Kunin gewinnt Echternach Open

von Gerd Densing
03.07.2017 – Am letzten Juni-Wochenende wurde in Echternach zum 24. Mal ein Schnellschach-Open ausgetragen. Viele Teilnehmer sind inzwischen Stammgäste, darunter der ehemalige WM-Kandidat Ulf Andersson. Vitaly Kunin das Turnier. Unser Luxemburg-Korrespondent Gerd Densing erhielt einen Sonderpreis für seine 20ste Teilnahme.

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 GM Vitaly Kunin gewinnt das 24. Echternacher Schachopen

Am vergangenen Wochenende, dem 24. und 25. Juni 2017 fand in dem schönen Städtchen Echternach in der luxemburgischen Schweiz in der ehemaligen Abtei die 24. Ausgabe des beliebten Schnellschachopens statt. Turnierdirektor vom ausrichtenden Verein de Sprenger Echternach konnte 316 Teilnehmer begrüßen, darunter 30 Titelträger (9 GM). Das Turnier war damit an der Spitze etwas schwächer besetzt als im vergangenen Jahr.

Mit dem kurzfristig angemeldeten GM Sebastien Feller war auch der Titelverteidiger wieder mit von der Partie. Erstmals dabei war der zuletzt in sehr guter Form spielende GM Vitaly Kunin, welcher sich bei der Europameisterschaft vor wenigen Wochen für den kommenden World-Cup qualifiziert hat. Luxemburg bzw. Echternach ist GM Vitaly Kunin nicht ganz unbekannt, da er bereits seit mehreren Jahren für den Verein Gambit Bonneweg in der Luxemburger Nationaldivision spielt und auch Mannschaftskämpfe gegen die erste Mannschaft von Echternach absolvierte.

Auch dabei waren die früheren Sieger (GM Igor Khenkin, GM Andrey Sumets) bzw. Top-Platzierte (IM Dieter Morawietz, IM Christopher Noe) sowie Schachlegende GM Ulf Andersson.

Nach Begrüßung durch Turnierdirektor FM Serge Brittner wurde vor Beginn der ersten Runde im Rahmen einer Gedenkminute an den vor wenigen Monaten nach schwerer Krankheit verstorbenem Internationalem Schiedsrichter Leon Muijs gedacht. Leon war über viele Jahre sowohl souveräner und erfahrener als auch sehr beliebter Hauptschiedsrichter beim Echternacher Open im Einsatz.

Der Spielsaal mit den vorderen Brettern

Turnierverlauf

Die ersten drei Runden brachten an den Spitzenbrettern keine überraschenden Ergebnisse. Die vierte Runde brachte die ersten Duelle von Titelträgern. Hier war das Remis von FM Lennert Lenaerts gegen GM Ulf Andersson sowie Remis von Pawel Grabowski vom Godesberger SK gegen IM Nicolas Brunner die ersten kleineren Überraschungen. Die größere Überraschung war der Sieg von Nils Czybik vom SVG Saarbrücken gegen IM Stephane Hautot.

Die fünfte Runde war die erste „Remisrunde“ des Turniers. Während an den ersten vier Brettern sowie den Brettern sechs und sieben alle Partien remis endeten, gewann GM Felix Levin gegen IM Fred Berend (und dessen Riesenbauern auf b7) und setzte sich damit nach dem ersten Turniertag alleine an die Tabellenspitze. Für überraschende Ergebnisse sorgten erneut FM Lennert Lenaerts (Sieg gegen IM Georg Seul) und Pawel Grabowski (Sieg gegen IM Michael Hammes) sowie FM Samir Mohammad gegen GM Igor Khenkin (Remis an Brett 3).

In der sechsten Runde kam an Brett 1 Vorjahressieger und Setzlistenerster GM Sebastien Feller mit Weiß gegen den führenden GM Felix Levin nicht über ein Remis hinaus. GM Vitaly Kunin setzte den Vorjahreszweiten IM Christopher Noe lange unter Druck. Dieser verteidigte sich bis zum Schluss umsichtig. Die spannende Partie endete in besserer Stellung für den GM mit jeweils nur noch wenigen Sekunden auf der Uhr mit einem „König im Schach“ und irregulärem Zug des IM. GM Kunin gewann, womit er zur Tabellenspitze aufschloss.

 

Da die Partien an den Brettern vier bis sieben auch mit Siegen endeten – darunter Überraschungssiege von Samir Mohammad gegen Nicolas Brunner sowie Pawel Grabowski gegen GM Michael Hoffmann – gingen somit sechs Spieler an der Tabellenspitze mit jeweils 5,5 Punkten in die siebte Runde.

Die siebte Runde brachte an Brett 1 zwischen GM Vitaly Kunin und IM Michael Wiedenkeller ein Drama. Der seit vielen Jahren für Echternach spielende sympathische schwedische IM erreichte eine sehr gute Endspielstellung. Er hatte zwei Leichtfiguren gegen Turm und Bauern bei aktivem Figurenspiel und leicht besserer Stellung. Er bot remis an, welches der GM ablehnte. Nach Abtausch eines Bauern- und Turmpaares endete die Partie plötzlich und glücklich zu Gunsten des GM nach einem Figureneinsteller von Michael Wiedenkeller.

