Lubomir Kavalek 1943-2021

von André Schulz
19.01.2021 – Lubomir Kavalek war der wohl talentierteste Spieler der Tschechoslowakei nach dem Zweiten Weltkrieg. Er verließ 1968 sein Heimatland und ging in die USA. Kavalek war dort als Spieler, Organisator, Trainer und Kolumnist erfolgreich. Gestern starb Lubomir Kavalek an den Folgen eines Krebsleidens.

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Lubomir Kavalek gehörte zur "goldenen Generation" tschechoslowakischer Schachspieler. Dazu zählte man außerdem Michael Janata, Vlastimil Hort, Vlastimil Jansa, Jindrich Trapl, Slavoj Kupka und den etwas jüngeren Jan Smejkal zählte. Viele dieser Talente wurden von Ludek Pachmann trainiert. Kavalek, am 9. August 1943 in Prag geboren, gewann als 19-Jähriger 1962 erstmals die Landesmeisterschaft. 1968 konnte er den Erfolg wiederholen. Schon 1965 hatte die FIDE ihm gleichzeitig den IM-Titel und den GM-Titel verliehen. 1964 und 1966 spielte Lubomir Kavalek für die Tschechoslowakei bei Schacholympiaden mit. An der Karls-Universität studierte er Kommunikation und Journalismus.

 

Bereits 1948, nach der kommunistischen Machtergreifung, war Kavaleks Vater aus der Tschechoslowakei emigriert und lebte in München. Nachdem Truppen des Warschauer Paktes 1968 die Tschechoslowakei besetzt hatten, um den Prager Frühling zu beenden, nutzte Lubomir Kavalek die Teilnahme an einem Turnier in Polanica Zdroj, um seinem Vater zu folgen und sein Land zu verlassen. Kavalek ging zunächst nach Deutschland und 1970 schließlich in die USA. In seinem Geburtsland wurde Kavalek zur Persona non grata erklärt und sein Name aus den Berichten zu Schachturnieren gestrichen.

Auch nach seiner Übersiedlung in die USA war Kavalek regelmäßiger Gast in Deutschland und spielte für die SG Solingen in der Bundesliga. Mit Solingen wurde er 1974, 1975, 1980, 1981, 1987 und 1988 Deutscher Mannschaftsmeister.

 

Zwischen 1972 und 1986 vertrat Lubomir Kavalek auf insgesamt sieben Schacholympiaden sein neues Heimatland USA. 1976 konnte das US-Team in Abwesenheit der Ostblockmannschaften in Haifa die Goldmedaille gewinnen. Fünfmal gewann Kavalek mit dem US-Team Bronze

1973 gewann Kavalek zusammen mit John Grefe die US-Landesmeisterschaft. 1981 gewann er auch die Internationale Deutsche Meisterschaft. Kavalek nahm zweimal an an Interzonenturnieren teil, 1967 in Sousse und 1976 in Manila, konnte sich aber nicht für die Kandidatenkämpfe qualifizieren. Kavaleks beste Position in der Weltrangliste war 1974 Rang zehn mit 2625 Elo.

Kavalek betätigte sich neben seiner Spielerkarriere als Trainer und Sekundant, darunter für Robert Fischer während seines WM-Kampfes 1972 gegen Boris Spassky, später auch für Yasser Seirawan und Robert Hübner 

Zudem organisierte Kavalek einige Schachturniere, das Internationale Turnier Montreal 1979, und nach der "Wende" in Prag ein GM-Turnier unter der Schirmherrschaft des tschechischen Präsidenten Vaclav Havel. Kavalek engagierte sich auch in der von Bessel Kok gegründeten Grandmaster Association (GMA).

Vaclav Havel und Bessel Kok beim Schach, Kavalek als Kiebitz | Foto: Archiv Kavalek

Als Kolumnist schrieb Kavalek für mehrere Schachmagazine und führte die Schachkolumne der Washington Post von 1986 bis 2010 und nach 2010 die Schachkolumne der Huffington Post, von denen auch etliche auf der englischen ChessBase-Seite erschienen.

2001 wurde Kavalek in die U.S. Chess Hall of Fame aufgenommen.

Kubomir Kavalek starb am 18. Januar 2021 an den Folgen eines Krebsleidens.

Nachruf von Pavel Matocha...


André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.

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