
ChessBase ist die persönliche Schach-Datenbank, die weltweit zum Standard geworden ist. Und zwar für alle, die Spaß am Schach haben und auch in Zukunft erfolgreich mitspielen wollen. Das gilt für den Weltmeister ebenso wie für den Vereinsspieler oder den Schachfreund von nebenan.
Am vergangenen Freitag erschien Levon Aronian zu einem
Überraschungsbesuch in den Hamburger Büros von ChessBase in der "City Nord".
Aronian, 1982 in Eriwan geboren, ist vor ein paar Jahren nach Deutschland gezogen
und lebt zusammen mit seiner Familie in Berlin. Obwohl er erst relativ spät, im
Alter von neun Jahren Schach, von seiner älteren Schwester lernte, erfuhr seine
Karriere in den folgenden Jahren eine rasante Entwicklung. 1994 wurde er
U12-Weltmeister in Szeged, 1997 gewann Aronjan die Jugendeuropameisterschaft U20
und den Kasparovcup in Moskau. 1999 wurde er Landesmeister von Armenien und
gewann mit der armenischen Nationalmannschaft in Batumi die
Mannschaftseuropameisterschaft. 2002 wurde Aronian U20-Juniorenweltmeister. 2005
gewann er Bronze bei der Europameisterschaft in Warschau und später den World
Cup in Khanty-Mansiysk. Im folgenden Jahr gewann er das Turnier Linares-Morelia
und zusammen mit der armenischen Mannschaft die Schacholympiade in Turin. Gerade
hat er das Grand Prix-Turnier in Sotschi als Sieger beendet In der FIDE-Weltrangliste vom
1.Juli 2008 belegt der Armenier mit 2737 den 12.Platz. In der inoffiziellen
ELO-Live-Liste liegt er mit nun 2751 auf dem 8. Rang.
Der Weg von Berlin nach Hamburg nimmt dank der Schnellzugtrasse der Deutschen Bahn kaum mehr als 1,5 Stunden in Anspruch, so dass Besuche von Hamburgern in Berlin oder - wie in diesem Fall - von Berlinern in Hamburg in den letzten Jahren immer einfacher geworden sind. Aronian machte sich kurzerhand auf den Weg und verzichtete im Hamburger Hauptbahnhof auf die empfohlene Weiterfahrt per Taxi, sondern nahm stattdessen lieber die S-Bahn Richtung Ohlsdorf. Kurz vorher verlässt man die S-Bahn am Bahnhof Rübenkamp, um von hier zu Fuß zum ChessBase Büro zu gelangen.
Vom Rübenkampf über die Hebebrandstraße zum Mexikoring
Das 1913 erbaute Bahnhofsgebäude am Rübenkamp wurde 1985 von der Bahn abgegeben, blieb aber dank des Vereins „Unser Bahnhof e.V.“ erhalten und beherbergt heute das "Schachcafé" Rübenkamp. Wirklich: hier kann man sich Schachbrett und Uhr ausleihen und spielen.
Aber noch mehr besticht das Schachcafé durch eine attraktive Speiskarte mit für Hamburger Verhältnisse günstigen Preisen. Das Ambiente vor dem Haus mit vielen Bänken und Tischen ist besonders im Sommer sehr einladend, und seit dem Rauchverbot in Kneipen, kann man sich auch im Gebäude aufhalten, ohne die guten Mahlzeiten gleich mit einem Lungenkarzinom bezahlen zu müssen. Hamburger Schachspieler treffen sich hier gerne, aber auch auswärtige Schachfreunde sind hier manchmal sehen. Alexei Shirov hat hier schon mal zu Mittag gegessen, Matthias Deutschmann ebenso, und auch John Nunn soll hier im hinteren dunkleren Teil vor vielen, vielen Jahren mit seiner späteren Frau knutschend gesehen worden sein.
