London Chess Classic: Nihal Sarin "gestalkt"

von Thorsten Cmiel
19.12.2017 – Wenn über die Weltmeister der Zukunft geredet wird, fallen zwei Namen - die der beiden indischen Wunderkinder Praggnanandhaa und Nihal Sarin. Letzterer war im Open der London Chess Classic auf Normenjagd. Thorsten Cmiel hat den jungen Meister aus der Ferne "gestalkt" und sein Spiel unter die Lupe genommen. (Foto: Lennart Ootes)

Das Wissen, das Du jetzt brauchst!
Die neue Version 18 bietet völlig neue Möglichkeiten für Schachtraining und Analyse: Stilanalyse von Spielern, Suche nach strategischen Themen, Zugriff auf 6 Mrd. LiChess-Partien, Download von chess.com mit eingebauter API, Spielervorbereitung durch Abgleich mit LiChess-Partien, eingebaute Cloud-Engine u.v.m..

Nihal Sarin gestalkt in London

Wenn man seinen eigenen schachlichen Horizont erweitern will, dann ist es eine interessante Idee, einem starken Spieler über die Schulter zu schauen. Magnus Carlsen und Konsorten haben als Anschauungssubjekte den Nachteil, dass deren Partien oft klinisch einwandfrei verlaufen. Zudem entscheidet sich mindestens zu 50 Prozent der Ausgang jeder Partie bereits in der Vorbereitung. Das ist für die Zuschauer gelegentlich langweilig angesichts hoher Remisquoten, wie wir sie aktuell in manchen Runden in London zur Kenntnis nehmen mussten.

Die Wirklichkeit für die meisten Schachspieler findet in Open und jenseits theoretischer Mikrovorteile statt. Bei Offenen Turnieren müssen Spieler, die (noch) kein Repertoire wie ein Anish Giri oder Levon Aronian ausgearbeitet haben, gezielt Risiken eingehen. Solche Risiken entstehen beispielsweise dann, wenn man sich auf Eröffnungen der Gegner einlässt und versucht mit kleinen Verbesserungen aufzuwarten.

Wunderkinder aus Indien

Ich entschied mich aus der Ferne, etwa 10.000 Kilometer entfernt von London, einen Spieler schachlich zu „stalken“. Meine Wahl fiel auf Nihal Sarin. Eines der zwei aktuell hoffnungsvollsten schachlichen Wunderkinder aus Indien. Der 13-jährige Inder hatte zu Beginn des Jahres 2017 noch eine Rating von 2340 und sich im Laufe des Jahres kontinuierlich gesteigert, zwischendurch den IM-Titel errungen und eine GM-Norm in Norwegen gescort. Medial zumindest wird ein Wettrennen mit der Zeit veranstaltet: Wird Nihal eher Großmeister als der ein Jahr jüngere Rameshbabu (kurz: R.) Praggnanandhaa? Nur der jüngere Spieler der beiden hat noch eine Chance darauf, jüngster Großmeister aller Zeiten zu werden: Stichtag ist für ihn der 9. März 2018. Bis dahin müsste Praggnandhaa noch zwei Normen nachlegen. Aber das ist eine andere Geschichte.

Nihal Sarin

In London spielte Nihal, geboren am 13. Juli 2004, mit einer Rating von 2507. Die Steigerung seiner Zahl erfolgte in 99 gewerteten Partien seit Dezember 2016. Seine definitive IM-Norm erzielte Nihal beim Aeroflot-Open B in Moskau. Bei einem Rating-Schnitt von 2459 Punkten übererfüllte er die erforderliche Punktzahl von 4,5 aus 9 um einen vollen Punkt. Nihals IM-Normen stammen aus drei Ergebnissen während eines Jahres: gespielt in Frankreich, Spanien und Russland.

Gegen Großmeister konnte Nihal in den letzten zwölf Monaten wertvolle Erfahrungen sammeln. Vor London spielte er immerhin gegen 54 Großmeister und gewann acht Partien, bei einem Gesamtresultat von 23 zu 31. Seine erste Großmeister-Norm erzielte Nihal beim Fagernes-Turnier im April 2017 in Norwegen mit 6 aus 9 bei einem gegnerischen Rating-Durchschnitt von 2475.

Nihal Sarin (Foto: Lennart Ootes)

Worauf es ankommt

Wird Nihal einen weiteren Schritt in seinem schachlichen Verbesserungsprozess machen? Seine zweite GM-Norm erzielen? Wird er sein Spiel und sein Resultat gegen Großmeister weiter verbessern können? Bislang ist der Inder vor allem extrem erfolgreich gegen Spieler, die eine schlechtere Rating als er selbst aufweisen. Welche Risiken geht Nihal ein, um gegen solche Spieler zu punkten? Welche Verbesserungspotentiale hat ein talentierter, aber sicher noch nicht vollständiger Spieler wie Nihal? Hat Nihal schon einen erkennbaren Spielstil?

Genießen Sie die besten Momente der jüngsten Topturniere (Shamkir, Baden-Baden, USA-ch) mit den Analysen von Weltklassespielern. Dazu gibt's Trainingsmaterial in Hülle und Fülle, u.a. 12 neue Vorschläge für Ihr Eröffnungsrepertoire.

Eröffnungen

Ein Check von Nihals Partien zeigt: Er bereitet sich oft auf konkrete Varianten seines Gegners vor und versucht nicht einfach sein eigenes Repertoire durchzusetzen. Im Regelfall spielt er selbst 1.d2-d4; Hauptvarianten genauso wie das Londoner System sind vorstellbar. Mit Schwarz scheint aktuell Damenindisch wie die Wiener Variante zu seinem Repertoire zu gehören. In einem Chessbase-Video gibt er an, Königsindisch zu spielen. Zuletzt waren bei ihm allerdings häufiger andere Verteidigungen gegen d4 zu sehen. Man kann in jedem Fall abwechslungsreiches Schach erwarten. Gegen vermeintlich schwächere Gegner ist Nihal immer für eine Überraschung gut: Ende September beim stark besetzten IOM-Open spielte er beispielsweise gegen einen Gegner mit einer Rating von 2053 aus Sri Lanka 6.h4 gegen dessen Najdorf-Sizilianer. Gegen Emil Sutovsky stellte Nihal eine Berliner Mauer aufs Brett (Remis in 38 Zügen). In seiner Partie gegen seinen Landsmann Adhiban Baskaran spielte Nihal einen Botwínnik-Aufbau mit Weiß.

Zeitnot

Eine Schwäche? Schaut man sich die Aufzeichnungen auf der Homepage seines Teams an, dann ist auffällig, dass er regelmäßig in Zeitnot gerät. Und zwar unabhängig von der Spielstärke seiner Gegner. Das deutet auf den Versuch des Inders hin – oder die Vorgabe seiner Trainer hin, grundsätzlich immer den besten Zug zu suchen. Im Internet gibt es Hinweise auf Blitz-Wettkämpfe von Nihal gegen Hikaru Nakamura oder Eric Hansen, die beide nicht einseitig zu Lasten des Inders verliefen. Im Gegenteil. Nicht überraschend besitzt Nihal eine entsprechende Schnelligkeit.

London Chess Classic (Open)

In den ersten vier Runden spielte Nihal gegen schwächere Gegner als Folge seiner hohen Rating, er ist 22. der Setzliste bei 289 Teilnehmern. Der Turnierverlauf in Kurzform: Nihal spielt in der ersten Runde ein Wolga-Gambit mit den schwarzen Steinen, in der zweiten Runde kommt nach Zugumstellungen eine Stellung aus der Pirc-Verteidigung aufs Brett. Gegen die Internationale Meisterin Jovanka Houska, die als Caro-Kann-Spezialistin gilt, spielt Nihal eine eher seltene Variante im Damen-Inder.

Jovanka Houska (Foto: Lennart Ootes)

In Runde 4 dann folgte mit Weiß gegen einen weiteren englischen Internationalen Meister ein Bogo-Inder. Nihal erzielte bis dahin 4 aus 4. Das Pflichtprogramm.

Auffällig waren an Nihals Spiel vor allem: Von Anfang an versucht er seine Gegner in den Eröffnungen auszutricksen, also auf unbekanntes Terrain zu locken. Strategisch ging er in seinen Partien zudem überschaubare Risiken ein. Überzeugend sind eindeutig seine taktischen Fähigkeiten, wobei nicht die große Kombination, dazu kommt es gegen starke Spieler selten, sondern das Nutzen kleiner Feinheiten zur Stellungsverbesserung gemeint ist. Seine Bereitschaft, technische Stellungen zu spielen ist für einen 13-jährigen Jungen bemerkenswert und deutet auf einen bereits hohen Reifegrad seiner schachlichen Entwicklung hin.

