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Viktor Kortschnoi wurde am 23. März 1931 in Leningrad geboren. Er war zehn Jahre alt, als Wehrmacht die Stadt belagerte und auszuhungern begann. Ein Großteil von Kortschnois Familie starb. Kortschnoi sprach später gut Deutsch und begegnete den Deutschen immer korrekt, aber seine furchtbaren Erinnerungen aus der Kindheit schwangen doch wohl immer mit. Nachdem er 1976 aus der Sowjetunion geflohen war, hielt er sich einige Zeit in Deutschland auf und spielte auch für Porz. Doch dann wählte er die Schweiz als neue Heimat.
Wenn man sich ein Bild über Kortschnois gewaltige Leistung als Schachspieler verschaffen möchte, guckt man am besten in der Mega Database nach. Die ersten überlieferten Partien von Kortschnoi, in der Mega Database aufbewahrt, stammen aus dem Jahr 1945, darunter eine Simultanpartie gegen Ragozin.
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1943 war Kortschnoi in den Leningrader Pionierpalast eingetreten und wurde dort von Abram Model, Andrei Batujew und Wladimir Sak im Schach unterrichtet. 1947 und 1948 gewann Kortschnoi die Jugendmeisterschaft der UdSSR. 1951 wurde ihm die Auszeichnung "Meister des Sports" verliehen. 1952 nahm Kortschnoi erstmals am Finale der UdSSR-Meisterschaften teil. Die UdSSR hatte in der Zeit schon eine Vielzahl von guten Spielern. In den Final-Turnieren der UdSSR-Landesmeisterschaften spielten nur die Besten der Besten. Und Kortschnoi war nun einer von ihnen. Bei den Landemeisterschaften 1954 spielte er schon um den Titel mit, teilte am Ende den Zweiten Platz mit Mark Tajmanov, während Yury Averbakh das Turnier gewann. 1960, 1962 und 1964 gewann Kortschnoi den Titel.
1954 wurde Kortschnoi von der FIDE zum Internationalen Meister ernannt, 1956 zum Internationalen Großmeister. Kortschnoi gehörte zum privilegierten Kreis von Spielern, die an Auslandsturnieren teilnehmen durften. Der Staat zahlt ihm einen monatlichen Sold.
Der Statistiker Jeff Sonas, der 2004 die Leistungen der der historischen Schachspieler durch eine nachträglich Berechnung von historischen Elozahlen bewertet hat, sieht Viktor Kortschnoi in seiner "ewigen Weltrangliste", die allerdings auch nur bis 2004 reicht, auf Platz 12. Und im Jahr 1965 sieht er Kortschnoi auf Platz Eins der Weltrangliste.
Kortschnois Bilanz gegen die Weltmeister (über alle Partien) ist beeindruckend, aus Kortschnois Sicht:
Botvinnik: 4 Partien, =
Smyslov 22 Partien, -2
Michail Tal 48 Partien, +6
Petrosian 70 Partien, +1
Spassky 79 Partien, +8
Fischer 10 Partien, =
Karpov 121 Partien, -18
Kasparov 41 -15
Mit Ausnahme von Karpov und Kasparov befand sich Kortschnoi mit allen Weltmeistern von seiner Zeit ungefähr auf Augenhöhe. Seine Bilanz gegen die Weltmeister von 1948 bis 1972 ist in der Summe sogar positiv.
Zu den Spielern, die Kortschnoi lagen, gehörte Michail Tal. Tal opferte ja gerne und Kortschnoi nahm gerne Material entgegen - und gab es nicht zurück. Die folgende Partie hat Kortschnoi 1958 für das Bulletin kommentiert.
Warum wurde Kortschnoi selber nie Weltmeister? Er war über 30 Jahre (!) fast immer bei den Qualifikationskämpfen um die Weltmeisterschaft dabei, scheiterte aber stets, einige Male nur sehr knapp. 1962 qualifizierte sich Kortschnoi für das Interzonenturnier und dann für das Kandidatenturnier in Curacao. Die Remisabsprachen von Petrosian, Geller und Keres sah er auch gegen sich gerichtet. Kortschnoi wurde dort nur Fünfter.
