Lindores Abbey Chess Challenge: Ding und Dubov im Halbfinale

von André Schulz
28.05.2020 – Ding und Yu lieferten sich einen langen Kampf. In der Armageddon-Partie stand Yu mit Weiß auf Gewinn, doch Ding entkam ins Remis und qualifizierte sich für das Finale. Dubov siegte gegen Karjakin hingegen klar mit 3:0.

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Magnus Carlsen und Hikaru Nakamura hatten sich in ihren Viertelfinals glatt mit zwei Satzgewinnen gegen Wesley So und Levon Aronian durchgesetzt und werden eines der beiden Halbfinals bestreiten. Die Zusammensetzung des anderen Halbfinales wurde gestern in den Begegnungen Yu Yangyi und Ding Liren respektive Daniil Dubov gegen Sergey Karjakin ausgespielt.

Yu Yangyi war gegen seinen Landsmann Ding Liren durch einen Sieg im ersten Satz im Wettkampf in Führung gegangen, musste dann aber den Satzausgleich hinnehmen.

Der notwendig gewordene dritte Satz verlief gestern überaus spannend. Nach einem Remis zum Auftakt ging Yu in Führung. In einer nicht so populären Variante des Angenommenen Damengambits mit Lg4 war Ding mit den weißen Steinen zu optimistisch, kompromittierte seinen Königsflügel und wurde von Yu ausgekontert. In überlegener Stelllung entschied Yu die Partie mit einer "petite combinaison".

 

31...Dxd1 und Weiß gab wegen der folgenden Gabel auf d3 auf.

Ding Liren gelang aber in der folgenden Partie der unmittelbare Ausgleich, ebenfalls mit Schwarz.

 

Weiß spielte hier 25.Te3 [25.Lxd4 Txd4 mit besserem Spiel für Schwarz], um den Lc3 indirekt zu decken, aber... 25...Td5! [Zwischenzug. Die weiße Dame muss von der Beaufsichtigung von e2 abgedrängt werden.] 26.Dh4 Dxc3 27.Lh7+ Kxh7 28.Txc3 Se2+ [Die Pointe.] 29.Kh2 Sxc3 mit viel zu viel Holz für die schwarze Dame. Die Partie dauerte noch einige Züge, aber die weiße Dame alleine war hoffnungslos unterlegen.

Nachdem die 4. Partie remis endetet, war eine Armageddon-Partie nötig. Hier gab Ding mit den schwarzen Steinen spielend erneut seine Dame, war danach jedoch zeitweise dem Verlust nahe.

 

In dieser Stellung war 33.c6!? der beste Zug. Der Freibauer wird Schwarz beschäftigen, z.B.: 33...Tc4 34.Ld1 Sd4 35.c7 Se6 36.Db7 und falls 36...Sxf4+ 37.gxf4 Se4 so 38.Lb3 Tc1 39.f3 Sd6 40.Dxd5 

Yu setzte in den nächsten Zügen ungenau fort, vergab den Vorteil und Ding rettete sich in ein Endspiel mit Turm und Springer gegen Dame, das er remis hielt.

 

Die Schlussstellung.

Das andere Viertelfinale verlief weitaus einseitiger. Nach einem klaren 0:3 im ersten Satz schien es, als ob Karjakin sich auf den quirligen Daniil Dubov eingestellt hätte. Der Vizeweltmeister von 2017 gewann nach Stichkampf den zweiten Satz. Der dritte Sitz ging dann aber doch wieder mit einem glatten 3:0 an Dubov.

In der ersten Partie interpretierte Dubov das Abgelehnte Damengambit auf sizilianische Weise - mit Königsangriff und langer Rochade und erreichte eine bunte Stellung nach seinem Geschmack:

 

23... Sxc3 [Wie soll Weiß wiedernehmen?] 24.Tfh1 [Gar nicht! 24.Txc3 Dd5 25.Kb1 f4 wäre gut für Schwarz; 24.bxc3!? Lc6 ist weit weniger klar als der Partiezug.] 24...Sxe2+ 25.Dxe2 [Nun droht Matt auf h8.] 25...Dc6+ 26.Kb1 Dxh1+ [Nicht ausreichend, aber etwas billiger war 26...Tf6 27.Lxf6 De4+ (27...gxf6 28.Th8+ Kf7 29.T1h7+ Kg6 30.Dh5#) 28.Dxe4 fxe4 29.Tg1 usw.] 27.Txh1 Lc6 28.Th4 Le4+ 29.Ka1 Tc8 30.Dh2 1–0

In der zweiten Partie hatte Karjakin die Führung, stand auf Gewinn, und...... stellte mit 32.Kf1 [Nötig war 32.Kf3 +-]

 

einen Turm ein: 32...Da6. Karjakin spielte noch weiter, gab dann aber kurz vor dem Matt auf.

Damit war das Match so gut wie gelaufen. Die dritte Partie ging dann auch noch an Dubov. Der junge russische GM verriet dann noch beiläufig, dass er seine Partien am Notebook mit dem Mauspad spielt.

Partien:

 

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André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.

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