 
New ...
Open...
Share...
Layout...
Flip Board
Settings
MoveNResultEloPlayers
Replay and check the LiveBook here
1.d4 Nf6 2.c4 c5 3.d5 b5 Zumindest in der Mega Database 2018 fand sich keine Partie in der Nihal das Wolga-Gambit mit Schwarz versuchte. Vom Gegner gab es mit Weiß eine ältere Vorgängerpartie mit frühem Dxb6, die den Weißspieler recht hilflos erscheinen ließ. Es ist also nicht auszuschließen, dass sich Nihal konkret auf diese Variante vorbereitet hat. 4.cxb5 a6 5.b6 d6 6.Nc3 Nbd7 7.e4 In dieser Variante des abgelehnten Wolga-Gambits kann der Weißspieler durch sofortigen Aufzug des a-Bauern das Schlagen auf b6 mit dem Turm verhindern. Die Stellungsbilder sind ähnlich denen in der Partiefolge. 7.a4 Qxb6 8.a5 Qa7 9.Nf3 g6 10.e4 Bg7 11.Be2 0-0 12.0-0 Rb8
Ergibt eine der kritischen Stellungen in der b6-Variante des abgelehnten Wolga-Gambits.
7...Rb8 8.Nf3 g6 9.a4 Rxb6 10.Nd2 Bg7 11.Be2 0-0 12.0-0 Rb4 13.h3?! 13.a5 Ist eher stellungsgerecht. Allerdings eröffnet ein frühzeitiges Aufgeben des Feldes b5 dem Nachziehenden langfristig die Perspektive, das Feld b5 für seine Figuren zu nutzen. Das Manöver Se8-c7-b5 steht dann auf der langfristigen Agenda, um das Feld d4 zu nutzen. 13.Nc4 Nb6 14.Na5 Qc7 15.Nc6 Nxe4 ist eine Variante, die ich für eine Partie im Oktober 2017 mit Hilfe des Computers vorbereitet hatte. Die entstehenden Verwicklungen scheinen Schwarz mindestens Ausgleich zu bieten. Hier nur eine mögliche Folge, die wir später zum Vergleich in der Partiefortsetzung benötigen. 16.a5 Nxc3 17.bxc3 Nxd5 18.Qxd5 e6 19.Qf3 Rb3
13...g5?! Nihal verfolgt mit g6-g5 einen in solchen Stellungen bekannten, aber auch riskanten Plan. Er nimmt die Felder e5 und f4 unter Kontrolle. Durch den Randbauernzug h2-h3 ist es jetzt für den Anziehenden nicht mehr sonderlich attraktiv, seinen Königsflügel mit f2-f4 zu kompromittieren. Auf der anderen Seite sind die weißen Felder ab sofort in weißer Hand. 13...e6 Weniger riskant war es hier, mit e7-e6 eine typische Benoni-Struktur anzustreben. Die kritische Variante könnte dann folgendermaßen ausschauen. 14.dxe6 14.Nc4 Nb6 15.Nxb6 Qxb6 16.a5 Qc7 17.dxe6 Bxe6 Benoni-Spieler sind mit solchen Stellungen sehr zufrieden. 18.Bxa6 Nxe4 19.Nxe4 Rxe4 20.Bd3 Rd4 21.Be3 Rb4
Der Nachziehende hat in dieser Stellung mit seiner Zentrumskontrolle die klar besseren Chancen. Der a-Bauer ist nicht sonderlich gefährlich und der Bauer b2 geht bei Bedarf verloren. Aufpassen muss der Schwarze nur, dass der weiße Läufer nicht die Diagonale f3-a8 in einem günstigen Moment erobert.
14.a5 exd5 15.exd5 Rd4 14...fxe6 15.Nc4 Nb6! Das ist der wichtige Trick in diesem Stellungstyp. 16.Na5 16.Nxd6? Rd4 16...Qc7 Der Nachziehende steht dank der Kontrolle des Feldes d4 schon deutlich vorteilhaft.
14.Nc4 Nb6
15.Nxb6?! 15.Na5! war eindeutig vorzuziehen. Nxe4? funktioniert hier nicht. 15...Qc7 16.Nc6 Rxe4 17.Bf3 Rb4 18.Re1 Re8 19.Nxb4 cxb4 20.Na2 a5 21.Bxg5± 16.Nc6 Qc7 17.a5 Nxc3 18.bxc3 Nxd5 19.Qxd5 e6 20.Qxg5
Im Vergleich mit der im 13. Zug (13.Sc4) angegebenen Variante ist hier der Läufer g7 gefesselt und Weiß hat klaren materiellen Vorteil.
15...Qxb6 16.a5 Qb7 17.Qc2 h6 18.Ra2 Besser war hier 18.Ra3 , da der Turm nicht taktisch anfällig postiert ist. Zudem hat der Läufer auf c1 anderwo ohnehin keine Perspektive, außer man würde f2-f4 spielen und auf f4 mit dem Läufer zurücknehmen wollen. 18...Bd7 18...e6!? wieder kam das Öffnen des Zentrums mit e7-e6 stark in Betracht. Aber Wolga-Gambit-Spieler verzichten oft auf diese für sie ungewöhnliche Spielweise. So auch zunächst Nihal in dieser Partie. 19.Re1 19.f4 g4!? 19...e6 Also doch. Schwarz hat mit 18...Ld7 zunächst ein Tempo verloren, aber dieser Zug ist dennoch ein Zeichen der Stärke, da er zeigt, dass Nihal bereit ist, eine unglückliche Entscheidungen schnell zu korrigieren. 20.Rd1 Besser ist 20.dxe6 Bxe6 21.Ra3 Der Tempoverlust mit dem Läufer ist nicht zu unterschätzen. Im Vergleich zu einer früheren Öffnung mit e7-e6 (statt g6-g5) sind die Schwächen auf den hellen Feldern deutlich erkennbar. Die Stellung bietet in etwa ausgeglichene Chancen. 20...exd5 21.exd5 Re8 22.Bf3 Qc8 23.Bd2
23.Qd3 war hier zäher und verhindert den folgenden taktischen Schlag, aber am schwarzen Vorteil gibt es keinen Zweifel. 23...Bxh3! Man gebe einem indischen Kind eine taktische Chance und ... 24.Ne2? Schwarz steht bereits in allen Varianten auf Gewinn. 24.Re1 Rxe1+ 25.Bxe1 Bf5 26.Qc1 26.Qe2? beschleunigt die Sache nur. g4 und eine Figur geht fliegen. 26...Bg4 27.Qd1 Qf5 Der Nachziehende hat alle Figuren im Angriff und besitzt bereits spielentscheidenden Vorteil. Völlig hoffnungslos ist 24.gxh3 Qxh3 25.Bg2 Rg4-+ 24...g4! 25.Bxb4 gxf3 26.gxf3 cxb4 27.Qd3
27...Nxd5!-+ 28.Qxd5 Be6 Am Ende zeigt sich dann noch, weshalb der Turm auf a2 taktisch anfällig postiert war. Ein erfolgreicher Start ins Turnier für Nihal.
0–1
  • Start an analysis engine:
  • Try maximizing the board:
  • Use the four cursor keys to replay the game. Make moves to analyse yourself.
  • Press Ctrl-B to rotate the board.
  • Drag the split bars between window panes.
  • Download&Clip PGN/GIF/FEN/QR Codes. Share the game.
  • Games viewed here will automatically be stored in your cloud clipboard (if you are logged in). Use the cloud clipboard also in ChessBase.
  • Create an account to access the games cloud.
WhiteEloWBlackEloBResYearECOEventRnd
Peters,S2050Nihal,S25070–12017A579th CSC London Chess Classic1.19
 
New ...
Open...
Share...
Layout...
Flip Board
Settings
MoveNResultEloPlayers
Replay and check the LiveBook here
1.d4 Nf6 2.Bf4 g6 3.Nc3 Bg7 4.e4 d6 5.Qd2 c6 6.0-0-0 Über den Umweg eines Londoner-Systems in der angesagtesten Zugfolge mit 2. Lf4 ist jetzt eine Pirc-Verteidigung entstanden. 6.Nf3 b5 7.a3 0-0 8.h3 Bb7 9.0-0-0 b4 10.axb4 a5 11.b5 cxb5 12.e5 b4 13.exf6 bxc3 14.Qxc3 Bxf6 1-0 (46) Rodshtein, M (2699)-Mchedlishvili,M (2604) Heraklio 2017 6...b5 7.f3 Qa5 8.Kb1 b4 9.Nce2! Be6 10.Nc1 Der Anziehende hat mit Se2-c1 ein typisches Verteidigungsmanöver umgesetzt. Die Chancen sollten hier in etwa ausgeglichen sein. Weiß hat bislang wenig erreicht, aber auch seine Karten noch nicht vollständig aufgedeckt. Man könnte das Konzept von Nihal als Lauerstrategie bezeichnen. h5?!N Das Einschalten des Zugpaares h4 und h5 nützt hier eher dem Anziehenden, da ab sofort die Königsstellung der Kanadierin etwas geschwächt ist. 10...0-0 kam stark in Betracht. 10...Nbd7 11.Nge2 Rb8 12.Bh6 Bxh6 13.Qxh6 Bc4 1-0 (28) Colovic,D (2356)-Kler,B (2211) Senta 2007 11.h4 Nbd7 12.Nh3 Nb6
Die schwarzen Figuren stehen nach diesem Zug eher unbeholfen den eigenen Bauern im Weg. Auch gab es einen konkreten Grund, nach einer Alternative zu suchen. 12...Bxh3 13.Rxh3 Qb6 13.Nb3 Nach diesem Zug geht ein Großteil des weißen Vorteils flöten. 13.a3! Normalerweise kommen Züge vor dem eigenen König nicht in Betracht, aber hier droht konkret Damentausch mit Bauerngewinn. c5 scheitert und damit geht der schwarze Bauer b4 zwingend verloren. 14.Ng5 Bc4 15.dxc5 dxc5 16.Bc7! 0-0 17.Bxc4 13...Qa4 14.Ng5 Bc4 15.e5 dxe5 16.Bxe5 0-0 17.Bd3 Qb5 18.Rhe1 a5 19.Nc5 a4 20.g4?! Die Nachziehende hat in den letzten Zügen mehr erreicht und der weiße Angriff mit dem g-Bauern wirkt nicht sehr bedrohlich. 20.Bxf6 hält noch ungefähr das Gleichgewicht. exf6 21.Nge4 Bxd3 22.Nxd3
Allerdings dürften sich schon viele Spieler hier für die schwarze Seite stark machen.
20...b3?! Ein verständlicher Versuch, die weiße Stellung aufzubrechen. Erfolg versprechender war der Vormarsch des anderen Bauern. 20...hxg4 21.fxg4 a3 22.b3 Bxd3 Mit dem Manöver Sd5-c3 verfügt Schwarz zumindest über ausreichendes Gegenspiel. 21.cxb3 axb3 22.a3 Rfd8 23.gxh5 Nxh5 24.Bxg7 Nxg7 25.Qf4 Wenig Erfolg verspricht der Tausch der zentralen Bauern. 25.Rxe7? Rxd4 26.Nge4 Nf5-+ 25...Nh5 26.Qe4 Der eigentliche Gewinnversuch startet mit 26.Qe5 Nd7 27.Qe2 27.Qxe7 Nxc5 28.Bxc4 Qxc4 29.Qxc5 Rxd4 30.Qxc4 30.Qxd4?? Qc2+ 31.Ka1 Rxa3+-+ 30...Rxc4 In dieser haltlosen Stellung kann Weiß noch weitere Gewinnversuche unternehmen. 27...Bxd3+ 28.Nxd3 e5!? 29.dxe5 Nc5 30.Nc1 Qxe2 31.Nxe2 Nd3 32.e6 fxe6 33.Rf1 Nhf4 34.Nxf4 Nxf4 35.Rc1
Und die schwarzen Bauern sind schwächer als die des Anziehenden.
26...Nd5?
Ein grobes taktisches Versehen nach einer zuvor gut geführten Kampfpartie. 26...Nf6! Hätte das Gleichgewicht kurzfristig noch fast gehalten. 27.Qf4 Ein Fehler wäre 27.Qxe7?? Re8 28.Qxf6 28.Bxc4 Qxc4 29.Qxf6 Qc2+ 30.Ka1 Rxa3+ 28...Bxd3+ 29.Ka1 29.Nxd3 Qxd3+ 29...Rxa3+ 30.bxa3 b2+ 31.Ka2 b1Q+ 32.Rxb1 Qc4+ Matt in 13 reklamiert mein Rechner. Viel Spaß beim Varianten berechnen. 27...Re8 28.Rg1 In dieser Stellung scheint Weiß die besseren Aussichten zu haben. Aber es ist noch nicht vorbei. 27.Nxf7!+- Bxd3+ 27...Kxf7 28.Qxg6+ 28.Nxd3 Nach Nehmen auf f7 folgt Se5+ mit klarem Vorteil. Nihal hat in dieser Partie eindeutig etwas Glück gehabt. Seine Gegnerin hat lange Zeit gut mitgehalten, ist dann allerdings in der Schlußphase zusammen gebrochen.
1–0
  • Start an analysis engine:
  • Try maximizing the board:
  • Use the four cursor keys to replay the game. Make moves to analyse yourself.
  • Press Ctrl-B to rotate the board.
  • Drag the split bars between window panes.
  • Download&Clip PGN/GIF/FEN/QR Codes. Share the game.
  • Games viewed here will automatically be stored in your cloud clipboard (if you are logged in). Use the cloud clipboard also in ChessBase.
  • Create an account to access the games cloud.
WhiteEloWBlackEloBResYearECOEventRnd
Nihal,S2507Yuan,Y22431–02017B079th CSC London Chess Classic2.18
 
