ChessBase 17 - Megapaket - Edition 2024
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Das LGA-Open in Nürnberg - Schlussbericht und Interviews
Turnierbericht über den vierten
Spieltag (Runden 6 + 7)
Hector hauchdünn vor Graf und Fridman
Der 3. LGA Premium Cup in der Metropolregion Nürnberg war bis zum Schluss von
großer Kampfeslaune geprägt.
Als einziger mit weißer Weste musste der Schwede Jonny Hector am Abschlusstag
des LGA Premium Cups gleich beide Partien mit Schwarz antreten. Zunächst stellte
ihn der in Hamburger Diensten stehende Dr. Lubomir Ftacnik vor größere Probleme.
Ftacnik gegen Hector
Aber Hector konnte sich nach und nach herauswinden und eine passive, aber sehr
feste Stellung mit Springerpaar gegen Läuferpaar Remis halten. Auch in der
letzten Runde musste er gegen den GM Daniel Fridman von Mühlheim und nicht wie
irrtümlicherweise in einem vorherigen Artikel erwähnt dessen Reisepartner in der
Bundesliga Katernberg, als Nachziehender antreten. Aber da beide mit einem
halben Punkt führten, wollten sie nichts mehr anbrennen lassen und sicherten
sich lieber mit einem Unentschieden eine Topplatzierung. Der Sieger wäre
alleiniger Gewinner gewesen. Das Preisgeld wurde nach dem Hort System geteilt.
So musste man noch abwarten, was sich in den Verfolgerpartien entwickelte.
GM Alexander Graf vom SG Porz, der in Nürnberg wieder mal sein großes
Kämpferherz zeigte, überrannte den jungen Mönchengladbacher Ilja Zaragatski. In
der Tschigorin-Verteidigung wählte Graf eine einfache, dafür aber umso
effektivere Aufstellung. Der Schwarze spielte in seiner gedrückten Position nach
vorne, was aber nur noch mehr Felderschwächen zutage brachte. Letztlich ein
ungefährdeter Sieg für Graf.
Graf gegen Zaragatzki
IM Buhmann gegen GM Ftacnik wie auch GM Gofshtein
gegen GM Brodsky endeten unspektakulär mit einem Remis, so dass die
Buchholtzwertung über die ersten drei Plätze entscheiden musste. Durch seine
fünf Siege zu Beginn hatte Hector hier in der Endabrechnung die Nase vorn. Nach
seinem Sieg 1999 beim Pyramiden Cup entführte der in Kopenhagen lebende GM
erneut die Trophäe in den hohen Norden.
Ein Kurzsieg gelang dem Lokalmatadoren GM Michael Pruskin gegen den Forchheimer
FM Manfred Heidrich. Prusikin, der 5,5 Punkte erzielte, lebt nämlich in
Nürnberg, spielt aber für den TSV Bindlach-Aktionär in der 1. Bundesliga.
Heidrich hatte bis zu diesem Zeitpunkt ein überragendes Turnier gespielt mit
Siegen über GM Balinov und IM Bromberger.
Ebenfalls für viel Aufsehen sorgte Gabrielle Renner. Die Münchnerin mit einer
DWZ unter 2000 besiegte in der 6. Runde IM Alexander Maier und musste in der
Schlussrunde gegen den indischen IM Jha Sriram antreten.
Renner gegen Maier
Mit einem Sieg wäre sie
gar auf dem geteilten vierten Platz gelandet und das bei über 30 Titelträgern.
Dieser Sieg des Inders gegen die bis dahin führende in der Damenwertung
bescherte seiner Frau diesen Sieg in der Sonderwertung. Bester Jugendlicher
wurde der Topgesetzte David Baramidze mit einem Schlussrundensieg über GM Lutz
Espig.
Baramidze gegen Espig
Den Seniorenpreis ergatterte sich der große Buchautor GM Lev Gutman.
Bei der Siegerehrung sprach Turniersieger Jonny Hector im Namen aller Teilnehmer
seinen Dank der LGA aus.
