Vladimir Kramnik galt schon lange als möglicher Nachfolger von Garry Kasparov. Beim WM-Kampf 2000 in London erhielt er die Gelegenheit Kasparov herauszufordern und gewann das Match mit zwei Siegen, ohne Niederlage. Mit Kramnik wurde auch die Teilung der Schachweltmeisterschaften aufgehoben. 2006 kam es in Elista zu einem Wiedervereinigungswettkampf zwischen Topalov und Kramnik, das letzterer in einem allerdings von vielen skandalösen Nebentönen begleiteten Match im Stichkampf gewann.
2007 verlor Kramnik den Titel im WM-Turnier an Anand und war auch im folgenden Revanchematch dem Inder unterlegen. Beim Kandidatenturnier 2013 in London hatten Kramnik und Carlsen am Ende die gleiche Punktzahl. Die Zweitwertung entschied für Carlsen, der eine Partie mehr gewonnen hatte oder - wie Kasparov pointiert bemerkte - eine Partie mehr verloren hatte.
Im kommenden Kandidatenturnier in Moskau ist Kramnik nun seit Jahren erstmals nicht mit von der Partie.
Darauf angesprochen, dass er seit langem nicht bei den Kandidatenausscheidungen dabei ist, bedauert Kramnik diesen Umstand, meint aber auch, es sei keine Tragödie. Sein Blick richtet sich im Moment auf die kommende Schacholympiade, wo er mit dem russischen Team Gold gewinnen möchte.
Einen Favoriten beim Kandidatenturnier seiht er nicht. Alles hänge von der aktuellen Form ab.
Die Teilnahmen von sehr starken Spielern bei Open, wie dem Katar Open oder dem Gibraltar Open betrachtet Kramnik als "Demokratisierung" des Schachs. Kramnik glaubt, dass sich auch bei solchen Open am Ende immer die besten Spieler durchsetzen.
Auf die Frage, ob er vielleicht einmal als FIDE-Präsident kandidieren möchte, schloss Kramnik diese Möglichkeit nicht generell aus, verwies aber darauf, dass er derzeit noch aktiver Spieler sei und Nummer zwei in der Welt. Ilyumzhinovs Maßnahme, sein Amt wegen des US-Boykotts ruhen zu lassen, sieht er als taktischen Zug. Das US-Boykott, glaubt Kramnik, sei auf den Einfluss von Kasparov auf regierungsnahe US-Stellen zurückzuführen. Die Sanktionen wurden zudem zu einem Zeitpunkt ausgesprochen, als die Unterzeichnung eines Sponsorvertrages für einen WM-Kampf in den USA kurz bevor stand.
Im weiteren Verlauf des Interviews spricht Kramnik über die Zurich Chess Challenge und zu Beginn des zweiten Teils über die Rolle der Computer beim Schachtraining.
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In einer längeren Passage des Interviews blickt Kramnik auf seinen Wettkampf gegen Topalov zurück. Verglichen mit dem WM-Kampf Fischer gegen Spassky sei der Wettkampf in Elista mindestens genauso dramatisch gewesen, nur die politischen Implikationen hätten gefehlt. Die Kampagne die Topalov und sein Manager Danailov damals gegen ihn eröffnet hätten sei beispiellos gewesen und hätten Topalov ins Abseits gestellt.
Teil 1 des Interviews (engl.)...
Teil 2 des Interviews (engl.)...