New ...
Open...
Share...
Layout...
Flip Board
Settings
MoveNResultEloPlayers
Replay and check the LiveBook here
1.d4       Die zweite Partie an diesem Tag mit Doppelrunde. Nihal verwirklicht ein aus meiner Sicht strategisch eher ungewöhnliches Konzept. Er geht dabei relativ hohe Risiken ein und hat letztlich Erfolg damit. 1.c4 b6 2.Nf3 Bb7 3.g3 Bxf3 4.exf3 c5
In dieser Version haben beispielsweise Morozevich, Kengis, Kengin und Bologan die Aufgabe des weißfeldrigen Läufers gespielt.
1...e6 2.c4 b6 3.Nf3 Bb7 4.a3 Nf6 5.g3 g6 6.Nc3 Bg7 7.Qc2 Laut Datenbank die Neuerung. Die Partie war bis dahin eine Art Zwitter in der Zugfolge gewesen. Wir sehen jetzt ein Damenindisch mit doppeltem Läuferfianchetto. Die Weißspielerin will das Feld e4 unter Kontrolle nehmen, bevor sie die Entwicklung beendet. Nicht ganz klar ist, ob sie selbst den Vorstoß e2-e4 spielen will. In jedem Fall wird das typische "damenindische" Entlastungsmanöver mit Se4 verhindert. 7.Bg2 0-0 7...Ne4 ist hier auch möglich. 8.Nxe4 Bxe4 9.Bg5 f6 10.Be3 Nc6 11.0-0 Ne7 In einer US-Meisterschaft 2015 verlief die Partie Kayden Troff (2532) gegen Timur Gareev (2602) so. Das schwarze Konzept ist anspruchsvoll und beruht auf der Neutralisierung des weißfeldrigen Läufers. 12.Qd2 Nf5 13.d5 0-0 14.Nd4 Nxe3 15.Qxe3 Bxg2 16.Kxg2 e5 17.Nb5 d6 18.Qd3 f5 und Schwarz stand deutlich besser. 8.0-0 c5 wurde 1981 von James Plaskett (2405) gegen Ron Henley (2440) bei einer Junioren-Team WM (Graz) in die Turnierpraxis eingeführt. Es ging weiter mit: 9.d5 exd5 10.Ng5 h6 11.Nh3 Na6 12.Nf4 Nc7 13.e3?! Ba6 7.Qd3!?N Das weiße Konzept aus der Partie lässt sich ebenfalls durch einen anderen Damenzug umsetzen. Danach funktioniert das Nehmen auf f3 nicht, weil hier die Dame zurücknehmen kann. Auf der anderen Seite steht die Dame hier gelegentlich angreifbar. Aber solche "Verbesserungen" sind natürlich nur dann nötig, falls Nihal Idee überzeugt und sich durchsetzt. 7...Bxf3!?
Konsequent gespielt. Ein ncht ungefährliches Konzept. 8.exf3 0-0 9.Be3 c6 10.Be2 d5 11.b3?! Die Weißspielerin will zu viel. 11.0-0 Es war besser die Entwicklung zunächst abzuschliessen. Nach dem Aufzug des b-Bauern könnte sie jetzt auf c4 ihre Bauernstruktur erhalten. Die Weißspielerin sollte nach der sofortigen Rochade besser stehen. 11...c5!
Ohne Vorurteile gespielt. Nihal kommt nach der Ungenauigkeit seiner Gegnerin mit einer tollen Idee um die Ecke, die auf dem Verbleib des weißen Monarchen im Zentrum beruht. Darauf muss man erst einmal kommen: gegen das Läuferpaar wird die Stellung im Zentrum geöffnet. 12.Rd1 cxd4! 13.Bxd4 Nc6 14.Be3 14.cxd5? Nxd4 15.Rxd4 Nxd5-+ Als Folge des Zuges mit dem b-Bauern ist der Springer (von einem Bauern) ungedeckt. 14...d4 Es droht Sd7 mit Figurengewinn. 15.Bc1 Nd7 16.Na4! Nc5 17.Nb2?!
17.Nxc5 bxc5 18.0-0 Rb8 18...a5 19.f4 Qd7 20.Bf3 Rb6 Ist sicherlich angenehmer für den Nachziehenden zu spielen, bietet aber bessere Chancen auf Ausgleich. Der Läufer auf f3 wirkt hier. 17...d3! Kraftvoll gespielt. Das Feld d4 wird für eine Figur geräumt. In der Folge überzeugt Nihal mit gelungenen Übergängen der Partiephasen - Mittelspiel zum Endspiel. 18.Nxd3 Nd4! 19.Qa2 Ncxb3 20.0-0 Qc7 21.Nf4? 21.Be3 Nxe2+ 22.Qxe2 Qxc4 23.Nf4 Qxe2 24.Nxe2 Na5 25.Rd7 Nc4 Schwarz hat einen Mehrbauern und deutlichen Vorteil. In der Partie kommt es jedoch noch schlimmer. 21...Nxc1 22.Rxc1 Bh6!
Ein netter Zug. Das ganze Spiel läuft ohne Vorurteile ab. Nihal ist bereit, seinen starken Läufer für andere Vorteile (Trippel-Bauer beim Gegner) einzutauschen. 23.Rcd1 Qe5 Erneuert die Drohung Lxf4. 23...Bxf4? 24.Rxd4 hätte einen Großteil des eigenen Vorteils verspielt. 24.Rfe1 24.Qd2? Nxe2+ 25.Qxe2 Bxf4-+ 24...Bxf4 25.gxf4 Qxf4 26.Kg2 Rac8 27.Qd2 Qxd2 28.Rxd2 Nxe2 29.Rexe2 Rxc4 30.Rd7 Ra4 31.Re3 Rc8
Die weitere Spielfolge zeigt sehr gute Technik: Das potentielle weiße Gegenspiel wird durch einen nach f5 überführten Turm neutralisiert. 32.Red3 Rc5 33.Rb7 Rg5+ 34.Kf1 Rf5 35.Kg2 Kg7 36.h3
Schwarz hat die bessere Figurenstellung und zwei Mehrbauern. 36...h5 37.Rc3 b5 38.Rd3 a6 39.Rc3 Rc4 40.Re3 40.Rxc4 bxc4 41.Rc7 Rg5+ 42.Kf1 Ra5 43.Rxc4 Rxa3 44.Kg2
Das sollte für Schwarz leicht gewinnen, da der Anziehende wegen seiner schwachen Bauer selbst kein Gegenspiel organisieren kann. Der Nachziehende kann in Kombination mit seinem a-Bauern den Königsmarsch zum Damenflügel vorbereiten.
40...Rg5+ 41.Kf1 Rc1+ 42.Ke2 Rc2+ 43.Kf1 Rd5 44.Re4 44.f4 Rdd2 45.Rf3 Rd4
Und Schwarz hat neben den zwei Mehrbauern auch die bessere Turmpostierung im Angebot.
44...Rdd2 45.Rf4 Rxf2+ Schwarz setzt auf einer der beiden Seiten vom König Matt. 46.Ke1 Rh2 47.Rfxf7+ Kh6 Nur einen Zug lang hatte Jovanka Houska aus England die Chance, sich einen Vorteil zu sichern (mit 11.0-0). Nihal gab danach seiner Gegnerin keine weitere Möglichkeit zum Ausgleich. An einem Tag mit Doppelrunde und vorheriger Kampfpartie eine überzeugende Leistung des Inders.
0–1
  • Start an analysis engine:
  • Try maximizing the board:
  • Use the four cursor keys to replay the game. Make moves to analyse yourself.
  • Press Ctrl-B to rotate the board.
  • Drag the split bars between window panes.
  • Download&Clip PGN/GIF/FEN/QR Codes. Share the game.
  • Games viewed here will automatically be stored in your cloud clipboard (if you are logged in). Use the cloud clipboard also in ChessBase.
  • Create an account to access the games cloud.
WhiteEloWBlackEloBResYearECOEventRnd
Houska,J2407Nihal,S25070–12017E129th CSC London Chess Classic3.13
 
