Landa gewinnt Schachtürken-Cup

von Gerd Densing
03.01.2018 – Der "Schachtürken-Cup" wird in seit vielen Jahren vom SK Blauer Springer Paderborn im Paderborner Heinz Nixdorf MuseumsForum durchgeführt. Im Technik-Museum steht dort unter anderem ein funktionstüchtiger Nachbau des berühmten "Schachtürken". Konstantin Landa gewann das A-Open.

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14. Paderborner Schachtürken-Cup in Paderborn: GM Konstantin Landa verdienter alleiniger Sieger

Neben vielen Weihnachtsturnieren in Deutschland und Europa sowie der diesjährigen Blitz- und Schnellschach-Weltmeisterschaft fand zwischen Weihnachten und Neujahr vom 27.12. – 30.12.2017 in Paderborn der beliebte Schachtürken-Cup statt, welcher vom SK Blauer Springer Paderborn 1926 e.V. seit vielen Jahren erfolgreich in Kooperation mit dem Heinz Nixdorf MuseumsForum  ausgerichtet und hervorragend organisiert wurde.

Die bewährten Turniermodalitäten blieben zu den Vorjahren unverändert. Gespielt wurden 7 Runden nach Schweizer-System in zwei Gruppen. In der A-Gruppe (ab 1700 DWZ/ELO) traten 111 Spieler an (Vorjahr 95). In der B-Gruppe (bis DWZ 1800) spielten 86 Spieler (Vorjahr 80). Die Teilnehmerbegrenzung laut Ausschreibung von 180 für beide Turniere zusammen wurde kurz vor Weihnachten auf 200 angehoben, da das HNF ermöglichte, ein paar Bretter mehr aufzustellen.

Die Bedenkzeit war 90 Minuten für 40 Züge, 15 Minuten für den Rest der Partie und 30 Sek. Inkrement ab dem ersten Zug. Beibehalten wurde die 3-Punkte-Regel, welche auch dieses Jahr – in Verbindung mit der Fortschrittswertung als Zweitwertung – wieder, zumindest bis zur 6. Runde, zu einem spannenden Turnierverlauf führte.

Am 29.12.2016 fanden in den Altersklassen U8, U10, U12 und U14/16 mit insgesamt 92 Teilnehmern (Vorjahr 126) gut besetzte Kinder- und Jugendturniere statt (7 Runden Schnellschach, 15-Min Bedenkzeit je Spieler). Gespielt wurde wie in den Vorjahren in Schulungsräumen des für Schach-Events ideal geeignete Heinz Nixdorf MuseumsForum  (HNF). Die ersten 5 (DGT-)Bretter mit Liveübertragung waren im großen Auditorium untergebracht.

Spielerhotel war das in fußläufiger Nachbarschaft zum MuseumsForum gelegene Welcome-Hotel Paderborn, welches auch Mit-Sponsor war. Chessbase war Sponsor von Sachpreisen.

Das Heinz Nixdorf MuseumsForum in Paderborn (Foto: Gerd Densing)

Das Technik-Museum ist das weltgrößte Computer-Museum und bietet auf 6.000 m2 Ausstellungsfläche mehr als 2000 Exponate. Neben einer multimedialen Zeitreise durch 5000 Jahre Geschichte zur Informations- und Kommunikationstechnik wurde vor dem Turnier im Foyer die Sonderausstellung „Helfer oder Fälscher? Computer im Wahleinsatz“ angeboten. Diese war aber bei Turnierbeginn schon abgebaut.

Zusätzlich bestand im Erdgeschoss die Möglichkeit, Computerspiele zu spielen, was von den Kindern bei den Rundenpausen gerne genutzt wurde.

Für Schachspieler ist der Besuch des in dem MuseumsForum ausgestellte Nachbau des legendären „Schachtürken“ Pflicht und der Museums-Besuch kostenlos. Traditionell wird das Siegerfoto immer beim Schachtürken erstellt.

Der Schachtürke (Foto: Gerd Densing)

Zum Turnier und Turnierverlauf:

Das A-Open war an der Spitze mit vier GM (Vorjahr sieben) etwas schwächer besetzt als im Vorjahr. Traditionell war GM Lev Gutman (Sieger 2004 und 2005) mit dabei. Ebenso der Titelverteidiger sowie Sieger der Jahre 2015 und 2016, GM Felix Levin. Setzlistenerster war wie im Vorjahr GM Konstantin Landa, welcher in 2016 nur hauchdünn nach Fortschrittswertung hinter Felix Levin auf Platz zwei landete.

 

In den ersten beiden Runden gab es noch keine Überraschungen an den ersten fünf Brettern. In der dritten Runde gaben die beiden „Senior-Großmeister“ Lev Gutman und Spyridon Skembris erste Remis gegen Amateurspieler ab.

Die vierte Runde brachte an Tisch zwei das erste Duell von Titelträgern. Hierbei erreichte IM Tobias Jugelt gegen GM Felix Levin ein 11-Züge-Kurz-Remis. GM Konstantin Landa gewann an Brett einsnach 56 Zügen gegen Pascal Barzen und ging somit mit voller Punktausbeute und bester Fortschrittswertung in die nächste Runde.

In der fünften Runde endeten vier der fünf Top-Partien Remis. Insbesondere das Remis an Tisch eins zwischen den beiden Vorjahresbesten GM Felix Levin und GM Konstantin Landa bedeuteten eine Vorentscheidung über den Turniersieg, auch hinsichtlich der Zweitwertung. Die beiden GMs Lev Gutman und Spyridion Skembris gaben weitere Remis ab, wobei das Remis des griechischen Endspiel-Experten vielleicht unnötig war, da das interessante Endspiel wohl deutlich besser für Schwarz war.

Die sechste Runde war vielleicht die interessanteste – mit der wohl schönsten Partie des Turniers. Konstantin Landa gewann in einem Turmendspiel relativ unspektakulär gegen Alexej Wagner. Felix Levin gab an Tisch drei ein weiteres Remis ab und auch Spyridion Skembris ein weiteres unnötiges Remis. Lev Gutman gewann seine Partie. Die Überraschung der Runde war die Partie an Brett zwei zwischen IM Tobias Jugelt und Pascal Barzen. Die Partie war hochinteressant und hatte nach einem Abtausch ein ungewöhnliches Materialverhältnis von Turm und später zwei Leichtfiguren gegen die Dame.

Pascal Barzen zeigte eine Meisterleistung und gewann die wohl schönste Partie des Turniers. Ich habe bislang kaum eine Partie gesehen, in welcher eine Dame in einem Endspiel von gegnerischen Leichtfiguren und Turm so dominiert wird. Wohl auch wegen der unsicheren weißen Königsstellung. Barzen kam somit vor der Schlussrunde auf 15 Punkte (nach 3-Punkte-Regel) und war somit auf Schlagdistanz zu dem bis dahin ungefährdet führenden GM Konstantin Landa (16 Punkte). Eigentlich sollte es dann eine spannende Schlussrunde werden, eigentlich!

In der siebten Runde lautete die TOP-Paarung GM Lev Gutman gegen GM Konstantin Landa.

Konstantin Landa, Lev Gutman (Foto: Gerd Densing)

An Tisch zwei spielten Pascal Barzen gegen Amateur Jürgen Bock. Es wurde zur Enttäuschung der Zuschauer und Organisatoren kein spannendes Finale um den Turniersieg. Überraschend spielte Pascal Barzen nicht auf (Turnier-) Gewinn, sondern die Partie endete bereits nach drei Zügen mit Remis. Somit war der Druck bei Konstantin Landa, welcher - wie immer erst rund 5 Minuten nach Rundenbeginn am Brett erschien - auch weg und auch diese Partie endete nach immerhin 15 gespielten Zügen mit Remis. Die beiden weiteren Großmeister Levin und Skembris gewannen ihre Partien und schoben sich in der Tabelle etwas nach vorne.

Alleiniger Turniersieger wurde somit GM Konstantin Landa mit 6 Punkten aus 7 Partien bzw. 17 Punkten nach 3-Punkte-Regel vor Pascal Barzen mit 16 Punkten vor den GMs Lev Gutman und Felix Levin mit je 15 Punkten.

Beste Dame im Feld wurde Johanna Bluebaum, die Schwester des jungen deutschen GM mit 11 Punkten auf Rang 37.

Endstand:

Fortschrittstabelle:  Stand nach der 7. Runde   (nach Rangliste)
Nr. Teilnehmer ELO NWZ Punkte PktSum Buchh
1. Landa,Konstantin 2604 2595 17.0 76.0 94.0
2. Barzen,Pascal 2247 2290 16.0 70.0 91.0
3. Gutman,Lev 2398 2374 15.0 66.0 90.0
4. Levin,Felix 2475 2411 15.0 66.0 86.0
5. Skembris,Spyridon 2385 2342 15.0 64.0 83.0
6. Wagner,Alexej 2288 2199 15.0 63.0 89.0
7. Jugelt,Tobias 2434 2418 14.0 64.0 85.0
8. Kirnos,Evgeni 2226 2157 14.0 60.0 79.0
9. Gazic,Josip 2225 2177 14.0 58.0 74.0
10. Scharfenberg,Mich 2166 2140 14.0 56.0 71.0
11. König,Christian 2027 1978 14.0 54.0 76.0
12. Bock,Jürgen 2276 2177 14.0 53.0 77.0
13. Hamid,Emran 2180 2176 14.0 53.0 69.0
14. Kemper,Meinolf 2118 2053 13.0 63.0 86.0
15. Dorst,Johannes 2188 2153 13.0 62.0 88.0
16. Böhm,Jürgen 2201 2145 13.0 58.0 83.0
17. de Roda Husman,Ju 2248   13.0 58.0 82.0
18. Schmücker,Marcus 2204 2209 13.0 57.0 83.0
19. Eckardt,Joshua 2219 2249 13.0 54.0 74.0
20. Naidich, Vasiliy 2096   13.0 52.0 69.0
21. Richter,Gerald 2077 2031 13.0 47.0 74.0
22. Böhm,Uwe 2058 1947 13.0 42.0 57.0
23. Topolewski,Dirk 2188 2077 12.0 57.0 81.0
24. Nagel,Bernhard 2212 2183 12.0 57.0 75.0
25. Thomas,Ingo 2085 2044 12.0 57.0 74.0
26. Jügel,Marcel 2180 2107 12.0 54.0 76.0
27. Whitmire,James Da 1994 2026 12.0 48.0 72.0
28. Groneberg,Jörg 2006 1942 12.0 47.0 70.0
29. Hufendiek,Ekkehar 1941 1887 12.0 45.0 73.0
30. Fuhlrott,Tim 1886 1855 12.0 39.0 72.0

111 Teilnehmer

Wertung: Drei Punkte pro Sieg.

 

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Gerd Densing ist ein begeisterter Vereins- und Turnierspieler. Seine Eindrücke hat er in vielen Berichten auf der ChessBase-Nachrichtenseite festgehalten.

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