Schach-Länderkampf mit Vietnam
Von Dagobert Kohlmeyer
Eine Schach-Auswahlmannschaft des DSB aus
Männern und Frauen begibt sich am Montag auf eine interessante Reise nach Hanoi.
Anlässlich des 35. Jahrestages der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen
der Bundesrepublik Deutschland und der Sozialistischen Republik Vietnam haben
beide Regierungen das Jahr 2010 zum deutsch-vietnamesischen Jahr bestimmt. In
diesem Rahmen findet am 14. und 15. April in Hanoi ein doppelrundiger
Schach-Länderkampf statt. Bundestrainer Uwe Bönsch hat folgende Mannschaft
nominiert:
Daniel Fridman, Jan Gustafsson, Rainer
Buhmann, Robert Hübner, Elisabeth Pähtz und Ketino Kachiani-Gersinska.
Daniel Fridman
Jan Gustafsson
Jedes Team setzt sich, so sieht es der
ursprüngliche Plan vor, aus drei Spielern und zwei Spielerinnen zusammen.
Zusätzlich wird an einem Brett das in Asien sehr beliebte Chinesische Schach
gespielt. Diese Aufgabe wird Robert Hübner übernehmen.
Elisabeth Pähtz
Ketino Kachiani-Gersinska
Dr. Robert Hübner
Der Schachsport in Vietnam hat in den
letzten Jahren große Fortschritte gemacht. Beeindruckend war der 9. Rang der
Herren bei der Schacholympiade 2008 in Dresden, die somit vier Plätze vor der
deutschen Mannschaft einkamen.
Quam Liem Le
Die Damen Vietnams lagen fünf Plätze hinter
dem deutschen Team. Nach den Worten von DSB-Sportdirektor Horst Metzing ist ein
interessanter Vergleich zu erwarten. Wir sprachen vor dem Abflug nach Hanoi mit
dem Bundestrainer über den Länderkampf.
"Das ist eine echte Herausforderung für
uns“
Interview mit Bundestrainer Uwe Bönsch
Wie ist dieser sportliche Vergleich
einzustufen?
Das wird ein sehr spannender Länderkampf,
weil Vietnam doch ein aufstrebendes Schach-Land ist, das in der jüngsten
Vergangenheit sehr gute Erfolge aufzuweisen hat. Vor allem die Nr. 1, der
18-jährige Großmeister Le Quang Liem, ist dort der Superstar. Er wird auch
mitspielen. Der Junge hat im Februar immerhin das Aeroflot Open in Moskau
gewonnen. Die Vietnamesen verfügen generell über eine ganz junge, ehrgeizige
Mannschaft. Das ist eine echte Herausforderung für uns.
Warum sind die Schachspieler dieses
Landes auf einmal so gut, haben sie vielleicht russische Trainer?
Das kann ich nicht genau sagen. Sie haben
nur einen vietnamesischen Trainer als Betreuer angegeben, den ich nicht kenne.
Aber, ich denke, ihre Erfolge resultieren vor allem auch daraus, dass sie jetzt
viel mehr Spieler in die Welt zu Turnieren schicken. Das war möglich, weil sich
das Land mehr geöffnet hat. Deshalb sind die Vietnamesen meiner Ansicht nach
stärker geworden, weil sie wertvolle internationale Erfahrungen sammeln
konnten.
Weshalb spielt unsere Nr. 1 Arkadij
Naiditsch nicht mit. Ist das eine finanzielle Frage?
Er hat für sich entschieden, dass er nicht
mit nach Vietnam reisen möchte.
Bekommen die Spielerinnen und Spieler
des DSB ein Salär für ihren Einsatz, oder unternehmen sie die Tour nach Fernost
nur aus reinem Vergnügen?
Nein, sie erhalten ein kleines Honorar.
Interessant ist ja die Sache mit dem
Chinesischen Schach, das bei dem Vergleich ebenfalls gespielt wird.
Ja, es gibt außerhalb des offiziellen
Wettkampfes ein Brett, das Robert Hübner besetzen wird. Die Disziplin nennt sich
Generalsschach. Es wird auf einem Brett mit mehr Feldern gespielt. Ehrlich
gesagt, kenne ich dessen Regeln nicht so richtig. Ich weiß nur, dass es dort
auch eine Kanone gibt und dass der König (dort der General) in einem kleinen
Quadrat gefangen ist, das er nie verlassen kann. Es sind doch ziemlich andere
Regeln als wir sie gewohnt sind.
Die Hübner aber beherrscht?
Robert hat dieses Generalsschach vor vielen
Jahren schon einmal in China gespielt und sich jetzt wieder darauf vorbereitet.
Er wird dort zwei Partien gegen einen ehemaligen vietnamesischen Landesmeister
austragen. Das ist eine interessante Sache. Sie wurde von den Vietnamesen
vorgeschlagen, und wir haben dem auch entsprochen. Unser westliches Schach wird
von den Asiaten übrigens Königsschach genannt.
An wie vielen Brettern wird gespielt?
Ursprünglich waren insgesamt sechs Bretter
geplant. Die Vietnamesen haben ihre Wünsche dann aber noch etwas abgeändert.
Jetzt soll es so sein, dass es vier Männerbretter und zwei Frauenbretter gibt
plus dieses Generalsschach.
Das heißt, es muss noch ein Brett
besetzt werden. Wer fährt noch mit?
Die Zeit reichte nicht mehr, ein Visum für
einen weiteren Spieler zu beschaffen. Also werden Raj Tischbierek, der die Reise
journalistisch begleitet und ich als Trainer auch jeweils eine Partie spielen.
Danke sehr für das Gespräch, gute
Reise und viel Erfolg!