New ...
Open...
Share...
Layout...
Flip Board
Settings
MoveNResultEloPlayers
Replay and check the LiveBook here
1.d4 Nf6 2.c4 e6 3.Nf3 Bb4+ 4.Bd2 a5 Nihals Gegner hatte zuvor zweimal c7-c5 (statt a7-a5) gespielt, war aber 2017 in dieser Variante des Bogo-Indisch auf den a-Bauern-Zug umgestiegen. 5.g3 d6 6.Bg2 Nbd7 7.0-0 e5 8.dxe5 Einen wechselhaften Verlauf nahm eine Großmeisterpartie. Schwarz opferte eine Qualität auf Chance und hatte schlußendlich Erfolg damit. 8.Nc3 0-0 9.Rc1 Re8 10.Bg5 exd4 11.Nxd4 h6 12.Be3 Rxe3 13.fxe3 Ne5 14.Nd5 Nxd5 15.cxd5 Bc5 16.Rc3 Bd7 0-1 (50) Ftacnik,L (2546)-Papaioannou,I (2652) Heraklio 2017 8...Nxe5 9.Nxe5 dxe5 10.Qa4+ Qd7 11.Qxd7+ Nxd7 12.Nc3 c6 13.a3 Bxc3 14.Bxc3 a4 15.f4N Nihals Gegner hatte diese Variante 2017 bereits gespielt. 15.Rad1 0-0 1-0 (57) Flear,G (2428)-Bates,R (2347) Hastings 2017 15...0-0 16.f5!?
Bemerkenswert. Nichts war falsch am Nehmen auf e5, denn schließlich hat der Weißspieler das Läuferpaar. Nihal Sarin spielt stattdessen einen anderen starken Zug, der ihm langfristigen positionellen Vorteil verspricht. Der Schwarzspieler leidet in der Folge unter der Schwierigkeit, seinen Läufer und damit seinen Damenflügel zu entwickeln. 16...Re8 17.Rad1 Nb6 18.c5 Nd7 19.Bb4 e4?!
Der e-Bauer wird nach diesem Zug zu einer Schwäche. Das bindet in der Folge den schwarzen Springer und leistet nichts für die Entwicklung. Es folgt eine technisch starke Phase des Inders. Besser war es hier mit der Überführung des Springers nach a6 den gegnerischen Läufer zu befragen. Zudem kann er mit g7-g6 den Läufer zu befreien versuchen. Allerdings gibt es auch dann keinen Zweifel am Vorteil des Weißen. 19...Nb8 20.Rc1 g6 21.g4 Na6 22.Ba5 Nb8 23.Bd2 Die Läufer werden bei Bedarf nach e3 und e4 gestellt. Auf der d-Linie gibt es für den schwarzen Turm keine Einbruchsfelder und der Anziehende expandiert weiter am Königsflügel mit Vormarsch des h-Bauern. 20.Rf4 Nf6
21.g4! h5 22.h3 Bd7 Eine überragende Stellung. Es ist ab hier nur noch die Frage, ob und wie Weiß seinen Vorteil umsetzt. Der Turm f4 und der Läufer g2 binden den gegnerischen Springer und Turm an den Bauern e4. Zudem muss sich der Schwarzspieler immer mit den Folgen von g4-g5 beschäftigen, auch wenn das hier mit einem Turm auf d1 nach Sd5 noch keinen Erfolg verspricht. Der nächste Zug verstärkt die Stellung weiter und droht Figurengewinn. Hatte Nihal bis vor wenigen Zügen noch Zeitvorteil gehabt, verbrauchte er diesen in den letzten Zügen und geriet selbst unter Zeitdruck. Allerdings ohne seinem Gegner noch eine Chance einzuräumen. 23.Rd6 Rad8 24.Ba5 Ra8 25.Be1 hxg4 26.hxg4 Re7 27.Bh4 Die Pointe des Flügelwechsels mit dem Läufer. Auch mit einem Turm auf d8 wäre dieses Manöver entscheidend gewesen. Ra5 27...Rae8 28.Rxf6 gxf6 29.Bxf6 Re5 30.Bxe5 30.Rf2! Mit der Idee, den Turm nach h2 zu überführen scheint noch stärker zu sein. 30...Rxe5 31.Rxe4 Rxc5 32.Rxa4 Rc2 33.Ra8+ Kg7 34.Rd8! Rd2 35.g5 Zeigt die gesamte Dominanz des weißen Spiels. 28.Rxf6+-
In einem Moment in dem der Schwarzspieler erstmals mit seinem Damenturm aktiv wird, überrascht Nihal seinen Gegner mit einem taktischen Schlag. 28...gxf6 29.Bxf6 Kf8 30.g5
Die Drohung Th4 mit Mattangriff entscheidet den Tag. Diese Phase der Konvertierung seines Vorteils zeigt eine hohe Reife des Spiels von Nihal. 30...Ke8 31.g6 fxg6 32.fxg6 Rxc5 33.g7 Be6 34.Rxe4 Weniger präzise war hier sofortiges Nehmen auf e7: 34.Bxe7 Kxe7 35.Rg4 35.Rxe4 Rg5 35...Bg8 34...Kd7 35.Bxe7 Die taktische Analyse von Chessbase gibt hier Nihal einen Präzisionswert von 100 Prozent. Viel überzeugender als die taktische Präzision war m. E. die strategische Leistung des jungen Inders, der seinen, vermutlich durch eine gute Vorbereitung errungenen Vorteil, durch ständiges Verbessern seiner Stellung verwertet hat.
1–0
  • Start an analysis engine:
  • Try maximizing the board:
  • Use the four cursor keys to replay the game. Make moves to analyse yourself.
  • Press Ctrl-B to rotate the board.
  • Drag the split bars between window panes.
  • Download&Clip PGN/GIF/FEN/QR Codes. Share the game.
  • Games viewed here will automatically be stored in your cloud clipboard (if you are logged in). Use the cloud clipboard also in ChessBase.
  • Create an account to access the games cloud.
WhiteEloWBlackEloBResYearECOEventRnd
Nihal,S2507Bates,R23781–02017E119th CSC London Chess Classic4

Nach 4 aus 4 gegen den ersten Großmeister

Zum ersten echten Test kommt es in Runde 5 gegen einen starken Großmeister aus Armenien. Dabei begann Nihal gegen den katalanischen Aufbau seines Gegners mit einem Ausflug in den Bogo-Inder, um später einen Halbslawen aus der Stellung zu machen. Letztlich misslingt ihm diesmal die Eröffnungswahl und seine Verteidigungsfähigkeiten reichen nicht aus, um in einer schlechteren Stellung noch eine Chance zu bekommen. Um es klar zu sagen: Hrant Melkumyan spielte die Partie technisch brillant und zeigt die Stärke seines Läuferpaars. Melkumyan wird das Turnier mit 7,5 aus 9 als Zweiter beenden.

 
New ...
Open...
Share...
Layout...
Flip Board
Settings
MoveNResultEloPlayers
Replay and check the LiveBook here
1.d4 Nf6 2.Nf3 d5 3.c4 e6 4.g3 Bb4+ 5.Bd2 Be7 6.Bg2 0-0 7.0-0 Nbd7 8.Nc3 Vielleicht hatte sich Nihal mit der folgenden Variante befasst und dafür andere Hauptvarianten bei der Vorbereitung vernachlässigt. 8.a4!? a5 9.Qc2 c6 10.Rc1 Ne4 11.Be3 Nd6 12.Na3 g5 13.Rd1 f5 14.Qc1 Nf7 15.Nc2 Nb6 16.cxd5 exd5 17.b3 Bf6 18.Nce1 Re8 19.Nd3 h6 20.Nfe5 Nd6 21.f4 g4 22.Bf2 Ne4
mit einer interessanten, für den Anziehenden leicht besseren, Stellung in einer Partie seines Gegners: Melkumyan,H (2613) - Cheparinov,I (2688) Minsk 2017. Remis nach 58 Zügen.
8...c6 Der Textzug von Nihal prägt den Eröffnungscharakter und ist in dieser Zugfolge zum einen etwas passiv (Marin) und zum anderen wird ein Katalane in einen semislavischen Stellungstyp verwandelt. 8...dxc4 9.e4 c5 10.Bf4 Ist eine prinzipiell andere Folge bekannt aus Nakamura gegen Adams, gespielt im Fide World Cup Baku 2015. Nb6 11.a4 cxd4 12.Nxd4 Bc5 13.Ndb5 Qxd1 14.Raxd1 14.Rfxd1 e5 15.Bxe5 Bxf2+ 14...Bd7 15.Nc7? Rad8! Wäre nach Einschätzung von Marin jetzt statt Tac8 richtig gewesen. 16.a5 Na4 17.e5 Ng4 Mit deutlich besserem Spiel für Schwarz. 9.Bf4 Nh5 10.Bc1 Nhf6 Remis? 11.Nd2 Nein. 11.Qd3 ist hier durchaus eine gute Alternative. 11...c5?!
Nach 30 Minuten Nachdenken gespielt. Der Zug gefällt nicht. Der entstehende Stellungstyp ist eindeutig vorteilhaft für Weiß, dessen katalanischer Läufer an Kraft gewinnt. Vermutlich war Nihal spätestens hier aus seiner Komfortzone raus. Es scheint als habe er sich mit den taktischen Folgen der nun einsetzenden Schlagfolge beschäftigt. 11...b6 12.e4 dxc4 13.Nxc4 Ba6 14.b3 b5 15.Ne3 b4 16.Ne2 Nb6 17.Bb2 c5 18.d5 Ne8 19.Re1 exd5 20.exd5 1-0 (49) Wang, H (2717)-Shomoev,A (2561) Ho Chi Minh City 2016 11...b5 Der vermutlich beste Aufbau ist aus dem Aufeinandertreffen zweier Top-Großmeister bekannt: 12.cxb5 cxb5 13.Nxb5 Qb6 14.Qa4 Bb7 15.Nc3 Bc6 16.Qc2 Qxd4 17.Nb3 Qb6 18.Be3 Qa6 19.Nd4 Bb7 20.Bg5 Rfc8 21.Rfc1 e5 22.Nf5 Bf8 0-1 (56) Eljanov,P (2692) -Ivanchuk,V (2751) Wijk aan Zee 2008 12.cxd5 cxd4 13.dxe6 dxc3 14.exd7 cxb2 15.Bxb2 Bxd7 16.Nb3 a5 17.Rc1N Viel schlechter ist 17.Bxb7?! Rb8 18.Bg2 a4 19.Bxf6 Bxf6 20.Nc5 Bg4 mit ungefähr gleichen Chancen für beide Seiten. Den Vorgänger liefert eine armenischer Landsmann von Hrant Melkumyan. 17.Qd4 Rc8 18.Rac1 b6 19.Qd3 0-1 (42) Hayrapetyan,H (2458) -Musalov,R (2340) Yerevan 2014 17...Ra7 18.Nc5 Bxc5 19.Rxc5 b6 Die Restbedenkzeit war hier: Nihal hatte noch 5 Minuten und sein Gegner fast eine Stunde. In schlechterer Stellung für den Inder. 20.Rc1 Be6 21.Qc2 Rd7 22.Rfd1 Rxd1+ 23.Rxd1 Qc8 24.Qd2 Qc4 25.a3 Qb3 26.Rc1 b5 27.Rc5 Nd7
28.Qd4 f6 29.Rc6 Schwarz muss nun Txe6! beachten. Bf7 29...Rf7 nebst Sf8 wäre etwas zäher gewesen. Am klaren weißen Vorteil gab es keinen Zweifel. 30.f4! Entwurzelt den Springer weiter und nimmt den Aktivierungszug Se5 aus der Stellung. Zwar verbietet sich hier und in der Folge das Nehmen auf d7 wegen Dxb2, aber eine dauerhafte Lösung ist dieses taktische Gegenhalten nicht. b4 31.axb4 Qxb4 32.Kf2 Re8 Droht erstmals etwas Taktisches (Txe2), aber zunächst ist Weiß am Zug. 33.Rc7 Nf8 34.Rb7 Qxd4+ 35.Bxd4 a4 36.Ra7 Bb3 37.f5!
Der Sf8 wird weiter eingeschränkt und die Bauern g7 und f6 fixiert. 37...Rd8 38.e3 Rc8 38...Rd7 Hier war der Kampf um die siebte Reihe der bessere Versuch. Aber Nihal war bereits seit zwanzig Zügen in ständiger Zeitnot und findet natürlich nicht immer die beste Verteidigung. 39.Ra8 Rc7 Und Schwarz kann noch kämpfen, indem er Kf7 und Sd7 folgen lässt. 39...Kf7? 40.Bc5 Rd2+ 41.Ke1 Rd1+ 42.Ke2 Nd7 43.Ra7+- Ke8 44.Bc6 Kd8 45.Bd4 39.g4 Es droht einfach g4-g5. Bemerkenswert sind die Parallelen zur Gewinnpartie von Nihal aus der Runde zuvor. Dort hatte er auch mit f5 den Gegner eingeschnürt und mit g4 seinen Vorposten auf f5 gestützt. h6 40.h4 Nh7
Der eigentliche Kampf ist vorbei mit 30 Restsekunden hat Nihal zwar dieses eine Problem gelöst, aber seine Stellung ist gegen vorsichtiges Vorgehen unhaltbar geworden. In der Folge verwertet sein Gegner sehr überzeugend seinen klaren Stellungsvorteil. 41.Kg3 Rf8 42.Bc6 Rf7 Im Vergleich zur Stellung im 38. Zug (Td7) wird deutlich, dass Schwarz jetzt keine Chance mehr hat. 43.Ra6 Rf8 44.Kf4+- Der schwarze Bauer ist verlässlich unter Kontrolle und der Weisspieler wird unweigerlich mit seinen Bauern am Königsflügel vorpreschen, um weitere Schwächen zu schaffen. Die schwarzen Figuren haben sämtlich nur Verteidigungspositionen eingenommen, wohingegen deren Gegenspieler auf beiden Flügeln aktiv eingreifen können. Rd8 45.Ra7 Kh8 46.Bb2 Rc8 47.Bd7 Rd8 48.Ba3 Nf8 49.Bb5 Nh7 50.Be7 Rb8 51.Bc6 Rc8 52.Bd7 Rb8 53.e4 Nf8 54.Bc6 Rc8 55.Bd5 Nh7 56.Ke3 Re8 57.Kd4 Rc8 58.Bb7 Rg8 59.Kc5 Re8 60.Kd6 Nf8 61.Bd5 Nh7?
61...Rc8 62.Bb7 Re8 63.g5 hxg5 64.hxg5 fxg5 65.Bxg5 Nh7 66.Be7 Nf6 67.Bc6 Rb8 68.e5 Ng8+-
62.Kd7 Rb8 63.Bd6 So etwas nennt man wohl ein dominantes Läuferpaar. Nf8+ 64.Kc7 Re8 65.Bc6
Eine Niederlage, die mit einer missglückten Variantenwahl begann. Das Thema eines zu großen Zeitverbrauches war ein anderer wichtiger Faktor in dieser Partie. Offenbar ist das Spielen gegen Großmeister für Nihal trotz mehr als 50 Partien in diesem Jahr noch immer etwas Besonderes.
1–0
  • Start an analysis engine:
  • Try maximizing the board:
  • Use the four cursor keys to replay the game. Make moves to analyse yourself.
  • Press Ctrl-B to rotate the board.
  • Drag the split bars between window panes.
  • Download&Clip PGN/GIF/FEN/QR Codes. Share the game.
  • Games viewed here will automatically be stored in your cloud clipboard (if you are logged in). Use the cloud clipboard also in ChessBase.
  • Create an account to access the games cloud.
WhiteEloWBlackEloBResYearECOEventRnd
Melkumyan,H2633Nihal,S25071–02017E079th CSC London Chess Classic5

