Zum 38. Mal wurde am vergangenen Wochenende in Leon das "Torneo Magistral de Ajedrez Ciudad de León" ausgetragen. Traditionell wird ein K.o.-Turnier mit vier Teilnehmern und Schnellschachbedenkzeit gespielt, zumeist mit zwei Weltklassespielern, die möglichst einen Bezug zu Spanien haben, einem spanischen Spieler und einem Nachwuchsspieler. In diesem Jahr traten Viswanathan Anand, der zu Beginn seiner internationalen Karriere einige Zeit in Spanien gelebt hat, der Vietnamese Le Quang Liem, Jaime Santos als Vertreter der Stadt Leon und das elfjährige argentinische Ausnahmetalent Faustino Oro an. Der junge Schachmeister lebt inzwischen auch in Spanien.
Anand ist war schon vielfach Teilnehmer bei den Meisterturnieren der Stadt Leon und konnte das Event bereits zehnmal für sich entscheiden.

Am Freitag trafen im ersten Halbfinale Viswanathan Anand und der jüngste Teilnehmer Faustino Oro aufeinander. Nur ganz knapp konnte Anand das Match als Sieger beenden. Anand war es in keiner der vier Schnellschachpartien gelungen, seinen jungen Gegner zu bezwingen. Erst im Stichkampf mit Blitzpartien gelang dem 15. Weltmeister der Schachgeschichte der erste Sieg und die Entscheidung zu seinen Gunsten.

Am Samstag bestritten Le Quang Liem und Jaime Santos das zweite Halbfinale. Die ersten drei Partien endeten ohne Sieger. In der vierten Schnellschachpartie kam der Vietnamese mit den schwarzen Steinen zu einem Sieg und rückte damit ins Finale vor.
Das Finale am Sonntag war eine überraschend einseitige Angelegenheit zugunsten von Le Quang Liem. Anand hatte in der ersten Partie einen kleinen Vorteil, der aber nicht zu einem Sieg reichte. Die Partie endete remis. In der zweiten Partie unterlief Anand ein grober Fehler, der ihn in Nachteil brachte. Anand war über sich selber so verärgert, dass er sich nicht mehr konzentrieren konnte und ein paar Rettungschancen verpasste. Hinzu kam, dass eine Fliege ihr Interesse für das Schach entdeckt hatte, über dem Brett kreiste und die Spieler in ihrer Konzentration störte. Auch in der dritten Partie spielte Anand schwach und verlor diese auch. Der Wettkampf war damit schon entschieden und die letzte Partei - sie endete remis - hatte nur noch dokumentarischen Wert.
"Ich habe meine Chancen genutzt, nachdem ich die Ehre hatte, im Finale gegen eine lebende Legende zu spielen, deren Partien ich als Kind intensiv studiert habe," kommentierte Le seinen Matchsieg.
Vor dem Finalmatch hatten die Organisatoren und Zuschauer mit einer Schweigeminute GM Zenon Franco gedacht, der im Laufe der Geschichte des Magistrals in Leon an vielen Turnieren in Leon beteiligt und am 30. September des letzten Jahres verstorben war. Zudem wurde dem am 29. Mai verstorbenen Präsidenten des Schachverbands von Kastilien und Leon Manuel García Cob gedacht.
Zum Schachfestival gehörten neben den Meisterturnier ein Internationales Open und ein Blitzturnier, das am Sonntag parallel um Finale des Meisterturniers mit über 100 Schachfreunden durchgeführt wurde.


Am Tag vor Beginn des K.o.-Turniers hatte Faustino Oro an der Universität von Leon eine Simultanvorstellung gegen 26 Gegner gegeben und mit 26 Siegen sein Können beweisen. An gleicher Stätte haben in der Vergangenheit auch schon Kasparov, Spassky, Anand, Judit Polgar und viele andere ihre Meisterschaft demonstriert.
Nachdem Faustino Oro gegen Anand sehr ehrenvoll ausgeschieden war, betätigte er sich als Co-Kommentator und bewies auch auf diesem Gebiet erstaunliche Reife.
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