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Die Stadt Löwen, niederländisch: Leuven, liegt etwa 20 km östlich von Brüssel, hat knapp 100.000 Einwohner, gehört zur Region Flandern, dem nördlichen Teil Belgiens und ist die Hauptstadt der Provinz Flämisch-Brabant, der kleinsten Provinz Flanderns.
Einer der vielen Plätze in der Innenstadt
Die Herkunft des Namens "Löwen" ist ungeklärt, hat aber ursprünglich nichts mit dem gleichnamigen Raubtier zu tun. Eine mögliche Erklärung leitet den Namen aus der Zusammensetzung der Wörter "Lo" (Wald) und "Venn" (Sumpf) ab. Trotzdem wurde der Löwe zum Wappentier der Region Flämisch-Brabant, die heute einer der wirtschaftlich stärksten Gebiete Belgiens ist. Die ältesten städtischen Siedlungen an dieser Stelle sind bis in das Jahr 50 v. Chr. nachgewiesen.
Seit 870 war Löwen die Hauptstadt der gleichnamigen Grafschaft, die von karolingischen Herzögen beherrscht wurde. Nach der frankischen Reichsteilung gehörte der größte Teil des heutigen Belgiens zum Herzogtum Lothringen, später zu Niederlothringen. Die Grafschaft Niederlothringen gehörte zunächst zum Ostfränkischen Reich, aus dem das Römische Reich Deutscher Nation wurde. Als Teil des Herzogtums Brabants bewahrte sich die Region zwischen Frankreich und dem Deutschen Reich eine gewisse Unabhängigkeit. 1430 fiel Brabant an Burgund, gehörte dann schließlich durch Heirat zum Haus Österreich und bildete den Hauptteil der "Spanischen Niederlande."
Zwischen 1568 bis 1648 erkämpften sich die sieben nördlichen Provinzen der Niederlande die auch religiös motivierte Unabhängigkeit von den spanischen Habsburgern. Im Gegenstaz zum katholischen Spanien waren die Niederländer Calvinisten. Bis 1816 war in den Niederlanden die Ausübung des katholischen Glaubens sogar verboten.
Südbrabant blieb bis 1714 bei den spanisch-österreichischen Habsburgern und gehörte dann im Zuge des Spanischen Erbfolgekrieges zum Deutschen Reich. 1795 wurde es von Frankreich annektiert. Der Wiener Kongress bildete 1810 die Vereinigten Niederlande, die die heutigen Niederlande und Belgien umfasste. 1830 kam es jedoch zu einem Aufstand ("Belgische Revolution") der südlichen katholischen Provinzen, die nun den Staat Belgien begründeten. Zwar war die Bevölkerung des neuen Staates in ihrer Kultur und Geschichte vereint, allerdings sorgt die sprachliche Teilung in einen flämischen (niederländischen) und einen wallonischen (französischen) Teil bis heute für große Spannungen innerhalb des Landes.
Mit dem Aufstieg der "Sieben Vereinigten Provinzen" eng verbunden ist das "Goldene Zeitalter" der Niederlande. Im Jahr 1581 sagten sich die nördlichen Provinzen der Niederlande offiziell vom spanischen Königshaus los und bildete in der Folge de facto eine bürgerlich regierte Republik. Erst im 18. Jahrhundert kehrten die Niederlande mit Wilhelm von Oranien wieder zu einer Monarchie zurück. Der wirtschaftliche Aufstieg Flanderns und der Niederlande begann im 15 . Jahrhundert, zunächst mit dem Ostseehandel. Die Niederlande profitierte dabei vom Niedergang der Hanse. Im 16. Jahrhundert wurden die Handelsbeziehungen mit Hilfe von Expeditionen auf Amerika und Asien ausgedehnt. Im 17. Jahrhundert war der Staatenbund der niederländischen Provinzen trotz der recht geringen Zahl von nur etwa zwei Millionen Einwohnern eine der der führenden Groß- und Kolonialmächte der Welt.
