Lothar Schmid zum 75sten!

von ChessBase
13.05.2003 – Herzlichen Glückwunsch, Lothar Schmid! Der Bamberger Großmeister feierte am 10.Mai seinen 75.Geburtstag. Neben seinen vielen erfolgreichen Einsätzen auf Turnieren und in der deutschen Olympiamannschaft war Lothar Schmid gleichzeitig Leiter des Karl-May Verlages. Am bekanntesten wurde er jedoch mit seiner Tätigkeit als Internationaler Schiedsrichter. Sein brisantester Einsatz war 1972 beim WM-Kampf zwischen Fischer und Spassky in Reykjavik. Ohne das umsichtige Verhalten des deutschen Schiedsrichters hätte jener Kampf rasch mit einem Eklat geendet. Mehr...

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Lothar Schmid wurde am 10. Mai 1928 in Dresden geboren. Sein Vater war Besitzer des Karl May-Verlags, der das Werk des deutschen Abenteurautors verlegt hat.Obwohl Karl May (1842-1912) niemals im "Wilden Westen" gewesen ist, hat er durch seine Old Shatterhand und Winnetou Romane das Bild der Deutschen Jugendlichen von dieser Epoche geprägt. Der Apachenhäuptling Winnetou verkörpert dabei das romantische Bild des "edlen Wilden."

Lothar Schmid zeigte in seiner Jugend vielseitige Begabungen, u.a. begann er mit dem Schachspiel. Nach der Schulzeit begann er ein Studium in Bamberg und übernahm nach dem Tod seines Vaters zusammen mit seinen Brüdern Joachim und Roland die Leitung des Karl May Verlages, den er heute mit seinem Sohn Bernhard führt.

Er wurde außerdem Schachgroßmeister und spielte auf elf (!) Schacholympiaden für Deutschland.

Obwohl als Schachspieler sehr erfolgreich wurde er in der Schachwelt mit seiner Tätigkeit als Internationaler Schiedsrichter noch bekannter. 1971 leitete er bereits den Wettkampf zwischen Petrosian und Fischer. Und auch für das brisante WM-Finale zwischen Fischer und den sowjetischen Titelverteidiger Boris Spassky vertrauten beide Seiten dem deutschen Schiedsrichter.


Petrosian gegen Fischer 1971, re: Lothar Schmid

Es ist dem umsichtigen Verhalten von Lothar Schmid zu verdanken, dass der brisante Wettkampf trotz aller Spannungen ordnungsgemäß beendet werden konnte. Fischer war zur zweiten Partie nicht erschienen, nachdem er vergebens gefordert hatte, dass die Partie in einem abgeschlossenen Raum gespielt werden solle. Diese Forderung wurde ihm für die dritte Partie erfüllt, doch Fischer stellte neue Forderungen. Spassky begann die Geduld zu verlieren, beide Spieler saßen sich zu Beginn der dritten Partie feindselig gegenüber und der Wettkampf stand am Rande des Abbruchs. In dieser Situation  packte Lothar Schmid die beiden Spieler an den Schultern und drückte sie in ihre Sitze: "Now play chess!" Spassky machte seinen ersten Zug und der Wettkampf ging weiter.


Spassky gegen Fischer 1972, re: Lothar Schmid

Schmid war ebenfalls bei den WM-Kämpfen Karpov - Kortschmoj, Baguio 1978 und Kasparov-Karpov, London/Leningrad 1986 sowie bei vielen anderen Top-Ereignissen als Schiedsrichter dabei.

Als es 1992 in Jugoslawien überraschend zu einem Revanche-Wettkampf zwischen Fischer und Spassky kam, war natürlich auch Lothar Schmid wieder als Schiedsrichter gefragt. Diesmal hatte er weit weniger Probleme.

Lothar Schmid besitzt außerdem mit etwa 50.000 Titeln die wohl größte Sammlung an Schachpublikationen in Deutschland und eine der größten weltweit. Mehr noch als der Umfang beeindruckt die Qualität dieser einzigartigen Sammlung, in der sich seltene Schachdokumente noch aus der Zeit vor Gutenberg befinden.

Neben vielen einzigartigen Schachpublikationen besitzt Schmid auch das erste gedruckte Schachbuch von Lucena, das 1497 unter dem Titel "Repeticion de amores e arte de axedrez con CL juegos de partido" (Abhandlung über die Liebe zum Schach und dessen Kunst anhand von 150 Endspielen) erschien. In diesem Buch werden sowohl die alten Regeln ("del viejo") als auch die neuen Reglen beschrieben, die sich vor allem in der Gangart der Dame unterscheiden.

In einem Interview mit Schach Magazine 64 nennt Lothar Schmid drei Partien, auf die er besonders stolz ist:

1. 1949 spielte er in Bad Pyrmont gegen den früheren WM-Herausforderer Efim Bogoljubov und gewann in 25 Zügen mit den schwarzen Steinen. Die Partie fand auch aufgrund zweier "toller" , um sich schlagender Springer ihren Platz in der Schachgeschichte.

2. Auf der Olympiade in Tel Aviv 1964 gewann er eine lange Spanische Partie gegen den großen Paul Keres.

3. 1965 schlug er den Ex-Weltmeister Mikhail Botvinnik in Hamburg in einem Königsinder.

Die Partien zum Nachspielen...

 

 


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