Legends of Chess: Nemoniachtchi und Carlsen im Finale

von André Schulz
03.08.2020 – Nachdem Magnus Carlsen mit einem Matchsieg über Peter Svidler als erster das Finale des Legends of Chess Turniers erreicht hatte, folgte ihm Ian Nepomniachtchi am Sonntag nach. Der russische Großmeister gewann den dritten Satz gegen Anish Giri nach Stichkampf. | Foto: Niki Riga

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Nepomniachtchi erreicht Finale nach Stichkampf

Es ist schon sehr beeindruckend, wie Magnus Carlsen bei allen seinen Online-Schnellschachturnieren durch das Feld pflügt. Das Format kommt den besonderen Fähigkeiten des Weltmeisters im klassischen Schach wohl sehr entgegen. Bei den kürzeren Bedenkzeiten ist der Abstand zwischen ihm und dem Rest der Spieler offenbar noch einmal ein ganzes Stück größer als im klassischen Schach, wobei der Abstand dort nun auch nicht gerade gering ist. Aber auch das Matchformat mit vier Partien begünstigt Magnus Carlsen, der manchmal - sehr selten - auch Konzentrationsmängel zeigt. Läuft es in einer der Partien nicht wie gewünscht, gleicht er das hier mit der nächsten aus.

Carlsens Überlegenheit in seinem Halbfinalmatch gegenüber Peter Svidler war deutlich und der Norweger kam mit einem glatten Zweisatzsieg in das Finale. Sein Gegner dort musste etwas länger um den Einzug kämpfen. Das Match zwischen Ian Nepomniachtchi und Anish Giri war ziemlich ausgeglichen. Nepomniachtchi war mit einem Sieg im ersten Satz in Führung gegangen, aber Anish Giri glich den Rückstand mit einem Sieg im zweiten Satz aus. 

Auch der dritte Satz verlief sehr ausgeglichen und war recht spannend. Alle vier Schnellschachpartien fanden keinen Sieger, wobei Giri aber in allen Rapidpartien die Führung hatt. Die erste Partie endete noch recht ereignislos in einem Turmendspiel mit drei gegen drei Bauern an einem Flügel. Giri, mit Weiß, hatte zwischenzeitlich im Schwerfigurenendspiel einen Bauern mehr, den er aber nicht halten konnte. 

Auch die zweite Partie mündete in ein Turmendspiel, wobei Giri nun einen entfernten Freibauern im Turmendspiel besaß. Dieser ließ sich aber nicht verwerten.

 

50.g4 hxg4 51.fxg4 Kg7 52.Kf3 Tb6 53.h5 g5 54.Kg3 Tb3+ 55.Kg2 Ta3 56.Kf2 Ta4 57.Kg3 Ta3+ 58.Kf2 a5 59.Ta6 Ta4 60.Kg3 Ta3+ 61.Kg2 Ta4 62.Kg3 Ta3+ 63.Kg2 Ta4 64.Kg3 ½–½

In der dritten Partie wiederholte sich die Geschichte. Giri gewann, diesmal wieder mit Weiß, den Bauern b7, kam dann aber nicht weiter.

 

39.Df2 [Das schwarze Gegenspiel besteht im Einschlag auf g3, falls 39.Ta8? so 39...Txg3+ 40.hxg3 Dxg3+ 41.Kf1 Ld3+] 39...Th6 40.De1 Db6 41.Dc1 Dc7 42.De1 Db6 43.Ta2 Tf6 44.Dc1 Ld3 45.Tf2 Txf2 46.Kxf2 Lc4 47.g4 Da5 48.e4 f6 49.e5 Da2+ 50.Kg1 De2 51.h3 Dd3 52.exf6+ Kf7 53.Dxg5 ½–½

Und auch in der vierten Partie lag die Initiative bei Anish Giri, der in einer Spanischen Berliner Verteidigung drückte. Dann glitt ihm der Vorteil aus den Händen.

 

31... f4 32.h4 Sxh4 [Mit 32...Df6 konnte Schwarz die Spannung aufrecht erhalten: 33.Sg4 (33.Sc4 Tf8) 33...Df5 und die Maschine schlägt folgende hübsche Variante vor: 34.Lh3 Kh8 35.Sxh6 f3! 36.De8+! (36.Sxf5 fxe2 37.Te4 Te8 und gewinnt.) 36...Txe8 37.Sxf5 Te1+ 38.Kh2 Te2 mit etwas schwarzem Vorteil.]

33.Txf4 Sg6 34.Te4 h5 35.Sg2 Tf8 36.De3 Df5 37.Sf4 Sxf4 38.Txf4 Db1 39.De4 Dxe4 40.Txe4 Te8 41.Tc4 Te1 42.Kg2 Te7 43.Ld3 ½–½

Im Stichkampf wurde zunächst geblitzt. Und hier entschied Nepomniachtchi dann die zweite Partie und damit auch den Wettkampf für sich.

 

34.Thh7 axb3 [34...Tc5 35.b4] 35.Txc7 Te3+ 36.Kb2 Txf3 [Gegen die Mattdrohung gab es keine andere Verteidigung.] 37.gxf3 bxa2 38.Kxa2 Tg3 39.Tb7+ Ka8 40.Tb3 Tg2+ 41.Ka3 Tc2 42.Tb4 Tc3+ 43.Kb2 Txf3 44.Th8 Tf2+ 45.Kc3 1–0

Im Interview verwies Ian Nepomniachtchi darauf, dass die Spieler inzwischen schon recht müde seien. Aber gilt das auch für Magnus Carlsen? Das Finale beginnt heute um 16 Uhr.

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André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.

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