London swingt

von ChessBase
10.12.2010 – Die Chess Classic in London bieten bisher im zweiten Jahr noch mehr schachliche Leckerbissen als schon beim sensationellen Auftakt. Die eingeladenen Spieler - vier "Englishmen" und vier Topspieler aus "dem Ausland" lassen es krachen. Zwei Runden - sechs Entscheidungen, lautet die Bilanz und die beiden Remispartien, an beiden war ausgerechnet Weltmeister Anand beteiligt, waren auch nicht ohne. Spitzenreiter nach zwei Runden ist überraschend Luke McShane. das einstige englische Wunderkind hatte seine Profikarriere eigentlich beendet, ist aber nun aber wieder im Turnierschach aktiv. Nach dem überzeugenden Sieg in der ersten Runde gegen Magnus Carlsen dachte sich der als eher "theoriefaul" geltende McShane gegen Short: "Da probier ich doch mal den Drachen aus". Es hat geklappt - allerdings nur mit sehr viel Glück. Bilder, Audiomitschnitt, Analysen (Update)...

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Fotos: Frederic Friedel/ Jeroen van den Belt

 






Blick auf die Demobretter


Im Kommentatorenraum

 

Short,Nigel - McShane,Luke [B76]
London Chess Classic London/England (2.1), 09.12.2010

1.e4 c5 2.Sf3 d6

3.d4 cxd4 4.Sxd4 Sf6 5.Sc3 g6

Laut McShane war es das erste Mal, dass er die Drachenvariante wählt. "Die bestens widerlegte Drachenvariante" (Danny King). "Im Moment nicht so bestens widerlegt (McShane).

6.Le3 Lg7 7.f3 0–0 8.Dd2 Sc6 9.g4

 

Laut Short hatte er dies eine Woche zuvor gegen Ray Robson gezogen. "Eine populäre Variante aus den Zeit Mitte der 1980er Jahre, bevor Luke geboren wurde. Im letzten Jahr in London gegen Carlsen hatte Short 9.0–0–0 d5 10.Kb1 gewählt.



Das übliche Verfahren. 9...Le6 [9...Sxd4 10.Lxd4 Le6 11.h4!] 10.Sxe6!?



Früher glaubte man, dass Weiß hier nicht nehmen sollte, heute sieht man das anders. 10.0–0–0 Sxd4 11.Lxd4 Da5=

10...fxe6 11.0–0–0 Tc8

"Ist Tc8 schlecht?" (McShane). "Nun, sagen wir, es gibt Weiß ein paar zusätzliche Optionen" (Short). Üblich ist 11...Se5 um Lc4 zu verhindern. Offenbar war McShane hier aber schon auf eigenen Beinen unterwegs..

12.Lc4! Dd7
Einziger Zug. 13.Lb3 Sa5 "Ein guter Zug" (Short) 14.h4 Sc4!? [14...Sxb3+ macht auch Sinn (Short, McShane)]



15.Dd3! Dc6N
[15...b5 habe ich auch überlegt (McShane): 16.Ld4 Dc6 17.h5 Sd7 18.hxg6 hxg6 19.Lxg7 Kxg7 20.f4 a5 21.e5 d5 22.Dg3 a4 23.Dh4 Kf7 24.Dh7+ Ke8 25.Dxg6+ Kd8 26.Lxc4 Dxc4 27.Dxe6 b4 1–0 Varga,Z (2475)-Kloepfer,M (2195)/Altensteig 1993/CBM 035 ext]

6.Se2
[16.h5!?] 16...Sd7 [16...Sxg4!? hat mich auch sehr beschäftigt (Short) 17.fxg4 Sxb2 18.Lxe6+ Kh8 19.Db3 Dxe4 mit unklarer Situation.]

17.Sd4 Da6!?
[17...Sde5 18.De2 Dc5!?] 18.f4 [18.h5!? Sde5 19.De2 Sxf3!? 20.hxg6 (20.Sxf3? Lxb2+ 21.Kb1 Sa3+ 22.Kxb2 Dxe2–+) 20...hxg6 21.c3!? mit komplizierter Situation.]