Außerdem wurde von der KGB-Begleitperson der Sowjetdelegation gemeldet, dass Kortschnoi einige Male das Spielcasino besucht hatte. Das führte zu einem Eintrag in seine Personalakte beim sowjetischen Sportverband und wirkte sich bei der Auswahl der Spieler für Auslandsturniere negativ aus. Unter den Topspielern der Sowjetunion gab es zudem reichlich Intrigen untereinander. Einige Spieler hatten Verbindungen zu einflussreichen Funktionären, andere nicht. Kortschnoi hatte keine. 1965 trat er aber in die Kommunistische Partei ein, um seine Chancen zu verbessern.
Ein weitere Grund für Kortschnois schwankende Leistungen lag auf gesundheitlichem Gebiet. Er war bis fast zu seinem Ende nikotinabhängig. Das wirkte sich negativ auf seine Fitness und seine Gesundheit aus. Kortschnoi hatte regelmäßig Probleme mit seinem Magen, vielleicht durch Magengeschwüre. Gelegentlich versuchte er ohne Zigaretten auszukommen, was ihm aber nie dauerhaft gelang.
Für das Interzonenturnier 1964 in Amsterdam konnte sich Kortschnoi nicht qualifizieren. 1967 in Sousse war er dabei und wurde zusammen mit Geller Zweiter hinter Larsen, nachdem Fischer das Turnier verlassen hatte. In den Kandidatenkämpfen 1968 besiegte Kortschnoi Reshevsky und dann Tal, unterlag aber im Finale Spassky. Spassky entthronte 1969 dann Petrosian und wurde Weltmeister.
1970 wurde Kortschnoi zum vierten Mal nach 1960, 1962 und 1964 sowjetischer Landesmeister. Er hatte seinen langjährigen Trainer Semjon Furman an Karpov verloren, mit Gennadi Sosonko aber einen guten Ersatz gefunden.
Im folgenden Kandidatenzyklus war Kortschnoi als Kandidatenfinalist gesetzt. Er gewann im Viertelfinale gegen Geller, verlor aber den Halbfinalkampf gegen Petrosian. Angeblich soll dieser Kampf abgesprochen gewesen sein, oder es gab Anweisung "von oben", da man Petrosian bessere Chancen im Match gegen Fischer einräumte. Doch diese Hoffnung erfüllte sich nicht.
1973 gewann Kortschnoi das Interzonenturnier in Leningrad und qualifizierte sich erneut für die Kandidatenkämpfe. Mit Siegen über Henrique Mecking und Tigran Petrosian erreichte er das Finale, wo er Karpov unterlag. Da Fischer 1975 zum WM-Kampf nicht antrat, wurde Karpov Weltmeister.
Das war die Zeit, in der sich Kortschnoi von den Sowjetbehörden im Vergleich zu Karpov benachteiligt fühlte, dies öffentlich äußerte und dann unter Druck geriet und seine Flucht in den Westen beschloss. 1976 nutzte Kortschnoi ein Auslandsturnier, um sich abzusetzen. Von nun an wurde er bei allen Turnieren von den Spielern des "Ostblocks" boykottiert. Bei den WM-Kämpfen war das jedoch nicht möglich.
Kortschnoi war im Weltmeister-Zyklus 1975-1978 erneut gesetzt und brachte den sowjetischen Spielern bei den Matches gegen Petrosian, Polugajevsky und Spassky als "Viktor der Schreckliche" vernichtende Niederlagen bei. Den WM-Kampf verlor gegen Anatoly Karpov verlor er dann 1978 nur knapp nach einer Nervenschlacht.
