Levente Vajda gewinnt Plovdiv Open
Plovdiv, die zweitgrößte Stadt Bulgariens, hat in den vergangenen Jahrzehnten schon zahlreiche Schachturniere ausgerichtet – den Europäischen Vereinspokal, Einzel- und Mannschaftsturniere für Männer, Frauen und Senioren, usw. Doch das Turnier mit der längsten Tradition ist die offene Internationale bulgarische Meisterschaft, das “Georgi Tringov Memorial”, das traditionell im Februar stattfindet. Das diesjährige 36. “Georgi Tringov Memorial” fand vom 2. bis 9. Februar statt, gespielt wurde im 5-Sterne-Hotel Novotel Plovdiv. 243 Spieler aus 10 Ländern gingen an den Start, darunter 16 GMs, 5 WGMs, 13, IMs, 4 WIMs, 12 FMs und 5 WFMs.
Plovdiv Open – ein altes Spiel in einer alten Stadt!
GM Levente Vajda aus Rumänien zeigte mit einem fulminanten Start, dass er das Turnier gewinnen wollte: er begann mit 5 aus 5. In der 6. Runde kam es dann zur vielleicht entscheidenden Partie. Vajda musste gegen den bulgarischen GM Krasimir Rusev antreten und konnte eine schlechtere Stellung noch in einen Sieg verwandeln, was ihm in der Tabelle einen ganzen Punkt Vorsprung bescherte.
Doch auf der Zielgeraden machte GM Nikola Djukic aus Montenegro Boden gut. Djukic gewann in Runde 7 und in Runde 8 und zog mit Vajda gleich. Nach 8 Runden lagen beide mit je 7 Punkten gemeinsam an der Spitze und ihre Direktbegegnung in der letzten Runde musste über den Turniersieg entscheiden. Doch da diese Partie Remis endete, landeten Levente Vajda und Nikola Djukic mit 7,5 Punkten aus 9 Partien gemeinsam auf dem geteilten ersten Platz – wobei Vajda allerdings nach Wertung Erster wurde.
Dritter nach Wertung wurde der rumänische IM Tiberiu-Marian Georgescu, der sich die Plätze 3 bis 13 mit zehn anderen Spielern teilte. Der beste bulgarische Spieler war GM Atanas Kolev – er wurde Vierter.
Auch für vier andere Spieler und Spielerinnen war das Turnier ein Erfolg. WGM Adriana Nikolova aus Bulgarien landete nicht nur auf Platz 6, sondern holte mit einer Elo-Performance von 2532 Punkten auch eine IM-Norm! Die Talente Milan Zajic (Serbien) und FM Bogdan Posedaru (Rumänien) erzielten ebenfalls IM-Normen, während die junge griechische WFM Anastasia Avramidou eine WIM-Norm holte.
Applaus für GM Levente Vajda
Partienauswahl:
Tringov Memorial 2.-9. Februar
Endstand:
229 Spieler
Weitere Partien des Opens
GM Levente Vajda überspielte GM Krasimir Rusev in der entscheidenden sechsten Runde
Plovdiv ist eine Stadt, die älter ist als das Schach... Plovdiv ist die älteste kontinuierlich bewohnte Stadt Europas. Sie liegt am Rande des Mariza-Flusses und dem Fuß der Rhodopi-Berge (der Legende zufolge stammt Opheus aus dieser Gegend). Ungefähr 250 km vom Schwarzen Meer und der Ägäis gelegen, haben sich viele Völker, Stämme und Kulturen dort angesiedelt: Thraker, Römer, Byzantiner, Ottomanen und sie alle haben ein reiches Erbe hinterlassen, das bis heute sichtbar ist. Und so bewirbt sich Plovdiv für den Titel der Kulturhauptstadt Europas 2019. Motto: historisch und ewig.
Das historische römische Amphitheater ist eine der Haupttouristenattraktionen in Plovdiv. Es gehört zu den besterhaltenen alten Theatern der Welt, und obwohl es vor mehr als 2.000 Jahren gebaut wurde, wird es immer noch für eine Reihe unterschiedlicher Veranstaltungen genutzt: Oper, Ballett, etc.