Der wirtschaftliche Erfolg führte auch auf den Gebieten der Wissenschaft, Architektur, Malerei und Schriftstellerei zu herausragenden Leistungen. Zu den bedeutenden Persönlichkeiten, die im Goldenen Zeitalter in den Niederlanden tätig waren, gehörten zum Beispiel die Philosophen René Descartes (lebte 1628 bis 1649 in Leiden) und Baruch de Spinoza (1632–1677), der Arzt, Astronom und Mathematiker Christiaan Huygens (1629–1695), der Entwickler des Mikroskops Anton van Leeuwenhoek, die Maler Rembrandt Harmenszoon van Rijn (1606–1669) und Jan Vermeer (1632–1675) und unzählige weitere Gelehrte und Künstler.
Um 800 n. Chr. war die Bevölkerung der Region Löwen durch Hubertus von Lüttich christianisiert worden. In dieser Zeit entstand bereits die erste Kirche "Sint Pieter" in Holzbauweise am heutigen "Groote Markt". Um 1200 wurde sie durch eine romanische Steinkirche ersetzt und im 15. Jahrhundert schrittweise in gotischer Bauweise erweitert und umgebaut. Die Umbauarbeiten begannen 1410 und waren erst weitgehend 1518 abgeschlossen. Der Umbau wurde dabei im Laufe der Zeit nacheinander von mehr als zehn verschiedenen Architekten geleitet. Mit dem Bau der Kirchtürme begann man erst 1507. Ursprünglich waren drei Türme vorgesehen, von denen der höchste 165 Meter hoch werden sollte. Wegen ungünstiger Bodenbeschaffenheit kam es schon im Bau zu zahlreichen Rissen an den Bauwerken und Teile der Türme stürzten 1570 ein, lange bevor die geplante Höhe erreicht wurde. 1776 wurde der letzte Einsturz verzeichnet.
Im Zuge der französischen Revolution wurde die Kirche 1797 vom Militär geschlossen und größtenteils geplündert. Der geplante Abriss der Kirche, und zwar offiziell zwecks "Erweiterung der Marktfläche" wurde letztendlich aber nicht realisiert. 1800 wurde die Kirche wiedereröffnet, erlitt aber während des Ersten Weltkrieges bei der weitgehenden Zerstörung Löwens im August 1914 durch das Militär des Deutschen Reiches ein großes Maß an Zerstörung, aufgrund von Brandstiftun. Die deutschen Besatzungstruppen von Löwen, etwa 15.000 Mann, zerstörten nicht weniger als ein Sechstel der Gebäude der Stadt, darunter auch die Universitätsbibliothek mit deren Buch- und Handschriftenbestand, darunter 1000 mittelalterliche Handschriften, 800 Inkunabeln und 300.000 Bücher. 250 Zivilisten wurden willkürlich erschossen. Die Zerstörung wurde als vermeintlicher Racheakt gegen die Angriffe belgischer Freischärler durchgeführt. Ob es solche Freischärlerangriffe überhaupt gegeben hat, blieb allerdings ungeklärt. Einzig das gotische Rathaus blieb unversehrt, da es von den deutschen Offizieren als Unterkunft und Hauptquartier genutzt wurde.
Die Bücher der Bibliothek mussten nach den Vorgaben des Versailler Vertrages vom Deutschen Reich ersetzt werden, im Westfeldzug des Zweiten Weltkrieges wurde die Bibliothek jedoch vom deutschen Militär erneut in Brand geschossen. Auch im Zweiten Weltkrieg kam es in Löwen zu schweren Schäden nach Bombenagriffen. Erst in den 1960er Jahren konnten die letzten Schäden aus den beiden Weltkriegen beseitigt werden.
