Vladimir Kramnik hat heute auf seinem X-Account gemeldet, dass er den Weltschachbund vor einem Schweizer Zivilgericht verklagt hat. Der 14. Schachweltmeister hat ein Video beigefügt, in dem er kommentiert, wie er die Klageschrift persönlich in den Briefkasten der FIDE-Geschäftsstelle in Lausanne einwirft. Zum Inhalt der Klage hat Kramnik keine Informationen enthüllt, sondern nur das formale Prozedere der Schweizer Justiz bei Zivilklagen erläutert. Im ersten Schritt steht ein Antrag auf Beweissicherung. Nachdem der Beklagte, hier der Weltschachbund, über die Klage informiert wurde, ist er angehalten, alle Dokumente, Korrespondenzen, elektronischen Aufzeichnungen und sonstigen Materialien, die für den Fall relevant sein könnten, aufzubewahren und darf diese weder verändern, löschen noch vernichten.
In einem Beitrag bei Worldchess wird vermutet, dass Kramnik mit dieser Klage einen Gegenschlag gegen den Weltschachbund führt, nachdem die FIDE-Ethik- und Disziplinarkommission ein Verfahren gegen Kramnik eröffnet hatte.
Der Ex-Weltmeister hat sich in der Vergangenheit wiederholt über von ihm vermutete Computerbetrügereien bei Online-Turnieren beklagt und versucht, diese mithilfe von Statistiken nachzuweisen. Mehrere Spieler fühlten sich dadurch persönlich angegriffen und diffamiert. Der Tod des im Oktober verstorbenen Daniel Naroditsky wurde in den sozialen Medien mit den Angriffen von Kramnik in Verbindung gebracht. Der 29-jährige Naroditsky hatte in seinem letzten Stream über die großen psychischen Belastungen nach Unterstellungen von Kramnik geklagt. Am nächsten Tag wurde er tot aufgefunden. Die Ursache seines Todes ist nicht bekannt. Kramnik wurde von verschiedenen Seiten beschuldigt, den Tod von Naroditsky mit verschuldet zu haben. Auch David Navara hatte sich nach Angriffen von Kramnik öffentlich geäußert und über Selbstmordgedanken berichtet.
Kramnik hat alle Anschuldigungen von sich gewiesen und von einer „Kampagne“ und „Schikanen“ gegen sich gesprochen. Er fordert nun offenbar eine finanzielle Entschädigung von der FIDE.
Ungewöhnlich ist, dass Kramnik seine Klage bei einem Zivilgericht eingereicht hat und nicht beim Internationalen Sportgericht CAS, das üblicherweise Streitfälle im Sportbereich bewertet.
Offizielle Erklärung von Vladimir Kramnik
30.12.2025
Ab dem heutigen Tag habe ich formelle rechtliche Schritte gegen FIDE gemäß dem Schweizer Recht vor dem Gericht in Lausanne eingeleitet.
Nach den geltenden Schweizer Verfahrensregeln muss zunächst ein obligatorisches Vorverfahren durchgeführt werden. Diese Phase dauert in der Regel 2-3 Monate. Während in dieser Phase bereits bestimmte Zwischenentscheidungen des Gerichts getroffen werden können, dient sie in erster Linie dazu, die Grundlage für die Hauptverfahren vorzubereiten, die darauf folgen werden.
Die spezifischen rechtlichen Bestimmungen des Schweizerischen Zivilgesetzbuches, auf denen die Klage basiert, sowie die genaue Höhe der finanziellen Entschädigung, die von FIDE verlangt wird, werden von meinem juristischen Team unmittelbar vor der Einreichung der Hauptklage festgelegt und spezifiziert.
Darüber hinaus wurde heute eine formelle Anfrage zur Sicherstellung von Beweismitteln persönlich bei der FIDE-Zentrale eingereicht.
Diese Anfrage wurde gemäß den relevanten Bestimmungen des Schweizer Rechts eingereicht und soll sicherstellen, dass alle Dokumente, Korrespondenzen, elektronischen Aufzeichnungen und alle anderen Beweise, die für das laufende Rechtsverfahren gegen FIDE von Bedeutung sind, ordnungsgemäß aufbewahrt und nicht verändert, gelöscht, zerstört oder anderweitig unzugänglich gemacht werden.
Weitere Details werde ich im Verlauf des Verfahrens zur Verfügung stellen.
