Von Gerd Densing
Dudelange
Das Rathaus der Stadt
Im Süden Luxemburgs fand am Sonntag in Dudelange die 23. Auflage des beliebten jährlichen Schnellschachopens statt. Beim diesjährigen „Open International de la Forge du Sud“ waren mit 107 Teilnehmern leicht mehr Spielerinnen und Spieler am Start als im Vorjahr.
Die Pokale
Vor Turnierbeginn
Allerdings war das Turnier an der Spitze mit 11 Titelträgern schwächer besetzt als üblich. Grund hierfür war die am gleichen Tage in der Türkei endende Schacholympiade. So fehlten nicht nur die in den Vorjahren in Dudelange angetretenen Spieler der deutschen Nationalmannschaft sondern auch sämtliche Spieler der beiden Luxemburger Nationalteams nebst Betreuern.
Dennoch war ein sehr guter Spielermix verteten, da gefühlsmäßig insbesondere im Bereich von 2000-2300 Elo mehr Spieler als in den Vorjahren am Start waren.
Am Vortag wurde bereits das Jugend-Open ausgetragen. Das im Herzen von der Stadt Dudelange gelegene „Lycée Technique Nic.-Biever“ bot erneut optimale Turnierbedingungen bei wechselhaften Witterungsverhältnissen draußen.
Die leibliche Verpflegung war – wie bei allen Turnieren in Luxemburg – wieder vorbildlich. Es gab wie immer leckere „Thüringer“ frisch vom Grill nebst einer großen Salatauswahl.
Gespielt wurden 9 Runden Schnellschachpartien nach Schweizer System mit einer Bedenkzeit von 20 Minuten pro Partie/Spieler.
Die Turnierorganisation verlief reibungslos, allerdings kam es in den letzten beiden Runden – leider – zu Streitfällen und der Schiedsrichter musste entscheiden. Beim diesjährigen Schnellschachopen war festzustellen, dass die Bedenkzeit oftmals von beiden Spielern bis zur letzten Sekunde ausgeschöpft wurde und dann die Figuren in hektischen Schlussphasen nicht richtig gesetzt wurden. So kam es dann zu zeitlichen Verzögerungen und verspätetem Beginn der Siegerehrung.
Warten auf die Siegerehrung
Bleibt zu hoffen, dass in Zukunft der „Fair-Play-Gedanke“ wieder im Vordergrund steht und der Schiedsrichter weniger Arbeit hat.
Bewährt hat sich erneut „papierlose“ Paarungsweise (Veröffentlichung der Paarungen in Echtzeit via Beamer und Ergebnismeldung am Turnierleitertisch (ohne diese kleinen Ergebnismeldeschnipselchen mit Unterschriften…).
Erstmals war vorgesehen, die Partien des 1. Brettes aufzuzeichnen – entsprechendes Equipment war vorhanden und im Einsatz – allerdings hat die Technik leider nicht mitgespielt, sodass leider kein Partiematerial gezeigt werden kann. Vielleicht klappt's damit 2013.
Die Setzliste wurde dieses Jahr angeführt von GM Sébastien Feller, als einzigem Spieler mit einer Elozahl über 2600. Für Wertungsturniere ist er bekanntlich für 3 Jahre gesperrt, allerdings erlaubten die Turnierorganisatoren eine Teilnahme an diesem offenen / privaten Schnellschachturnier.
Sebastian Feller
Zum Turnierverlauf:
Die ersten 2 Runden brachten an den vorderen Brettern keine Überraschungen. Ein erstes Remis musste GM Francois Fargere in Runde 3 gegen einen um rund 300 Elo-Punkte niedriger eingestuften Gegner abgeben. Wahrscheinlich Luxemburgs bekanntester IM, Fred Berend verlor in der gleichen Runde gegen einen deutlich schwächer einzuschätzenden Gegner.
In der 4. Runde trafen erstmals Titelträger aufeinander, aber hier blieben Überraschungen aus. Eine kleine Vorentscheidung war in Runde 5 zu vermelden, als sich GM Vladimir Lazarev gegen den rund 200 Elo-Punkte höher eingestuften Setzlistenersten GM Sebastien Feller durchsetzte. Auch GM Berelovich konnte sich mit einem Sieg an der Tabellenspitze mit voller Punktausbeute behaupten. In Runde 6 endeten die Begegnungen an den vorderen Brettern remis, sodass sich kein Spieler in der Tabelle absetzen konnte.
Lazarev gegen Linster
Kaplan gegen Feller
Feller, Fargere
Barthel gegen Fargere
Eine kleine Überraschung gelang Jugendspieler Lev Yankelevich durch einen Sieg gegen IM Christophe Philippe.
Philipe gegen Yankelevich
Durch einen Sieg am 1. Brett gegen GM Francois Fargere setzte sich GM Berelovich alleine an die Spitze des Feldes – mit einem halben Punkt Vorsprung. In Runde 8 konnte GM Feller durch einen Sieg gegen GM Berelovich Boden gutmachen und diesen „bremsen“.
Berelovich, Feller
„Lachender Dritter“ war GM Lazarev, welcher sich durch einen Sieg gegen Luxemburgs beste Schachspielerin, WGM Elvira Berend an die Spitze des Feldes katapultierte – mit einem halben Punkt Vorsprung vor Feller und Berelovich.
Elvira Berend gegen Vladimir Lazarev
Die letzte Runde brachte Lazarev am erste Tisch mit Amateur Philipe Linster das „leichteste“ Los, sodass er sich erwartungsgemäß durchsetzte und mit 8 aus 9 Punkten das Turnier souverän gewann.
Der Turniersieger
GM Berelovich wurde nach einem Sieg in der Schlussrunde mit 7,5 Punkten 2. des Turniers vor GM Feller, welcher in der Schlussrunde nicht über ein Remis hinaus kam – und mit 7 Punkten dritter wurde. Mit einem weiteren halben Punkt Rückstand folgten 9 Spieler bzw. Spielerinnen mit jeweils 6,5 Punkten.
Bester Jugendlicher im Turnier wurde Lev Yankelevich mit 6,5 Punkten auf Platz 8. Beste Dame wurde mit 6,5 Punkten auf Platz 10 die Ehefrau des Turniersiegers, WGM Anda Safranska vor WGM Elvira Berend auf Platz 12 mit ebenfalls 6,5 Punkten.
Yakelevich gegen Safranski
Abschließend bleibt festzuhalten, dass die Schachfreunde in Dudelange wieder ein klasse Schnellschachturnier in Luxemburg auf die Beine gestellt haben mit vielen spannenden, teils hektischen und äußerst interessanten Partien.
Die Ausrichter und der Bürgermeister der Stadt Dudelange warben für das Turnier, welches ganz bestimmt im nächsten Jahr wieder ausgetragen wird – mit hoffentlich wieder etwas höherer Teilnehmerzahl und mehr Großmeistern an der Spitze des Teilnehmerfeldes.
Hier der Link zur Vereins-/Turnierhomepage mit allen Tabellen, weiteren Informationen sowie (demnächst) neuen Fotos …
Tabellen...