Die alte Post
Bronzefigur mit Milchkanne
Überall alte Gebäude
Café in der Nähe der Bibliothek
Figur am Restaurant "Het Moorinneken"
Dekoration mit Schachmotiven
Leuven ist der juristische Firmensitz der belgisch-brasilianischen Brauereigruppe "Annheuser-Busch InBev", der größten Brauergruppe der Welt, gemessen am Absatzvolumen. Die weltweite Bierproduktion der Gruppe betrug im Jahr 2014 insgesamt etwa 412 Millionen Hektoliter, entspricht einem Weltmarktanteil von etwa 20%. Zu ihr gehören unter anderem die deutsche Biermarken: Beck’s, Diebels, Franziskaner (Spaten-Löwenbräu-Gruppe), Haake-Beck, Hasseröder, Löwenbräu (Spaten-Löwenbräu-Gruppe), Spatenbräu (Spaten-Löwenbräu-Gruppe), aber auch die globalen Marken Budweiser (American Lager, in der EU aus markenrechtlichen Gründen nur als "Bud"), Corona und Stella Artois.
Alte Gebäude am Bahnhofsvorplatz. Hier wird das tagsüber gebraute Bier ausgetrunken
Die Alte Universität von Leuven wurde 1425 von Johann IV, Herzog von Brabant, gegründet und spielte eine wichtige Rolle bei der Verbreitung der Lateinischen Sprache in den Niederlanden. Adrian von Utrecht war hier von 1493-1522 Professor, bevor er zum Papst Hadrian VI gewählt wurde.
Hadrian VI wird gerne als einer der "deutschen Päpste" gezählt, was die Sache nicht ganz trifft
1797 wurde die Universität aufgelöst, um die Bildung nach französischem Vorbild zu modernisieren. Die Universität von Brüssel trat offiziell die Nachfolge an. 1834 wurde die "Katholieke Universiteit Leuven" gegründet, in der in niederländischer Sprache gelehrt wurde. 1968 wurde die Universität in eine niederländisch - und ein französischsprachige Abteilung aufgeteilt. Der Mediziner Pieter der Somer (1917-1985) war erster Direktor nach der Teilung der Universität und zugleich erster nichtgeistlicher Direktor.
Denkmal für Pieter de Somer
Die Universität von Leuven ist eine der renommiertesten Universitäten der Welt und lag bei den "World University Rankings" auf Rang 35 in der Welt. Auf einer Fläche von 1.000.000 qm stehen für 15 Fakultäten 26.500 Räume zur Verfügung. Die Universität hat 18.600 Beschäftigte. Die Universität verteilt sich auf zahlreiche Gebäude in der Stadt, darunter viele altehrwürdige.
Die Universitäts-Bilbliothek
Skulptur neben der Bibliothek" Ode an die Freundschaft"
Wenn man hier durchs Tor geht...
... sieht man dies
Blick auf die Bibliothek von der Seite
Ferdinand Verbiest (1623-1688, chinesisch: Nan Huairen, 南懷仁) war ein Jesuitenmissionar aus Flandern, der 1660 mach China ging und sich dort mit dem chinesischen Kaiser Kiangxi anfreundete. 1669 übernahm Verbiest von seinen jesuitischen Vorgängern Johann Schreck und Adam Schall von Bell die Leitung des kaiserlichen Kalenderamtes. Möglicherweise entwickelte Verbiest 1670 sogar das erste selbstfahrende Automobil mit Hilfe eines Dampfmaschinenantriebes. In seiner Hinterlassenschaft fand man entsprechende Konstruktionsskizzen.
Für das kaiserliche Observatorium fertigte Verbiest zwischen 1669 und 1673 verschiedene astronomische Instrumente an, darunter einen bronzenen Himmelsglobus. Nach dem Boxeraufstand wurden die Instrumente 1901 als Kriegsbeute nach Europa geschafft und standen teilweise 20 Jahre lang auf der Terrasse der Sommerresidenz der preußischen Könige. Nach dem Ersten Weltkrieg wurden sie größtenteils zurückgegeben. Verbiest, der neben Niederländisch, Lateinisch, Griechisch, Hebräisch, Italienisch und Deutsch lesen und schreiben konnte arbeitete auch als Übersetzter und hinterließ 30 Bücher zu verschiedenen Themen.
Der "Große Beginenhof" in Leuven bildete eine kleine Stadt innerhalb der Stadt. Die Beginen sind eine Ordensgemeinschaft, deren Mitglieder, allerdings ohne Gelübde und ohne Klausur, zusammenlebten. Solche Gemeinschaften gab es in Flandern, Deutschland, der Schweiz, Oberitalien und Frankreich seit dem 12. Jahrhundert. Möglicherweise geht der Name auf den Lütticher Pfarrer Lambert le Bégue zurück, der 1180 in Lüttich in einem großen Garten unverheirateten Frauen und Witwen, ohne "Unterschied von Stand oder Vermögen", Häuser zur Verfügung stellte, damit diese dort "ehelos und anständig, arbeitsam und verträglich" zusammenlebten. In Flandern gab es 80 solcher Gemeinschaftsanlagen, von denen heute noch 26 Anlagen existieren. Davon wurden 13 Anlagen von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.
Im Jahr 2004 gab es nur noch fünf aktive Beginen in Flandern. 2008 starb in Gent die vorletzte Begine im Alter von 99 Jahren. Die letzte Begine war Marcella Pattyn. Sie lebte in Kortrijk in einem Altersheim und starb dort am 14. April 2013 im Alter von 92 Jahren. Der "Grote Beguinenhof" in in Leuven wird heute von der Universität, unter anderem als Gästewohnanlage genutzt.
Plan der Anlage
Erbaut im 15. Jahrhundert
Eine Oase der Ruhe
In unmittelbarer Nähe zum Rathaus und der Universität befindet sich der Stadtpark, in dem man noch einige Mauern und Tore der alten Stadtbefestigung sehen kann.
Die alte Stadtmauer
Reste eines Tores
Gleich gegenüber von der Kirche Sint Pieter am "Groote Markt" steht das Rathaus von Löwen. Es wurde zwischen 1439 und 1468 unter der Leitung von Sulpitius van Vorst und Matheus de Layens in spätgotischem Baustil erbaut und ist eines der schönsten und berühmtesten Rathäuser der Welt. Vorbild für den Bau war das Brüsseler Rathaus. Dieses sollte jedoch durch die Anzahl der Figuren an der Fassade noch übertroffen werden. Viele Figuren sind der Löwener Stadtgeschichte entnommen. Stilistisch erinnert der Bau mit seinen sechs Türmen an gotische Kirchenbauten. Das Rathaus dient immer noch als Tagungsstätte des Stadtrates von Löwen und des Provinziallandtags von Flämisch-Brabant.
Das gotische Rathaus
Das ebenfalls prächtige Nebengebäude verblasst neebn dem Rathaus
Die Giebel in der Altstadt. Auf dem Schifffahrtshaus prangt ein Segelschiff
Aha, hier wird Schach gespielt
Neben dem Gebäude bekannte Gesichter. Kris Littlejohn, Sunil Weeramantry und Hikaru Nakamura.
Nakamura verzeichnete nach seinem Turniersieg in Paris in Leuven ein schwieriges Turnier mit einigen Rückschlägen und war nicht immer gut gelaunt. Aber die Zeit für ein Autogramm nahm er sich auch dann. In einer der Pausen huschte er in ein Burgerrestaurant gegenüber. Ein anderer Gast hatte ein aktuelles Heft von New in Chess dabei, auf dem Nakamuras Konterfei auf dem Cover zu sehen war. Das Covermodel saß gleich am Nebentisch und verspeiste dort seinen Burger.
Eingang zum gotischen Rathaus
Das Foyer. Hier konnte man die Partien auf Bildschirmen verfolgen...
... oder den Kommentaren von Jan Gustafsson und Anna Rudolph lauschen. Magnus Carlsen ist gerade zum Interview gekommen.
