Wladimir Kramnik mit "Rekord für die Ewigkeit"
Text und Fotos: Georgios Souleidis
Wladimir Kramnik gewann zum 10. Mal das Sparkassen Chess-Meeting. Der 36-jährige
Russe stellte damit einen Rekord für die Ewigkeit auf. Kein Spieler konnte das
bedeutendste Schachgroßmeister-Turnier Deutschlands nur annähernd so oft gewinnen.
Seinen ersten Sieg feierte der Ex-Weltmeister 1995 als 20-jähriger. Sechzehn
Jahre später stellte er einen Rekord auf, der wahrscheinlich niemals gebrochen
wird.
Schlussstand:
Die 10. Runde des Sparkassen Chess-Meetings war wie das gesamte Turnier sehr
hart umkämpft und endete mit einer Überraschung. Wladimir Kramnik verlor gegen
Hikaru Nakamura. Gegen die Königsindische Verteidigung des Amerikaners ließ
sich der Turniersieger auf eine taktikgeladene Variante ein. Durch sein beeindruckendes
Auftreten in Dortmund vielleicht beflügelt, opferte Kramnik im 22. Zug einen
Springer für zwei Bauern am Königsflügel. Das Opfer war sehr riskant, denn ein
gewinnbringender Angriff gegen den schwarzen König war nicht in Sicht. Stattdessen
musste der Russe sehr genaue Züge finden, die ihm vielleicht ein Remis gesichert
hätten. Stattdessen spielte er weiter auf Angriff. Der 23-jährige Nakamura wehrte
aber alle Drohungen ab und gewann am Ende dank seines Materialvorteils.
Wladimir Kramnik
Wladimir Kramnik
Hikaru Nakamura
Die Partie zwischen Liem Le Quang und Anish Giri endete remis. Die Spieler folgten
einer langen und bekannten Variante in der Damenindischen Verteidigung. Keiner
der beiden schaffte es, die Symmetrie der Stellung zu seinem Gunsten zu brechen.
Der 20-jährige Vietnamese genoss zwar bis zum Schluss seinen Anzugsvorteil,
doch sein 17-jähriger Gegner aus Holland verteidigte sich fehlerlos. Das Remis
durch dreimalige Stellungswiederholung nach 38 Zügen war folgerichtig.
Liem Le Quang
Anish Giri
Die Partie zwischen Georg Meier und Ruslan Ponomariov endete ebenfalls unentschieden.
Die Spieler wählten eine Variante der Englischen Eröffnung. Nach der Eröffnung
schien Meier durch seine bessere Entwicklung einen kleinen positionellen Vorteil
erreicht zu haben, doch der 27-jährige Ukrainer erlaubte sich keinen Fehler.
Die Partie glitt langsam aber sicher in ein Endspiel ab, das keinem der beiden
Spieler Chancen auf den Sieg bot. Die Partie wurde durch dreimalige Stellungswiederholung
nach 44 Zügen remis gegeben. Der 23-jährige Trierer äußerte sich zu seinem Abschneiden
in Dortmund folgendermaßen: "Zusammenfassend kann ich sagen, dass alles schief
gelaufen ist, was schief laufen konnte. Auch wenn ich gut spielte, stellte ich
irgendwann etwas ein. Es war trotzdem eine sehr wertvolle Erfahrung für mich,
denn zehn Partien auf diesem Niveau, wo mich jeder schlagen will, das ist eine
ganz neue Situation - insbesondere psychologisch."
Ruslan Ponomariov
Georg Meier
(Stadt-Pressedienst vom 31.07.2011, Kontakt: Michael Meinders)