Die Sieger, Hector (m.l.) zwischen Graf und Friedman, re:
Turnierleiter Bezold
Das Dienstleistungsunternehmen habe eine hervorragende Arbeit gezeigt, es habe sehr viel Spaß gemacht und die Spieler hätten sich sehr wohl gefühlt im „Frankenland“.
Hans-Jürgen Zeitler von der LGA dankte dem Schiedsrichter Robert Ackermann, der
das Turnier souverän leitete. Er wies auch darauf hin, dass die vierte Auflage
des Premium Cups im kommenden Jahr zu ähnlicher Zeit etwa Anfang September
wieder stattfinden wird.
Das Team des 3. LGA Premium Cups bedankt sich an dieser Stelle bei allen
Teilnehmern. Wir hoffen, es hat Ihnen bei uns gefallen und wir freuen uns auf
nächstes Jahr zur vierten Auflage.
GM Michael Bezold
(Turnierleitung)
Jochen Galsterer
(Projektleitung)
GM Dr. Ludomir Ftacnik
Wie sind sie auf das Turnier gekommen?
Das ist eine merkwürdige oder ungewöhnlichere Geschichte. Ich kenne GM Michael
Bezold schon seit längerer Zeit durch den Hamburger Schachklub, wo wir beide
gespielt haben, bzw. spielen. Dennoch habe ich nicht direkt von ihm von diesem
Turnier erfahren, sondern durch Stuart Conquest während eines Turniers in
Portugal. Dieser hatte eine Einladung nach Nürnberg erhalten und sich
angemeldet. Er musste aber kurzfristig absagen, da zeitgleich die
EU-Schachmeisterschaft in Liverpool stattgefunden und er eine Einladung für
diese Veranstaltung erhalten hat. Da ich selbst zu dieser Zeit keine anderen
Verpflichtungen hatte, habe ich einfach bei Michael Bezold nachgefragt und
konnte an der Stelle von Stuart Conquest teilnehmen.
Warum spielen Sie in diesem Jahr beim LGA Premium Cup mit?
Ich lebe in Bratislava. Das ist nur 500 km von Nürnberg entfernt und die Anreise
ist somit für mich sehr einfach und angenehm. Als professioneller Schachspieler
ist man es gewohnt große Distanzen zurückzulegen um an Turnieren teilzunehmen.
Die Reise nach Nürnberg war für mich somit nur ein Katzensprung. Es ist einfach
einmal schön keine große Reise machen zu müssen um ein attraktives Turnier zu
spielen. Auch zeitlich hat es mir in meinen Terminplan gepasst und ich freue
mich, dass ich ein kompaktes Turnier spielen kann, was nicht über eine ganze
Woche geht.
Wie gefällt Ihnen der LGA Premium Cup?
Sehr gut. Ich wünsche mir, dass es mehr Turniere dieser Art gebe. Es ist ein
professionelles Turnier, die Leute und die Atmosphäre sind nett. Auch das Hotel
und die Verpflegung sind bestens. Alles läuft so, wie man es sich von einem
guten Turnier erhofft. Es gibt wirklich nichts Schlechtes über dieses Turnier zu
berichten. Ich bin sehr zufrieden.
Was unterscheidet dieses Turnier von anderen?
Das sind verschiedene Dinge. Zum einen das Format des Turniers. Normalerweise
gehen Turniere über 9 Runden und mindestens eine Woche. Für viele Berufstätige
ist es schwer an diesen Turnieren teilzunehmen. Man kann sich nicht einfach eine
komplette Woche Urlaub nehmen. Auch Jugendliche profitieren von diesem Turnier,
da auch deren Alltag oftmals ausgebucht ist und nicht ohne weiteres eine
komplette Woche für Schachturniere zur Verfügung steht. Natürlich gibt es
hierbei auch eine Kehrseite der Medaille: Sieben Runden in etwas mehr als drei
Tagen ist sehr anstrengend und fordert enorm viel Kraft, Energie und
Ausdauervermögen. Nur wer sowohl geistig als auch körperlich fit ist, ist im
Stande während des gesamten Turniers konzentrierte und erfolgreiche Partien zu
spielen. Der körperliche und geistige Zustand ist einfach ausschlaggebend und
man sollte diesen Fakt nicht unterschätzen. Ich selbst laufe jeden Tag und halte
mich so fit. Das hilft mir, wenn ich so wie hier mehrere Partien täglich spiele,
damit meine Konzentrationsfähigkeit über den Tag nicht absinkt. Nur so lassen
sich verhängnisvolle Fehler vermeiden. Vielen Schachspielern fehlt es auch
schwer, so „früh“ am morgen geistig fit zu sein um zu Höchstleistungen
aufzulaufen. Wir Schachspieler sind nun mal oft Nachtvögel, aber den Zeitplan
hier sollte man einfach als Herausforderung sehen. Wenn jemand sowohl geistig,
körperlich als auch schachlich fit ist, wird er die Herausforderung des Turniers
objektiv gesehen sicherlich bewerkstelligen.