Vom Rübenkamp kommend, das zum Ortsteil Barmbek-Nord gehört,
ereicht man nach wenigen Metern schon die Grenze zu Winterhude. Hier liegt die
Hamburger City Nord, eine Bürostadt, die in den Sechziger und Siebziger Jahren
hoch gezogen wurde - und so sieht sie auch aus. Früher hatte Shell hier seine
Zentrale und sorgte, wenn Michael Schumacher mit Ferrari und Shell zum Sieg
gefahren war, schon mal für einen Farbtupfer, indem man am Shell- Gebäude eine 20
Meter große rote Ferrari-Shell-Plane entrollte. Aber Shell ist inzwischen weg
gezogen. Nach der Betonphase hat man aber einige weniger massiv wirkende
Bauwerke errichtet, die mit Glas und Stahl den neuen Zeitgeist dokumentieren.
Wer per Bahn und Bus zur City Nord kommt, handelt weise und erspart sich
Konflikte. Unweit der Bürostadt ist nämlich auch der Hamburger Flughafen
Fuhlsbüttel ansässig.
Je nach Wind durchqueren die Flieger auch die City-Nord
auf dem Weg zur Nord-Süd-Landbahn und in einer Entfernung zu den Gebäuden, die
nicht erahnen lässt, dass sie tatsächlich ankommen. Bei starkem Wind
sollte man vor dem Landeanflug allerdings keine schweren Mahlzeiten zu sich nehmen.
Der Flughafen liegt zwischen Fuhlsbüttel, Groß Borstel und
Alsterdorf, von der City Nord mit dem Taxi höchsten zehn Minuten entfernt. Eben!
Vor dem Flughafen wartet ein Autokorso mit Taxis, der bis zum Horizont reicht.
Nach zehnstündiger Wartezeit ist man als Taxifahrer an der Spitze angelangt. Nun
kommt z.B. Alexei Shirov aus dem Terminal, setzt sich ins Taxi und gibt sein
Fahrziel bekannt: "City Nord!" Der Taxifahrer bekommt Schaum vor dem Mund und
flucht in Taxilingua. Nach zehn Minuten kassiert er am Mexikoring die 9,60 Euro,
fahrt zurück und stellt sich wieder hinten an.
Außer der Firma ChessBase im Mexikoring beherbergt die City Nord ein weiteres "Schachzentrum". Zwei- oder dreimal pro Saison wird der Kapstadtring zur Bühne eines Teils der prominenteren Schachszene, denn im Gebäude der Signal-Iduna trägt der Hamburger Schachklub seine Bundesliga-Kämpfe aus. Wenn dann z.B. der OSC Baden-Baden zu Gast ist, kann es sein, dass hier Anand und einige weitere absolute Topspieler zu sehen sind. Draußen stand früher immer der Kleinbus von Werder Bremen, mit dem das Werderteam anzureisen pflegte. In dieser Saison kommt der Hamburger SK mit seinem neuen Berliner Reisepartner allerdings auch in den Genuss der ICE-Strecke nach Berlin und die Berliner können sich mal City Nord anschauen.
Der Kapstadtring mit dem V-förmigen Gebäude der Signal-Iduna, unterhalb des runden Gebäudes.
Die Schachpunkte in der City Nord leuchten allerdings nie zur selben Zeit. Während die
Firma ChessBase mit seinen Mitarbeitern zu den üblichen Bürozeiten von
Montag bis Freitag aktiv ist, kommen die Bundesligaspieler nur am Wochenende.
Doch einmal gab es auch eine Ausnahme. Garry Kasparov nahm an einem Wochenende
in Hamburg Videos für seine dritte Najdorf-DVD auf. Wie es der Zufall wollte,
fand gleichzeitig im Kapstadtring gegenüber, höchstens 150 Meter entfernt, ein
Bundesligakampf statt. Das wurde Kasparov erzählt und jemand schlug vor, dass
man doch einmal vorbeischauen und der ehemalige Weltmeister sich dort kurz
- vielleicht versehentlich - an einen der Spieltische setzen könne.
Eine Vorstellung, die Kasparov im Hinblick auf seinen "Gegner" und dessen
Gesichtsausdruck beim Anblick dessen überraschenden "Gegenübers" ziemlich amüsierte - doch leider war keine Zeit für
diesen Witz.
Auf dem Weg zum ChessBase Büro sieht man auf der rechten Seite das frühere
Gebäude der Hamburgische Electricitäts-Werke (HEW), die nach 1999 nach und nach
an den schwedischen Vattenfall-Konzern verkauft wurde.
Das Gebäude entstand nach einem Entwurf des dänischen Star-Architekten Arne Jacobsen und erhielt einige Architekturpreise - im Gegensatz zu manch anderem Bauverbrechen der City Nord.
City Nord
Siebziger-Orange
Die Bürostadt wird von einer Ringstraße umgeben, dem
Überseering. Außerdem gibt es davon abgehend zwei kleinere Ringstraßen, den
Mexikoring und den besagten Kapstadtring auf der anderen Seite. Über Aufgänge und Brücken
erreicht man eine Fußgängerplattform, etwa auf Höhe des zweiten Stockwerks. Je
nachdem an welche Straße, Mexikoring oder Überseering, ein Gebäude an der
Außenseite des Gebäudekomplexes grenzt, wird es im Fußgängerberisch zum diesem oder jenem Ring
gezählt und hat dann auch eine ganz andere Postanschrift.
Das ist etwas verwirrend und so sind im Fußgängerbereich große
Nummern angebracht, die den Besucher informieren, vor welchem Gebäudeeingang er
steht. Es fehlen aber die klaren Hinweise zum Straßennamen. So liegen z.B. die Eingänge 25
und 35 nebeneinander. Die eine Nummer bezieht sich aber auf den Überseering, die
andere auf den Mexikoring. Und den Eingang Nummer 35 gibt es gleich dreimal
-nebeneinader und gegenüber liegend - davon zweimal zum Mexikoring gehörend und
einmal zum Überseering.
So irren häufig ratlose Besucher umher und wissen nicht wohin. Vorsicht auch vor
den Aufzügen in den Parkhäusern. Der Architekt - später wechselte er als
Programmierer zu
Microsoft und entwarf Windows-Tastaturbefehle, die Suchfunktion bei Outlook und
schließlich die Exportfunktion für das Outlook- Adressbuch - zählt so: "U", "Z", "1", "2",
"3" usw. Wenn Sie von der Straße kommend zu ChessBase im 3.Stock wollen, drücken
Sie die 1! Manchmal findet man in einem abgelegen Eingang das Skelett eines
Stadtboten, der es nicht geschafft hat.
Es ist daher ratsam, Besucher an markanten Treffpunkten abzuholen. So geschah es
mit Levon Aronian, der sicher zum Eingang des ChessBase-Büros geleitet wurde.
GM Levon Aronian schaut sich um
Levon Aronian kommentierte im ChessBase Studio per Video seine Partie gegen Alexander Grischuk beim Grand prix in Sotschi für das nächste ChessBase Magazin und erklärte sich dann auch gerne einverstanden an der TV ChessBase-Sendung teilzunehmen. Zwischendurch kommunizierte er mit seiner Freundin Arianna Caoili, die sich gerade in Australien aufhält per SMS'.
Arianna Caoili
Aronian präsentierte sich mit viel trockenem Humor und kommentierte zusammen mit dem Stammpersonal Oliver Reeh und André Schulz die Partien der laufenden Turniere in Moskau (Tal Memorial) und Amsterdam (NH-Turnier). Zu den Eröffnungen konnte er manchmal einiges erzählen, manchmal gab er unumwunden zu, dass er sich auf einem Gebiet gar nicht auskennt. Besonders an den Endspielen fand der Armenier Interesse und war meist in der Lage in wenigen Sekunden recht präzise die weitere Partieentwicklung vorhersagen.
André Schulz, Levon Aronian,
Oliver Reeh
TV ChessBase wurde gleich nach dem Start des Fritzservers ins
Leben gerufen, erst als Audioprogramm, dann bald im Videoformat. Oliver Reeh und
André Schulz sind von Anfang an dabei und haben einige hundert Sendungen
durchgeführt. Viele Gäste waren im Studio und manchmal wurde auch von unterwegs
mit dem "Ü-Notebook" gesendet. Die Livesendungen sind für die Zuhörer gratis.
Wer die im Raum "Radio am Freitag" gespeicherten Sendungen als Aufzeichnung
sehen will, wird um eine kleine Dukatengebühr gebeten.
Aronian live: Ohh, damit habe ich nicht gerechnet..."
"Moment, geht da nicht..."
"Doch, da gibt es Gegenspiel..."
"Ich denke, so kann man das spielen..."
Text: André Schulz
Fotos: Frederic Friedel