Der Turniersaal im 1. Stock vor Rundenbeginn
Eines von zahlreichen Gemälden im Haus
Das "Blitz- und Schnellschachturnier" in Leuven wurde vom 17. bis 21. Juni im alten gotischen Rathaus ausgetragen. Zehn der allerbesten Spieler der Welt nahmen teil, nämlich Weltmeister Magnus Carlsen, außerdem Vladimir Kramnik, Fabiano Caruana, Maxime Vachier-Lagrave, Levon Aronian, Hikaru Nakamura und Anish Giri - die Nummern zwei bis sieben der aktuellen Live-Eloliste, sowie Wesley So, Viswanathan Anand und Veselin Topalov, aktuell Nummer zehn bis zwölf. In Belgien gab es schon lange kein Weltklasse-Schachturnier, aber dies war dann gleich das bestbesetzte in der Schachgeschichte des Landes. Das Turnier fand im Rahmen der "Grand Chess Tour 2016" statt. Es ist die zweite Auflage dieser neuen Turnierserie, die im letzten Jahr zum ersten Mal die Turniere Norway Chess, den Sinquefield Cup und die London Chess Classic unter einem Hut vereinigte. Norway Chess steig in diesem Jahr aus. Stattdessen kamen mit Paris und nun Leuven zwei andere attraktive Orte ins gemeinsame Boot. In Paris hatten die Organisatoren mit der Immobilienfirma Vivendi einen neuen Sponsor und mit Canal plus einen neuen Medienpartner gefunden. Beide waren mit dem Start zufrieden und wollen im nächsten Jahr weitermachen. Das Turnier in Leuven wurde von der Schachstiftung "Your next move" gesponsert, eng mit der Kasparov Chess Foundation verbunden. Garry Kasparov ist "Spiritus Rector" der Grand Chess Tour. Sponsor des Turniers in Leuven ist Jan Callevaert, ein hoch angesehener belgischer Manager, Inhaber der Technikfirma Option N.V.
In Paris und in Leuven wurden jeweils an vier Tagen ein Schnellschachturnier und ein Blitzturnier gespielt. Beide Turnier wurden im Verhältnis 2:1 zu einem Gesamtergebnis zusammengerechnet. Die Ergebnisse der beiden Stationen fließen in das Gesamtergebnis der ganzen Grand Chess Tour ein.
Der Sieger in Paris hieß Hikaru Nakamura. Magnus Carlsen kann wegen seiner Titelverteidigung in diesem Jahr nicht an den Turnieren in St. Louis und London teilnehmen, spielte aber in Paris und Leuven mit. In Paris kam er nicht auf dem gewohnten Platz ins Ziel, aber in Leuven hatte er bald "Betriebstemperatur" erreicht und gewann das Turnier in der kombinierten Wertung. Er startete am ersten Schnellschachtag nicht ganz optimal. Am ersten Tag standen zunächst zwei Remis und ein Sieg gegen Levon Aronian zu Buche, aber dann verlor er gegen Fabiano Caruana und gegen Hikaru Nakamura. Der zweite Tag verlief für Carlsen besser, denn er gewann alle vier übrigen Partien und stand nach dem Schnellschach an erster Stelle. Das Blitzturnier gewann Carlsen ebenfalls und so wurde er logischerweise auch Sieger nach kombinierte Gesamtwertung.
Vor Rundenbeginn
Turnierdirektor Malcolm Pein
Der Ratssaal fasst ca. 150 Zuschauer und war an allen Tagen bis auf den letzten Platz gefüllt
Anish Giri zeigte vor dem 3. Turniertag seine rebellische Seite
Wesley So ist einer der Favoriten auf den Gesamtsieg
"Big Vlad"
Carlsen und Giri
Anand und Kramnik
And the winner was...
Aronian und Carlsen
Vachier-Lagrave und Nakamura
Mit Maxime Vachier-Lagrave und seinen Erfolgen erfreut sich das Schach in Frankreich steigender Beliebtheit
Fabiano Caruana
Giri und So
Veselin Topalov
Das ist der Mann, der in den Runden zuweilen die Ruhe störte, wenn er mit seinem Hammer oben auf Sint Pieter gegen die Glocke schlägt. Im Video oben kann man es hören.
