Lothar Schmid wurde am 10.
Mai 1928 in Dresden geboren. Sein Vater war Besitzer des
Karl May-Verlags, der das Werk des deutschen
Abenteurautors verlegt hat.Obwohl Karl May (1842-1912) niemals im "Wilden
Westen" gewesen ist, hat er durch seine Old Shatterhand und Winnetou Romane das
Bild der Deutschen Jugendlichen von dieser Epoche geprägt. Der Apachenhäuptling
Winnetou verkörpert dabei das romantische Bild des "edlen Wilden."
Lothar Schmid zeigte in seiner Jugend vielseitige Begabungen,
u.a. begann er mit dem Schachspiel. Nach der Schulzeit begann er ein Studium in
Bamberg und übernahm nach dem Tod seines Vaters zusammen mit seinen Brüdern Joachim und Roland die Leitung des Karl May Verlages, den er heute mit seinem Sohn Bernhard führt.
Er wurde außerdem Schachgroßmeister und spielte auf elf (!)
Schacholympiaden für Deutschland.
Obwohl als Schachspieler sehr erfolgreich wurde er in der Schachwelt mit seiner
Tätigkeit als Internationaler Schiedsrichter noch bekannter. 1971 leitete er
bereits den Wettkampf zwischen Petrosian und Fischer. Und auch für das brisante
WM-Finale zwischen Fischer und den sowjetischen Titelverteidiger Boris Spassky
vertrauten beide Seiten dem deutschen Schiedsrichter.
Petrosian gegen Fischer 1971, re: Lothar Schmid
Es ist dem umsichtigen Verhalten von Lothar Schmid zu verdanken,
dass der brisante Wettkampf trotz aller Spannungen ordnungsgemäß beendet werden
konnte. Fischer war zur zweiten Partie nicht erschienen, nachdem er vergebens
gefordert hatte, dass die Partie in einem abgeschlossenen Raum gespielt werden
solle. Diese Forderung wurde ihm für die dritte Partie erfüllt, doch Fischer
stellte neue Forderungen. Spassky begann die Geduld zu verlieren, beide Spieler
saßen sich zu Beginn der dritten Partie feindselig gegenüber und der Wettkampf
stand am Rande des Abbruchs. In dieser Situation packte Lothar Schmid die
beiden Spieler an den Schultern und drückte sie in ihre Sitze:
"Now play chess!" Spassky
machte seinen ersten Zug und der Wettkampf ging weiter.
Spassky gegen Fischer 1972, re: Lothar Schmid
Schmid war ebenfalls bei den WM-Kämpfen Karpov - Kortschmoj, Baguio 1978 und
Kasparov-Karpov, London/Leningrad 1986 sowie bei vielen anderen Top-Ereignissen
als Schiedsrichter dabei.
Als es 1992 in Jugoslawien überraschend zu einem
Revanche-Wettkampf zwischen Fischer und Spassky kam, war natürlich auch Lothar
Schmid wieder als Schiedsrichter gefragt. Diesmal hatte er weit weniger
Probleme.
Lothar Schmid besitzt außerdem mit etwa 50.000 Titeln die wohl
größte Sammlung an Schachpublikationen in Deutschland und eine der größten
weltweit. Mehr noch als der Umfang beeindruckt die Qualität dieser einzigartigen
Sammlung, in der sich seltene Schachdokumente noch aus der Zeit vor Gutenberg
befinden.
Neben vielen einzigartigen Schachpublikationen besitzt Schmid
auch das erste gedruckte Schachbuch von Lucena, das 1497 unter dem Titel
"Repeticion de amores e arte
de axedrez con CL juegos de partido" (Abhandlung über die Liebe zum Schach und
dessen Kunst anhand von 150 Endspielen) erschien. In diesem Buch werden
sowohl die alten Regeln ("del
viejo") als auch die neuen Reglen beschrieben, die sich vor allem in der Gangart
der Dame unterscheiden.
In einem Interview mit
Schach Magazine 64 nennt Lothar Schmid drei Partien, auf die
er besonders stolz ist:
1. 1949 spielte er in Bad Pyrmont gegen den früheren WM-Herausforderer Efim
Bogoljubov und gewann in 25 Zügen mit den schwarzen Steinen. Die Partie fand
auch aufgrund zweier "toller" , um sich schlagender Springer ihren Platz in der
Schachgeschichte.
2. Auf der Olympiade
in Tel Aviv 1964 gewann er eine lange Spanische Partie gegen den großen Paul
Keres.
3. 1965 schlug er den
Ex-Weltmeister Mikhail Botvinnik in Hamburg in einem Königsinder.
Die Partien zum
Nachspielen...