Vier Endspiele in der achten Runde
Text: Johannes Fischer
Runde 8, Samstag, 28. Februar 2009
M. Carlsen - L. Aronian 0-1
A. Grischuk - L. Dominguez 0,5:0,5
T. Radjabov - V. Anand 0,5:0,5
V. Ivanchuk - Wang Yue 0,5:0,5
Aronian gewinnt gegen Carlsen
Allen Unkenrufen zum Trotz, dass der Computer das Ende des Schachs bedeutet,
gibt es heutzutage mehr Spitzenturniere als früher. So hatten Fischer und
Spassky, als sie 1972 zum WM-Kampf in Reykjavik antraten, vorher gerade einmal
fünf Partien gegeneinander gespielt, obwohl beide da schon mehr als fünfzehn
Jahre zur Weltspitze gehörten. Und das, obwohl beide schon lange zu den
besten der Welt zählten. Ob Magnus Carlsen und Levon Aronian jemals um
die Weltmeisterschaft spielen werden, steht in den Sternen, aber sie haben schon
eine ganze Reihe von Duellen gegeneinander ausgefochten. Das wichtigste dabei
war vielleicht der Kandidatenwettkampf 2007, den Aronian nach Stichkampf mit
7-5 gewann.
Levon Aronian: Gewann 2007 im Kandidatenwettkampf gegen Magnus Carlsen
Die beiden kennen sich also gut und zumindest Aronian ging gut vorbereitet in
die Partie. Carlsen spielte die gleiche Variante, mit der er gegen Anand gewonnen
hatte, aber Aronian hatte keine Lust, sich unter Druck setzen zu lassen und
wich früh ab, um energisch, sprich unter Bauernopfer, auf Gegenangriff
zu spielen. Früher kokettierte Aronian gerne mit seinen geringen Eröffnungskenntnissen,
aber davon war hier nichts zu sehen. Wie schon in der Partie gegen Grischuk
spielte er die Eröffnung rasch und verbrauchte nur wenig Bedenkzeit. Dieses
Konzept ging auf. Erst glich er aus, dann kam er zu einem vorteilhaften Endspiel,
in dem er einen Bauern mehr hatte. Carlsen verteidigte sich hartnäckig,
aber bei knapper werdender Bedenkzeit gelang es ihm am Ende nicht, das Endspiel
zu halten.
Magnus Carlsen - Levon Aronian
1.d4 d5 2.c4 c6 3.Sf3 Sf6 4.Sc3 e6 5.e3 Sbd7 6.Dc2 Ld6 7.g4 h6 8.Ld2 dxc4 9.Lxc4
b5 10.Le2 Lb7 11.e4 Le7 12.g5 hxg5 13.Sxg5 b4 14.Sa4 c5 15.Sxc5 Sxc5 16.dxc5
Tc8 17.Da4+ Lc6 18.Lb5 Lxb5 19.Dxb5+ Dd7 20.Dxd7+ Sxd7 21.Ke2 Th4 22.Tac1 Txc5
23.Txc5 Lxc5 24.f4 e5
25.h3 exf4 26.Sf3 Th6 27.Lxf4 Te6 28.Sd2 Ld4 29.Tb1 Ta6 30.a3 bxa3 31.bxa3
Txa3 32.Sc4 Ta2+ 33.Kd3 Lf2 34.Ld6 Sb6 35.Lb4 Sxc4 36.Kxc4 Lb6 37.Kd5 Tg2 38.Tb3
Tg5+ 39.e5 Lc7 40.Ld6 Lxd6 41.Kxd6 Tg6+ 42.Kd5 Tb6
43.Tc3 Kd7 44.Tf3 Ke7 45.Tc3 Tb7 46.Tc6 g6 47.Ta6 Kf8 48.Ke4 Kg7 49.Kf4 Te7
50.Ta5 Kh6 51.Kg4 a6 52.Txa6 Txe5 53.Tb6 Te3 54.Ta6 f5+ 55.Kh4 Te4+ 56.Kg3 Kg5
57.Ta3 Te2 58.Kf3 Th2 59.Kg3 Tb2 60.Ta8 Tb3+ 61.Kg2 Kf4 62.Ta4+ Ke3 63.h4 Tb6
64.Kg3 Td6 65.Tf4 Td1 66.Tf3+ Ke4 67.Tf4+ Ke5 68.Ta4 f4+ 69.Kg2 Td2+ 70.Kf3
Td3+ 71.Kg2 Tg3+ 72.Kh2 Kf5 73.Ta6 Te3 74.Ta5+ Te5 75.Ta2 Kg4 76.Tg2+ Kh5 77.Kh3
Ta5 78.Tg1 Ta3+ 79.Kh2 Ta6 80.Kh3 Ta5 81.Tg2 Tc5 82.Tg1 f3 83.Kg3 Tf5 84.Tf1
f2 85.Kh3 Tf3+ 86.Kg2 Kg4 87.h5 Tg3+ 88.Kh2 Kf3 89.Ta1 Tg2+ 90.Kh1 Tg5 91.Ta3+
Kf4 92.Ta4+ Kg3 93.Ta3+ Kh4 0-1
Schlusstellung
Anand fehlt ein Quäntchen Glück
Sein erstes Turnier als Weltmeister verlief für Anand bislang enttäuschend.
Nach einer unglücklichen Niederlage gegen Levon Aronian konnte er sich
gegen Ivanchuk nur mit Mühe ins Remis retten und verlor dann erneut gegen
Magnus Carlsen. Zu Beginn der Rückrunde musste Anand gegen Radjabov spielen
und der Weltmeister schien entschlossen, in Linares Boden gut zu machen. Mit
Schwarz ließ er sich auf eine scharfe aktuelle Variante des Slawen ein,
die ihm auf Kosten einer luftigen Königs- und geschwächten Bauernstellung
einen Mehrbauern bescherte.
Teimour Radjabov - Vishy Anand
1.d4 d5 2.c4 c6 3.Sc3 Sf6 4.Sf3 e6 5.Lg5 h6 6.Lh4 dxc4 7.e4 g5 8.Lg3 b5 9.Le2
Lb7 10.0-0 Sbd7 11.d5 cxd5 12.exd5 Sxd5 13.Sxb5 a6 14.Sd6+ Lxd6 15.Lxd6 S7b6
16.Lc5 Dc7 17.Lxb6 Sxb6 18.Dd4 Ke7 19.Tac1 Tac8 20.Tfe1
Dann gab Anand seinen Mehrbauern auf, um Gegenspiel zu bekommen.
20...Dd6
21.Dg7 Thg8 22.Dxh6 Df4 23.Dh3 Sa4
Was Radjabov mit einem überraschenden Konter beantwortete, der zu einem
etwas besseren Endspiel für Schwarz führte, das Radjabov jedoch Remis
halten konnte.
24.Se5 Dxe5 25.Lf3 g4 26.Dh4+ Dg5 27.Dxg5+ Txg5 28.Lxb7 Tc7
29.Lxa6 Sxb2 30.Te2 Ta5 31.Txb2 Txa6 32.Kf1 Ta4 33.Td2 e5 34.Tc3 Td7
35.Tdc2 Td4 36.h3 gxh3 37.Txh3 Ke6 38.Ke2 Tg4 39.Th6+ Tg6 40.Txg6+ fxg6 41.Kd2
Kd5 42.Kc3 Ta3+ 43.Kb4 Td3 44.Txc4 Td2 45.Tc5+ Kd4 46.Tc4+ Kd5 47.Tc5+ ½-½
Schlussstellung
Grischuk verteidigt Tabellenführung
Auch in der Partie Alexander Grischuk gegen Leinier Dominguez kam es zu einem
Endspiel. In einem Grünfeld-Inder neutralisierte Leinier Dominguez mit
Schwarz die weißen Drohungen und so kam es einem Endspiel, in dem Weiß
einen a- und Schwarz einen c-Freibauern hatte. Als im 39. Zug die Damen getauscht
wurden, war das Remis nicht mehr fern.
Schlussstellung. Der letzte Zug war 47...Tc5xa5.
Russisch: Eine bewährte Eröffnung
Der Chinese Wang Yue hatte heute eine glückliche Hand bei seiner Eröffnungwahl.
Er spielte mit Schwarz gegen Vassily Ivanchuk und entschied sich für Russisch.
Damit kam er zunächst zu Ausgleich und später dann zu einem bekannten
Endspiel, in dem er einen Bauern mehr, aber kaum Hoffnungen auf Gewinn hatte.
Stellung nach 36...Txa5.
Doch Ivanchuk hatte keine große Mühe die Partie zu halten - sie endete
im 65. Zug remis.
Mit Russisch zum Remis: Der Chinese Wang Yue
Tabelle: