Zum Ergebnis:
Wie sich jeder vorstellen kann, bin ich sehr glücklich. Das letzte Mal, dass ich hier gewann, war 1998. Ich habe nicht jedesmal mitgespielt, aber ich hatte manches mal, die Chance zum Turniersieg. In Morelia habe ich zwar mehr Punkte gemacht, aber ich denke, ich habe an beiden Orten gut gespielt. Ich habe deshalb gewonnen, weil ich das Maximum aus meinen Möglichkeiten machen konnte. Ich denke nicht, dass ich irgendwo einen halben Punkt liegen gelassen habe. Ich hatte auch keinerlei Probleme mit Jet-Lag. Als wir in Morelia ankamen, habe ich mich gleich wohl gefühlt. Morelia und auch Patzcuaro haben mir sehr gefallen. Linares ist für mich wie ein zweites zuhause.
Zum Grand Slam:
I weiß nicht. Mal sehen , wie die
Einzelheiten aussehen werden.
Zu den Partien:
Ich denke, mein zweiter Sieg gegen Carlsen
war die die schönste Partie, die ich hier gespielt habe. Am wichtigsten
war, dass ich gegen Leko den halben Punkt in Morelia herettet und sogar
einen ganzen Punkt geholt habe. Peter ist sowieso immer schwer zu schlagen
und wenn man das mit Schwarz schafft, hilft einem das im Turnier. Außerdem
war es die siebte Partie und wenn ich verloren hätte, hätte ich fünf Tage
Zeit gehabt, daran zu denken. Es war also wichtig nicht zu verlieren und
damit eine gute mentale Ausgangsposition für die Rückrunde zu schaffen.
meine schwierigsten Partien: Ich holte einen halben Punkt in meiner
zweiten Partie gegen Svidler. Ich gewann gegen Morozevich und beide
Partien gegen Ivanchuk waren schwierig. Ich musste in vielen Partien hart
um einen halben Punkt kämpfen. Ich hatte in einigen anderen Partien auch
Probleme, aber am meisten wurde ich in den Partien gegen Ivanchuk
beschäftigt.
Über Magnus Carlsen:
Ich sehe ihn so wie viele als ein großes Talent an. Es ist fast unmöglich,
zu glaube, dass er nicht eines Tages Weltmeister sein wird. Obwohl er noch
ein paar Schwächen besitzt - so wie wir alle, nicht nur er - hat er
gezeigt, was er schon kann. Eigentlich hätte er alleiniger Zweiter werden
können, aber Morozevich - in diesem Turnier spielten zwei Morozvichs,
einer in Mexiko und einer hier, hat ihn noch eingeholt.
Manche sagen, Sie hatten immer das Talent dazu, sind aber zu nett, um
Weltmeister zu werden...
Aber ich wurde es doch.
Ja, aber zum Beispiel der Wettkampf gegen Kasparov...
Nein, ich gewann den Titel in Neu Dehli.
Sicher, man sagt, Sie sind eine sehr nette Person.
Das braucht wohl keine Antwort!
(Zwischenruf: Besser nett als Weltmeister...)
Sie sind einer der herausragenden Vertreter der vergangenen Generation.
Ist Ihr neues Ziel, Nummer Eins in der FIDE-Liste zu sein?
Nun, Kasparov ist zurück getreten, aber es gibt noch einige dieser Generation, wenn nicht des gleichen Alters, wie Kramnik, Gelfand, Ivanchuk, Sie sind nicht verschwunden. Ich denke nicht viel an solche Dinge und es gibt nicht wirklich eine große Veränderung. Das Leben geht weiter. Beim ersten Turnier nach Kasparovs Rücktritt denkt man schon nicht mehr wirklich an ihn. Es gibt neue Mitbewerber, neue Probleme und neue Talente erscheinen. Aber natürlich möchte ich gerne Nummer Eins sein und ich vermute, im April bin ich es.
Würden Sie gerne zur 25. Auflage des Turniers von Linares nach Morelia
zurück kehren?
Das würde ich sofort. Wir hatten eine gute Zeit, die Akklimatisierung in Patzcuaro
war klasse und das ganze Turnier war ausgezeichnet. Ich freue mich schon,
dass ich zur Weltmeisterschaft nach Mexiko zurückkehre und ich hoffe, ich
werd dort noch öfters sein.
Ist das die nächste Herausforderung?
Nun, zuerst spiele ich noch in einigen anderen Turnieren, also denke ich noch nicht daran. Aber, ja, das große Ziel ist die Weltmeisterschaft in Mexiko
Gib es Unterschiede zwischen der alten und der neuen Generation?
Sicher, die neue Generation, sagen wir Radjabov, Magnus, vielleicht
Aronian - er ist nur wenig älter - sind unglaublich talentiert, aber
natürlich brauchen sie ihre Zeit. Sie sind unglaublich versiert im Umgang
mit dem Computer und wissen, wie sie diesen in ihre Arbeit einbeziehen.
Sie sind alle sehr stark. Zum anderen kann man zwischen den Generationen
nur schwer vergleichen. 15 Jahre zu Bobbys Zeiten ist nicht 15 Jahre heute
und so weiter. Man sollte nicht zuviel Aufhebens um das Alter
machen, unser Sport wird ganz klar immer jünger. Carlsen hat
gezeigt, dass er die Rückschläge beim Tal-Memorial und in Wijk gut
verkraftet hat.
Reaktion auf den Spitzenplatz in der Eloliste:
Das ist natürlich eine sehr befriedigende Entwicklung, das kann ich nicht
leugnen. Das muss allerdings als natürliche Entwicklung geschehen. Wenn
man im Turnier daran dank "oh, ich brauche noch so und so viel Punkte zur
Nummer Eins", klappt es nicht. Aber wenn man einfach spielt und am Ende
ist man Nummer Eins, das ist nett. Es ist amüsant: Als ich Elo 2803 hatte,
war ich nur Nummer Zwei. Jetzt mit weniger Punkten, bin ich Nummer Eins in
der Aprilliste.
Vergleich von Carlsens Entwicklung mit der von Kasparov im gleichen Alter (Banja Luka):
Ich habe erst drei oder vier Jahre danach von Kasparovs Ergebnis erfahren, also ist es etwas schwierig, darüber zu urteilen (lacht). Aber wie ich schon sagte, jedes Talent beweist etwas in seiner Zeit, in seiner Generation. Es ist schwierig zu vergleichen. Magnus gehört zur Super-Elite. Linares ist das beste Turnier überhaupt. Und Kasparov erreichte damals das gleiche. Aber damals war 1979 und heute ist 2007.
Über den Kampf gegen einen Computer:
Ich weiß nicht. Wenn mir jemand das vorschlägt, werde ich zuhören. Aber
ich denke lieber an Mexiko im September.
Aber Sie haben einen positiven Score gegen Computer...
Ja, aber ein Programm im Jahr 2003 ist nicht ein Programm im Jahr 2007.
Sie werden schnell immer besser.