Die Dschumaja-Moschee (Freitagsmoschee) und das antike römische Philippopolis-Stadion davor liegen am Dschumaja-Platz im Zentrum der Stadt. Die Moschee ist eine der ältesten und größten Tempel der Religion der Ottomanen auf dem Balkan und das römische Stadion wurde in den Zeiten der Pyther und Alexanders für Spiele genutzt, genau wie für Gladiatoren- und Tierkämpfe.
Kirche der Heiligen Mutter Gottes
Wunderschöne Renaissance-Häuser und enge Gassen mit Kopfsteinpflaster – so sieht die Altstadt aus
Das ethnographische Museum
Kunsthandwerk aus Ton
Die Internationale Messe in Plovdiv wurde Anfang 1892 gegründet (zu Zeiten Emanuel Laskers). Heute zählt das moderne Ausstellungsgelände mit einer Fläche von 360.000m² in Südeuropa zu den größten seiner Art.
Ein Blick auf Plovdiv von Nebet Tepe
Das Alesha-Denkmal zeigt einen Soldaten und erinnert an Plovdivs Befreiung von den Ottomanen 1878. Die elf Meter große Statue steht auf dem Bunardzhik-Hügel, von dem aus der Soldat seit 1957 über Plovdiv schaut.
Hauptplatz der Stadt
Fußgängerzone
Obwohl Plovdiv mit mehr als 330.000 Einwohnern keineswegs klein ist, trifft man doch überall auf Schachspieler – hier freuen sich IM Zhivko Bratanov (links) und IM Nanko Dobrev (rechts) über ihre Begegnung in der Altstadt von Plovdiv.
Im Stadtzentrum findet man viele Döner-Läden, Pizzabuden oder Pfannkuchen-Verkaufsstände.
Simoneta Ivanova, Mitglied des bulgarischen Frauenteams bei der Europameisterschaft 2013 mag Pfannkuchen.
Eine Fußgängerbrücke verbindet das Stadtzentrum direkt mit dem Novotel Plovdiv
Das Novotel Plovdiv
Plovdiv wurde 2014 als erste bulgarische Stadt mit dem ACES Europa als Europäische Stadt des Sports ausgezeichnet und Schach hat dabei eine Rolle gespielt. Vom 5. bis 18. Juli 2014 findet in Plovdiv ein weiteres großes Schachturnier statt – die Fraueneuropameisterschaft.
Ein verzierter Flügel in der Nähe des Spielsaals
Ein Bad im Swimmingpool ist nur eins der vielen Freizeitangebote im Novotel Plovdiv
Genug Entspannung – die gab es im Spielsaal sowieso nicht, denn nicht nur Spieler, sondern auch Kiebitze fieberten dem Ergebnis entgegen.
IM Ivajlo Enchev – Silbermedaillengewinner bei der Bulgarischen Meisterschaft 2013
FM Georgi Filev (Bulgarien)
Milan Skoko aus Serbien ist seit mehr als 30 beim “Georgi Tringov Memorial” dabei! Ein Rekord, der nur schwer zu schlagen ist.
Der Junge auf dem Bild, der 9-jährige FM Tsvetan Stoyanov, sieht gelangweilt aus, nicht wahr? Aber dieser Eindruck täuscht; er konzentriert sich so nur auf die bevorstehende Partie. Tsvetan spielte gegen GM Momchil Nikolov und IM Branimir Maksimovic remis und gewann in dem Turnier ganze 57 Elo-Punkte hinzu!
GM Vladislav Nevednichy (Rumänien)
Ein Talent, das Sie im Auge behalten sollten! Es könnte das erste, aber nicht das letzte Mal sein, das Sie von Milan Zajic (Serbien) hören – U-14 Vizeweltmeister bei der Juniorenweltmeisterschaft in Al Ain 2013. In Plovdiv holte er eine IM-Norm und gewann 22 Elo-Punkte hinzu.