Kunin gegen Wiedenkeller

GM Andrey Sumets gewann gegen den an diesem Wochenende sehr stark aufspielenden FM Samir Mohammad an Brett zwei und blieb somit mit GM Vitaly Kunin punktgleich. GM Felix kam an Brett drei gegen den stark spielenden Pawel Grabowski nicht über ein Remis hinaus, sodass er nach der Runde einen halben Punkt Rückstand auf die Tabellenspitze hatte. GM Sebastien Feller gewann etwas glücklich gegen seinen früheren Trainer IM Fred Berend und hatte somit noch Tuchfühlung zur Tabellenspitze. Ebenso war GM Igor Khenkin nach seinem Sieg gegen IM Yuri Boidman noch in Reichweite zur Tabellenspitze.

Die achte Runde kann als zweite Remisrunde des Turniers bezeichnet werden. Die Partien der Bretter 1 – 7 endeten alle Remis, sodass sich an der Tabellensituation nichts änderte, Kunin und Sumets führten die Tabelle an. IM Christopher Noe gewann an Brett 8 ebenso wie FM Lennert Lenaerts gegen IM Lev Yankelevich an Brett 9 und gingen mit einer guten Ausgangslage in die Schlussrunde.

In der neunten Runde (Schlussrunde) endeten die Partien der Bretter eins und zwei zwischen GM Kunin und GM Feller sowie GM Khenkin und GM Sumets remis, womit zumindest zwei Spieler mit 7,5 Punkten bereits feststanden. An Tisch drei spielte sich erneut ein Drama ab. IM Christopher Noe erreichte gegen GM Felix Levin mit Schwarz eine gute dynamische Angriffsstellung, konnte den finalen Shot aber nicht setzen. Nachdem sich der Rauch ein klein wenig verzogen hatte kam es zu einer unglücklichen Umwandlung (der GM nahm einen Turm drehte ihn herum und sagte „Dame“). Dies reklamierte der junge deutsche IM. Nach Klärung durch Schiedsrichter IA Olivier Jeitz und Ablehnung des Remisangebotes des GM und zwingendem Schlagen von Dame bzw. Turm stellte er wenige Züge später eine Leichtfigur ein und verlor die Partie unglücklich.

 

GM Levin kam somit auch auf 7,5 Punkte.

FM Lennert Lenaerts spielte weiter gut und schlug IM Leonid Milov genau wie Pawel Grabowski gegen IM Dieter Morawietz gewann, sodass sie beide auch auf 7,5 Punkte kamen. Das Seniorenduell zwischen IM Klaus Klundt und GM Ulf Andersson an Brett 6 endete friedlich remis.

 

 

Die drei Ersten: Kunin, Levin, Sumets

Neben den Hauptpreisen, Ratingpreisen, Preis für die Vereine mit der größten Teilnehmerzahl wurden auch dieses Jahr wieder besonders „treue“ Spieler für ihre vielfache Teilnahme geehrt. Unter den drei Teilnehmern, welche dieses Jahr zum 15. Mal das Open spielten und jeweils eine Flasche Sekt erhielten, war u.a. GM Vlastimil Jansa. Er war vor einigen Jahren Luxemburgs Nationaltrainer und kommt offenbar sehr gerne jedes Jahr zurück um in Echternach das schöne Open zu spielen. Für die 20. Teilnahme wurden Paul Zilles, IM Dieter Morawietz, IM Fred Berend aus Luxemburg (Sieger der ersten Ausgabe im Jahr 1994) und Turnierberichterstatter Gerd Densing jeweils mit einem „Fresskorb“ beglückt.

Der Autor wurde für seine 20. Teilnahme geehrt

 

 

 

Hier der Internetlink zur Turnierseite mit vollständiger Tabelle (Fotos werden später vom Veranstalter noch eingestellt):

http://open.desprenger-echternach.lu

Fortschrittstabelle...

Beste Damen und Senioren, Ratingpreis...

Das Schiedsrichter-Team um die beiden Hauptschiedsrichter René Recking und Olivier Jeitz leistete sehr gute Arbeit und sorgte für einen reibungslosen und störungsfreien Turnierablauf. Für das leibliche Wohl wurde erneut bestens gesorgt. Das Wetter war überwiegend sonnig und es war wieder ein sehr schönes Turnierwochenende.

Nach Aussage von Serge Brittner möchte man sich für die nächste Ausgabe (Jubiläumsausgabe) noch Gedanken machen und etwas Besonderes einfallen lassen. Man darf gespannt sein!

Mit den Schnellschachturnieren geht es bereits am übernächsten Wochenende in Diekirch (nur ca. 25 KM von Echternach entfernt) weiter. Dort findet Samstags zunächst die Nationale FLDE Blitz-Einzelmeisterschaft statt. Sonntags wird um den Pokal der Stadt Diekirch gespielt. Dabei handelt es sich um ein 9-rundiges Schnellschachturnier (15 Min. pro Partie + 10 Sek. Inkrement je Zug). Informationen: www.schachclub-nordstad.lu

Der nächste Schach-Höhepunkt ist in Luxemburg dann am Wochenende 23./24. September 2017. Die Vereine Turm Schifflingen und Smashing Pawns Bieles richten zum dritten Mal ein Schach-Turnierwochenende aus. Samstags findet ein Blitzschachturnier statt (3 Min. + 2 Sek./Zug, incl. Auswertung für die Blitz-FIDE-ELO) sowie Sonntags ein Schnellschachopen (15 Min. + 3 Sek. Inkrement je Zug, ebenfalls Auswertung zur Rapid-FIDE-ELO). Informationen: www.openterresrouges.lu


Gerd Densing ist ein begeisterter Vereins- und Turnierspieler. Seine Eindrücke hat er in vielen Berichten auf der ChessBase-Nachrichtenseite festgehalten.

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