Leckerbissen aus Ortisei

von Jan Michael Sprenger
21.07.2016 – Das kürzlich in Ortisei (Südtirol) zum dritten Mal durchgeführte "ad Gredine"-Open hat bei den Teilnehmern einen tiefen Eindruck hinterlassen. Offenbar haben die Organisatoren um Ruben Bernardi ausgezeichnete Arbeit geleistet. Das Turnier gewann Liviu-Dieter Nisipeanu vor Jan Werle. Jan Michael Sprenger hat einige schachliche Leckerbissen rausgepickt. Mehr...

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Zum dritten Mal fand in Ortisei/St. Ulrich in Südtirol ein größeres Open statt, das bereits auf dem Flyer vielversprechend aussah. Die Aussicht auf eine Verbindung von Urlaub und Schachspielen in den Dolomiten lockte über 150 Spieler ins Grödnertal, worunter auch eine Reihe starker Profis und die deutsche Nummer eins Liviu-Dieter Nisipeanu. Auch andere 2600+-Spieler wie der serbische Topspieler Robert Markus und der Israeli Tamar Nabaty fanden sich ein, während die Italiener auf ihre Nummer Eins Daniele Vocaturo hofften.



Südtirol befindet sich im Schnittpunkt zweier Kulturen. Das hat manchmal unerfreuliche Folgen, wie deutsche Kaffee- und italienische Bierpreise. Dafür verbindet das Essen die besten Seiten italienischer Leichtigkeit und deutscher Deftigkeit, und der hiesige Wein ist ebenfalls vorzüglich. Leider war das Wetter zum Leidwesen der zahlreichen Wander- und Radfahrfans unter den Teilnehmern unbeständig. Somit blieben wenig Alternativen zum Schachspielen. Die Spielbedingungen im großen Saal des Kulturhauses waren gut, und die Organisatoren gaben dem Turnier mit dreisprachigen Ankündigungen, Geschenken für Geburtstagskinder und einer Gedenkminute für den während des Turniers verstorbenen Viktor Kortschnoj eine persönliche Note.

IM Marco Codenaotti, hinter seinen Händen versteckt

WFM Abarca Gonzalez kam aus Chile

ChessBase-Autor Stefan Kindermann und...

Dijana Dengler von der Münchner Schachstiftung


In der vierten Runde mussten die Profis zum ersten Mal gegeneinander antreten. Sebastian Bogner, deutscher Großmeister unter Schweizer Flagge und mit Wohnsitz in Zürich, spielte eine spannende Partie gegen Nisipeanu:

Bogner-Nisipeanu

 

 

Somit hatte nach vier Runden nur noch Nabaty eine weiße Weste. Nicht ohne Caissas Beistand übrigens:

Neverov-Nabaty

 

 

Nabaty, dessen Schach nicht nur einmal an das Caféhaus erinnerte, blieb auch in den folgenden Runden ungeschlagen. Somit dauerte bis zur siebten Runde, bis Nisipeanu aufschließen konnte. Eine lange “Massage” gegen den jungen Niederländer Arthur Pijpers wurde letzten Endes belohnt. Kuriose Note: beide Spieler dachten während der Partie, dass das untenstehende Bauernendspiel für Schwarz verloren sei, und auch bei mir dauerte es in der Analyse sehr, sehr lange, bis ich den Remisweg fand.
 

Nisipeanu-Pijpers

 

 

Nisipeanu ließ das Turnier mit zwei unspektakulären Remisen austrudeln und sicherte sich mit 7/9 den ersten Platz. Der an fünf gesetzte Niederländer Jan Werle zog mit einem Sieg gegen Nabaty in der Schlussrunde gleich. Beinahe wäre aus dem Duo noch ein Trio geworden, aber...
 

Jan Michael Sprenger

Sprenger-Ledger

 

 

Somit komplettierte Daniele Vocaturo als Wertungsbester der 6,5-Punkter das Podium. Trotz dieser Enttäuschung werde ich bei einer Neuauflage (wahrscheinlich 2018) gerne nach Ortisei zurückkommen. Vielleicht scheint dann auch häufiger die Sonne!
 

Nispeanu empfängt Glückwünsche von Organisator Ruben Bernardi

 

Fotos: Gerhard Bertagnolli


Jan Michael Sprenger ist seit 2001 Internationaler Meister. Seine schachliche Laufbahn begann beim Klub Kölner Schachfreunde. Später spielte er in der Bundesliga für den Godesberger SK. Derzeit ist er für die Schachfreunde Berlin aktiv. Jan Michael Springer studierte Philosophie und Mathematik und arbeit an der Universität Tilburg.

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