4. Wein-Open in Hourtin
Anfang Juli war es wieder Zeit, in die wunderschöne Aquitaine zu reisen: das 4. Wein-Open in Hourtin stand an! Bis 2014 fand das Turnier mehr als 20 Jahre in Naujac-sur-Mer statt, wo Rike und Jules Armas den legendären Schach-Campingplatz betrieben. Nach seinem zog auch das Turnier um und seit 2015 findet es im benachbarten Hourtin-Port statt, direkt an einem kleinen Yachthaften an Frankreichs (angeblich) größten Binnensee und in unmittelbarer Nähe zu einigen Campingplätzen und natürlich auch Ferienwohnungen und Häusern. Auf dem sehr guten Campingplatz Western-Village bekommen Turnierteilnehmer Sonderkonditionen!
Der Strand in Hourtin-Plage ist 8 km entfernt, und die Gironde mit den zahlreichen Weingütern und malerischen Schlössern erreicht man auch nach kurzer Autofahrt. Auch ein Abstecher nach Bordeaux ist natürlich zu empfehlen oder nach Arcachon und auf die größte Düne Europas, die Dune du Pilat.
Erfrischung an der Place de la Bourse in Bordeaux.
Die Dune du Pilat ist 108 Meter hoch und wandert jedes Jahr bis zu fünf Meter Richtung Osten.
Endlich: das Meer!
In der grade beginnenden Saison ist noch nicht viel los und man hat den Strand fast für sich!
Das Turnier hatte nach einem kleinen Hänger im letzten Jahr wieder über 60 Teilnehmer. Besonders schön ja, dass viele internationale Gäste kamen: Eine ganze Gruppe Belgier machte ordentlich Stimmung, die Spanier sowieso – selbst nach dem Ausscheiden gegen Russland bei der Fußball-WM – und außerdem war eine große rumänische Gruppe vertreten.
Auch in der Spitze war das Turnier mit dem Großmeister Paul Velten, den Internationalen Meistern Antoine Favarel und Vincent Colin sowie einigen Fide-Meistern stärker besetzt.
Die Meister Paul Velten und Antoine Favarel reisten mit einer ganzen Jugendgruppe aus der Champagne an. Sie trainieren die Kids beim Échiquier Châlonnais und machen dort ganz hervorragende Jugendarbeit. Trotzdem war der Turnierausgang, von dem jeder Jugendspieler träumt, so nicht zu erwarten: der 15jährige Antoine Bournel wird seit viereinhalb Jahren von Antoine Favarel trainiert und hatte vor dem Turnier Elo 2066. Er schaffte das Kunststück, nach neun Runden stolze sieben Punkte zu erreichen! Dabei remisierte er in hart ausgekämpften Partien gegen seine Trainer Velten und Favarel, remisierte außerdem gegen die beiden Fide-Meister Ollier und Robin und schlug ansonsten alle, die ihm vorgesetzt wurden, u. a. den IM Vincent Colin. Da am Ende drei Spieler sieben Punkte erreichten, musste die Feinwertung entscheiden und hier hatte Antoine Bournel mit einem halben Punkt die Nase vorn! Gratulation zu diesem tollen Erfolg also und diesem gigantischen Elogewinn und weiter so!
Letzte Runde: Auch Samy Robin schaffte es mit Weiß nicht, den jungen Antoin Bournel zu schlagen.
Vor dem Gang auf die Waage hatten die Ausrichter aber keine Angst: Antoine ist zwar ziemlich groß, aber sehr schlank und so wurde wohl ein Negativrekord aufgestellt:
Antoine Bournel auf der Waage und Blick ins Publikum. „Ja, ich weiß, ich wiege nicht viel…“.
Jules Armas musste noch einmal nachzählen: Sind es wirklich nur 51 Flaschen? Ja, korrekt!
Damit ist Antoine wohl der leichteste Spieler, der jemals das Wein-Open für sich entscheiden konnte. Und, weiterer interessanter Punkt für die Ausrichter Rike und Jules Armas: Auch die Platzierten auf den Plätzen 2 bis 6 brachten nicht viel mehr Flaschen auf die Waage – hier wird dann jeweils die Hälfte, ein Drittel der Gesamtzahl als Preis ausgeschüttet:
GM Paul Velten 51 Flaschen
Samy Robin 49 Flaschen
IM Antoine Favarel 64 Flaschen
IM Vincent Colin 60 Flaschen und
Jeremie Devalllée 54 Flaschen.
Wollen wir also hoffen, dass noch der ein oder andere guten Tropfen für das nächste Jahr übrig geblieben ist. Und auch der Tipp an etwas größere und gewichtigere Spieler, sich im nächsten Jahr doch mal wieder auf den Weg in die Aquitaine zu begeben!
Der Sieger des Turnier hat seine Partie aus der achten Runde kommentiert. Zu diesem Zeitpunkt lag er punktgleich mit zwei anderen Spielern einen halben Punkt hinter dem führenden Antoine Favarel. Sollte er also noch eine Chance auf den Turniersieg haben wollen, musste er diese Partie mit Weiß unbedingt gewinnen:
Partie Bournel – Hristodorescu – kommentiert von Antoine Bournel (liebe Leser, kramen Sie ihr Schulfranzösisch wieder hervor!):
Der Damenpreis war immerhin noch eine Magnum-Flasche Médoc wert und auch in diesem Jahr ging der Dank wieder an die Châteaux, die das Turnier mit ihren Spenden unterstützen, die Ausrichter um Rike und Jules Armas, den Schiedsrichter Jean-Luc Feit und die vielen Freiwilligen, ohne die so ein Turnier nicht möglich wäre.
Da Deutschland bei der WM ja schon lange ausgeschieden war, hielt ich es folgerichtig mit den Franzosen – in der 8. Runde gegen FM Dan Mitaru (Remis). Dan wurde nach 20 Jahren Schachpause gleich bester Senior – er kennt Jules Armas noch aus Jugendschachzeiten in Rumänien und trainiert jetzt selbst Kids in seiner Heimat!
Escape Game: Neben ihren schachlichen Aktivitäten, haben Rike und Jules Armas seit letztem Jahr ein eigenes Escape-Game kreiert und mit Liebe zum Detail erstellt (https://www.escape-game-lesparre.com/). Natürlich geht es auch ein bisschen um Schach, aber man kann es auch absolvieren, ohne die Schachregeln zu beherrschen. Wir versuchten uns an einem Abend, eine kleine Gruppe aus Spanien, Rumänien und Deutschland:
Das Spiel ist auf Englisch und Französich, so dass wir neben der Verständigung untereinander auch noch die Anweisungen erst einmal übersetzen mussten. Aber wir haben es geschafft – mehr darf nicht verraten werden, denn vielleicht möchte ja noch einmal der ein oder andere Leser teilnehmen? Im nächsten Jahr wird sogar noch ein zweiter Raum hinzukommen, das Thema lautete: Piraten!
Zum Abschied gab es dann noch einmal Austern und Wein auf dem Markt in Montalivet – à l’année prochaine!