GM Boris Chatalbashev
IM Veselin Pantev
Stanislav Andreev (Bulgarien)
Petar Ljangov ist 76 Jahre alt und eine Schachlegende. Er liebt das Spiel leidenschaftlich und ist bei jedem starken Turnier in Bulgarien dabei. Seine Analysen im Spielsaal nach der Partie dauern dabei immer länger als die Partie selbst.
GM Petar Arnaudov, FM Georgi Kyurkchiiski, GM Krasimir Rusev
Milan Zajic gewann den Preis für den besten U18 Spieler und holte dabei eine IM-Norm, Vladimir Petrov (Bulgarien) wurde bei den Junioren Zweiter.
WGM Adriana Nikolova freut sich über ihre letzte IM-Norm. Sechster Platz und 48 Elo-Punkte mehr – wer würde sich darüber nicht freuen?
Ein Fotomodell? Könnte sein, aber tatsächlich handelt es sich um WIM Sandra Djukic aus Serbien. Sie spielte ein gutes Turnier, gewann den dritten Frauenpreis und gewann 24 Elo-Punkte.
WIM Marina Brunello (Italien) – zweiter Frauenpreis und Ihre Berichterstatterin WGM Iva Videnova in Aktion
Wenn Sie glauben, dieses süße kleine Mädchen sei harmlos, dann irren Sie sich gewaltig! WFM Nurgyul Salimova (Bulgarien) ist nur 10 Jahre alt, aber wurde 2011 bereits Europameisterin bei den Mädchen U8 und holte 2013 bei den Mädchen U10 die Bronzemedaille… und vielleicht folgen noch viele weitere Titel und Siege.
Nadya Toncheva ist ein weiteres junges Talent – sie gewann die bulgarische Mädchen-Meisterschaft U8
Donika Shivacheva (Bulgarien)
Ein Vater bringt seiner Tochter Schach bei. Er bot Remis an, aber sie antwortete, “Nein, Papa, ich will gewinnen”
Vielleicht fragen Sie sich, welche Partie die Aufmerksamkeit der Zuschauer auf sich zieht… Es war eine interessante Begegnung zwischen GM Boris Chatalbashev und WGM Adriana Nikolova, die mit einem Sieg des Großmeisters endete.
Tischtennis erwies sich als gute Vorbereitung fürs Schach. WGM Adriana Nikolova (Bulgarien) und WIM Marina Brunello spielten gegen IM Radoslav Dimitrov (Bulgarien) und WIM Sandra Djukic (Serbien).
Ein hartes Duell zwischen WGM Adriana Nikolova und GM Petar Arnaudov (das Endergebnis kennen nur die beiden)
WGM Adriana Nikolova, IM Milan Mrdja, WGM Margarita Voiska, WGM Iva Videnova und GM Boris Chatalbashev (von links nach rechts) beim abendlichen Restaurantbesuch (Foto: Polina Georgieva)
Bei der Siegerehrung wartete auf die weiblichen Teilnehmer eine kleine Überraschung – die Organisatoren überreichten jeder Spielerin und jeder Turnierbesucherin Kosmetikartikel.
Ein Porträt Georgi Tringovs, das sein Freund, der berühmte bulgarische Maler Dimitar Kirov gemalt hat.
Es gibt so viele Gedenkturniere für Schachspieler, dass man sich manchmal gar nicht mehr fragt, an wen denn bei dem jeweiligen Turnier erinnert wird. Aber wer war Georgi Tringov?
GM Georgi Tringov (1937-2000)
Ich habe GM Georgi Tringov nie kennengelernt, aber wir stammen aus der gleichen Stadt – Plovdiv. Und so habe ich von vielen Schachspielern viel Gutes über ihn gehört. Er war der zweite GM, den Bulgarien hervorgebracht hat, 3-maliger bulgarischer Meister (1963, 1981, 1985) und Gewinner zahlreicher internationaler Turniere. Er war ein guter Mannschaftsspieler mit brillantem Schachverständnis und einem hervorragenden Gedächtnis, ein charmanter Mann und ein loyaler Freund, der immer bereit war, einen zu unterstützen! Hier ein paar seiner Partien:
In Memoriam Georgi Tringov: