Leicht, locker, ernsthaft: Kyla Zhaos "May the Best Player Win": Ein Kinderbuch für alle

von Johannes Fischer
19.10.2024 – Die Sportpsychologie weiß, dass man am besten spielt, wenn man entspannt spielt, aber die Sportpsychologie weiß auch, dass Leichtigkeit nicht leicht fällt, wenn man unbedingt gewinnen will. Wie auch May Li, die junge Heldin in Kyla Zhaos lesenswertem neuem Buch "May the Best Player Win" erfahren muss. "May the Best Player win" ist vor kurzem erschienen, aber hat bereits eine Reihe von begeisterten Rezensionen erhalten. In einem ausführlichen Interview mit ChessBase sprach Kyla Zhao über ihr Buch, ihr Interesse am Schach, ihre Karriere, das Schreiben von Büchern, Geschlechtergerechtigkeit im Schach und mehr.

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Am Anfang des Buches ist May Li glücklich. Sie versteht sich gut mit ihrer besten Freundin Rebecca, ihre Eltern fördern sie und sorgen für Geborgenheit, in der Schule läuft es gut und beim Schach, May Lis Hobby und Leidenschaft, feiert sie Erfolge. Doch diese Erfolge rufen Neider auf den Plan, vor allem Ralph, ein Mitglied ihrer Schachgruppe.

Um Ralph, allen anderen und vor allem sich selbst zu beweisen, dass ihre Erfolge kein Zufall sind, lässt sich May Li mit Ralph auf ein Duell ein – sie kämpfen darum, wer besser spielt und wer die Schulmannschaft in wenigen Wochen bei den Nationalen Meisterschaften anführen darf. Doch durch diese Kampfansage setzt sich May unter Druck und will den Erfolg mit aller Kraft erzwingen, wodurch Sand ins Getriebe ihres Lebens gerät: Sie streitet sich mit ihrer besten Freundin, sie glaubt stets, sie trainiere nicht genug und es gibt Missverständnisse mit ihren Eltern. Aber vor allem verliert sie den Spaß am Schach, weil sie nur noch ans Gewinnen und an das Erreichen ihrer ehrgeizigen Ziele denkt.

Das Buch erzählt davon, wie May Li mit diesen Schwierigkeiten umgeht, ob und wie sie wieder Spaß am Schach gewinnt und ob und wie sie die Wette mit Ralph gewinnt und ihre Schulmannschaft am Ende anführen darf. So scheint "May the Best Player Win" auf den ersten Blick ein harmloses Kinder- und Jugendbuch zu sein, das "ernsthafte" und "düstere" Themen sorgfältig vermeidet: Drogen, Sucht, Gewalterfahrungen, Liebe, Sex, Mobbing, ernsthafte Konflikte mit Eltern, Lehrern oder der Erwachsenenwelt kommen in dem Buch nicht oder allerhöchstens sehr zwar angedeutet vor.

Aber dennoch zieht einen "May the Best Player Win" rasch in seinen Bann, denn es behandelt ein Thema, das viele Menschen interessiert und betrifft: Leistungsdruck. Wie vereinbart man Leidenschaft für eine Sache mit Schule, Beruf, Familie und Freundschaften, wie vereinbart man die Hingabe an einen Sport oder ein Hobby mit dem Wunsch, in diesem Sport oder dieser Leidenschaft erfolgreich und gut zu sein?

Für May Li, die Protagonistin von "May the Best Player Win", stellen sich noch weitere Fragen: Welche Rolle spielt es, dass sie ein Mädchen ist, wie geht sie damit um, dass man an ihr und ihren Fähigkeiten zweifelt, weil sie ein Mädchen ist, und kann sie sich erlauben, mit der gleichen Selbstverständlichkeit so ehrgeizig zu sein wie ihr Rivale Ralph?

Allerdings behandelt die Autorin Kyla Zhao diese ernsten Themen mit Humor und erfrischender Leichtigkeit und sie schreibt pointiert, witzig und unterhaltsam. Das macht dieses Buch, das voller versteckter Anspielungen steckt und bei dem auch die Schachbegriffe stimmen, zu einem überraschenden Genuss. Vor allem, aber nicht nur für Schachspielerinnen und Schachspieler.

Kein Wunder, dass die ersten Rezensionen des Buches überaus positiv waren. Ein paar Beispiele:

Carissa Yip

Frauengroßmeisterin und 2-fache US-Frauenmeisterin:

"May the Best Player Win" fängt die Spannung des Wettkampfs ein, die Last der Erwartungen und die Sticheleien der Nörgler und Zweifler. May Lis Geschichte ist eine wunderbare Erzählung über die Wiederentdeckung der Freude am Spiel."

Publishers Weekly

"Die leicht verständlichen Erklärungen zur Schachstrategie und die im Buch immer wieder auftauchenden Schachbegriffe liefern dabei eine leicht zugängliche Einführung ins Spiel."

Tatiana Flores

Schachjournalistin und 2021 Gewinnerin der Schachweltmeisterschaft für Menschen mit Behinderungen

"Eine leidenschaftliche und zugleich zärtliche Erzählung, voller Emotionen und Fakten. … Eine Top-Empfehlung für junge Leser."

Dr. Alexey Root

US-Meisterin 1989, Autorin und Dozentin an der UT Dallas

"Kyla Zhaos Roman porträtiert Schachspielerinnen und Schachspieler und ihre Emotionen auf überzeugende Weise und lässt Leserin und Leser Anteil an diesen Charakteren nehmen. May the Best Player Win ist ein Gewinner."

Jerry Nash

Vorsitzender der Bildungskommission des Internationalen Schachverbands

"May the Best Player Win" ist ein großartiges Buch für fast jede Altersgruppe! Es lädt dazu ein, wichtige Themen wie Geschlecht und Kultur zu diskutieren. Zugleich beschäftigt es sich mit emotionalen Herausforderungen, die für alle Altersgruppen relevant und nachvollziehbar sind, wie z. B. der Umgang mit internen und externen Erwartungen. Mir gefällt, wie die Geschichte endet, und ich freue mich auf weitere Bücher dieser Art von der Autorin!"

ChessBase India

Der Autorin ist es gelungen, eine sehr schöne Geschichte über sehr wichtige und relevante Themen wie Leistungsangst und Sexismus zu erzählen, ohne jemals belehrend zu wirken. Man fiebert von Anfang an mit der Protagonistin mit und es gibt immer wieder Momente voller Spannung, in denen man die Seiten fieberhaft umblättert, um zu wissen, wie es weitergeht.

Kyla Zhao, May the Best Player Win, G. P. Putnam's and Sons 2024, 237 Seiten

Über Kyla Zhao

Kyla Zhao wurde in Singapur geboren und hat an der Stanford University in den USA Psychologie und Kommunikationswissenschaften studiert. Sie arbeitet zurzeit bei einem Technologieunternehmen im Silicon Valley und schreibt in ihrer Freizeit Romane.

Kyla Zhao und ihre Bücher wurden in Medien wie NBC, Vogue und Buzzfeed vorgestellt, und sie wurde von Forbes in die prestigeträchtige Liste der "30 Under 30" aufgenommen.

Kyla Zhao hat bereits früh mit dem Schreiben angefangen und mit 16 ihre ersten Artikel veröffentlicht. Sie erschienen unter anderem in renommierten Zeitschriften wie der Vogue Singapur und Harper’s Bazaar.

Ein Interview mit ChessBase

Vor der Veröffentlichung von "May the Best Player Win" hat Johannes Fischer mit Kyla Zhao über ihr Buch, Schach, das Schreiben und Geschlechterstereotypen im Schach gesprochen.

Links


Johannes Fischer, Jahrgang 1963, ist FIDE-Meister und hat in Frankfurt am Main Literaturwissenschaft studiert. Er lebt und arbeitet in Nürnberg als Übersetzer, Redakteur und Autor. Er schreibt regelmäßig für KARL und veröffentlicht auf seinem eigenen Blog Schöner Schein "Notizen über Film, Literatur und Schach".
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