Lindores Abbey Chess Challenge: Carlsen im Halbfinale

von André Schulz
27.05.2020 – Magnus Carlsen setzte sich auch im zweiten Satz seines Viertelfinales gegen Wesley So bei der Lindores Abbey Chess Challenge durch und steht im Halbfinale. Daniil Dubov zauberte gegen Sergey Karjakin, verlor aber nach Stichkampf. Hier ist noch alles offen

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im Viertelfinale der Lindores Chess Challenge war Wesley gegen Magnus Carlsen ohne Chance. Von den insgesamt sechs Partien in den zwei Viertelfinalsätzen verlor er vier und spielte zwei Partien remis. Der zweite Satz endete also genauso wie der erste, mit einem 2,5:0,5 für Carlsen. Nur die Verteilung der Ergebniss war diesmal anders als am ersten Tag.

Carlsen ging aber auch gestern gleich in Führung, mit einem Schwarzsieg in der Spanischen Anti-Berliner-Variante, heutzutage vielleicht die Hauptvariante der Spanischen Partie. Die Variante bräuchte eigentlich einen richtigen Namen. Schaut man in der Mega Database, wer als Erster so gespielt hat, mit 4.d3, findet man den Namen von Tassilo von Heydebrand und der Lasa (gegen Salpius im Jahr 1836). Das wäre vielleicht ein etwas zu langer Name für eine Variante: die von Heydebrand und der Lasa-Variante, hmmm. Adolf Anderssen hat aber ab den 1860er Jahren häufig so gespielt, mit und ohne Tausch auf c6. Ich schlage einmal den Namen "Anderssen-Variante" vor. Der Name "Gioco Pianissimo Spagnolo" hätte sicher auch eine Berechtigung.

Die erste Partie war aber lange umkämpft. In einer typischen Spanischen Partie entstand eine Stellung, in der Weiß, Wesley So, einen Springer nach f5 bugsiert hatte. "Springer auf f5 gewinnt", lautete eine alte Fischer-Regel. Carlsen hatte seinerseits aber auch einen Springer nach f4 gebracht.
 

 

Nach 22. Sf4. Eine fast symmetrische Stellung mit Chancen für beide Seiten. 23.Kh2 Td8 24.Txd8+ Dxd8  [So wurde nun als Erster handgreiflich:] 25.Sxe5 Sxg2 26.Dg3 [Schenkt Schwarz ein Tempo. Besser war 26.Kxg2 Txe5 27.Td1] 26...Sh5 27.Dxg2 Txe5

 

28.Sxh6+? [Zuviel gewollt. Besser 28.Dg4]  Kf8 29.Sg4 [29.Sf5? Txf5] 29...Te6 [29...Tg5!? 30.f4 Sxf4 31.Df2 Sd3] 30.Df3 Dd2

 

31.Te2 [Nach diesem natürlichen Zug kommt Weiß unter Druck. Die Maschine schlägt 31.De3 Dxc2 32.Dc5+ Kg8 33.Dxh5 vor.] 31...Dd6+ 32.Kg1 Sf4 33.Te1 f5! [Ja, der Bauer e4 ist gefesselt.] 34.Se3 fxe4 35.Dg3 Sd3 36.Dxd6+ Txd6 37.Td1 Tg6+

 

38.Kf1 [So hat ein schlechtes Endspiel, in dem er sich aber noch erstaunlich lange hält.]

38...Lc8 39.h4 Lh3+ 40.Ke2 Tf6 41.Lxd3 exd3+ 42.Ke1 Tf4 43.b3 Le6 44.bxc4 Lxc4 45.a4 Txh4 46.axb5 axb5 47.Kd2 Kf7 48.Ta1 Tf4 49.Ta7+ Kf6 50.Ta6+ Kg5 51.Ke1 d2+ 52.Kxd2 Txf2+ 53.Kd1 Tf4 54.Tc6 Kh5 55.Tc8 g5 56.Th8+ Kg6 57.Ke1 g4

 

58.Th4? [Richtig war 58.Tc8 Le6 (58...g3 59.Sxc4 bxc4 60.Tg8+) 59.Tc6 Tf6 60.Tb6] 58...Kg5 59.Th7 Tf3 60.Kd2 Tf2+ 61.Kd1 g3 0–1

Die zweite Partie endete in einer echten Berliner Variante Remis. In der dritten Partie kam die Katalanische Eröffnung aufs Brett. So verlor den Bauern c4, sah ihn nicht wieder und stand im Mittelspiel wirklich schlecht. Carlsen verlor dann aber den Faden und nach beiderseitigen Fehlern stand es schließlich so:

 

Nach 31.Kh1 steht Weiß mit der Mehrqualität besser, auch wenn die Partie noch nicht entscheiden ist. So spielte aber 31.Txe8? und lief in 31...Txe8 [Oder gleich 31...Sf3+] 32.Dxe8 Sf3+ 33.Kh1 [33.Lxf3 Ld7+] 33...Dd3 34.Ld2 Dxd2 0–1

Im zweiten Viertelfinalmatch des Tages ließ sich Sergey Karjakin diesmal von Daniil Dubov nicht so leicht die Butter vom Brot nehmen wie im ersten Satz. Karjakin gewann die ersten Partie, die Dubov mit Schwarz mit der Nimzowitsch-Verteidigung (1.e4 Sc6) begonnen hatte. Dubov schlug aber in Partie zwei mit einer Katalanischen Eröffnung zurück.

Die dritte Partie war dann besonders bunt. Dubov kam mit der "Fröwis-Variante". Georg Fröwis ist eine österreichischer IM und hat dieses Abspiel kürzlich für sich entdeckt, mit durchschlagendem Erfolg, besonders beim Online-Blitz.

1.e4 d5 2.exd5 Dxd5 3.Sc3 Dd6 4.d4 Sf6 5.Sf3 Sc6?! [Der Fröwis-Zug.] 6.Sb5 Dd8 7.Lf4 [7.d5 Sb4 8.c4] 7...Sd5 8.Lg3 a6

 

9.Sa3?! [Führt zu Problemen. Nach 9.Sc3 Lg4 hat Weiß aber auch nicht viel. 10.Le2 (10.Sxd5 Dxd5 11.Le2 0–0–0 12.c3 e5 13.dxe5 De4) 10...Sxc3 11.bxc3 e6]

9...e5! 10.dxe5 Lb4+ 11.Sd2 [11.c3 Sxc3 mit unklarem Handgemenge.] 11...h5 12.h4 Lg4 13.Le2 Lxa3 14.Lxg4 [14.bxa3 Sc3] 14...Lxb2 15.Lxh5 Lxa1 16.e6 g6 17.Lf3 Lf6 18.exf7+ Kxf7

 

[Der Zählappell ergab bei Weiß den Verlust eines ganzen Turmes! Die Partie ging noch ein paar Züge weiter] 19.Le4 Sc3 20.Dg4 Sxe4 21.Sxe4 Dc8 22.Df4 Df5 23.Dxc7+ Kg8 24.f3 Th7 25.Dd6 Te8 26.0–0 Ld4+ 27.Lf2 Td7 28.Da3 Txe4 0–1

Sergey Karjakin erholte sich aber von dieser Partie schnell und gewann die vierte Partie zum 2:2 und dann auch noch die Armageddon-Partie. Ein dritter Satz ist notwendig.

Partien

 

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André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.

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