Indisches Duell

Nach dieser Enttäuschung geht es gegen seinen sechzehnjährigen Landsmann Raja Harshit. Die Eröffnungsphase wird erneut auf hohem Niveau mit beiderseitig viel Zeitverbrauch zelebriert. Nihals Gegner wählt überraschend die Grünfeld-Indische Verteidigung und trickst sich letztlich selbst aus. Nihal spielt erneut eine hervorragende Partie nach guter Eröffnungskenntnis mit erneut starker technischer Phase. Einige taktische Ressourcen lässt er in beiderseitiger Zeitnot verstreichen, aber sein Vorteil ist nie ernsthaft in Gefahr.

Einzig Nihals hoher Zeitverbrauch ist weiterhin auffällig. Es wird spannend sein, wie er in den folgenden Runden damit umgeht und ob seine Spielweise in dieser Hinsicht pragmatischer wird.

 
New ...
Open...
Share...
Layout...
Flip Board
Settings
MoveNResultEloPlayers
Replay and check the LiveBook here
1.d4 Diesmal sehen wir das Duell zweier indischer Internationaler Meister, der eine 13 Jahre alt, der andere 16. Nf6 2.c4 g6 3.Nc3 d5 4.cxd5 Nxd5 5.e4 Nxc3 6.bxc3 Bg7 7.Qa4+ Qd7 7...Nd7 8.Nf3 0-0 9.Be2 a6 10.0-0 b5 11.Qa3 Hatte Nihal mit Weiß 2015 einmal bei der U12 WM gespielt. 8.Bb5 c6 9.Be2 0-0 10.Qa3 b6 11.Nf3 c5 12.0-0 Bb7 13.d5 Nachdem Nihal bis hierhin eher langsam gezogen hatte, kamen die nächsten Züge deutlich schneller aufs Brett. Sein Gegner hatte zuvor noch keine nennenswerten Erfahrungen mit Grünfeld-Indisch vorzuweisen, zumindest wenn man der Megabase 2018 glaubt. e6 14.Be3 exd5 15.Rad1 d4?! An dieser Stelle überlegte der Schwarzspieler 20 Minuten. Offenbar dämmerte ihm jetzt, dass er seinem Gegner in die Vorbereitung gelaufen war. Die Hauptalternative ist hier 15...Nc6 16.exd5 Ne5 17.Nxe5 Bxe5 18.c4 16.cxd4 Bxe4 17.dxc5 Qb7 18.Rfe1 18.Rd6 Führt zu Verwicklungen und ist eine Computerempfehlung. bxc5 19.Rfd1 c4 20.Bxc4 Bxf3 21.gxf3 Qxf3 22.Bf1 War erst einen Monat zuvor gespielt worden. Weiß gewann. Der Zug von Nihal ist solider und entspricht eher seinem Spielstil. Be5 23.Bg2 Qh5 24.R6d3 Radovanovic, Nikola (2412) - Drazic, S. (2453), (46), 1-0. 18...Nd7 19.Ba6 Qc7 20.Bb5 Bc6N 20...Nf6 ist bekannt aus einer Partie von Matlakov (2691) - Wei Yi (2724) in einem Wettkampf Russland gegen China, 2015. 21.Bd4 Bf5 21...Bxf3 22.Qxf3 Wurde in einer Schnellpartie bei der Weltmeisterschaft in Berlin 2015 ebenfalls von Matlakov (2689) gegen Borisek (2565) gespielt und brachte keine Verbesserung für den Nachziehenden. Nh5 23.c6+- Rad8 24.Be3 Be5 25.Rd7 Bxh2+ 26.Kh1 Qe5 27.Red1 Rde8 28.R1d5 (1-0). 22.c6 a6 23.Be5 Qc8 24.Ba4 b5 25.Bb3 a5 26.Qb2 a4 27.Bxf6+- 21.Bf4 Gewinnt Material und bietet eine risikolose Möglichkeit auf zwei Ergebnisse zu spielen. Ganz wie es Nihal gefällt. Qxf4 21...Qb7? 22.Ba6 Mit Damengewinn. 22.Bxc6 Nxc5 23.Bxa8 Rxa8 24.g3 Qg4 25.Qe3 Qa4 26.Rd2 Bf6 27.h4 Qb4 Mit der Idee ...Lc3. 28.Ree2 Rc8 29.h5 Beiden Spielern verblieben nur wenige Minuten. 29.Nd4 Hier war es besser, zunächst den Springer zentraler zu postieren. Der von Nihal gespielte Zug ist eine pragmatische Entscheidung: Er will eine Schwächung am Königsflügel provozieren und sich damit Angriffsziele verschaffen. Bxd4 30.Rxd4 Qb1+ 31.Kg2 Qf5 32.Red2
29...gxh5 30.Rd6 Bg7 30...Qb1+ 31.Kg2 Qf5 Und der schwarze Bauer auf h5 ist zunächst nicht so schwach wie gedacht. 32.Nd4 Bxd4 33.Qxd4 Ne6 34.Qe5 Am weißen Vorteil besteht kein Zweifel. Aber der Se6 hält den Laden noch einigermaßen zusammen. 31.Rd5!? Das droht Matt beginnend mit Schach durch De8. Ne6 32.Qe4 Rc4 32...Qxe4 Damentausch war nötig. 33.Rxe4 Kf8 34.Rxh5 Rc1+ 35.Kg2 Rc2 Ohne Zweifel mit Vorteil, allerdings steht noch etwas Arbeit an. 33.Qf5!+- Rc1+ 34.Kg2 Es droht Sg5 und die schwarze Verteidigung bricht auseinander. Qc4?
34...Qf8 35.Ng5 35.Qxh5 funktioniert auch. 35...Nxg5 36.Qxg5 mit der Drohung Td8 ist eine Gewinnstellung. Die Dame auf f8 ist einfach zu passiv und der Turm auf c1 taktisch anfällig. Rc5 36...Rc8 37.Red2 37.Rxc5 bxc5 38.Qd5! Mit Vorteil. Die zentralisierte Dame auf d5 und die Dame auf f8 sprechen im Vergleich eine klare Sprache. 35.Rd8+! Nf8
35...Nxd8? 36.Re8+ Bf8 37.Qg5+ Kh8 38.Rxf8# 36.Rde8 36.Ne5‼ Nihal übersieht mit wenig Zeit eine taktische Finesse. Allerdings besitzt er auch nach dem Textzug weiterhin klaren Vorteil. Es dauert jetzt lediglich etwas länger. Qe6
37.Rxf8+! Bxf8 37...Kxf8 38.Nd7+ 38.Qg5+ Bg7 39.Qxc1 Bxe5 40.Qg5++-
36...Qc5 37.Ne5 Qd5+ 38.f3 38.Qf3+- Zwei Züge vor der Zeitkontrolle war der Damentausch stärker. Der Textzug schwächt die weiße Stellung leicht. Qxf3+ 39.Nxf3 Die Türme werden auf der Grundreihe zum Einsatz kommen und auf f5 wäre der Springer dominant. 38...Rc5 38...Rd1 Der Schwarzspieler verpasst eine zähere Verteidigung: Der starke nächste Zug von Weiß musste verhindert werden. 39.Qd7 Weiss besitzt starken Angriff und erzwingt so den Damentausch, was ihn seinem Ziel, die Stellung weiter zu vereinfachen, ein ganzes Stück näher bringt. Bxe5 40.Qxd5 Rxd5 41.R8xe5 Rxe5 41...Rd3 Turmtausch musste unbedingt vermieden werden. 42.Rg5+ 42.Rxh5 Ne6± 42...Ng6 43.Rxh5 Ra3 42.Rxe5
Das Endspiel ist technisch gewonnen. Weiß wird die Bauern am Damenflügel abräumen. 42...Ne6 43.Rxh5 Kg7 44.f4 Nc5 45.Kf3 Na4 46.Rh2 a5 47.g4 b5 48.Rh5 Nc3 49.Rc5 Nxa2 50.Rg5+ Kf6 51.Rxb5 a4 52.Rc5 Nb4 53.Rc4
Jetzt geht der a-Bauer verloren und damit endgültig die Partie. 53...Nd5 53...Nd3 54.Rxa4 Nc5 55.g5+ Kg7+- 56.Rc4 Ne6 57.Ke4 h5 58.gxh6+ Kxh6 59.Ke5
und es wäre keine Festung in Sicht. Weiß droht zunächst den gegnerischen f-Bauern zu erobern. 59...Kg7 60.f5 Ng5 61.f6+ Kh6 Mit etwas Geduld ist diese Stellung bereits leicht gewonnen.
54.Ke4+- Bevor der Bauer genommen wird, verbessert Nihal zunächst die Position seines Königs. Ne7 55.Rxa4 Kg7 56.Ra6 f6 57.Ra7 Kf7 58.f5 Wie in den beiden Runden zuvor ist f4-f5 ein Schlüsselzug. Danach fiel der Vorhang. Nihal hat erneut eine technisch überzeugende Leistung abgeliefert. Wegen seiner Zeitnot musste Nihal noch etwas Luft an die Partie lassen. Seine Gegner konnte seine Verteidigungschancen bei ebenfalls knapper Bedenkzeit nicht nutzen.
1–0
  • Start an analysis engine:
  • Try maximizing the board:
  • Use the four cursor keys to replay the game. Make moves to analyse yourself.
  • Press Ctrl-B to rotate the board.
  • Drag the split bars between window panes.
  • Download&Clip PGN/GIF/FEN/QR Codes. Share the game.
  • Games viewed here will automatically be stored in your cloud clipboard (if you are logged in). Use the cloud clipboard also in ChessBase.
  • Create an account to access the games cloud.
WhiteEloWBlackEloBResYearECOEventRnd
Nihal,S2507Raja,H24201–02017D859th CSC London Chess Classic6