Im nächsten Zyklus besiegte Kortschnoi, wieder für die Kandidatenkämpfe gesetzt, noch einmal die Sowjet-Großmeister Petrosian und Polugajevsy und im Finale dann Robert Hübner. Die Niederlage im WM-Match gegen Karpov fiel diesmal deutlicher aus. Kortschnoi hatte seinen Zenit überschritten, Weltspitze war er aber immer noch.
Auch für die Kandidatenkämpfe 1983 war Kortschnoi wieder gesetzt. Er besiegte im Viertelfinale Lajos Portisch und sollte im Halbfinale gegen den jungen Garry Kasparov spielen. Der Wettkampf sollte in den USA stattfinden. Dort wollten die sowjetischen Behörden aber keinen ihrer Spieler spielen lassen, denn der US-Boykott der Olympischen Spiele von Moskau 1984 begann sich abzuzeichnen. Kortschnoi wurde kampflos zum Gewinner erklärt. Dann schaltete sich Heydar Aliyev ein, der als Aseri Kasparov unterstützte und zudem Mitglied des Politbüros war. Kortschnoi ließ sich zu einer Neuaufnahme des Matches überreden - der Boykott gegen ihn wurde nun aufgehoben - und verlor in London den Wettkampf. Kasparov trat 1984 gegen Karpov an, der Rest ist bekannt.
Foto: Rob Bogaerts/Anefo
Das ist aber noch nicht das Ende von Kortschnois langer Geschichte im Kampf um die Weltmeisterschaft. 1987 gewann Kortschnoi, inzwischen schon 56 Jahre alt, das Interzonenturnier von Zagreb, doch er unterlag in den Kandidatenkämpfen 1988 Johann Hjartarsson. Drei Jahre später, 1990, spielte Kortschnoi beim Interzonenturnier in Manila mit, im Schweizer System ausgetragen und wurde dort mit 8 Punkten Sechster. Er besiegt Gyula Sax im Kandidatenhalbfinale nach Stichkampf und unterlag im Viertelfinale Jan Timman. Und das ist nun das Ende von Kortschnois langem Kampf um die höchste Krone.
2006 gewann Viktor Kortschnoi aber dann doch einen Weltmeistertitel. Er wurde Seniorenweltmeister.
Mit insgesamt 5168 Partien ist Viktor Kortschnoi der Spieler mit den meisten Partien in der Mega Database. Es sind nicht alles Turnierpartien, aber der Anteil dieser ist hoch.
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Der Rekord wird wohl nicht so schnell gebrochen werden, auch wenn die Corona-Pandemie 2020/21 eine Vielzahl von Schnellschachpartien hervorgebracht hat. Kortschnois letzte Partien spielte er am 16. Februar 2015, einen Schnellschach-Wettkampf gegen Wolfgang Uhlmann. Da saß Kortschnoi nach seinem Schlaganfall 2012 schon einige Jahre im Rollstuhl.
Kortschnois Partien zeichnen sich vor allem durch Kampf aus. Große Glanzpartien aus einem Guss gibt es bei ihm eher weniger. Die folgenden Partie ist eine Ausnahme.
Kortschnoi hat ab 1991 regelmäßig für das ChessBase Magazin kommentiert, beginnend mit seinen Kandidatenkämpfen gegen Sax und Timman.
Zusammen mit einigen älteren Kommentaren aus Turnierbulletins findet man insgesamt 259 seiner kommentierten Partien in der Mega. Dabei hat Kortschnoi auch eigene Verlustpartien kommentiert, außerdem eine Reihe von Partien von anderen Spielern, so zum Beispiel eine Bundesligapartie zwischen zwei Chefredakteuren des ChessBase Magazins, Rainer Knaak und seinem späteren Nachfolger Oliver Reeh, aus dem Jahr 2006.
Kortschnois letzte eigene kommentierte Partie ist die Partie Acs –Kortschnoi.
Wer Kortschnoi live erleben möchte, kann ihn sich auf seinen beiden ChessBase DVDs in Aktion anschauen. Eine Schachlegende. Es lohnt sich.