Länderkampf Vietnam - Deutschland

von ChessBase
09.04.2010 – Kommende Woche spielt eine deutsche Auswahlmannschaft einen Länderkampf - in Vietnam. Anlass für diesen Vergleich ist der 35-jährige Jahrestag der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen den beiden Ländern. Für Deutschland spielen die aktuellen Nationalspieler Daniel Fridman, Jan Gustafsson, Elisabeth Pähtz und Ketino Kachiani-Gersinka, außerdem werden Bundestrainer Uwe Bönsch und Raj Tischbierek je eine Partie spielen. Für eine besondere Note sorgt der Vergleich am "sechsten" Brett. Auf diesem werden Partien im chinesischen Schach Xiangqi ausgetragen, wobei die deutsche Mannschaft in dieser Disziplin von Dr. Robert Hübner (Foto) vertreten wird. Der frühere WM-Kandidat (im Schach) hat auch im Xiangqi bereits Erfahrung gesammelt. 1993 nahm er bei der Xiangqi-WM in Peking teil. Dagobert Kohlmeyer sprach mit dem Bundestrainer über den Wettkampf. Zum Interview...

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Schach-Länderkampf mit Vietnam
Von Dagobert Kohlmeyer

Eine Schach-Auswahlmannschaft des DSB aus Männern und Frauen begibt sich am Montag auf eine interessante Reise nach Hanoi. Anlässlich des 35. Jahrestages der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Sozialistischen Republik Vietnam haben beide Regierungen das Jahr 2010 zum deutsch-vietnamesischen Jahr bestimmt. In diesem Rahmen findet am 14. und 15. April in Hanoi ein doppelrundiger Schach-Länderkampf statt. Bundestrainer Uwe Bönsch hat folgende Mannschaft nominiert:

Daniel Fridman, Jan Gustafsson, Rainer Buhmann, Robert Hübner, Elisabeth Pähtz und Ketino Kachiani-Gersinska.


Daniel Fridman


Jan Gustafsson

Jedes Team setzt sich, so sieht es der ursprüngliche Plan vor, aus drei Spielern und zwei Spielerinnen zusammen. Zusätzlich wird an einem Brett das in Asien sehr beliebte Chinesische Schach gespielt. Diese Aufgabe wird Robert Hübner übernehmen.


Elisabeth Pähtz


Ketino Kachiani-Gersinska


Dr. Robert Hübner

Der Schachsport in Vietnam hat in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht. Beeindruckend war der 9. Rang der Herren bei der Schacholympiade 2008 in Dresden, die somit vier Plätze vor der deutschen Mannschaft einkamen.


Quam Liem Le

Die Damen Vietnams lagen fünf Plätze hinter dem deutschen Team. Nach den Worten von DSB-Sportdirektor Horst Metzing ist ein interessanter Vergleich zu erwarten. Wir sprachen vor dem Abflug nach Hanoi mit dem Bundestrainer über den Länderkampf.

"Das ist eine echte Herausforderung für uns“
Interview mit Bundestrainer Uwe Bönsch

Wie ist dieser sportliche Vergleich einzustufen?

Das wird ein sehr spannender Länderkampf, weil Vietnam doch ein aufstrebendes Schach-Land ist, das in der jüngsten Vergangenheit sehr gute Erfolge aufzuweisen hat. Vor allem die Nr. 1, der 18-jährige Großmeister Le Quang Liem,  ist dort der Superstar. Er wird auch mitspielen. Der Junge hat im Februar immerhin das Aeroflot Open in Moskau gewonnen. Die Vietnamesen verfügen generell über eine ganz junge, ehrgeizige Mannschaft. Das ist eine echte Herausforderung für uns.

Warum sind die Schachspieler dieses Landes auf einmal so gut, haben sie vielleicht russische Trainer?

Das kann ich nicht genau sagen. Sie haben nur einen vietnamesischen Trainer als Betreuer angegeben, den ich nicht kenne. Aber, ich denke, ihre Erfolge resultieren vor allem auch daraus, dass sie jetzt viel mehr Spieler in die Welt zu Turnieren schicken. Das war möglich, weil sich das Land mehr geöffnet hat. Deshalb sind die Vietnamesen meiner Ansicht nach stärker geworden, weil sie wertvolle internationale Erfahrungen sammeln konnten. 

Weshalb spielt unsere Nr. 1 Arkadij Naiditsch nicht mit. Ist das eine finanzielle Frage?

Er hat für sich entschieden, dass er nicht mit nach Vietnam reisen möchte.

Bekommen die Spielerinnen und Spieler des DSB ein Salär für ihren Einsatz, oder unternehmen sie die Tour nach Fernost nur aus reinem Vergnügen?

Nein, sie erhalten ein kleines Honorar.

Interessant ist ja die Sache mit dem Chinesischen Schach, das bei dem Vergleich ebenfalls gespielt wird.

Ja, es gibt außerhalb des offiziellen Wettkampfes ein Brett, das Robert Hübner besetzen wird. Die Disziplin nennt sich Generalsschach. Es wird auf einem Brett mit mehr Feldern gespielt. Ehrlich gesagt, kenne ich dessen Regeln nicht so richtig. Ich weiß nur, dass es dort auch eine Kanone gibt und dass der König (dort der General) in einem kleinen Quadrat gefangen ist, das er nie verlassen kann. Es sind doch ziemlich andere Regeln als wir sie gewohnt sind.

Die Hübner aber beherrscht?

Robert hat dieses Generalsschach vor vielen Jahren schon einmal in China gespielt und sich jetzt wieder darauf vorbereitet. Er wird dort zwei Partien gegen einen ehemaligen vietnamesischen Landesmeister austragen. Das ist eine interessante Sache. Sie wurde von den Vietnamesen vorgeschlagen, und wir haben dem auch entsprochen. Unser westliches Schach wird von den Asiaten übrigens Königsschach genannt.

An wie vielen Brettern wird gespielt?

Ursprünglich waren insgesamt sechs Bretter geplant. Die Vietnamesen haben ihre Wünsche dann aber noch etwas abgeändert. Jetzt soll es so sein, dass es vier Männerbretter und zwei Frauenbretter gibt plus dieses Generalsschach.

Das heißt, es muss noch ein Brett besetzt werden. Wer fährt noch mit?

Die Zeit reichte nicht mehr, ein Visum für einen weiteren Spieler zu beschaffen. Also werden Raj Tischbierek, der die Reise journalistisch begleitet und ich als Trainer auch jeweils eine Partie spielen.

Danke sehr für das Gespräch, gute Reise und viel Erfolg!

 

 

 


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