18...e5!
Keine Angst vor der Öffnung der Diagonalen b3-g8.

19.fxe5 Sdxe5 20.De2 Kh8!?
Noch ein mutiger Zug. "Hier dachte ich, dass Luke sehr, sehr schlecht steht und ich ihn nun einfach Matt setze." (Short)

21.h5

21...gxh5


Was ist denn hier los?

"Ein überraschender Zug. Nun habe ich sehr viele Varianten berechnet und merkte, dass alles nicht funktioniert. In jeder Variante gab es einen Trick zugunsten von Schwarz. Und plötzlich hatte ich keine Zeit mehr". (Short)

Eine witzige Idee ist aber auch 21...g5!? 22.Lxg5 (22.h6 Lf6) 22...Sf3]

Short rechnete sehr lange an 22.Txh5 fand, aber kein zwingendes Matt:

A) 22...Sxe3 

a) Nach 23.Dxe3 hält 23...Tf1 die Stellung. Falls 24.Th1 (Besser 24.c3 ) dann folgt das verblüffende:  24...Dd3!! "und nun ist 25.Dd2 wohl am besten" (McShane);

b) 23.Txh7+ Kxh7 24.Dh2+ ist kein Matt wegen 24...Lh6 und auf 25.g5 S5g4–+;

 

 



c) 23.Dh2 scheint aber sehr viel versprechend zu sein:

c11 23...Sd3+ 24.Txd3 Tf1+ 25.Kd2 Sc4+ 26.Ke2 Tf7 27.Txh7+ Kg8 28.Tdh3 Se5+ 29.Kd2 Sc4+ 30.Lxc4+-

c12) 25...Txc2+ 26.Lxc2 Sxc2 27.Txh7+ (27.Kxc2? Dc4+) 27...Kg8 28.Txg7+ Kxg7 29.Sf5+ Kg8 30.Tc3!+-;

c13) 25...Sd1 26.Txh7#;

c2) 23...S5c4 24.Txh7+ Kg8 und nun

nicht 25.Txg7+ Kxg7 26.Se6+ Kf7 27.Sxf8 Sxd1 28.Dh7+ Kxf8 29.Dh8+ Kf7 30.Dh5+ Kf6 31.Df5+ Kg7=

sondern: 25.Th1, z.B.:  25...d5 26.Txg7+ Kxg7 27.Dh7+ Kf6 28.Th5 dxe4 29.Sf5+-

Interessant ist allerdings 22...Sf3!?

a) Mit der Idee 23.Sxf3 23...Lxb2+ 24.Kb1 Sa3+ 25.Kxb2 Dxe2 26.Ld4+ Tf6 (26...e5? 27.Sxe5) 27.Tdh1 Sc4+ 28.Lxc4 Txc4 29.Txh7+ Kg8 30.Th8+ Kg7 31.T1h7+ Kg6 32.Sh4+ Kg5 33.Le3+ Dxe3 34.Tg7+ Kf4 35.Sg2+ Kf3 36.Sxe3 Kxe3 37.Txe7;

b) 23.e5!?

c) 23.g5!?

22.g5? Danach wendet sich das Blatt. 22.Sg4 23.Lg1 Sce3 24.Dxa6 bxa6 25.Lxe3 Sxe3 26.Td3 Lxd4 27.Txd4 Tc5 28.Td3 Sg2 29.Tg3 Sf4 30.Kd2 Te5 31.Te1 Kg7 32.Ke3 Kg6 33.c3 Txg5 34.Txg5+ Kxg5 35.Tg1+ Kh6 36.e5 dxe5 Nun hat Schwarz drei isolierte Doppelbauern, allerdings auch drei Mehrbauern. 37.Ke4 Sg6 38.Lc4 a5 39.Kd5 Tf2 40.b4 axb4 41.cxb4 h4 42.a4 h3 43.a5 h2 44.Th1 Kg5 45.b5 Kg4 46.b6 axb6 47.a6 Kg3 48.a7 Tf8 49.Kc6 Sf4 50.Ta1 e4 51.La6 Sh3 52.Lb7 Sg1 0–1

(André Schulz)

 























 

 

 

 


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