Ein Großmeister aus Frankreich

Nihals Gegner heißt diesmal Jules Moussard, der selbst ungeschlagen in die Partie geht (zwei Remis gegen Großmeister-Kollegen). Der 22 Jahre alte Franzose war 2004 Vizeweltmeister bei den Unter-16-Jährigen, konnte sich aber „erst“ 2016 seinen GM-Titel sichern, gehört also nach heutigen Standards nicht zu den hochbegabten Kinderstars. Moussard ist ein starker Großmeister mit einer Rating von 2576 und die Nummer 13 der Setzliste in diesem Turnier. Die Partie ist von der Strategie beiderseitigen Abwartens geprägt. Mit wenig Restbedenkzeit forciert Nihal die Ereignisse und hat kleinere Vorteile, kann diese aber nicht zu einem Vorteil verdichten. Auffällig ist aus meiner Sicht, dass Nihal auf seine Stellungseinschätzung vertraut und in etwa ausgeglichener Stellung weitere Gewinnversuche unternimmt. Ein Beweis der eigenen Stärke. Remis.

 
New ...
Open...
Share...
Layout...
Flip Board
Settings
MoveNResultEloPlayers
Replay and check the LiveBook here
1.Nf3 c5 Nihal fragt: Wollen wir nicht doch Sizilianisch spielen? 2.b3 Sein Gegner antwortet: Nein, sonst hätte ich wie früher direkt 1.e4 gespielt. d6 3.c4 e5 Die Partie zweier Franzosen verlief folgendermaßen: 3...g6 4.Bb2 e5 5.Nc3 Bg7 6.d3 Nc6 7.e3 f5 8.g3 Nf6 9.Bg2 0-0 10.0-0 f4 11.Nd5 fxe3 12.fxe3 Nxd5 13.cxd5 Nb4 14.e4 Bd7 15.a3 0-1 (31) Bacrot,E (2708) -Vachier Lagrave,M (2796) Paris 2017 4.Nc3 f5 Der Nachziehende verwirklicht einen Botwinnik-Aufbau. Anders als bei Königsindischen Strukturen in der Englischen Eröffnung muss nicht erst der Springer gezogen werden, um den f-Bauern in Bewegung zu setzen. Von der Struktur her würde der Weißspieler gegen Aufbauten mit frühem f5 gerne mit d2-d4 im Zentrum antworten. Durch das eher langsame b2-b3 und frühes Sc3 ist das hier allerdings gar keine Option. 5.g3 Nc6 6.Bg2 g6 7.Bb2 Bg7 8.d3 Nge7 Eine Aufstellung des Springers auf f6 ist ebenfalls eine Option. Auf e7 übernimmt der Springer die Deckungsfunktion seines Kompagnons auf c6. 9.e3 0-0 10.0-0 h6 11.Nd2 Be6 12.a3
12...Bf7!? 12...d5 Nihal klärt die Situation im Zentrum nicht sofort. Nichts wäre falsch daran, den eigenen Standardplan im Zentrum umzusetzen. Müsste Weiß danach auf d5 Springer und Läufer tauschen, wäre der Nachziehende sicherlich sehr zufrieden. Aber der Weißspieler hat Alternativen, wie die folgenden Varianten zeigen sollen. 13.cxd5 13.Rc1!? d4 14.exd4 cxd4 14...exd4 15.Nd5 15.Ne2!? g5 15...Nxd5 16.cxd5 Bxd5 17.Rxc5 Weiß übt Druck im Zentrum aus. Der Nachziehende würde in diesem Stellungstyp gerne seinen f-Bauern zurückziehen. Das ist aber ein Software-Bug und kein legales Manöver. 15.Na4 Ist eine Benoni-Struktur in der der Anziehende mit seiner Damenflügelexpansion schon etwas erreicht hat. 13...Nxd5 14.Nxd5 Bxd5 15.e4!? fxe4 16.Bxe4 16.Nxe4 b6 17.Qg4 Kh7 18.h4 Qc8 18...Bxb3?! 19.Nxc5 19.Qxc8 Raxc8 20.Nf6+ Bxf6 21.Bxd5
Diese Stellung sollte ausgeglichen sein: Das Läuferpaar und das starke Läuferfeld e4 kompensieren die strukturellen Nachteile der eigenen Bauernstruktur.
16...Bxe4 17.Nxe4 Qd5 18.Rc1 b6 19.Qc2
13.Nd5 Rb8 14.Qc2 b5 15.Bc3 Qd7 16.b4!? Rfc8 16...bxc4 17.Nxe7+ Nxe7 18.dxc4 Rfc8 19.Rfb1 d5! wäre ambitionierter gewesen. Der Schwarzspieler steht hier keinesfalls schlechter, im Gegenteil. Die weiße Dame und der Läufer c3 sind unglücklich postiert. 17.bxc5 dxc5 18.Nxe7+ Qxe7 19.cxb5 Nd4! Das war die Idee von Nihal. Jetzt wird die Stellung forciert. 20.exd4 cxd4 21.Bb4! Rxc2 22.Bxe7 Rxd2 23.a4 23.Bc6!? war genauer an dieser Stelle. Warum wird man nach einem Zugpaar sehen: e5-e4 schaltet nicht mehr den weißen Läufer vom Spiel aus. Rxd3 24.Bc5 e4 25.Bxa7
Wer steht jetzt warum besser? Ganz einfach: Der bessere Spieler. Der Computer hält diese Stellung für ausgeglichen. Allerdings sehen für mich die weißen Bauern optisch gefährlicher aus. Vor allem mit wenig Zeit auf der Uhr möchte man hier nicht Nachziehender sein. Weiß hat bereits alle Felder bis zur Umwandlung mit seinen Läufern unter Kontrolle. Auf der anderen Seite können die schwarzen Läufer hier zur Hilfe eilen (Le5 vor allem).
23...Bf8 23...Rxd3 bot bessere Chancen. Aber man muss vermutlich Computer sein, um das abschätzen zu können. Dennoch ist genau hier die Möglichkeit für Nihal und die Zuschauer etwas zu lernen. Schwarz hat in der Folge einen Freibauern in der Mitte und der Anziehende zwei Freibauern am Damenflügel. Welche Seite gilt es also zu bevorzugen? 24.Bc5 e4 25.Bxa7 Rb7
24.Bxf8 24.Bf6 Bg7 25.Be7 kam in Betracht. Ausser der Franzose sah hier bereits, dass Txd3 ihm mehr Probleme bereitet als Lf8. 24...Kxf8 25.Rfe1 Rxd3 26.Rxe5 Der Anziehende droht den Vormarsch seines a-Bauern. Der nächste schwarze Zug ist verständlich, menschlich, gibt aber wohl einen Teil des Vorteils her. Rb3 26...Rc3 Hier steht der Turm aktiver als auf b3, von wo er vor allem Verteidigungsaufgaben übernimmt. Wichtig ist jetzt folgende Variante: 27.a5 d3! 28.b6 28.Rd1 d2 Freibauern müssen vorgeschoben werden. Hier entscheidet eine einfache taktische Besonderheit. 29.Rxd2 Rc1+ 30.Bf1 Bc4-+ 28...d2 Mit Gewinn für Schwarz. 27.Bf1 d3 Wieder droht d3-d2. 28.Rd1 Rd8 29.Rc5 Ra3 30.a5 d2 Schwarz konnte mit 30...Rxa5 31.Rxd3 Rxd3 32.Bxd3
in eine völlig ausgeglichene Stellung abwickeln. Aber Nihal versucht es noch weiter. Auch wenn eher Weiß noch Chancen auf den vollen Punkt hat.
31.b6 axb6! 31...Bb3? 32.Rxd2! Re8 32...Rxd2 33.b7 Rd8 34.Rc8 funktioniert offensichtlich nicht. 33.bxa7 Ra8 34.Rd7+- 32.axb6 Der Franzose droht mit b6-b7. Rb3 Auch hier funktioniert der offensichtliche Läuferzug nicht, weil der Anziehende einen starken Freibauern hat. 32...Bb3?
scheitert an 33.Rxd2! Rb8 33...Rxd2 34.b7 Rd8 35.Rc8 Kennen wir schon. Der Läufer auf b3 steht seinem Turm im Weg. 34.Rd6+-
33.Bb5 Wieder droht der Vormarsch des b-Bauern. Be8! 34.Bxe8 Kxe8 35.Rc6 Kf7 36.h4 h5 37.Rc7+ Kf6 38.b7 Rd6 39.Kf1 Rb2 40.Ke2 Re6+ 41.Kd3 Reb6 Die Zeitnot ist vorbei und nach Tausch der beiden Freibauern enstünde ein völlig ausgeglichenes symmetrisches Turmendspiel. Eine gute Leistung von Nahil, der vielleicht aus dieser Partie sogar hätte mehr machen können. Auf der anderen Seite sichert er sich so die Chance, in den letzten zwei Partien die zweite GM-Norm angreifen zu können.
½–½
  • Start an analysis engine:
  • Try maximizing the board:
  • Use the four cursor keys to replay the game. Make moves to analyse yourself.
  • Press Ctrl-B to rotate the board.
  • Drag the split bars between window panes.
  • Download&Clip PGN/GIF/FEN/QR Codes. Share the game.
  • Games viewed here will automatically be stored in your cloud clipboard (if you are logged in). Use the cloud clipboard also in ChessBase.
  • Create an account to access the games cloud.
WhiteEloWBlackEloBResYearECOEventRnd
Moussard,J2576Nihal,S2507½–½2017A049th CSC London Chess Classic7

Erneut ein Franzose

Der achte Gegner von Nihal ist der für eine GM-Norm benötigte dritte Großmeister. Wieder ist es ein starker Franzose: Matthieu Cornette. Diesmal kommt eine der aktuell angesagtesten Varianten im Nimzo-Inder aufs Brett und Nihal ist bestens vorbereitet. Sein Gegner versucht eine neue Idee zu verfolgen, spielt dann bei eigenem hohem Zeitverbrauch inkonsequent und gerät in erkennbare Probleme. Nihal hat zudem einen deutlichen Zeitvorteil, gibt diesen aber durch eine Denkeinlage von 44 Minuten wieder her, ohne daraus Profit ziehen zu können. Im Gegenteil. Mit etwas Glück und Geschick endet die Partie Remis. Jetzt hängt es an der Rating seines Gegners, ob für die Norm in der letzten Runde ein Remis oder ein Sieg notwendig ist.