Gibt es weitere Unterschiede zu anderen Turnieren?
Das Teilnehmerfeld ist sehr weit gestreut. Schachspieler unterschiedlichster
Couleur spielen hier mit: vom Anfänger mit wenig Turniererfahrung über den
Amateur bis hin zu namhaften Titelträgern, man hat hier die Chance auf jeden
Gegner zu treffen. Besonders junge oder unerfahrene Spieler haben so die
Möglichkeit eventuell gegen Titelträger zu spielen. Sollte dies nicht der Fall
sein, bietet sich ihnen doch oft genug die Möglichkeit mit diese in Kontakt zu
treten, sei es im Analyseraum, den Pausen oder beim Essen. Diese Chance dürfen
sie sich nicht entgehen lassen, denn nur so können sie dazulernen und sich
verbessern. Organisiert man Schachturniere so hat man meistens nur zwei
Möglichkeiten: Eine Möglichkeit wäre ein riesiges „Schauturnier“ zu organisieren
mit hauptsächlich bekannten Schachspielern und Titelträgern. Natürlich ist
hierbei das Medieninteresse groß und die Organisatoren haben die Garantie, dass
die bekannten Schachspieler auch kommen, da sie ihre ELO-Zahl möglicherweise
verbessern können und sicherlich auch en gutes Preisgeld beim Sieg erhalten
werden. Für den regionalen Schachbetrieb ist dies aber nicht förderlich.
Kleinere Spieler bleiben außen vor, die Titelträger unter sich.
Die andere Möglichkeit wäre ein Turnier mit lokalem Schwerpunkt. Leider bleiben
bei diesen Turnieren oftmals die Titelträger fern. Hier beim LGA Premium Cup hat
man es erfolgreich geschafft beide Aspekte zu verbinden. Das Teilnehmerfeld ist
für Titelträger interessant, es besteht die Möglichkeit die ELO-Zahl zu
verbessern, da ausreichend gute Spieler vorhanden sind, aber auch lokale
Schachspieler erhalten die Chance mit Titelträger zu Spielen. Titelträger sind
quasi zum anfassen nah. Bei diesem Turnier trifft Qualität auf Lokalität, was
nicht leicht zu vereinbaren ist. Die Qualität eines Turniers hängt von so vielen
kleinen Dingen ab, die hier aber zu meiner Zufriedenheit gelöst wurden. Einer
dieser kleinen Feinheiten ist die Qualität des Internetauftritts: Alle
notwendigen Informationen sind enthalten, kein Wunsch bleibt unerfüllt. Es ist
übersichtlich und wenn man die Seite aufmerksam studiert, bleiben keine Fragen
unbeantwortet.
Mir gefällt auch sehr gut, dass sich die Organisatoren hier auch noch um die
Titelträger bemühen und Anreize setzen, damit sie in die LGA kommen.
Normalerweise werden Titelträger nicht mehr eingeladen, da Organisatoren ganz
nach dem Motto handeln: „Die kommen ja sowieso. Wir müssen uns nicht um diese
bemühen“. Konditionen für Titelträger sind diesen fremd. Das ist hier ganz
anders. Titelträger erhalten z.B. den Hotelaufenthalten oder Verpflegung. Man
bemüht sich einfach um die Spieler und kümmert sich intensiv um sie. Das
erinnert mich ein bisschen an alte Zeiten. Ich spiele ja immerhin schon eine
ganze Weile Schach. Leider hat sich das geändert. Schön, wenn man sieht, dass es
doch noch anders gehen kann. Es ist so ein bisschen wie Weihnachten hier. Etwas
auf das man sich freut und bei dem man sich wohl fühlt.
