogen, als Weiß ein hübsches Selbstmatt fabrizierte.
57.Sh2?? Tg3 matt.
Elena Winkelmann wirbt für die Olympiade