 
New ...
Open...
Share...
Layout...
Flip Board
Settings
MoveNResultEloPlayers
Replay and check the LiveBook here
1.d4 Nf6 2.c4 e6 3.Nc3 Bb4 4.Qc2 d5 5.cxd5 exd5 5...Qxd5 Ist der Zug von Oleg Romanishin. Nimzo-Indisch kam in St. Louis 2017 mehrfach auf das Brett von Garry Kasparow, der die angesagten Varianten spielte. Sein erster Gegner war Sergey Karjakin und die Partie nahm folgenden Verlauf. 6.Nf3 Qf5 7.Qb3 Nc6 8.Bd2 0-0 9.h3 a5 10.g4 Qg6 11.a3 a4 12.Qc4 Bxc3 13.Bxc3 13.bxc3 e5 14.Bg2 Be6 15.Qb5 exd4 16.cxd4 16.Nxd4 Ne4 17.Qxb7 Bd5 18.Qxc7 Nxd4 19.cxd4 Rfe8 20.Be3 Rac8 21.Qf4 Nc3 22.Bxd5 Nxd5 23.Qf5 Qxf5 24.gxf5 Nxe3 25.fxe3 Rxe3= (M. Roiz) 16...Bd5 17.Be3 geschah in Dreev - Gustafsson in Eilat 2012. Michael Roiz gibt danach folgende Variante an. Na5! 18.0-0 c6 19.Qb4 Nb3 20.Rad1 b5 mit schwarzem Vorteil. 13...Nd5 14.Bd2 f6N Eine Verbesserung gegenüber einer Partie aus Moskau 2013. 14...Bd7 War die Folge in Morozevich - Karjakin. Nun hätte 15.Rc1 Na5 16.Ne5 dem Anziehenden das bessere Spiel gesichert. 15.Rc1 Bd7 16.Qc2 Qxc2 17.Rxc2 mit ungefähr gleichen Chancen. 6.Bg5 h6 7.Bh4 c5 8.dxc5 8.e3 etwas weniger ambitioniert spielte Nepomniachtchi gegen Karjakin in Runde 5 ebenfalls in London 2017. Ian gab später freimütig zu, dass er nach 5... exd5 aus seiner Vorbereitung war. Karjakin hatte zuvor zehn Partien ausschließlich mit der Dame auf d5 genommen. Nihal jedenfalls hatte das Problem fehlender Variantenkenntnis nicht. 8...g5 8...0-0 9.e3 9.0-0-0 Bxc3 10.Qxc3 g5 11.Bg3 Ne4 12.Qa3 war eine Woche vor Nihals Partie ebenfalls in den KO-Wettkämpfen um die Britische Meisterschaft in London von Jonathan Hawkins gegen David Howell ausprobiert worden. 9...Be6 10.Nf3 Nbd7 11.a3 Bxc3+ 12.Qxc3 g5 13.Bg3 Ne4 14.Qc2 Ndxc5 15.Nd4 geschah in Garry Kasparow gegen Quang Liem Le in St. Louis im Schnellschach. Kasparow gewann die Partie später nach einem groben Versehen seines Gegners. 9.Bg3 Ne4 Der kritische Test des weißen Aufbaus. 10.e3 Qa5 10...Bf5 11.Bxb8 Nxc3 12.Qxf5 Ne4+ 13.Ke2 Qxb8 14.Qxd5 war 1-0 in der 60-Minuten-Partie Nakamura - Topalow in St. Louis 2016. 11.Rc1 11.Nge2 Nc6 11...Bf5 12.Be5 0-0 13.Nd4 stammt aus einer Partie von Kasparow gegen Nigel Short PCA-WM 1993. Weiß gewann. 12.a3 Bf5 13.Qc1 war die Spielfolge in Garry Kasparow gegen Jan Timman in Novgorod 1995. Nxc5 14.axb4 Nd3+ 15.Kd2 Qxb4 16.Ra4 Nxc1 17.Rxb4 Nxe2 18.Rxb7 Nxg3 19.hxg3 d4 eine unterhaltsame Partie in Zeiten vor Computeranalysen. Nach einigen weiteren Zügen endete die Partie Remis. 11...Qxa2 11...Nd7?! (Krasenkow) 12.Nge2 Ndxc5 13.a3 Bxc3+ 14.Nxc3 Nxc3 15.Qxc3 Qxc3+ 16.Rxc3 Ne4 17.Rc7 geschah in einer Partie von Alexander Morozevich gegen Magnus Carlsen im Tal Memorial 2012. Weiß stand deutlich besser. Die Partie endete nach wechselvollem Verlauf später Remis. 12.Bb5+ Bd7 13.Bxd7+ Nxd7 14.Nge2 Nxc3 15.Nxc3 Qc4 In der Mega-Database 2018 findet sich diese Stellung 14 mal (13 Remis, ein Sieg Weiß). 16.Rd1 16.Bd6 wird hier weitaus häufiger gespielt. 16...Qe4N Nihal war vermutlich vor allem auf 16...Nxc5 vorbereitet. 17.Rd4 17.f3 Bxc3+ 18.bxc3 Ne6 19.Kf2 Rc8 20.Be5 Rg8 war die Folge in der Stammpartie dieser Variante Finegold - Perelstheyn in Chicago 2006. 17...Qa6 18.h4!? 18.Rxb4? Nd3+ 18.f3 Bxc3+ 19.bxc3 18...Rg8 19.hxg5 hxg5 20.f3
Der Computer hält diese Stellung für ausgeglichen. Vermutlich wird der besser vorbereitete Spieler, hier eindeutig Nihal, gewinnen. Eine beispielhafte Folge 20...g4 21.fxg4 Rd8 22.Rh5 und der Bauer auf d5 ist sehr schwach.
17.Qd2!? Weiß entscheidet sich dafür, die Damen auf dem Brett zu behalten. 17.Qxe4+ dxe4 war die sichere Alternative. Weiß sollte danach einen kleinen Vorteil reklamieren können. Nihals Zug ist nicht nur deutlich ambitionierter, sondern auch besser. 17...Qc4?! Ein stilles Remisangebot? Nach dem nächsten Zug von Weiß betrugen die Restbedenkzeiten 1 Stunde 23 Minuten zu 34 Minuten. Mit Vorteil Nihal! 17...Qxg2 Nur so dürfte sich das vorherige Manöver rechtfertigen lassen. Aber vielleicht entschied sich Matthieu Cornette für den Damenrückzug, weil er die Situation von Nihal kannte, dessen geblitzte Züge sah und bereits einen erheblichen Zeitnachteil verwaltete. 18.Ke2 Bxc3 19.Qxc3 0-0 Vertrauenerweckend sieht sicherlich anders aus. Allerdings kann die Damenpostierung auf g2 nicht einfach ausgenutzt werden. Vielleicht hat Nihal hier die Varianten noch etwas weiter ausrechnen lassen? 18.Qxd5 Bxc3+ 19.bxc3 Qxc3+
20.Kf1 20.Ke2! war eine interessante Feinheit. Die Dame wird zunächst auf ein schlechteres Feld abgelenkt. Qb2+ 21.Kf1 0-0-0? funktioniert hier nicht. 22.c6! Ne5 23.cxb7+ Qxb7 24.Rc1+!+- 20...0-0-0! 21.Qxf7 Für diesen Zug verbrauchte Nihal 44 Minuten, seinen gesamten Zeitvorteil. 21.Bd6
21...Nxc5 21...Ne5 ist besser als durch Nehmen auf c5 die c-Linie zu öffnen. Danach besteht allerdings kein Zweifel am weißen Vorteil. 22.g3!? nebst Kg2 sicherte den weißen Vorteil. Ne6 22...Rd7?! 23.Kg2 Rhd8 24.Rc1 Rxd6 25.Qf5+ 23.Kg2 Rxd6?! 24.Qxd6 Rd8 25.Qxd8+ Nxd8 26.Rc1±
21.Qd6?? Ne5-+ 21...Rhf8 22.Qa2?! Eine seltsame Entscheidung. Wenn man auf f7 nimmt, sollte die Dame im nächsten Zug unbedingt den gegnerischen Springer fesseln. Jetzt übernimmt der Schwarzspieler wegen der schwachen Grundreihe die Initiative. 22.Qe6 und es ist nicht zu sehen, wie Schwarz hier weiter fortsetzen soll. Der Läufer g3 beschäftigt weiter den Gegner, der mit Dd6 rechnen muss. Rf6 23.Qg4 Der Anziehende steht bereit, seinen zweiten Turm mit h2-h4 zu befreien und für den Fall der Fälle ist der Turm d1 gedeckt. 22...Nxc5 23.Ke2! Nb3! Es droht Dc4 und Weiß muss sich ein neues Fluchtfeld für den König suchen. Die Dame auf a2 kann nicht auf a7 zugreifen, weil danach Dc2+ die Lichter ausknipsen würde. Ein echter Turnaround bis hierhin. 24.f3 Rfe8 25.Rhe1 25.e4 Nihal war in argen Schwierigkeiten und wollte seinen König nicht noch weiter entblößen. Stattdessen gibt er einen Bauern, sichert aber die Verbindung seiner Türme. Objektiv war das eine falsche Entscheidung. 25...Rxe3+ 26.Kf1 Rxe1+ 26...Rd2! 27.Qb1 Qc4+ 28.Kg1 Qd4 29.Kh1 Rxe1+ 30.Rxe1 Qd3 ist die Computerlösung mit Vorteil für Schwarz, da Weiß dem Damentausch nicht ausweichen kann. 27.Rxe1 a5 28.Bf2 b5 29.Kg1 Rd2 Der schwarze König steht ebenfalls luftig, daher war ein weiterer Vormarsch der eigenen Bauern vielversprechender. Jetzt kann Nihal praktisch den Damentausch erzwingen und die gegnerische Bauernphalanx erschüttern. 29...a4
Schwarz hat die besseren Aussichten, aber die Stellung ist mit dem König ohne Bauernschutz, insbesondere in Zeitnot, keineswegs entschieden.
30.Qa3 Weiß droht Df8. Qb4 31.Qxb4 axb4 32.Rb1 Nd4 33.Be1 Rc2 34.Rxb4 Rc1 Nihal verpasst in dieser Partie eine gute Chance auf einen vollen Punkt und damit das vorzeitige Sichern seiner zweiten GM-Norm. Auf der anderen Seite hatte er in dieser Partie Glück. Beim Fußball würde man vermutlich von einem gerechten Unentschieden sprechen.
½–½
  • Start an analysis engine:
  • Try maximizing the board:
  • Use the four cursor keys to replay the game. Make moves to analyse yourself.
  • Press Ctrl-B to rotate the board.
  • Drag the split bars between window panes.
  • Download&Clip PGN/GIF/FEN/QR Codes. Share the game.
  • Games viewed here will automatically be stored in your cloud clipboard (if you are logged in). Use the cloud clipboard also in ChessBase.
  • Create an account to access the games cloud.
WhiteEloWBlackEloBResYearECOEventRnd
Nihal,S2507Cornette,M2606½–½2017E359th CSC London Chess Classic8

Die Schlussrunde

Nihals Gegner ist Szymon Gumularz, ein 16-jähriger Fide-Meister aus Polen, mit einer Rating von 2380. Szymon spielte in London hervorragend: Eine 9-rundige IM-Norm ist ihm vor der Partie schon sicher. Mit einem Sieg kann er seinerseits ein Großmeister-Resultat erzielen. Nach einer Niederlage gegen Johnny Hector in Runde 3 hatte Szymon mächtig aufgedreht, gegen drei weitere Großmeister zwei von drei Punkten geholt und zwei andere Gegner geschlagen.