Gäbe es etwas, was Sie an diesem Turnier verbessern würden?
Ich würde mir wünschen, dass noch mehr Spieler an dem Turnier teilnehmen können,
falls die Nachfrage danach vorhanden ist. Es wäre schön, wenn noch mehr
Schachspieler die Möglichkeit erhalten könnten, an diesem einmaligen Turnier
teilzunehmen.
Eine Sache, die ein bisschen ungewöhnlich ist, ist die Raumaufteilung.
Normalerweise sind alle Bretter in einem Raum und man kann sich leicht andere
Partien anschauen. Aufgrund der räumlichen Gegebenheiten ist dies hier aber
nicht möglich und das Turnier findet in zwei Räumen statt. Aber dies ist nicht
schlecht. Möchte man sich andere Partien ansehen, läuft man eben ein oder zwei
Schritte.
Was erhoffen Sie sich von diesem Turnier?
Ich möchte natürlich meine ELO-Zahl verbessern und ein paar Punkte dazu
gewinnen. Natürlich bin ich auch angereist um zu versuchen den ersten Preis zu
gewinnen. Mal sehen, wie es ausgeht. Wichtig ist, dass man mit sich selbst
zufrieden ist und gut spielt. Ich habe hier in Nürnberg schöne Erfahrungen
gemacht, konnte meine Wertung verbessern und habe auch noch Hoffnungen auf den
ersten Platz. Insofern haben sich meine Hoffnungen erfüllt. Wenn ich die Zeit
habe, komme ich gerne nächstes Jahr wieder.
GM Jonny Hector, Sweden
Stefanie Drückler (LGA): How did you get to know about the tournament?
Jonny Hector: I know GM Michael Bezold from different tournaments like
'Pyramide' in Fürth or the 'Pulvermühle' which he is organising as well. So he
told me about this tournament and invited me to Nuremberg a few months ago.
Why did you come to Nuremberg?
I followed Michael Bezold's invitation and therefore I am here. I like playing
tournaments which are organised by Michael Bezold. He is always trying to
improve his tournaments and the whole organisation. These events are interesting
because he has a lot of ideas and tries to integrate them in his tournaments.
When I got the invitation I knew there are going to be some new side things, for
example the small chess ridles during the day, which will make it interesting to
play.
How do you like the Premium Cup 2006 so far?
I really enjoy it. The organisation is good and the tournament is interesting.
There are a lot of small ideas realised which are new for me and that is always
nice to have. The surroundings are good and I like playing here. It is a strong
and tough tournament and there are more than 15 players who make a living out of
winning chess tournaments. Consequently, the competition is high but that makes
it interesting, from the sportive side of view as well.
Another reason why I might like it a lot is that I finished well and now I am
waiting for the end results. You always like something if it is going well for
you. Anyway, it is a professional tournament in Nuremberg, the conditions are
good and I am happy to be one of the winner.
Is there anything special about this tournament?
What I find interesting is the connection between chess and the LGA (sponsor in
which building the tournament is carried out): Both deal with good ideas,
correctness and planning. While finding a solution both chess players and the
LGA have to consider the possible following consequences. That there is a
connection between chess and the sponsor especially in times of difficulties to
find sponsors for chess is something I seem to be special. It is is no longer
compulsory to have a sponsor which is in the position to offer such a tournament
but it is nice and desireable to see this kind of support.
What were your expectations for this tournament?
As a professional I try to win. I knew it was going to be an intensive programme
but I made it and now I enjoy that I am finished and my only job is to wait for
the result and the award ceremony. This situation where you only have to wait
without playing and with the ensurance that you are one of the winners is the
gratification for the rounds where I played without mistakes. I knew that I
cannot afford to make a single mistake while playing a tournaments with so many
good players. Making no mistake was what I expected from myself and I am happy
that I achieved my goals.
Thank you for the interview. I wish you all the best for your next matches.