Turnierbeginn war an den ersten drei Tagen jeweils um 14 Uhr (am letzten Tag 12 Uhr). Am zweiten Schnellschachtag, am Samstag, begann das Turnier mit etwas Verzögerung. Die Spieler hatte alle auf ihren Sitzen in der ersten Zuschauerreihe Platz genommen, aber die Organisatoren, darunter Turnierdirektor Malcolm Pein trödelten noch etwas herum, bevor die Spieler vorgestellte und zu den Tischen gerufen wurden. Tatsächlich fehlte noch einer der Spieler, und zwar Magnus Carlsen. Der etwas rebellisch aufgelegte Anish Giri fragte dann auch, warum es denn nicht los ginge - natürlich kannte er die Antwort. Zu Recht wies er aber darauf hin, dass der Turnierbeginn 14 Uhr sei, und man dann als Spieler auch da sein sollte. Malcolm Pein begann dann auch mit der Vorstellung und der Weltmeister erschien dann auch gerade noch rechtzeitig.
Malcom Pein und Pressechef Jan Poté
Die Spieler warten auf den Rundenstart
Veselin Topalov. Neben ihm ist noch ein Platz frei.
Maxime Vachier-Lagrave und Vladimir Kramnik
Anish Giri und Fabiano Caruana freuen sich auf ihre Partien. Johannes Fischer, dahinter, denkt in diesem Moment gerade an seine eigene letzte Partie.
Fabiano Caruana
Wesley So
Levon Aronian und Vishy Anand
Im Laufe des zweiten Turniertages waren die Plätze in der Leuvener Innenstadt von zahlreichen belgischen Fußballfans bevölkert, die sich hier mit belgischen Fahnen und in ihren Nationaltrikots versammelt hatten, um an den vielen aufgestellten Bildschirmen in den Straßenrestaurants das Spiel ihrer Mannschaft gegen Russland zu verfolgen. Die Stimmung war ausgelassen und fröhlich. Kein einziger der belgischen Fans zeigte auch nur ansatzweise aggressives Verhalten. Jede gelungene Szene der belgischen Mannschaft wurde bejubelt. Und auch im Turniersaal hörten die Schachspieler dreimal im Verlauf des Spiels frenetischen Jubel und wussten: 3:0 für Belgien.
Bunte Fassaden in der Altstadt
Die Fans sitzen vor den Bildschirmen
Viele Fans sind auf den Straßem
Eine große belgische Flagge, aber auch eine holländische daneben
Fußball? Johannes Fischer testet stattdessen lieber die belgische Küche
Jetzt noch einmal zu etwas ganz anderem:
Futuristische Architektur am Bahnhof in Lüttich, entworfen vom Architekten Santiago Calatrava
Aus Hamburg kann man nach Leuven per Flugzeug anreisen, muss dann aber unter Umständen einen Umweg in Kauf nehmen, oder per Bahn. Der Weg führt dann von Hamburg nach Köln, von dort weiter nach Lüttich, schließlich nach Leuven. Wer abenteuerlustig ist, sollte unbedingt die Anreise per Bahn wählen. Dort sind nur die Reisen im benachbarten Ausland, zum Beispiel in Polen, der Schweiz, den Niederlanden und wie sich nun herausstellte auch in Belgien einigermaßen langweilig, weil zu unkompliziert und fahrplanorientiert, aber die Deutsche Bahn hält für die Reisenden in ihrem Geschäftsgebiet stets spannende Denkaufgaben und Prüfungen bereit.
Ein probates Mittel, die Reisenden mit Denkübungen von Anfang an geistig geschmeidig zu halten, ist schon das Tarifsystem. Nur die Älteren unter den Lesern erinnern sich daran, dass früher einmal Bahnfahrkarten ja nach Zielbahnhof und zurückgelegten Reisekilometern an jedem Tag und zu jeder Tages- und Nachtzeit immer den gleichen Preis gekostet haben. In manchen Ländern wird dieses antike Preissystem auch heute noch gehandhabt, nicht aber im modernen Deutschland. Hier hat die Bahn das Tarifsystem schon lange an ihre Bedürfnisse und die der Zeit angepasst und so kostet eine Fahrt mal diesen, mal jenen Preis, abhängig davon, zu welchem Zeitpunkt man seine Fahrkarte bucht. Wer zu spät bucht, zahlt den weithin gefürchteten "Normalpreis", ungefähr das Vier- bis Zehnfache von dem, was ein Flug auf der gleichen Strecke kosten würde.
Wer sich aber schon früh für eine bestimmte Fahrt entscheidet, kommt in den Genuss des Sparpreises, wird vielleicht sogar mit dem "Supersparpreis" belohnt. Manchmal, bei Werbeaktionen", koppelt die Bahn ihre Züge auch an Sportveranstaltungen an und dann zahlt man den ausgewiesenen Fahrpreis, aber zum Beispiel geteilt durch die Tore, die eine deutsche Sportmannschaft bei einem Wettbewerb erzielt - in etwa. Man kann außerdem spezielle Rabattkarten erwerben und dann zahlt man "nur" 50% oder 75% des "Normalpreises". Vielleicht ist das sogar günstiger als der Sparpreis oder der Supersparpreis, zumindest an manchen Tagen. Wir empfehlen, vor der Buchung die Angebote eingehend zu studieren.
Reisende mit Zockermentalität wählen eine Fahrt mit Zugbindung. Das ist günstiger, aber man darf dann nur mit einem zuvor eindeutig bestimmtem Zug reisen und davon keinesfalls abweichen. Der besondere Thrill entsteht dann, wenn die Reise dazu nötigt, zwischendurch den Zug zu wechseln, weil es zum Zielort keine Direktverbindung gibt. Je länger eine Reise dauert, desto größer wird aber am Ende die Verspätung des Zuges sein. Erfahrene Bahnreisende meiden deshalb Verbindungen mit Zugwechsel wie der Teufel das Weihwasser, denn sie wissen - es wird nicht klappen! Wer eine Reise mit Zugbindung gebucht hat, darf bei Verspätung und verpasstem Anschluss zwar ausnahmsweise einen anderen als den vorher bestimmten Zug verwenden, muss dann aber natürlich auf einen passenden Zuge warten, falls der verpasste Zug nicht vielleicht sogar der letzte an diesem Tag war. In jedem Fall verliert man seine Sitzplatzreservierung. Die Strafe kann stundenlanges Stehen im Durchgang sein.
Lüttich Zentrum
Hier wird eine Dali-Ausstellung beworben
Für ihr Reservierungssystem besitzt die Deutsche Bahn sicher ein weltweites Monopol. Wer eine Fahrkarte bucht, hat damit nämlich noch lange nicht das Recht auf einen Sitzplatz erworben. Dazu muss zwingend eine Reservierung vorgenommen werden. Wer das bei der Buchung der Fahrkarte vergisst, muss auf der Suche nach einem Sitzplatz unter Umständen den ganzen Zug durcheilen (Zuglänge ICE 1: ca. 400 Meter) und wird dabei vielleicht nicht fündig. Offenbar fehlt besonders im ungeschulten Ausland die Kenntnis um das Reservierungssystem der Deutschen Bahn, denn meist sind es Ausländer, die in den Zügen verzweifelt nach einem Sitzplatz suchen oder verblüfft aufschauen, wenn man Sie darauf hinweist, dass Sie auf dem Sitz Platz genommen haben, der für einen selber reserviert wurden. Sie hatten nicht damit gerechnet hatte, dass ihre kostbare Normalpreisfahrkarte keine Garantie auf Sitzreisen beinhaltet. Wenigstens bietet sich aber für die beteiligten die Chance zu einem internationalen Dialog.
Manchmal bietet die Deutsche Bahn hier auch eine Sonderprüfung an: Dann gibt es die reservierten Platznummern in dem gebuchten Zug überhaupt nicht, weil kurzfristig andere Wagen oder ein ganz anderer Zug eingesetzt wurde.
Auch für die körperliche Fitness des Reisenden hat die Deutsche Bahn Vorsorge getroffen. Zu diesem Zweck wurde das System der "umgekehrten Wagenreihung" eingeführt. Am Bahnsteig gibt ein Plan Auskunft über die geplante Position des Wagens, in dem man einen Sitzplatz reserviert hat. Läuft der Zug jedoch in "umgekehrter Wagenreihung" ein, dann befindet sich der reservierte Platz unter Umständen nicht am Anfang des Zuges, sondern vielleicht am Ende (wie gehabt: 400 Meter, der Weltrekord auf dieser Strecke liegt bei 43,18 Sekunden.).
Zum Glück wird dies kurz vor der Einfahrt des Zuges am Lautsprecher am Bahnsteig angesagt ("... krzch... hält Einfa.. krzcht ... ICE ... brmmm... krzcht... in umkehrter ... krzcht ... folge... Bahnsteigkante.") Man also noch etwas Zeit, um zu seinem - mit Glück - vielleicht nur 200 Meter entfernten Platz zu kommen. Allerdings ist es ein Hindernislauf: der Bahnsteig ist voller anderer Menschen mit Gepäck - und viele kommen einem mit verzerrten Gesichtern entgegen, weil sie in entgegengesetzte Richtung rennen müssen. Auf jeden Fall muss man vermeiden, an falscher Stelle in den Zug einzusteigen um dann im Zug zum Platz zu gelangen: Das funktioniert gar nicht.
Doch das war diesmal alles Schnee von gestern. Die Fahrt von Hamburg nach Leuven verlief trotz zweifachen Umsteigens auf skandalöse Weise ereignislos. Keine der angeführten Prüfungen waren diesmal von der Deutschen Bahn vorbereitet. Es gab auch keine Oberleitungsschäden, Stellwerkfehler, Ausfall der Klimaanlage, Stillstand auf der Strecke oder sonstige Ausfälle wegen des notorischen Personalmangels. Selbst die Toiletten waren nicht verstopft.
Erst für die Rückfahrt hatte die Deutsche Bahn einen kleinen Überraschungstest organisiert, jedoch mit einer frischen Idee, die selbst Vielfahrer in dieser Art noch nicht kannten. Zwischen Lüttich und Köln, aber schon auf dem Geschäftsgebiet der Deutschen Bahn, wurden die Reisenden informiert, dass sie alle in Düren auszusteigen hätten, mit Gepäck und Pipapo, denn dieser Zug würde nicht zu seinem Zielbahnhof weiterfahren. Stattdessen "wird unser Zug in Brüssel gebraucht", wo er herkam. Aber: Alles kein Problem. Am gegenüberliegenden Bahnsteig fährt "zur Weiterfahrt nach Köln" gleich ein andere Zug ein. So war es verblüffenderweise auch.
Aus diesem stiegen dann überraschend ebenfalls alle Reisenden aus. Sie befanden sich gerade auf dem Weg nach Brüssel und wechselten in den Zug, der aus Brüssel kam und nun dahin zurückfahren würde. Mit anderen Worten. Zwei Züge zwischen Köln und Lüttich begegnen sich an einer Stelle. Die Deutsche Bahn stoppt die beiden Züge, lässt nach Art einer Rochade die Reisenden des einen Zuges in den anderen Zug umsteigen und umgekehrt, damit die beiden Züge danach mit den zum Reiseziel passenden Insassen wieder zu dem Ort zurückfahren können, wo sie hergekommen sind. Spannend! Was kann dafür die Ursache sein? Benzinmangel bei einem der beiden Züge? Am Ende der Reise gab es dann aber in der Nacht doch noch eine halbstündige Verspätung. Auf die Deutsche Bahn ist eben Verlass!
Fotos: André Schulz
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