Die Vorzeichen waren also klar: Wir werden eine Entscheidungspartie sehen. Und nur der Sieger bekommt neben der GM-Norm einen Geldpreis. Weiß wählt eine Nebenvariante in der Englischen Eröffnung, die interessantes Spiel verspricht. Nach hartem Kampf endet die Partie Remis. Für Nihal bleibt Platz 14, eine sehr gute Performance von 2576 und ein Zuwachs von 10 Rating-Punkten.

 
New ...
Open...
Share...
Layout...
Flip Board
Settings
MoveNResultEloPlayers
Replay and check the LiveBook here
1.c4 e5 2.g3 Nf6 3.Bg2 d5 4.cxd5 Nxd5 5.Nc3 Nb6 6.e3!?
Den weißen Aufbau, geplant ist Sge2 und 0-0, haben schon mehrere Top-Großmeister versucht. Die Idee führte Vadim Zviaginsev in die Meisterpraxis ein. Der Zug 6.e3 soll eine Alternative zu den klassischen Drachen-Aufbauten im Anzug sein. Noch ist nicht absehbar welches schwarze Konzept hiergegen am besten geeignet ist. 6...Nc6 7.Nge2 Be7 Hier wurden laut Datenbank zehn verschiedene Züge versucht. 7...h5!?
Nihal, der der diese Partie sicher kannte, entschied sich gegen das sofortige Verschärfen der Stellung. 8.h3 h4 9.g4 f5 10.d4 exd4 11.exd4 fxg4 12.Qd3 Qf6 war die erstaunliche Entwicklung einer Partie von Fabiano Caruana gegen Maxime Vachier Lagrave, Paris 2016.
8.0-0 0-0 9.f4 Bis hierhin gibt es immerhin 47 Partien in der Datenbank. Nb4 Ein seltener Zug. Der geringe Bedenkzeitverbrauch deutet darauf hin, dass Nihal noch nicht aus "seinem" Buch war. 9...exf4 10.Nxf4 Ne5 ist bislang die Hauptfortsetzung hier. 11.d4 Ng6 12.Nd3 c6 13.b3 a5 14.h4!? Die entstehende Stellung kommt interessanterweise auch in der Partie auf das Brett! Allerdings mit einem Zug mehr. In der Partie verliert das Manöver Sb4-e5-g6 einen Zug und das Nehmen auf e5 auch. Bb4 15.Ne4 f5 16.Ng5 kam vor in einer Partie von Johan Sebastian Christiansen (2385) gegen Ramesh Babu Vaishali (2313), eine damals 14-jährige Inderin. Doha 2015. 9...f6 10.f5!? a5 11.b3 Bd7 12.d4 Qc8 war die Folge einer Partie von Gawain Jones (2661) und Romain Edouard (2659) in der 6. Auflage des London Classic Open 2014. 13.g4 Rd8 14.Qe1 Be8 15.Ne4 exd4 16.exd4 Nd5 16...Nxd4 17.Nxd4 Rxd4 18.Bb2 Rd8 19.g5 (G. Jones) 17.Qg3 Qd7 18.a3
Weiß gewann nach 59 Zügen. Die Diagrammstellung bietet in etwa ausgeglichene Chancen.
10.fxe5 Nd3 11.Nf4 Nxe5 12.d4 Ng6 13.Nd3 c6 14.b3 a5 15.a4N Be6 16.Ba3
Der Abtausch der schwarzfeldrigen Läufer überzeugt mich nicht. Der Aufbau wirkt etwas behäbig. Letztlich bleibt der Bauer b3 zunächst rückständig und Schwarz hat keine Probleme die Stellung mindestens auszugleichen. 16...Bxa3 17.Rxa3 Qe7 18.Ra1 Rad8 19.Qc2 Nd5 20.Nxd5 Bxd5 21.Rae1 Bxg2 22.Qxg2 Rfe8
Schwarz steht hier leicht besser. Der rückständige Bauer e3 kann nicht einfach nach vorne geschoben werden. Zwar steht der Springer g6 nicht sehr günstig. Andererseits verteidigt er von hier das Feld e5. 23.Qd2 Rd5 24.Qc3 h5!? Provokant gespielt von Nihal. Will Schwarz den Zentrumskonter vermeiden, muß er hier seine Dame zunächst nach d8 oder d6 zurückziehen, wobei die Dame auf d8 weniger angreifbar stünde. Allerdings ticken die Uhren in Entscheidungspartien manchmal anders. Der Weißspieler nimmt die Herausforderung an. Nihal versucht in der Folge nachzuweisen, dass das Bauernduo auf d4 und e4 angreifbar ist. 25.e4 Rdd8 26.Rf5 Qd6 27.d5 cxd5 28.Rxd5 Qb6+ 29.Nf2
29.Kg2 Rxd5 30.exd5 Rd8 Und Schwarz steht angesichts des schwierig zu verteidigenden Bauern auf d5 vorteilhaft. 31.Qc4 Qd6 32.Kg1 h4 33.gxh4 Qxd5 29.Kf1 Rxd5 30.exd5 Rd8 31.Qc4 h4 32.gxh4?! 32.Re2 Qf6+ 33.Rf2 Qd6 34.gxh4 Qxd5 35.Qxd5 Rxd5 32...Qf6+ 29...Rxd5 30.exd5 Rd8 31.Qf3 h4 32.Kg2 Qc5 Nihal hat die Initiative. Allerdings kann sein Gegner hier den Bauern d5 sicher decken. Das verbliebene Material reicht nicht mehr aus, um mehr als ein sicheres Remis zu erreichen. 33.Rd1
33...Ne5 34.Qe4 hxg3 35.hxg3 f6 36.d6 Rxd6 37.Rxd6 Qxd6 38.Qxb7 Qc6+ 38...Nc6 war vielleicht die letzte Chance, um einen Gewinnversuch zu starten. 39.Qb5 Qe6 40.Qc5 Kf7 41.Qh5+ Ke7 39.Qxc6 Die Stellung ist natürlich ausgeglichen. Nxc6 40.Kf3 Kf7 41.Ke4 Ke6 42.g4 g6 43.Nd3 f5+ 44.gxf5+ gxf5+ 45.Kf4 Kd5 46.Kxf5 Eine interessante Partie zweier starker Teenager in guter Form. In der Partie gelang es Nihal nicht, sich echte Gewinnchancen zu erarbeiten. Dennoch dürfte diese Partien beide Spieler in ihrer schachlichen Entwicklung weiter gebracht haben. Entscheidungspartien besitzen oft ihren eigenen Charakter und beide Spieler konnten dem Druck standhalten. Szymon verbesserte seine Rating in London um 40 Punkte . Nihal, mit dem geringeren Veränderungsfaktor seiner Rating ausgestattet, legte um zehn Punkte zu.
½–½
  • Start an analysis engine:
  • Try maximizing the board:
  • Use the four cursor keys to replay the game. Make moves to analyse yourself.
  • Press Ctrl-B to rotate the board.
  • Drag the split bars between window panes.
  • Download&Clip PGN/GIF/FEN/QR Codes. Share the game.
  • Games viewed here will automatically be stored in your cloud clipboard (if you are logged in). Use the cloud clipboard also in ChessBase.
  • Create an account to access the games cloud.
WhiteEloWBlackEloBResYearECOEventRnd
Gumularz,S2376Nihal,S2507½–½2017A229th CSC London Chess Classic9

Fazit

Nihal verpasst erneut knapp seine zweite Norm. Aber ohne Frage wird er sich im nächsten Jahr schachlich weiter verbessern und den Titel erringen.

Nihal Sarin (Foto: Lennart Ootes)

Nihal ist für sein Alter von 13 Jahren bereits ein reifer Spieler mit einem sehr breiten Spielverständnis, hohen taktischen Fähigkeiten und einem ausgeprägten Gefühl für die Initiative. Überraschend fand ich die Bereitschaft, sich auf Endspiele einzulassen und die Partiephasen zu wechseln, wenn es ihm notwendig erscheint. Zu Nihals schachlicher Entwicklung hat sicherlich beigetragen, dass er sich auf die Eröffnungen seiner Gegner einlässt. Das verbreitert die Basis auf der Nihal künftig schachlich agiert und hilft ihm auf seinem Weg ein universell aufgestellter Spieler zu werden. Vergleiche zum Spielstil eines Magnus Carlsen verbieten sich noch. Ein universeller Spielstil scheint jedoch das Ziel der Trainer zu sein. Einzig sein manchmal ausufernder Zeitverbrauch ist zu kritisieren. Hier bieten sich mit Sicherheit weitere Verbesserungspotenziale. Klar ist: In einigen Jahren werden wir Nihal zumindest in der erweiterten Weltspitze sehen.

Links:

Nihals Ergebnis in London auf dem Chess-Results-Server

Nihals Wikipedia-Eintrag

Nihals Blog
 

  


Thorsten Cmiel ist Fide-Meister lebt in Köln und Milano und arbeitet als freier Finanzjournalist.

Diskutieren

Regeln für Leserkommentare

 
 

Noch kein Benutzer? Registrieren

Wir verwenden Cookies und vergleichbare Technologien, um bestimmte Funktionen zur Verfügung zu stellen, die Nutzererfahrungen zu verbessern und interessengerechte Inhalte auszuspielen. Abhängig von ihrem Verwendungszweck können dabei neben technisch erforderlichen Cookies auch Analyse-Cookies sowie Marketing-Cookies eingesetzt werden. Hier können Sie der Verwendung von Analyse-Cookies und Marketing-Cookies widersprechen. Weitere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.