17.05.2023 – Kurz vor dem Bundeskongress, der an diesem Wochenende in Berlin stattfindet, stellt sich der scheidende DSB-Präsident Ullrich Krause den Fragen im Interview und zieht eine kritische Bilanz. In seiner sechsjährigen Amtszeit mussten eine Reihe von Krisen bewältigt werden. Die Einigung der Kräfte sei ihm nicht gelungen, meint Ullrich Krause.
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Der Lübecker Ullrich Krause, damals zunächst Präsident des Schachverbandes von Schleswig Holstein, stellte sich 2017 zur Wahl als Präsident des Deutschen Schachbundes. Nach seiner Beobachtung gab es zu dieser Zeit im Deutschen Schach mehr Gegen- als Miteinander und er hatte sich vorgenommen, die divergierenden Kräfte in den Landesverbänden und im Bundesverband zu einen, um so dem Schachbund neue Impulse zu geben.
In der Rückbetrachtung in seinem letzten Interview als Präsident des Deutschen Schachbundes räumt Ullrich Krause ein, dass ihm dies nicht gelungen ist. In Verlauf der seiner sechsjährigen Amtszeit gab es eine Reihe von Krisen oder Problemfällen, die bei allen Beteiligten viel Kraft gekostet haben.
Zwischen dem Deutschen Schachbund und der Deutschen Schachjugend entstand ein Konflikt, der nach langen Verhandlungen letztlich zur Loslösung der Deutschen Schachjugend führte, die sich als eigenständiger Verein umgründete.
Eine weitere große Baustelle tat sich im Bereich Leistungssport auf. Ein Streitfall bei zwei Kaderspielern schlug hohe Wellen bis in die Funktionärsebene hinein und führte letztlich zur Trennung von Bundestrainer Dorian Rogozenco.
Zudem gab es schon vorher einen weiteren Streitfall mit dem Organisator Dirk Jordan, der für den DSB viele Jahre die DSAM organisiert hatte. Der DSB verklagte Dirk Jordan wegen Unterschlagung. Ein Straf-und ein Zivilverfahren sind noch offen.
Zuletzt wurde beim DSB ein großes Finanzloch entdeckt. Im Bemühen sein Portofolio zu verbessern und zu vergrößern, entstand ein strukturelles finanzielles Minus, das nach und nach die Rücklagen aufzehrte. Dies wurde jedoch erst Anfang des Jahres 2023 in seinem ganzen Ausmaß entdeckt und erfordert nun dringenden Handlungsbedarf.
Last, but not least: Auch die zweijährige Pandemie stellte an die Schachverbände besondere Anforderungen. Der Schachbund verlor nicht so viele Mitglieder wie andere Sportverbände und hofft die Zahl bald wieder ganz ausgeglichen zu haben.
Ullrich Krauses Resümee fällt nicht nur kritisch aus. Eine ganze Reihe von Projekten wurden erfolgreich auf den Weg gebracht. In der Zusammenarbeit mit der Deutschen Schachjugend wurde beispielsweise ein großes gemeinsames Schulschachprojekt realisiert. Außerdem schenkte der Deutsche Schachbund dem Thema Online-Schach große Aufmerksamkeit. Besonders Herzblut steckte Ullrich Krause in sein Projekt "Meisterschaftsgipfel". Die Idee und die Realisierung eines großen Schachfestes, an dem an die Tausend Schachfreunde, Profis und Amateure, beteiligt sind, begeisterte alle. Wegen der fehlenden Mittel im DSB-Haushalt muss der Schachgipfel dieses Jahr ausfallen. Doch Ullrich Krause ist sich sicher, dass das Fest weiter stattfinden wird.
Am kommenden Wochenende findet der DSB-Kongress in Berlin statt. Ullrich Krause hat für die Haushaltsprobleme die Verantwortung übernommen und stellt sich nicht zur Wiederwahl. Einzige Kandidatin für das Amt der Präsidentin ist nun Ingrid Lauterbach. Ullrich Krause würde ihre Wahl sehr begrüßen.
Zur Aufgabe der Funktionsträger im Deutschen Schachbund und der öffentlichen Wahrnehmung und Reaktionen machte Ullrich Krause allerdings einige kritische Anmerkungen.
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